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Anlieger protestieren gegen den Standort des Kindergartenneubaus hinter der Tennishalle

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Nicht zuletzt durch das neue Baugebiet "Sandäcker" mit insgesamt 260 möglichen Wohneinheiten sieht sich die Gemeinde Veitshöchheim verpflichtet, entsprechend ihrem Kindergartenbedarfsplan eine neue Kita für vier Krippen– und zwei Regelgruppen zu errichten.  Da hier auch das Konzept eines Waldkindergartens bzw. einer naturnahen Pädagogik realisiert werden soll, wählte der Gemeinderat im Juni 2021 unter drei möglichen Alternativen in nichtöffentlicher Sitzung mit einem einstimmigen Beschluss als Standort das in der Gartensiedlung hinter der Zweifeldtennishalle (Dachlandschaft auf dem Foto unten im Hintergrund) am Waldrand "Gebranntes Hölzlein" gelegene Außenbereichsgrundstück, das seit 2007 auch als Bolzplatz genutzt wird  (siehe nachstehender Link auf Bericht vom 9. Juni 2021 auf Veitshöchheim News).

Diese Entscheidung rief nun über eineinhalb Jahre später den in unmittelbarer Nachbarschaft zum Baugelände wohnenden Stellvertretenden Klinikdirektor Prof. Dr. med. Wolfram Voelker auf den Plan.

"Mit großer Verwunderung habe ich erfahren, dass der Bolzplatz „Am Hölzlein" zugunsten eines Waldkindergartens aufgegeben werden soll," schreibt er in einem offenen Brief an den Bürgermeister, die Regierung von Unterfranken und die Mainpost.

Er verweist darauf, dass im August 2007 auf Initiative der Anwohner und mit tatkräftiger Unterstützung von Bürgermeister Rainer Kinzkofer der Bolzplatz  angelegt und eröffnet wurde. Seitdem sei der Bolzplatz für Kinder und Jugendliche aus der Umgebung zum beliebten Treffpunkt geworden. Einige Talentierte konnten hier nach seinen Worten ihre fußballerischen Fähigkeiten entwickeln und verstärken mittlerweile die einschlägigen Fußballvereine der Region.

Voelker: "Als Arzt mache ich mir große Sorgen über den zunehmenden Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen. Durch Corona und Homeoffice hat sich diese Problematik erheblich verstärkt. Ein Bolzplatz kann dieser negativen Entwicklung entgegenwirken. Hier können Kinder und Jugendliche zusammenkommen und sich an frischer Luft körperlich betätigen. Ein Bolzplatz ist gleichzeitig ein bedeutsamer Sozialraum, der zur Vermittlung von Werten wie Rücksichtnahme, Verständnis, Teambildung usw. beitragen kann."

Von daher bat er den Bürgermeister, die Entscheidung zu überdenken und mit Erhalt des Bolzplatzes „Am Hölzlein" ein starkes Zeichen für die Förderung von Bewegung und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen zu setzen. Das ambitionierte Projekt Waldkindergarten, so forderte er, sollte an einem anderen Standort realisiert werden.

Der Bolzplatz war seinerzeit durch die private Initiative des Professors und seiner Frau Ursula in Zusammenarbeit mit weiteren Anwohnern im Rahmen einer beispielhaften Bürger-Aktion entstanden. Denn anstelle nur von der Kommune zu fordern, hatten die Professorenfamilie und weitere Eltern des Wohnumfeldes selbst die Gartenbaufirma Goßmann für 1000 Euro beauftragt, die von der Gemeinde vor einigen Jahren schon einigermaßen eingeebnete Fläche nun als „grünen Teppich“  herzurichten. Für den Bürgermeister war es so auch keine Frage, zum Abschluss noch  für 1100 Euro zwei Kleinfeldtore mit Netzen zu beschaffen und installieren zu lassen.

Während andernorts Bolzplätze wegen des auftretenden Lärms Anlieger häufig in Rage bringen, war es für Rainer Kinzkofer besonders erfreulich, dass hier alle Eltern des Wohnumfeldes „dahinter stehen“ und unter den Nutzern ein „Unser Platz-Gefühl“ entstanden ist, das nicht nur die Eltern begeistert, sondern auch dazu beigetragen hat, dass sich im damals neuesten Wohngebiet der Gemeinde schnell ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt hat.

 Der damalige Bürgermeister Rainer Kinzkofer spendierte den Kindern und Jugendlichen zur offiziellen Übergabe des Bolzplatzes  nördlich der TGV-Tennishalle am 27.8.2007 einen Fußball (ganz links Initiator Professor Dr. Wolfram Voelker)

Bis zu 30 Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 17 Jahren waren es damals, die sich hier in idyllischer Lage am Waldrand im unmittelbaren Wohnumfeld  in vielfältiger Weise austoben, vor allem aber  ihrem beliebten Hobby „Fußball“ frönen konnten. 

Aktuell sind es 18 Kinder zwischen 6 und 18 Jahren, die in dem Wohngebiet Am Hölzlein in Veitshöchheim gemeldet sind.

Bürgermeister Jürgen Götz erklärte auf Nachfrage, dass die Gemeinde die Weichen für den Kita-Neubau bereits gestellt hat.  Während die notwendige Änderung des Flächennutzungsplanes in der Märzsitzung behandelt werden soll, war der Gemeinderat am letzten Dienstagabend damit einverstanden, bereits jetzt vor Abschluss der Bauleitplanung ein Architekturbüro für die weitere Objektplanung in einem VgV-Verfahren zu suchen. Die Angelegenheit sei deshalb so eilig, so Götz, weil bekanntlich die Gemeinde kurzfristig den Kita-Bedarf für drei Gruppen noch in diesem Quartal mit einer Containerlösung auf ihr gehörenden Reihenhausbaugrundstücken im Baugebiet Sandäcker decken muss. Diese zeitlich auf zwei Jahre befristete Interimslösung kostet der Gemeinde 1,5 Mio. Euro.

Zur Erläuterung: Die Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge (Vergabeverordnung) – VgV ist am 18.04.2016 in Kraft getreten und regelt die Ausschreibung und Vergabe von freiberuflichen Leistungen durch die öffentlichen Auftraggeber in Deutschland, wenn deren geschätzter Auftragswert ohne Umsatzsteuer die jeweils festgelegten Schwellenwerte (z. Zt. 221.000 EUR) erreicht oder überschreitet. Für die Vergabe von freiberuflichen Leistungen ab oder über dem EU-Schwellenwert müssen die öffentlichen Auftraggeber die Vergabeverordnung – VgV anwenden.

Um Lösungsvorschläge für die neue Kita am Hölzlein zu erhalten, habe er zur Durchführung eines VgV-Verfahrens bereits im Herbst letzten Jahres als unaufschiebbares Geschäft das Büro gk Projektmanagement, Kitzingen mit einem Kleinauftrag mit Kosten von 22.500 Euro bei drei Bietern bis zu 37.500 Euro bei maximal fünf Bietern beauftragt.  Die gemeindliche Fläche hinter der Tennishalle hält er für groß genug, um den Bolzplatz von der Westseite an die Nordseite des Baufeldes zu verlegen. Einen anderen passablen Standort für den Kindergartenneubau, dessen Kosten grob geschätzt bei 4,6 Mio. Euro liegen würden, könne er nicht aus dem Hut zaubern.

Im Übrigen verwies der Bürgermeister darauf, dass in nur 450 Meter Entfernung das neue Kunstrasen-Kleinspielfeld außerhalb der Trainingszeiten des SVV als öffentlicher Bolzplatz genutzt werden kann, was auch schon einige Jungs aus dem Wohnquartier tun.

Ergänzung aufgrund der Gemeinderatssitzung Dienstag-Abend:

Der Standort des Kindergartens scheint auch aus anderen Gründen bei  Anliegern auf Widerstand zu stoßen. Wie zu hören war, ist eine Unterschriftenliste in Umlauf. Während die Besucher von Gemeinderatssitzungen in letzter Zeit an einer Hand abzuzählen waren, waren die Besucherplätze im Sitzungssaal ziemlich belegt.

Grünensprecherin Christina Feiler stellte zunächst die Unaufschiebbarkeit der Auftragsvergabe durch den Bürgermeister an das Kitzinger Büro in Frage und bemängelte, dass die Angelegenheit zuvor nicht im von ihrer Fraktion angeregten Arbeitskreis (siehe nachstehender Link auf Bericht) besprochen wurde. Aber nach zum Teil emotionaler Debatte erklärte der Gemeinderat letztendlich bei nur einer Gegenstimme (Günter Thein, Grüne) sein Einverständnis zur Durchführung des VgV-Verfahrens.

Der Beschluss veranlasste eine Besucherin, der Gemeinde wegen der Beibehaltung des Standortes am Hölzlein lautstark mit einem Normenkontrollverfahren zu drohen.

Wie auf Nachfrage vom Bürgermeister zu erfahren war, stand bei der Standortentscheidung als Alternative auch das Sportgelände des BFW zur Diskussion, was im Juni 2021 mit ein Grund für die Behandlung in des Punktes in nichtöffentlicher Sitzung gewesen sei. Wegen der Höhe der Kaufpreisforderung des BFW sei für den Gemeinderat das BFW-Gelände aber nicht in Frage gekommen. Bekanntlich wurde später dann von der Gemeinde zu Beginn des Jahrs 2022 ein Teil des Sportgeländes beim Landkreis für den Bau der Förderschule ins Gespräch gebracht. Letztendlich hat sich dann der Landkreis kürzlich für die Verlagerung der Zweigstelle der Rupert-Egenberger-Schule von Veitshöchheim nach Rimpar entschieden. Die Blindeninstitutsstiftung will das im Lageplan farblich umrandete Gelände nun für den Bau von Seniorenwohnungen nutzen, was eine Änderung des Bebbaungsplanes bedingt.

Fotos Dieter Gürz

 UWG-Ratsmitglied Martin Issing bietet seit vielen Jahren im Rahmen des Ferienprogramms Mountainbike-Kurse für Kids an. Teil der Übungsstrecke waren bisher die sogenannten „Dreckberge“ unterhalb der Tennishalle. Im Hinblick auf den geplanten Kindergarten reichte deshalb der Sportverein bei der Gemeinde einen Bauantrag für einen "Dirt-Bike-Strecke" für Kinder ab acht Jahren ein, die er auf einem Ackerstreifen entlang dem Waldrand in nördlicher Richtung errichten möchte. Wegen massiver Bedenken der CSU/VM-Fraktion vertagte der Ferienausschuss Mitte August 2022 die Entscheidung, um "sich mit der Angelegenheit noch einmal näher zu befassen und tangierende Kita-Belange durch das von der Gemeinde beauftragte Planungsbüro überprüfen zu lassen." Eine Entscheidung steht noch aus.

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M
Das kann doch wirklich keiner wissen, dass bei einem Neubaugebiet dieser Größenordnung Kinder hinziehen und schon gar nicht, dass diese Kinder einen Kindergartenplatz benötigen…wär trägt für solche Fehlplanungen eigentlich die Verantwortung? Irgendwann werden die „kleinen“ Neu-Veitshöchheimer auch einen Platz in der Grundschule benötigen! Nur falls das bis jetzt den Verantwortlichen auch noch nicht klar war…
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B
Warum hat man denn im Neubaugebiet keinen Kindergarten eingeplant? Der Bedarf war doch bekannt. Dann hätte jeder gewusst welche Flächen/Bauplätze dort zu meiden sind. Jetzt die Grundstücke von Familien deren Kinder nun fast erwachsen sind so massiv abzuwerten ist einfach nicht fair!
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H
Im 1. Bebauungsplan war ein Kindergarten sehr wohl dort geplant und ist dann irgendwann hinten runtergefallen.
B
" Nicht zuletzt durch das neue Baugebiet "Sandäcker" mit insgesamt 260 möglichen Wohneinheiten sieht sich die Gemeinde Veitshöchheim verpflichtet, entsprechend ihrem Kindergartenbedarfsplan eine neue Kita für vier Krippen– und zwei Regelgruppen zu errichten. "<br /> <br /> Wie viel Kitas und Krippen werden benötigt wenn ein weiteres Baugebiet mit 250 möglichen Wohneinheiten erschlossen wird?<br /> <br /> Sind die aktuellen und bereits geplanten Kitas / Krippen ausreichend für unseren aktuellen Bedarf?<br /> <br /> Gretchenfrage - Fachpersonal ist ausreichend vorhanden und einsetzbar ?
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M
Gestern wurde in der Sitzung vom Bürgermeister moniert, dass die Pläne des Kindergartens seit 2021 bekannt seien, hier wird es mit dem Verweis auf den Blog vom Juni 2021 wiederholt.<br /> Im Mitteilungsblatt "Veitshöchheim Aktuell" findet sich in der Ausgabe 2421 vom 21.06.2021 unter den Amtlichen Bekanntmachungen folgendes:<br /> <br /> "Auszugsweiser Bericht aus der Sitzung des<br /> Gemeinderates am 08.06.2021 (öffentlicher Teil)<br /> Die Beschlüsse erfolgten, soweit nicht anders vermerkt, einstimmig<br /> ...<br /> 3. Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Errichtung eines Waldkindergartens<br /> Die Beschlussfassung zum Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wird zurückgestellt.<br /> <br /> Auszugsweiser Bericht aus der Sitzung des Gemeinderates vom 08.06.2021<br /> AUSZUG NICHTÖFFENTLICHER TEIL<br /> Festlegung des Standortes für den neuen Kindergarten<br /> Der Gemeinderat beschließt, den Standort des neuen Kindergartens auf dem Grundstück im Bereich „Hinter der Zweifeldtennishalle“, Fl. Nr. 916/0, festzulegen."<br /> <br /> Es entstand hierdurch der Eindruck dass über einen Waldkindergarten abgestimmt wurde. <br /> Der "veitshoechheim-blog.de" und auch die Mainpost sind keine Amtlichen Bekanntmachungen.<br /> <br /> Die im Vgv geplanten Dimensionen (2 Kindergartengruppen à 25 Kinder, 4 Krippengruppen à 12 Kinder, somit in Summe 98 Kinder plus Betreuer auf einer Nutzungsfläche 1- 6 von ca. 604 m², also wohl zuzüglich Verkehrs- und Technikflächen) haben wenig mit einem Waldkindergarten zu tun.<br /> <br /> Der direkte und auch indirekte Vorwurf im Sinne von "war seit 2021 bekannt" oder "über eineinhalb Jahre später" ist meines Erachtens nicht in Ordnung.
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W
Die Gemeinde soll Kindergärten bauen, aber natürlich nicht vor die eigene Haustür. Die Befindlichkeiten werden immer schlimmer.
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H
Sehr verehrter Herr Josefs, in der ganzen Thematik geht es nie um Kindergärten per se, sondern immer um die Unfähigkeit der Verantwortlichen transparent und vorausschauend zu agieren. Wenn ein Kindergarten in den Sandäckern umgesetzt worden wäre, hätten die Grundstücksbewerber selbst die Entscheidung gehabt, ob Sie das Grundstück in der Nähe eines Kindergartens erwerben möchten oder nicht. So wie es aktuell „interimsmäßig“ umgesetzt wird ist es eine Farce.
D
Vielleicht würde sich auch der Bedarf an Krippenplätzen reduzieren lassen, wenn es auch die Möglichkeit einen Sharingplatz im Krippenbereich zu erhalten geben würde (was es hier, soweit ich weiß, nicht gibt). Außerdem könnte man bei Veitshöchheims Straßen an einigen Stellen die Bordsteinkanten absenken, dass es auch leichter fällt Kinder mit dem Fahrrad zum Kindergarten zu bringen und so den Bring- und Abholverkehr mit dem Auto zu reduzieren.
D
@Roger Alles<br /> Ja, am besten anstelle des Spielplatzes Sandäcker. Der ist überdimensioniert und gehört „entzerrt“. Hier fand im Herbst eine regelrechte Invasion von Leuten aus dem ganzen Landkreis statt. Hätte man da bloß mal ein bisschen auf Lärmschutz geachtet…
R
@Werner Josefs<br /> Warum nicht fußläufig vor die Haustüren in den Sandäckern?