neue Meldung zu: "Angewandeten" Personen ist das Flanieren im Veitshöchheimer Hofgarten nicht gestattet
Fotos: Reimann
Ausflüge in die Vergangenheit - Anne und Claus Reimann flanieren gerne im Veitshöchheimer Hofgarten als geheimer Hofrat nebst Gemahlin. Doch das wurde ihnen nun von der Schlossverwaltung Würzburg verboten.
Neueste Meldung am 4.4.2014, 11 Uhr von Claus Reimann: "Mittlerweile habe ich von Frau Holzmüller (Bayrische Schlösserverwaltung) erfahren, dass alles nur ein Mißverständnis gewesen sei. Die Familie Reimann ist im Schlosspark Veitshöchheim auch in barocker Kleidung sehr willkommen. Also hat sich die konzertierte Intervention gelohnt."
Claus Reimann hatte sich auch schriftlich an das Finanzministerium gewandt.
Das in Bartenstein in Hohenlohe wohnende Ehepaar Anne und Claus Reimann hat das Hobby, in historischen Kostümen die früheren Bewohner ihres Hauses darzustellen, den Geheimen Hofrat Baltasar Kirchner und dessen Frau. Anne ist eine studierte Historikerin, die zusammen mit ihrem Mann die Geschichte ihres Ortes erforschten und das Buch "Bartenstein wie es früher war - Von Handwerkern, Hofräten und Lakaien" herausgaben. Angeregt durch die 777-Jahrfeier ihres Ortes mit zahlreichen positiven Rückmeldungen entstand die Idee, in barocker Kleidung Ausflüge in historisches Ambiente, insbesondere barocke Schlösser, Parks und Sommersitze der Umgebung zu unternehmen. Ihre Aktionen seien ein durchschlagender Erfolg gewesen.
So flaniert das Paar seit drei Jahren in Rokokokleidung zur Freude und Erbauung anderer Besucher auch durch den Hofgarten von Veitshöchheim.
In dieser Woche wurde ihnen aber nun der Auftritt in Barockkostümen im Veitshöchheimer Schlosspark von der Schlossverwaltung in Würzburg untersagt. Da er andernorts diesbezüglich noch keinerlei Probleme hatte, wandte sich Claus Reimann an das Veitshöchheimer Rathaus und fragte nach, ob sich die Gemeinde nicht bei der Schlossverwaltung dafür einsetzen könnte, denn es wäre schade, wenn sie nicht wieder nach Veitshöchheim kommen und hier flanieren können. Er und seine Frau würden dies rein aus Spass und völlig selbstlos machen und sich über die angeregten Gespräche mit Besuchern freuen.
Claus Reimann: "Die „normal“ gekleideten Besucher waren total überrascht und erfreut über unsere unvermuteten Auftritte. Viele Einheimische und auch auswärtige Gäste fanden, dass wir eine Bereicherung in der Parkanlage seien. Vor allem aber wollte man wissen, wie es sich anfühlt, in der Sommerhitze unter Perücke, mit Reifrock, vielen Röcken und mit engem Korsett zu flanieren. Doch der absolute Hingucker waren meine Schuhe als Hofrat. Sie riefen bei Damen, ob jung, oder alt, Begeisterungsstürme hervor."
Obwohl in den am Hofgarteneingang angebrachten Anlagevorschriften nichts davon steht, ist laut Elisabeth Leo von der Schlossverwaltung in Würzburg solchen "angewandeten" (Begriff ist wohl eine Erfindung der Schlösserverwaltung) Personen wie die Reimanns in Barock-Kleidung das Flanieren sowohl in Veitshöchheim als auch im Residenzgarten und auf der Festung in Würzburg nicht gestattet. Man vollziehe mit dem Verbot eine entsprechende Weisung aus der Zentrale in München. Es gehe nicht an, so meinte Leo, dass ein jeder im Park nach Lust und Laune tun und lassen kann, was er will.
Bei öffentlichen Veranstaltungen wie die Bayerischen Schlössertage, bei denen heuer am 25. Juli auch im Veitshöchheimer Rokokogarten ein besonderer Erlebnistag mit speziellen Führungen, längeren Öffnungszeiten, freiem Eintritt und einer Serenade mit der B27-Bigband der Veitshöchheimer Sing- und Musikschule stattfindet, seien auch die Reimanns in ihren Kostümen gern gesehene Gäste.
Wie noch von der zuständigen Sachbearbeiterin der Schlossverwaltung zu erfahren war, bleibt es den Reimanns aber unbenommen, sich wegen einer Ausnahmegenehmigung an die Zentrale in München zu wenden.
Da bleiben wegen der zu beachtenden Kleiderordnung in bayerischen Gärten einige Fragen offen:
- Gilt beispielsweise das "Angewandungsverbot" auch für Brautpaare, wenn sie sich in historischen Kostümen kleiden und an ihrem Freudentag durch den Hofgarten spazieren gehen möchten?
- Veitshöchheim ist Faschingshochburg: Müsste dann an diesen Tagen nicht der Hofgarten geschlossen werden, wenn die Schlappsäu oder sonstige Fasenachter unterwegs sind, allen voran Bayerns oberster Schlösserchef Markus Söder, der ja gerade die Maskerade an diesen Tagen so liebt?
- Auch der Veitshöchheimer Nachtwächter muss wohl künftig bei seinem historischen Streifzug durch den Ort nur noch durch die Gitter die Geschichte des Hofgartens näher bringen.
Kommentare dazu auf Facebook:
Theaterladen mit Kostümverleih Würzburg (Ursula Dittmer):
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in anderen Bundesländern derart rigide vorgeht.
Wir hatten neulich eine Gruppe von 6 Personen im Kostümverleih, die sich Rokokogewänder ausliehen. Sie waren u.a. im Würzburger Hofgarten, wo sie sich fotografieren ließen - sehr zur Freude der an diesem herrlichen Frühlingstag anwesenden Touristen. Leider wurden sie sehr unfreundlich zur Rede gestellt und des Parks verwiesen. Man fragt sich wirklich, was genau die Schlösserverwaltung befürchtet ... dass die derart Gewandetem sich duellieren könnten? Unsere Kunden wollten es nur genießen, im historischen Gewand durch den Garten zu flanieren. Was ist verwerflich daran?
Horst Duwe:
Typisch Bayerische Schlösserverwaltung!!!! Die machen sich selbst zum Affen!!
Ilse Hohmeier:
Ich kann es nicht glauben, aber der erste April ist ja vorbei.
Bruno Winter:
Das ist so typisch für diese Behörde! Darf ich in Jeans noch hinein? Ich könnte ja als Cowboy gelten! Ach, Ihr Verwalter von selbst erfundenen Konventionen, sperrt den Garten doch zu, dann könnt Ihr Totenstille statt fröhlicher Lebenslust administrieren. Moment, wofür war der Garten gedacht? Oh, Spaß...