Webers Landbäckerei schließt am Wochenende ihre Altort-Filiale in Veitshöchheim

„Wir schließen leider zum 26.10. unsere Filiale Veitshöchheim“ – die kurze Mitteilung auf einem Aufsteller vor der Tür in der Thüngersheimer Straße 4 traf viele Stammkunden der Landbäckerei Weber am Mittwochmorgen völlig unvorbereitet. Seit über vier Jahrzehnten war die Bäckerei mit Café fester Bestandteil des Altorts, ein beliebter Treffpunkt für Brötchenholer und Kaffeetrinker gleichermaßen.

„Ich bin total entsetzt, völlig überrumpelt, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“, sagt Ruthilde Götzner, die gleich um die Ecke in der Unteren Maingasse wohnt und seit der Eröffnung hier einkauft. Auch Michael Schön, der hier „seit Jahrzehnten seinen Kaffee trinkt“, zeigt sich tief betroffen: Schon seine Mutter sei Stammkundin gewesen.

Fassungslos ist auch Kosmetikerin Evelyn Karch-Hornung, die seit 25 Jahren ein Studio in der Nähe betreibt. „Das ist ein herber Verlust für den Altort“, sagt sie. „Hier gab es immer gute Backwaren, freundliche Bedienung und ein bisschen Dorfgefühl.“

Abschied nach 24 Jahren hinter der Theke
Besonders traurig ist Christiane Baum, die seit über 24 Jahren hinter der Theke steht. „Mir tut es sehr leid um unsere treuen Kunden“, sagt sie – fotografiert werden möchte sie nicht. Sie wird künftig in der Backstube in Thüngersheim arbeiten.

Wie aus einem an der Theke aushängenden Schreiben hervorgeht, sieht sich Inhaber Frank Weber „aufgrund personeller Umstellungen in der Backstube leider gezwungen, die Filiale in Veitshöchheim zu schließen“. Der Bäckermeister aus Thüngersheim betont, er wolle auch weiterhin höchste Qualität gewährleisten und konzentriere sich daher künftig auf weniger, dafür stabile Standorte. Neben dem Stammbetrieb in Thüngersheim bleiben die Filiale in Hausen und Webers Café im Alten Rathaus in Ochsenfurt bestehen.

Vom Eckhaus in die Thüngersheimer Straße
Die Geschichte von Webers Bäckerei in Veitshöchheim reicht bis in die frühen 1980er Jahre zurück. Damals befand sich der Betrieb im Eckhaus Bahnhofstraße/Thüngersheimer Straße – dort, wo heute die Sparkasse Mainfranken sitzt.

1980 erfolgte der Abriss und Neubau der Bahnhofstraße 1. Beim Neubau war im EG bereits eine Bäckerei eingezeichnet - hier ein Foto des Neubaus aus dem Jahr 1984 (Archivfotos Gemeindebauamt).

Im Zuge der Altortsanierung wurde 1996/97 das Gebäude Thüngersheimer Straße 4 neu errichtet, und Ende 1997 zog die Bäckerei Weber von der Bahnhofstraße 1 in die neuen Räume um, wo sie seither ansässig war.

 Bereits zweite Schließung im Ort

Es ist nicht das erste Mal, dass Weber eine Filiale in Veitshöchheim aufgibt. 2009 hatte der Bäckermeister einen modernen Backshop mit Café am damaligen Penny-Markt im Gewerbegebiet eröffnet. Nach dem Abriss des Penny-Marktes 2020 und der Übernahme des Geländes durch Norma zog sich Weber jedoch zurück.

Eine geplante neue Filiale in der Benzstraße, in den früheren Räumen der Firma Wildmeister, wurde trotz Baugenehmigung nie realisiert – wohl auch wegen der Konkurrenz durch „Maxl Bäck“, der im neuen Norma-Markt und seit 2007 auch im Altort eine Filiale betreibt. Im Oktober 2019 war die Bäckerei Weber nach der Räumung des Penny-Marktes auf dem Parkplatz der Firma Wildmeister in der Benzstraße 5 noch mit einem Verkaufswagen montags bis samstags von 6.00 Uhr bis 13.00 Uhr vertreten.

Ein Stück Veitshöchheimer Alltagskultur verschwindet
Mit der Schließung am Samstag verliert der Altort einen weiteren traditionellen Laden. „Es ist schade um jedes kleine Geschäft, das hier dichtmacht“, so die allgemeine Meinung. "Gerade so ein Laden hält das Leben im Ortskern aufrecht.“

Fotos Dieter Gürz