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Der Veitshöchheimer Kabarettist Günther Stadtmüller reimt über Regierungsvorhaben – mit spitzer Feder und feinem Humor

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Der 2011 pensionierte Mittelschullehrer Günther Stadtmüller (Jahrgang 1947) sorgt auch im Ruhestand für kulturelle Lebendigkeit. Seit Jahrzehnten prägt der leidenschaftliche Theaterregisseur und Kabarettist die lokale Kulturszene – und macht bis heute mit pointiertem Witz und feinem Gespür für Zeitgeist von sich reden.

Seit 2016 bringt Stadtmüller mit seinen kabarettistischen Einlagen Schwung in den Neujahrsempfang der Gemeinde und bereichert immer wieder auch Jubiläumsveranstaltungen örtlicher Vereine.

Nun hat sich der „Unruhegeist“ erneut zu Wort gemeldet – mit gereimten Gedanken über aktuelle Regierungsvorhaben, die er wie gewohnt mit satirischem Scharfsinn und humorvoller Reimkunst präsentiert.

Wenn Günther Stadtmüller zu Stift und Mikrofon greift, ist das politische Zeitgeschehen selten vor ihm sicher. Der 78-jährige ehemalige Mittelschullehrer, Theaterregisseur und Kabarettist zeigt einmal mehr, dass er auch 14 Jahre nach seiner Pensionierung nichts von seiner sprachlichen Schlagkraft eingebüßt hat.

Seit Jahrzehnten prägt Stadtmüller das kulturelle Leben in Veitshöchheim – sei es mit selbst geschriebenen Kabarettprogrammen, als Theater-Regisseur oder mit seinen Auftritten bei Vereinsjubiläen und dem Neujahrsempfang der Gemeinde. Seine Auftritte leben von einem feinen Gespür für den Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit – und von seiner Freude am pointierten Reim.

Nun hat der „Unruhegeist“, wie er sich selbst augenzwinkernd nennt, ein neues satirisches Werk vorgelegt. Unter dem Titel „Losglück“ nimmt er sich die jüngsten politischen Pläne der Bundesregierung vor – vom Wohnungsbau über die Bahn bis hin zur Wehrpflicht. In seinem Gedicht hält er den Verantwortlichen den Spiegel vor – kritisch, aber nie verbittert, humorvoll, aber stets mit ernstem Kern.

So heißt es gleich zu Beginn:

„Die Regierung macht jetzt ernst,
mit dem, was sie versprochen,
sie kam bislang nicht in die Spur,
sie ist vielmehr gekrochen.“

In gewohnt launigem Ton führt Stadtmüller seine Leser durch die großen Baustellen der Republik: marode Schulen, schleppende Reformen, Bürokratie und politische Schnellschüsse. Besonders bissig zeigt er sich, wenn er den jüngsten Vorschlag zur möglichen Rückkehr der Wehrpflicht aufs Korn nimmt.

„Allen Ernstes schlug man vor,
das Los solle entscheiden,
welcher Jüngling muss zum Bund
und welcher kann ihn meiden.“

Mit dieser zugespitzten Idee, dass künftig das „Losglück“ über den Dienst an der Waffe entscheiden könnte, trifft Stadtmüller den Nerv der Zeit. Seine Verse sind ebenso unterhaltsam wie nachdenklich – ein Stück politischer Kommentar in Reimform.

„Ich wollte einfach mal wieder das ausdrücken, was vielen Menschen auf der Seele liegt – und das geht mit Humor oft besser als mit erhobenem Zeigefinger“, sagt Stadtmüller.

Dass er damit ein Publikum erreicht, hat er in den letzten Jahren immer wieder bewiesen – ob beim Neujahrsempfang der Gemeinde, bei Vereinsfesten oder auf Kleinkunstbühnen der Region. Mit „Losglück“ zeigt er einmal mehr, dass Satire auch jenseits der großen Fernsehbühnen ihren festen Platz hat – mitten im Ort, mitten im Leben.

Foto Dieter Gürz

Losglück

 

Die Regierung macht jetzt ernst,

mit dem, was sie versprochen,

Sie kam bislang nicht in die Spur,

sie ist vielmehr gekrochen.

 

Doch jetzt, da weht ein frischer Wind,

ganz klar, der Herbst fängt an,

man kümmert sich um Wohnungsbau

und um die Deutsche Bahn.

 

Straßen werden restauriert

mit Asphalt und Pflaster,

dafür wird bereitgestellt

jede Mende Zaster.

 

Auch die Schulen kommen dran,

in manche regnet`s rein,

andern fehlt das Klopapier,

das darf nicht länger sein.

 

Es wird auch drüber debattiert,

Reform der Mütterrente,

von der man doch behaupten kann,

dass man sie verpennte.

 

Auf der Agenda ganz weit vorn

Steht  das Gesundheitswesen,

jeder, der auf einmal krank ist,

soll möglichst schnell genesen.

 

Lange im Dornröschenschlaf,

das war die Bundeswehr,

jetzt aber hetzt man der Entwicklung

gewaltig hinterher.

 

Geld spielt angeblich keine Rolle,

es gib genug Moneten

für Panzer, Drohnen, Munition,

Gewehre und Raketen.

 

Doch es gibt da ein Problem,

und das nicht erst seit heute,

wer bedient das Arsenal,

denn dazu braucht man Leute.

 

Die Wehrpflicht, die muss wieder her,

stellt man auf einmal fest.

Doch wird die Forderung erhoben,

hagelt es Protest.

 

Man eiert um die Wehrpflicht rum,

Will man, soll man oder was?

Jetzt kam da jüngst ein Vorschlag.

Man fragt sich, war das Spaß?

 

Allen Ernstes schlug man vor,

das Los solle entscheiden,

weicher Jüngling muss zum Bund

und welcher kann ihn meiden.

 

Vielleicht kommt`s  so, in jeder Stadt

da steht bald eine Bude

und jeder, der ein Glückslos zieht,

der kommt dem Bund zugute.

 

Ja, die Regierung kümmert sich,

sie pflückt für uns die Trauben,

Skepsis ist hier fehl am Platz

man muss nur an sie glauben.

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