Außenspielbereich der Veitshöchheimer Kita St. Martin wird für 190.000 Euro total erneuert - Sonst ist die Betriebserlaubnis in Gefahr
Link auf Mainpost-Online vom 13.12.2024
Bestandsfoto 11.12.2024
"Spielparadies im Veitshöchheimer KiGa St. Martin übergeben - Imponierende Eigenleistungen", so lautete im September 2012 die Schlagzeile hier auf Veitshöchheim News, als Pfarrer Robert Borawski den mit einem finanziellen Aufwand von 23.000 Euro und immensen Eigenleistungen von Bauhof und Eltern total erneuerten Außenspielbereich segnete. 2/3 der Investitionssumme zahlte die Gemeinde und den Rest steuerte der Elternbeirat über Spenden (siehe nachstehender Rückblick auf das Jahr 2012).
Der damalige Vorsitzende des Kindergartenvereins Professor Dr. Ulrich Riegel sprach voller Stolz von einem Spielparadies. Ein großer Tag war denn für die 60 Sankt Martins-Kinder, als im November 2019 ddie er für 1,9 Mio. Euro generalsanierte und um einen Krippen-Anbau auf der Westseite erweiterte Kita nach zweijähriger Bauzeit eingeweiht wurde. Keine Notwendigkeit wurde damals gesehen, in den Außenspielbereich zu investieren.
Zwölf Jahre nach der Totalerneuerung von 2012 ist laut Schreiben von Pfarrer Christian Nowak an die Gemeinde vom 5. Dezember 2024 der Außen-Spielbereich der Kita nunmehr so desolat, dass eine schnellstmögliche Instandsetzung erforderlich ist, um die Betriebserlaubnis des Kindergartens nicht zu gefährden.
Bestandsfoto 11.12.2024
Die SBW Bauträger- und Verwaltungs-GmbH, so der Pfarrer, habe bei Sicherheitsbegehungen die Kinder gefährdenden Stellen beanstandet. Seit Beginn des neuen Kindergartenjahres im September 2024 wurde deshalb der Teilbereich um die Erdhügel-Rutsche (im Bild) gesperrt.
Nach seinen Angaben wurde eine Planung mit der Firma Schwarz Garten & Spielraumgestaltung GmBH & Co. KG seitens der Gemeindeverwaltung erarbeitet und Ursula Bördlein von der Aufsichtsbehörde beim Landratsamt Würzburg befragt. Diese hat, so Nowak, bei einer Begehung außerdem angemerkt, dass der Spiel-Bereich für die Krippenkinder zu wenig Spielanreize bietet. Die Firma Schwarz könnte mit den Arbeiten voraussichtlich im März beginnen.
Die geschätzten Kosten belaufen sich nach Angaben des Pfarramtes auf rund 190.000 Euro. Das Bischöfliche Ordinariat habe einen Zuschuss in Höhe von 20 Prozent der Gesamtkosten, also 38.000 Euro in Aussicht gestellt.
Da die katholische Kirchenstiftung nur über begrenzte finanzielle Mittel verfügt, bittet der Pfarrer die Gemeinde um einen großzügigen Zuschuss, um die Realisierung des Projekts zu ermöglichen. Eine Förderung durch die Regierung ist laut Bürgermeister Jürgen Götz in diesem Fall nicht möglich, da Einzelmaßnahmen am Außenbereich nicht förderfähig sind.
In der Vergangenheit hatte sich die Gemeinde bereits bei der Fußbodensanierung des Kindergartens Heiligste Dreifaltigkeit mit einem Zuschuss von 80 Prozent beteiligt. Andere Maßnahmen wurden in der Vergangenheit zu zwei Dritteln der Gesamtkosten gefördert.
Nach Erläuterung der Fakten durch den Bürgermeister sprach Ratsmitglied Jochen Müller (CSU) von schrecklichen Zahlen und fragte, was genau gemacht wird, nachdem dies aus den Sitzungsunterlagen nicht hervorging. Dazu führte der Bürgermeister aus, dass die Planung mit dem Hochbauamt der Gemeinde abgestimmt wurde und auch schon reduziert wurde auf das Maß, was die Kindergartenfachaufsicht als notwendig erachtet.
(Anmerkung: Was nun im Einzelnen geplant ist, konnte heute leider bei Nachfragen im Hochbauamt der Gemeinde und beim Träger nicht in Erfahrung gebracht werden).
Simon Kneitz (CSU) hielt den Aufwand von 190.000 Euro für vertretbar und erforderlich, diese zu zwei Drittel durch die Gemeinde zu fördern, zumal die Kosten auch dadurch reduziert wurden, dass keine eigene Planung in Auftrag gegeben wurde und dadurch locker 20.000 bis 30.000 Euro eingespart werden konnten. Der Bürgermeister ergänzte, dass die Firma Schwarz als Spielplatzbauer alles in einem Guss einschließlich Lieferung und Montage macht und auch die Demontage des Altbestandes an Spielgeräten vornimmt.
Auch für Stefan Oppmann (UWG) war es im Hinblick auf die erst vor kurzem beschlossene Förderung der Außenanlagen der Kuratie-Kita keine Fragen, auch bei St. Martin 2/3 der Kosten zu übernehmen, um nicht ab Frühjahr den Betrieb zu gefährden.
Dieser Meinung war auch Christina Feiler (Grüne), die darauf verwies, dass es eine Pflichtaufgabe der Gemeinde sei, Kindergärten an den Start zu bringen. Bei den hohen Kosten hielt sie es für wichtig, dass sich die Folgekosten im Rahmen halten und eine lange Haltbarkeit der Geräte gewährleistet ist. Laut Bürgermeister wird nachhaltiges Holz verwendet wie beim Spielplatz "Sandäcker", der ebenfalls von der Firma Schwarz errichtet wurde.
Elmar Knorz (SPD) sprach davon, dass sich die Kirchenstiftung und der Kindergartenverein sich Gedanken gemacht haben, was sinnvoll und notwendig ist und es für ihn deshalb außer Frage stehe, die Gesamtkosten von 190.000 Euro zu zwei Drittel durch die Gemeinde zu bezuschussen.
Einstimmiger Beschluss:
Der Hauptausschuss nimmt den Zuschussantrag der Kirchenstiftung zur Kenntnis und beschließt eine Bezuschussung in Höhe von zwei Dritteln, maximal begrenzt auf 150.000 Euro der Gesamtkosten. Der Zuschuss kann nach Baufortschritt ausgezahlt werden.
Bestandsfoto 11.12.2024
Die 2012 total erneuerte Außenspielfläche des Kindergartens ist mit 2.400 Quadratmeter der größte Freibereich aller fünf örtlichen Kindergärten. 2012 hatte die Gemeinde weitere 500 Quadratmeter aus ihrem Grundbesitz des Pfarrgartens (im Bild zu sehen) zur Verfügung gestellt.
Rückblick auf die Neugestaltung des Spielbereichs im September 2012
Mit einem großen Fest wurde nach den Sommerferien 2012 die Übergabe und Segnung des mit tollen Spielgeräten vollkommen neugestalteten und um 500 Quadratmeter erweiterten Außenbereichs gefeiert.
Diese 23.000 Euro ohne Eigenleistungen teure Maßnahme war damals aus zwei Gründen notwendig: Zum einen war der Gartenbereich des vor 20 Jahren in Betrieb genommenen dreigruppigen Kindergartens dringend sanierungsbedürftig. Der TÜV hatte für die Spielgeräte keine Freigabe mehr erteilt, so dass im April 2012 alle Spielgeräte aus Sicherheitsgründen abgebaut werden mussten.
Zum anderen erforderte die Umstellung der Gruppen-Strukturen im Kindergarten aufgrund der geänderten Altersstruktur neben der Sanierung des Bestandes auch Spielmöglichkeiten für Krippenkinder.
Austoben konnten sich nun die Kinder
auf einer Doppelschaukel
einer Rundschaukel
einem Klettersechseck
einer Doppelrutsche mit Sandbaustelle
im Klanggarten
und auf dem Barfußpfad.
Drei Spielbereiche wurden durch große Muschelkalkquader eingefasst und auf 80 Meter Länge ein Doppelstabgitter-Zaun errichtet.
Die Gemeinde übernahm nach Abzug der Eigenleistungen zwei Drittel der tatsächlichen Kosten von 23.000 Euro und überließ dem KiGa-Träger weitere 500 Quadratmeter Fläche überlassen. Weiter leisteten Bauhofmitarbeiter beim Herrichten des Geländes, beim Aufstellen der Spielgeräte und beim Setzen der Zaunpfosten eine Arbeit im Wert von 3.300 Euro und halfen auch mit Gerät und Werkzeug.
Dass der Außenbereich nun ein Spielparadies war, passierte neben der Hilfestellung durch die Gemeinde hauptsächlich durch Elternarbeit . Neben 1100 Arbeits-Stunden von Eltern hatte der Elternbeirat Geschäfte im Ort abgeklappert und so wurden durch verschiedene Eltern-Aktionen zur Finanzierung des Eigenanteils des Kindergartenvereins 4.000 Euro eingenommen. Allein 500 Euro spendete die VR-Bank. Als beispielsweise an einem Tag der angelieferte Sand abgeladen und in die Sandkästen geschaufelt werden musste, waren fast 50 Leute da.
Fotos Dieter Gürz