Sportverein Veitshöchheim plant Neubau einer Mountainbike-Übungsstrecke für Kinder und Jugendliche - Nach massiven Bedenken der CSU/VM-Fraktion vertagt Ferienausschuss die Entscheidung über den SVV-Bauantrag
Sportverein plant Neubau einer Mountainbike-Übungsstrecke
Bereits seit vielen Jahren bietet UWG-Ratsmitglied Martin Issing im Rahmen des Ferienprogramms der Gemeinde Mountainbike-Kurse für Kinder ab acht Jahren auf den sogenannten 'Dreckbergen' hinter der
Link auf Mainpost-Online vom 18.8.22
Auf dem Ackerstreifen der Blumenwiese rechts vom Weg am Dreifaltigkeitsbildstock, den Pfarrer Herbert Neeser 1985 an der Waldspitze des "Gebrannten Hölzlein" in Veitshöchheim gestiftet hat, will der Sportverein Veitshöchheim (SVV) auf einer Länge von 400 Meter eine Mountainbike – Übungsstrecke, in Fachkreisen "Dirt-Bike-Strecke" genannt, für Kinder ab acht Jahren errichten.
Der dazu vom SVV bei der Gemeinde eingereichte Bauantrag stand am Dienstag auf der Tagesordnung des Ferienausschusses. Das Gremium vertagte einstimmig die Entscheidung, nachdem CSU-Fraktionssprecher Marc Zenner massive Bedenken gegen das Vorhaben geäußert hatte.
Beschreibung des Vorhabens
Wie der SVV gegenüber der Gemeinde erläuterte, bietet UWG-Ratsmitglied Martin Issing seit vielen Jahren im Rahmen des Ferienprogramms Kurse für Kids an. Teil der Übungsstrecke waren bisher die sogenannten „Dreckberge“ unterhalb der Tennishalle (auf dem Bild oben ist im Hintergrund links deren Dach zu sehen). Dieser intensiv bebuschte Bereich wird seit Jahren von ihm gepflegt, gereinigt und in Absprache mit dem Bauhof genutzt.
Die Mountainbike- Übungsstrecke am Rande des Baugebietes "Hölzlein" muss nun dem Bau eines Kindergartens weichen, weshalb sich der SVV, vertreten durch Martin Issing, dafür einsetzt, in der Nähe eine neue Anlage einzurichten.
Wie zu hören war, ist Issing schon seit Jahren auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück, welches – wenn überhaupt – nur schwer von den Landwirten zu bekommen sei.
Nun hat Artur Hennig aus Gadheim einem solchen Projekt auf seinen Grundstücken Fl.Nr. 1772 und 1773 zunächst für eine Laufzeit von fünf Jahren, mit optionaler Verlängerung, zugestimmt, ebenso auch der derzeitige Pächter, Walter Dieck.
Die beiden Flurstücke erstrecken sich auf einer Länge von 280 bzw. 400 Meter entlang eines geschotterten
Flurweges, der vom Parkplatz der Turngemeinde am Waldrand entlang zum Sendelbachweg nach Gadheim führt. Im Süden öffnen sich Wiesenflächen und Heckenstrukturen, die z.T. als Biotope kartiert sind. Das direkt angrenzende Biotop ist ein mesophiles Gebüsch mit der Biotop-Nr. 6.124-0076.
Issing sieht hier die einmalige Chance für Kinder und Jugendliche, eine von diesen seit Jahren stark nachgefragte Einrichtung zu verwirklichen. Für ihn ist es ein Glücksfall, in unmittelbarer Nähe der alten Anlage, ein solches Projekt in Angriff nehmen zu können. Solche Anlagen seien im Umkreis auch von Gemeinden selbst geschaffen worden, so auch in Höchberg.
Nachdem eine jährliche Pacht von 500 Euro für dieses Areal anfällt, würde sich der SVV, so der Vorstandvorsitzende Andreas Brand in seinem Anschreiben an die Gemeinde, sehr freuen, wenn die Gemeinde hier eine Anschubfinanzierung leisten würde. Der Verein sieht eine kalkulatorische Obergrenze für Planungskosten, Herstellung und Unterhalt von 8.500 Euro als realistisch an.
Beschreibung der Anlage
Die geplante Anlage des SVV besteht im Wesentlichen aus einem natürlichen und stellenweise modellierten Wiesenstreifen, auf dessen Grasnarbe Fahrspuren durch die Benutzung der Anlage entstehen. Im Bereich beider Grundstücke ist die Anlage auf einer Länge von 280 Meter bis 28 Meter und im unteren Bereich auf einer Länge von 120 Meter bis zehn Meter breit.
Auf diesen Trails bewegen sich die Mountainbike-Fahrer/Innen bei ihren Übungsfahrten. Neben der Hauptstrecke gibt es auf dem Pachtgelände eine Rückfahrstrecke sowie einen Start und Zielraum und einen kleinen Übungsparcours. Im ohnehin geneigten Gelände werden zusätzliche Aufhügelungen und Sprungschanzen von ca. einer Meter Höhe ergänzt, die den Fahrer/Innen Anforderungen an Geschicklichkeit und Körperbalance abverlangen.
Die Benutzung der Anlage soll nur tagsüber zu festgelegten Uhrzeiten zulässig sein. Künstliche Beschallung mit Musik und dergleichen sind auf der Anlage verboten, ebenso das Ablagern von Müll. Die Mountainbike-Strecke soll regelmäßig vom Betreiber SVV kontrolliert werden.
Issing schloss aus, dass Mountainbikefahrer bei Dunkelheit die Strecke benutzen, da dies viel zu gefährlich sei. Da Mountainbikefahrer sich voll auf ihren Parcours konzentrieren müssen, um nicht Gefahr zu laufen, zu stürzen, würden sie auch nicht parallel, sondern auf der einen Meter breiten Fahrspur nur hintereinander fahren können. So halte sich auch der Lärm hier im Gegensatz zu einem Bolzplatz in Grenzen. Eine Benutzungsordnung lege im übrigen die Zeiten fest. Außerhalb dieser Zeiten bestehe keine Haftung bei Unfällen. An Schultagen würden Kinder überhaupt erst in den späten Nachmittagsstunden Zeit haben, hierher zu kommen.
Beim Bau der Anlage soll die natürliche Geländeform (Blick von unten zur Waldspitze mit dem Bildstock) genutzt und durch zusätzliche Aufhügelungen strukturiert werden. Auf Teilflächen, auf denen Modellierungen vorgenommen werden, soll der vorhandene Oberboden vorher abgetragen und nach der Herstellung der Hügel und Schanzen außerhalb der Fahrspur wieder angedeckt werden. Bei den übrigen Flächen werde der Oberboden im Bereich der Fahrspur auf einer Breite von ca. 30 Zentimeter abgezogen und in Randbereichen eingebaut. Die offenen Oberbodenflächen sollen mit kräuterreichen Landschaftsrasen in Trockenlagen eingesät werden.
Die Arbeiten für die Herstellung der Übungsstrecke können laut SVV mit kleinen Baumaschinen wie Drei-Achser und Minibagger hergestellt werden, wodurch die angrenzenden Flurwege während der Baumaßnahme weniger in Mitleidenschaft gezogen werden.
Beim Rückbau der Anlage sollen dann die Hügel abgetragen und der zuvor abgezogene Oberboden wieder angedeckt und eingesät werden. Laut Angabe des SVV sollen die Träger öffentlicher Belange zu Naturschutz und Jagd noch um eine Stellungnahme gebeten werden.
Diskussion
CSU-Sprecher Marc Zenner sprach sich gegen das im Außenbereich liegende Projekt aus, der grundsätzlich von einer Bebauung freizuhalten sei. Die Anlage stellt für den Juristen kein priviligiertes Vorhaben dar und als sonstiges Vorhaben dürften keine öffentlichen Belange entgegenstehen. Dies ist nach seiner Ansicht hier aber massiv der Fall. Zum einen führte er die von der Anlage ausgehenden Lärmemmissionen ins Feld, die sich auf den geplanten Kindergartenneubau hinter der Tennishalle auswirken und dort Immissionsschutz-Auflagen hervorrufen könnten. Zum anderen sagte Zenner in seiner Eigenschaft als Jäger, dass durch die Anlage die Brückenfunktion dieses landwirtschaftlich als Wiese genutzen Bereichs durchschnitten werde und Wildtiere nicht mehr ohne Probleme ungehindert vom Wolfstalgraben in den bereits durch Spaziergänger erheblich belasteten Waldbereich gelangen können. Für ihn ist deshalb dieser Bereich keine geeignete Stelle für eine Bike-Anlage.
UWG-Sprecher Stefan Oppmann sah dies anders. Für ihn ermögliche die Anlage, die Mountainbiker aus dem Wald herauszubekommen. Da hinter der Anlage der SVV stehe, könne dieser in die Pflicht hinsichtlich der Kontrollfunktion genommen werden.
Simon Kneitz (CSU) befürchtet im Gegensatz zu Oppmann, dass eine solche Strecke als Magnet dazu einlädt, auch im bereits freizeitbelasteten Wald zu fahren.
Die Anfrage von Bernhard von der Goltz (Grüne), ob denn angesichts der von Marc Zenner vorgebrachten Argumente der im Oberdürrbacher Wald in Nähe der Kaserne bestehende Mountainbike-Anlage mitgenutzt werden könne, sagte der in der Sitzung als Zuhörer anwesende Martin Issing, dass diese einen ganz anderen anspruchsvolleren Schwierigkeitslevel aufweise und nur für Profis mit speziellen Rädern, aber nicht für Anfänger geeignet sei und die von ihm geplante Anlage schon bei zehn Kindern ihre Grenze erreiche.
Bürgermeister Jürgen Götz (CSU) befürchtet, dass mit der Aufstellung von Schildern es allein nicht getan sei.
"Ich bin zwiegespalten", meinte Jochen Müller (CSU). Grundsätzlich stehe er einer solchen Anlage für Kinder und Jugendliche sehr positiv gegenüber, aber aufgrund der vorgebrachten Bedenken an einer anderen Stelle. Er plädierte auf eine Vertagung, bis der Kindergarten baurechtlich durch sei.
Der Bürgermeister sprang darauf ein, das Vorhaben noch zu schieben, denn die Gemeinde habe einen Planer mit der Bauleitplanung für den Kindergarten beauftragt. Es biete sich an, in dieses Verfahren das SVV-Vorhaben zur Überprüfung mit zu integrieren. Wenn sich dann was "beiße", müsse der Rat entscheiden, Kita oder Bike-Strecke. Er nannte dies einen "Vorschlag zur Güte", denn es sei nicht so einfach, eine andere Fläche für die Bikestrecke so "aus dem Hut zu zaubern". Andererseits sind laut Bürgermeister die Hinweise von Marc Zenner berechtigt, dass mit einer Zustimmung zur Bike-Anlage die Gemeinde sich die Fläche für die Errichtung eines neuen Kindergartens verbaut.
Oswald Bamberger (VM) bezeichnete den Wald "Gebranntes Hölzlein" als Naherholungsgebiet der Gartensiedlung, das schon stark frequentiert werde. Die Bike-Anlage führe zu einer zusätzlichen Belastung für die Naherholung und für die Wildtiere.
Vor allem fürchtet Bamberger aufgrund der Lage des Grundstückes, dass bei jedem größeren Regenereignis Erde nach unten in den Wolfstalgraben geschwemmt werde. Nach seiner Meinung gehört die Bikestrecke (im Bild oben ist der zehn Meter breite Blühwiesen-Bereich links vom Weg zu sehen, der vom Bildstock nach unten zum Sendelbach führt) zu einem Bereich, wo die ganzen Ackergrundstücke der oberhalb liegenden Seite von Gadheim nach unten in den Wolfstal-Flutgraben entwässert werden. Beim letzten Hochwasser seien gerade das die Flächen gewesen, die viel Wasser gebracht und den Graben ausgeschwemmt haben.
Zudem befinde sich daneben noch eine Biotophecke (im Bild links). Er sei überzeugt, dass diese (am Bildrand rechts außerhalb des Pachtgrundstückes liegende) Hecke in den nächsten fünf Jahren nicht mehr sein werde, da sich die Nutzung automatisch unten in die Hecke reinziehen werde. Bamberger: "Die Idee der Bikestrecke unterstütze ich grundsätzlich voll, aber man tut sich wirklich keinen Gefallen mit der Anlage in diesem Bereich, mit der man die Naherholung der Bürger da oben kaputt macht."
Zu den Bedenken von Bamberger erklärte Issing, dass bis auf die ein Meter breite Fahrspur durch den zu säenden Kräuterlandschaftsrasen der Blumenwiesencharakter der beiden Äcker erhalten bleibe.
Jurist Kneitz fasste zusammen: "Grundsätzlich besteht im Gremium eine große Sympathie für eine solche Anlage, die den Freizeitsportbereich von Kindern und Jugendlichen bereichert. Aber wir haben auch ein paar erhebliche Einwendungen gehört. Deshalb würde ich gerne die Entscheidung vertagen, um sich mit der Angelegenheit noch einmal näher zu befassen und tangierende Kita-Belange durch das von der Gemeinde beauftragte Planungsbüro überprüfen lassen."
Dem Antrag auf Vertagung wurde schließlich einstimmig zugestimmt.
Fotos und Luftbild GM Dieter Gürz - Luftbild mit Darstellung Bikestrecke Gde. - Sonstige Planungsunterlagen arc.grün Ralph Schäffner, Landschaftsarchitekt