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„Zauberbaum“ – wie lange noch? Besorgte Eltern schlagen Alarm und machen in einem offenen Brief die Not im Interims-Kindergarten deutlich

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Seit dem 1. September 2023 ist die neue Kita „Zauberbaum“ in der Veitshöchheimer Gartensiedlung in Betrieb. Die dreigruppige Einrichtung, betrieben vom BRK-Kreisverband Würzburg, wurde von der Gemeinde als Übergangslösung errichtet – in modularer Containerbauweise für rund 1,9 Millionen Euro. Sie befindet sich in direkter Nähe zur Bushaltestelle am Ende der Günterslebener Straße. Die Nutzung ist laut Baugenehmigung auf zwei Jahre befristet. Bis dahin sollte  ein geplanter sechsgruppiger Neubau in der Wolfstalstraße hinter der Tennishalle fertiggestellt sein. Für das Projekt hatte die Gemeinde den Verkauf von vier Reihenhausgrundstücken aufgeschoben.

Gegen Ende des zweiten Betriebsjahres  haben sich nun eine Elterninitiative anonym in einem offenen Brief an die Presse gewandt, um "im verzweifelten Versuch, die Einrichtung zu retten", die Öffentlichkeit auf die nach ihrer Meinung untragbaren Zustände und die Nöte im schon nach außen hin wenig einladenden Containerkindergarten hinzuweisen. Sie befürchten, dass die Interimslösung sich  immer mehr zu einer für Kinder, Eltern und  das pädagogische Fachpersonal höchst unbefriedigenden Dauerlösung entwickelt. Gespräche mit dem Träger, so beklagen sie, seien bisher immer wieder im Sande verlaufen, wirkliche Verbesserungen ausgeblieben.

Ein erster Erfolg des offenen Briefs: Der von ihnen gewünschte Elternabend, um gemeinsam mit Träger und Gemeinde in einen echten Dialog zu treten, wurde nun erfüllt. Laut Auskunft von Bürgermeister Jürgen Götz wurde er für den 15. Juli 2025 anberaumt, an dem neben ihm auch BRK-Kreisgeschäftsführer Oliver Pilz teilnimmt.

1. Problempunkt: Dauer der Übergangslösung

Wie es heißt, stelle der Alltag im Container-Kindergarten für alle Beteiligten eine enorme Belastung dar. Die beengten Räume ließen kaum Platz zur freien Entfaltung, so heißt es. Der Gartenbereich biete den 49 Kindern kaum Möglichkeiten für ein freies Spiel. Keine Bäume, keine Büsche, kaum Spielgeräte. Den ganzen Tag scheine die Sonne ohne genügenden Schutz auf den Garten, der aktuell, wie auf dem Foto zu sehen, aufgrund der Trockenheit geradezu trostlos ausschaut.

Die Eltern: "Das Ganze wirkt trist - der ´Charme´ des Containers lässt sich nicht wegpädagogisieren und hindert einige Familien auch bei der Wahl für den richtigen Kindergarten."

Die Eltern befürchten, dass diese Übergangslösung von längerer Dauer ist, denn der geplante Neubau der Kita, wie er am 24. Oktober 2024 im Haus der Begegnung von den Planern vorgestellt wurde (Foto),  stehe wegen der Beschwerden von Anwohnern in den Sternen. So seien Zettel in die umliegenden Briefkästen geworfen und die Anwohner darin informiert worden, dass das Architekturbüro keinen Auftrag mehr für einen Bau hätte.

Währenddessen würden Kinder auf dringend benötigte Plätze warten. Im Elternbrief heißt es: "Die Gemeinde hat erklärt, es gebe ausreichend freie Platze in anderen Kitas im Ort - doch jede Kita, bei der wir als Eltern anfragen, nennt uns lange Wartelisten. Das passt nicht zusammen."

2. Problempunkt: Betreuungsausfälle und Notbetreuungen 

Aber nicht nur wegen der fehlenden Perspektive, sondern auch wegen wiederholter Einschränkungen des Kita-Betriebs hätten einige Familien den Kindergarten inzwischen verlassen. Nach elternseitigen Feststellungen war die gesamte Kita Zauberbaum seit der Eröffnung, nicht nur einmal wegen Personalausfällen ganz geschlossen. Die Notgruppen, in der nur wenige Kinder betreut werden können, könne man kaum zählen. Die Not und auch der Ärger der Eltern sei enorm hoch.

Die engagierten Erzieherinnen würden ihr Möglichstes tun, wird von Elternseite anerkannt, doch der Krankenstand steige. Die psychische Belastung sei durch die geschilderten Umstände hoch. Springer würden vom Träger keine gestellt. So erfahre man als Eltern auch mal um 7.00 Uhr,  dass die Betreuung des Kindes an diesem Tag ausfällt. Manche seien da bereits auf dem Weg zur Kita. Einige Familien hätten deshalb nach eigenen Angaben bereits Beiträge teilweise zurückgefordert – als Reaktion auf wiederholte Betreuungsausfälle. Unverständnis besteht elternseits, dass angesichts der laufenden Notbetreuungen eine von vielen Eltern geschätzte Kraft nicht übernommen wurde. Viele Fachkräfte würden über eine Kündigung nachdenken. Und wie die Eltern in Erfahrung bringen konnten, hätten tatsächlich zwei Fachkräfte zum Ende des aktuellen Kindergartenjahres gekündigt. Die Eltern  sind deshalb besorgt, dass sich die Situation damit weiter verschärft.

Ein weiterer Punkt, der von Seiten der Eltern thematisiert wird, ist das ursprünglich geplante Konzept der Naturpädagogik. Dieses könne aktuell nicht umgesetzt werden – unter anderem aufgrund des Personalmangels. Der Träger möchte hier erst durch eine Begehung klären, ob der anliegende Wald für die Kinder geeignet ist.

So kommen die Beschwerdeführenden zu dem Schluss: "Wir als Eltern fühlen uns allein gelassen und machtlos. Wir versuchen verzweifelt, die Einrichtung zu retten und wir hoffen, dass unser Brief beim Elternabend  helfen kann, die Not deutlich zu machen."

Die Forderung der Eltern ist klar: "Es braucht eine Lösung – sei es durch politische Unterstützung, einen Trägerwechsel oder durch eine mutige Entscheidung für den längst überfälligen Neubau."

„Ein Kindergarten ist mehr als eine Übergangslösung“, heißt es im Elternbrief. „Er ist ein wichtiger Ort für Bildung, Entwicklung und soziale Bindung.“ Mit dem geplanten Elternabend würden viele Familien die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Situation verbinden – zum Wohle der Kinder und des pädagogischen Teams.

Fotos Dieter Gürz - Neubauillustration GKT

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