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Veitshöchheimer Günter Röhm feiert am 4. August seinen 75. Geburtstag - Voller Elan 3.500 Kilometer unterwegs nach Santiago de Compostela

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Tiefbauingenieur, Hobbyfotograf, Frankreich-Fan und Radpilger - Stets mit vollem Einsatz und großer Leidenschaft

"Für mich ist es eine große Gnade Gottes, mit 75 Jahren noch eine so große Tour zu unternehmen," erklärt am Freitagmorgen in fröhlichem Tonfall der Veitshöchheimer Günter Röhm per Handy, gerade beim Frühstück sitzend. Seit 36 Tagen ist er nun mit seinem Treckingrad unterwegs und hat gerade die Hälfte der 3.500 Kilometer langen Pilgerreise zum Jakobsgrab nach  Santiago de Compostela hinter sich gebracht. Wenn er am kommenden  Montag in Barcelona seinen 75. Geburtstag begeht, muss er dies ohne seine Christa tun, mit der er seit 49 Jahren verheiratet ist und auch ohne seinen Sohn und seinen beiden Enkeln.

Was der Jubilar bisher in seinem Leben unternahm, hat er, wie er von sich sagt, mit viel Leidenschaft, großem Elan und viel Akribie erledigt. So galt 40 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 sein ganzer Einsatz als engagierter bauausführender Tiefbauingenieur der mittelständischen Baufirma Löhe & Co. beim Bau von Klär- und Wasseraufbereitungsanlagen und von Hochwasserbehältern. 

Bei der Fernseh-Fastnacht stets am Drücker

Obwohl ihm seine berufliche Tätigkeit sehr viel Freude bereitete, habe er es nicht versäumt, bis zum heutigen Tage immer Sport zu treiben, alpin Ski zu fahren und vor allem seinem größten Hobby, dem Fotografieren zu frönen.

Röhm ist kein professioneller, dafür aber ein umso leidenschaftlicher Fotograf. So ist er auch schon seit mehr als 20 Jahren der Hof-Fotograf bei der Fernsehsitzung des Fastnachtsverbandes und des BR.  Dorit Schatz vom BR schreibt denn auch  in ihrem Buch "25 Jahre Fastnacht in Franken": "Und wenn Günter Röhm nicht voller Leidenschaft unermüdlich für den Fastnachtsverband Franken fotografiert hätte, wäre das Buch wohl nicht zustande gekommen." Dadurch ist der Jubilar auch mit allen Künstlern und auch mit  vielen Promis der Sendung,  wie Landtagspräsidentin Barbara Stamm bekannt.

Förderer der deutsch-französischen Freundschaft

pe-ausstellungseroeffnung-2006.jpgEine Herzensangelegenheit ist Günter Röhm auch Jumelage von Veitshöchheim mit dem Pays de Pont-l'Eveque in der Normandie. Von Anfang an ist er dabei und ein Förderer der deutsch-französischen Partnerschaft, die er bis heute mit mehreren tausend  Fotos dokumentiert hat.  Zu deren zehnjährigen Bestehen  hatte er in einer Ausstellung die wesentlichen Augenblicke der Partnerschaft zwischen den beiden Orten seit der Unterzeichnung der Urkunde im Jahr 1995 festgehalten und zugleich eindrucksvolles Bild über Land und Leute,  Lebensweise, Bauwerke und Landschaften der französischen Partnerstadt und nahe Ausflugsziele wie Deauville, Honfleur und Caen gegeben. Auf der anderen Seite zeigte er auch Veitshöchheimer Motive aus besonders reizvollen Blickwinkeln.

(Foto von der Ausstellungseröffnung 2006  v.r.n.l. der ausstellende Fotograf Günter Röhm, Jean-Paul Descur (zweiter Bürgermeister von P.E.), der französische Bürgermeister André Desperrois)

Der Jubilar weilte er erst  kurz vor seiner Pilgerreise zehn Tage wieder bei seinen guten Freunden in der Normandie, mit denen er seinen 70. Geburtstag gefeiert hatte. In Veitshöchheim ermöglicht er es mit seiner Frau bereits seit 2001  mit großzügigen Spenden, dass im Kindergarten St. Martin  viele Materialien und Spiele zur Sprachförderung in Frühfranzösisch angeschafft werden konnten.  Zuletzt gab er hierfür erst heuer im April  eine weitere Spende über 1600 Euro.

Schon die fünfte Pilgerreise mit dem Rad

Wie nun von Günter Röhm, unterwegs in Spanien, per Handy  zu erfahren war, hatte er ursprünglich gar die 5.000 Kilometer lange Pilgerreise nach Jerusalem im Visier. Doch waren ihm dann die kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien zu riskant. Schon 1989 war er anlässlich seines 50. Geburtstages in das 1500 Kilometer entfernte Rom geradelt, neben Santiago und Jerusalem der bedeutendste Pilgerort des Mittelalters. Das Apostelgrab in Santiago ist nun nach 2002, 2005 und 2007 bereits zum vierten Mal sein Ziel, jedes Mal auf unterschiedlichen Routen. Ausgangspunkte waren so auch Jerez de la Fronera im Süden Spaniens und auch Veitshöchheims französische Partnerstadt Pont-L’Evêque in der Normandie. 

Anstrengend und spartanisch, aber sehr schön und voller Erlebnisse

PilgerRoute

Schon zur Halbzeit seiner derzeitigen Pilgerfahrt mit dem Rad waren es für den Wallfahrer wieder erlebnisreiche Tage mit unvergesslichen Eindrücken und vielen interessante Begegnungen.  Seine Reise durch fantastische Städte und abwechslungsreiche Landschaften und die Vielzahl der den Pilgerweg säumenden historischen Bauwerke hat und wird er auch auf der weiteren Reise von Barcelona über Zarragoza und Madrid bis zum Ziel in Galizien weiterhin im Bild festhalten. Überwältigend sei die Hilfsbereitschaft und die Freundlichkeit aller Menschen, die er bisher unterwegs erfahren konnte, auf die er auch angewiesen sei, hauptsächlich um nach dem Weg zu fragen. Obwohl er nur wenig Französisch könne, kämen laufend Leute auf ihn zu und würden ihn fragen, wie alt er sei, wo er her komme, wo er hin wolle und würden ihm dann eine gute Reise wünschen.

Viele hätten erzählt, dass sie auch schon am Jakobsgrab waren und seien voller Begeisterung und Anerkennung gewesen, dass er eine solche Wallfahrt noch in seinem Alter mache. Auf seiner nun mit Abstand längsten Pilgerreise hat Günter Röhm täglich 70 Kilometer im Visier, damit er Mitte September sein Ziel erreicht. Er muss sich sputen, denn an fünf Tagen konnte er nur wenige Kilometer zurück legen.  So habe es kurz nach Überschreiten der deutsch-französischen Grenze in Speyer bis Lyon wie aus Kübeln gegossen. Röhm: "Es war zudem saukalt. Ich habe trotz langer Radkleidung gefroren wie ein Schneider."  In Lyon bot ihm deshalb ein Franzose sogar an, bei ihm zu übernachten, nachdem es schon sehr spät war.

In Montpollier am Mittelmeer angekommen war es dann im Gegenteil sauheiß mit Temperaturen bis 41 Grad. Mit der Hitze habe er aber keinerlei Probleme, da er einen guten Sonnenschutz auftrage und viel trinke.

In Montpellier war dann aber ein Defekt an dem Lenker seines aus Holland stammenden Trekkingrades nicht mehr reparabel. 30 Kilometer habe er in der Stadt auf der Suche nach einem Ersatzlenker zurückgelegt. Dank der großen Hilfsbereitschaft der Franzosen sei es ihm dann doch noch geglückt, am Samstagnachmittag um 15 Uhr einen Velomechaniker zu finden, der ihm einen Ersatzlenker einbaute und das auch noch zu einem Spottpreis. Es war ein geborener Elsässer, der laut Röhm Gottseidank auch etwas Deutsch konnte.

Seine Absicht, direkt an der Küste entlang bis Barcelona zu fahren, gab der Pilger aber wieder auf, da hier unheimlicher Urlauberverkehr und ein enormer Wind herrschte, auch große Steigungen anstanden.

Gute Erfahrungen machte der Wallfahrer bisher mit den Touristikbüros in allen Orten. Wenn er in eine fremde Stadt gekommen sei, habe man ihm immer einen Stadtplan gegeben und gesagt, wo er seinen Pilgerstempel bekomme und ihm jeweils auch ein Hotelzimmer gebucht. Deshalb hatte er die Sorge trotz Hochsaison los, am Abend am Etappenziel unterzukommen. 

Es ist schon ein sehr spartanisches und Strapazen volles Leben, das sich Günter Röhm im hohen Alter noch zumutet. In seinen insgesamt 25 Kilogramm schweren  vier Packtaschen führt er neben Schlafsack und Regenschutz nur noch eine zweite Garnitur Funktionswäsche sowie Toilettenartikel, Erste-Hilfe- und Reparatur-Beutel mit. Allein vier Kilogramm wiegen Kartenmaterial, Reise- und Sprachführer. Da viel trinken sehr wichtig ist,  führt er in Reichweite seiner Hände auf dem Fahrradrahmen zwei Isolierflaschen mit. Er legt  Wert auf eine ausgewogene Ernährung und auf eine leichte Kost. Er favorisiert dabei Thunfisch. Röhm: "Wenn Magen und Darm nicht in Ordnung sind, kann man nicht Fahrrad fahren."

Letzte große Herausforderung

Obwohl sein Körper noch wie ein Uhrwerk funktioniert,  ist es gleichwohl die letzte große Radtour, die der Abenteurer ganz auf sich allein gestellt, in Angriff nahm. Wie er am Telefon sagte, wolle er es seiner Frau künftig nicht mehr länger zumuten, ihn 80 Tage zu entbehren. Das sei bisher sehr großzügig von ihr gewesen.  Sie würden sich nun beide ein E-Bike anschaffen, um dann gemeinsam  in Deutschland kurze, aber schöne Touren zu genießen. Jedenfalls freue er sich schon riesig darauf, wenn seine Frau Mitte September mit dem Flugzeug  in den heiligsten Ort Spaniens Santiago komme um dort mit ihm seinen Geburtstag nachzufeiern. Sie wollen dann in einer der prächtigsten Kathedralen der Christenheit ein Dankgebet sprechen. Sie hätten nämlich beide allen Grund dazu, da sie im Frühjahr dank der hervorragenden Hilfe ihrer  Ärzte erfolgreich eine Krebserkrankung hinter sich lassen konnten.

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