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Veitshöchheimer Theater am Hofgarten verzauberte bei seiner Freiluft-Premiere in der wunderbaren Hof-Kulisse des Weingutes Hessler 100 Theaterfreunde

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Rundum gelungen war das erste  Freilichttheater des Theaters am Hofgarten im Hof des Weingutes Hessler in der Gartensiedlung. Sowohl die sieben "Jungspunde" des Theatervereins (im Bild) im Einakter „Kriminelle haben es auch nicht leicht“ von Benedict Friederich,

als auch nach der kulinarischen Pause die "Oldies" beim zweiten Einakter, dem Schwank „Glück im Spiel, Pech im Stall“ aus der Feder von Claudia Gysel sprühten in der Premierenvorstellung am Freitagabend nur so vor Spiellaune. Die gelungene Premiere beider Einakter bot Irrungen und Wirrungen, Situationskomik, schrullige Figuren, Liebe mit Hindernissen sowie Lokalkolorit und sorgte beim Publikum für anhaltendes Gelächter und Applaus.

Wie Vorsitzender Bernd Schäfer zur Begrüßung der 100 Gäste sagte, hätte viele Laienschauspieler seines Vereins nach eineinhalbjähriger Abstinenz von der Theaterbühne schon mit den Füßen gescharrt, um all ihre vielen  Theaterfans wieder verzaubern zu können. Lange Zeit hätten sie nicht gewusst, unter welchen Bedingungen sie proben und dann auch wieder auftreten können.

Dies sei auch der Grund für die Entscheidung gewesen, im Freien zwei Einakter in unterschiedlicher Besetzung, einmal mit der Nachwuchsgruppe und dann mit den Oldies zu spielen.

Gastgeberin Conny Hessler wiederum brachte ihre Freude zum Ausdruck, hier im wunderbaren, liebevoll gestalteten Winzerhof ihrer Familie nach langer Pause ihre Gäste mit einem guten Wein und selbst gemachten Speisen, darunter auch frisch zubereiteten Salaten, unter Beachtung eines Hygienekonzeptes verwöhnen zu können. So mussten alle Achter-Tische mit einem Abstand von 1,50 Meter gestellt werden und ein Wechseln der Tische war untersagt.

Unter den Gästen weilte auch der aus Veitshöchheim stammende 23jährige Schauspieler Benedict Friedrich (im Bild), Autor des Einakters "Kriminelle unter sich", den er 2018 veröffentlicht hat. Er selber hatte viele Jahre bis zu seinem Abitur im Jahr 2016 im Schultheater des Gymnasiums Veitshöchheim mitgewirkt. Zur Zeit studiert er im Jahrgang 2018 bis 2022 an der Akademie für Darstellende Kunst Bayern in Regensburg in der Fachrichtung Schauspiel.

Im Nebenzimmer einer Kneipe findet ein Treffen zwischen drei sehr unterschiedlichen Paaren statt. Sie alle haben gemeinsam, dass sie Kriminelle und alle schon seit langem befreundet sind. An diesem besonderen Abend planen sie ein "Ding, wie es die Welt noch nicht gesehen hat", nämlich die Entführung der Freundin von Franz Goldenschleier, einem schwerreichen Deutschen. Dazu stoßen sie im Bild auf ein gutes Gelingen an. Sie wollen ihre unterschiedlichen Fähigkeiten unter einen Hut bekommen, um zusammen ein Lösegeld von 30 Millionen Euro abzustauben.

Ihre Rädelsführer und Ideengeber sind der italienische Erpresser und Geldwäscher Luigi (Luca Schenk) und sein französisches "Täubchen", die attraktive Belle (Melina Kretschmar), beide einen köstlichen Akzent entsprechend ihrer Herkunft sprechend.

Dazu gesellen sich im amerikanischen Akzent  Dirty Cash (Manuel Seemann) und sein Darling Cindy (Carina Wohlfahrt), die sich rühmen, ganz groß in Drogenhandel und Prostitution tätig zu sein. Sie sollen die Freundin von Goldenschleier in einer Wellnessanlage betäuben.

Als Räuber und Entführer  aus Deutschland entpuppen sich der stets ruppige Hermann (Nils Beck) und sein ihm ständig widersprechendes Weib Rosi (Selina Weisenseel).

 Cindy offenbart zwischendurch immer mal wieder ihre Lebensfreude.

Bei ihrer Zusammenkunft stört andauernd der sehr aufdringliche Kellner (Marcel Spieß), was dem amerikanischen Drogenboss gar nicht gefällt.

Der Kellner, der sich als verdeckter Ermittler entpuppt, hat sehr zur Freude des Ganovenbosses des Rätsels Lösung parat, wie die Betäubte unbemerkt mit einem Rollstahl aus dem Wellness-Center fährt, ehe er dann seine Erkenntnisse über den geplanten Coup an seine Auftraggeber verrät,  zuvor noch ein Trinkgeld von Luigi kassierend.

 

 

Es erfolgt nochmals ein "Prost" auf den guten Plan und das Gelingen eines wirklich wunderbaren Verbrechens.

In der nächsten Szene prophezeit der Kellner: "So meine lieben Freunde, wir sehen uns im Gefängnis."

Wie sich aber am Schluss herausstellt, trieben nicht nur der Kellner, sondern auch Luigi und seine Belle mit ihren Freunden ein hinterhältiges Spiel, um allein an das Erpressergeld zu kommen.

Am Ende verabschieden sich Luca und Nils, denn es ist ihre letzte Aufführung für das Theater am Hofgarten, bevor Nils auf die Schauspielschule in Köln und Luca in Hamburg geht.

„Glück im Spiel – Pech im Stall“, ein lustiger Schwank aus der Feder von Claudia Gysel

Sechs Laienschauspieler des Theater am Hofgarten treten im Schwank „Glück im Spiel – Pech im Stall“ auf. In dem kurzweiligen Einakter geht es um einen Scheck, der an die glückliche Gewinnerin gebracht werden soll, eine aus dem Altersheim ausgebüxte ältere Dame (Bildmitte Conny Lyding) und einen in Liebesdingen etwas scheuen Bauern (links Bernd Schäfer), der nach vielen Irrungen auch noch das Glück in der Liebe mit der Pflegerin seiner Mutter (Birgit Wolf-Kroll) findet. Kurzum, wie im wahren Leben geht es um Geld und Liebe. Neben den „alten Hasen“ auf der Theaterbühne sorgte diesmal auf Anhieb Conny Lyding als Alma für Furore auf der Bühne.

Die Handlung:

Alma Zwicky (Cornelia Lyding) hatte nach ihrem 80. Geburtstag keine Lust mehr, auf dem Hof ihres Sohnes Christoph (Bernd Schäfer) zu wohnen und diesem sowie ihrem zweiten Sohn Hannes, einem arbeitsscheuen und planlosen Elektriker (Alexander Götz), zur Hand zu gehen.

Seit sie weg ist, hat ihr Sohn Christoph nur noch Pech auf dem Hof, sind ihm zwei Kälber verreckt und sein Bruder bringt es nicht auf die Reihe, das Licht im Stall zu reparieren. In Wirrungen verstrickt er sich, als er, seiner vor zwei Jahren verstorbenen Frau Hedi nachtrauernd, sich auf Brautsuche begibt. Denn leider tut er sich ein bisschen schwer in Liebesangelegenheiten.

 

Zu seinem Verdruss erscheint auch noch seine spielsüchtige, ziemlich zickige Schwester Gertie (Sabine Werner), um sich von dem "Geizkragen" Geld für das Spielcasino in Monte Carlo zu leihen, der das natürlich ablehnt.

Da ist für Gertie gut Rat teuer, bis plötzlich Vivienne (Sonja Binde) von der Bildzeitung mit einem Scheck auf der Bildfläche erscheint, um Alma den Gewinn eines Preisausschreibens persönlich zu überreichen.

Da sieht Gertie in der irrigen Annahme, der Gewinn belaufe sich auf 100.000 Euro, ihre Chance, an genügend Kohle zu kommen. Sie lässt nichts unversucht und schreckt aus Verzweiflung vor nichts zurück.

 Da schneit auch noch Almas langjährige Pflegerin Karin (Birgit Wolf-Kroll) ins Wohnzimmer, von Gertie für eine Frau gehalten, die Christoph per Annonce angeln will. Dies will zwar Karin, aber nicht aufgrund seiner Heiratsanzeige. So kommt sie, seit Alma weg ist,  auf den Hof, obwohl es hier nichts mehr zu pflegen gibt.

Während auf dem Hof das häusliche  Chaos herrscht und auch im Stall nichts mehr rund läuft, hält es auch Alma in St. Hedwig nicht mehr aus, büxt sie aus. Sie wollte, mit dem Bus am Kirchplatz wegfahrn, aber da hält ja kenner mehr vor lauter Skeletten, die sie hier finden. So habe sie am Geisberg einen auf Anhalter gemacht. Auf einer Harley-Davidson, von einem flotten, feschen Kerl abgeschleppt, kehrt sie zurück. Von Karin empfangen, löst sie fortan ein heilloses Durcheinander aus.

Als erstes genehmigt sie sich, seit Wochen nicht mehr gebadet und mit zerrissenen Strümpfen, einen Schnaps vom Pabst.

Nachdem Alma das letzte Mal vor vier Wochen gebadet wurde, hat nun Pflegerin Karin wieder ein Betätigungsfeld. Sie reibt ihr auch die Beine ein.

Zwischendurch macht auch Hannes der Karin den Hof.

Als Christoph mit Karin flirtet und ihr sagt, sie sehe nach vier Wochen auf Alm sehr gut aus, ist sie schon voller Hoffnung und bereit ihm jeden Gefallen zu tun, bis er sie bittet, das Wohnzimmer aufzuräumen, da er Damenbesuch erwartet, mit der Notlüge, sie verkaufe Pfannen.

Als dann Vivienne wieder erscheint, um den Gewinn-Scheck an Alma zu überreichen, flippt Karin aus und jagt sie mit den Pfannen in der Hand aus dem Haus.

Als Gertie die von ihrer Mutter zum Baden abgelegten Kleider entdeckt, schlüpft sie sogleich in diese, um so an den Gewinnerscheck zu kommen. Sie scheut auch nicht davon zurück, die Überbringerin niederzuschlagen, wobei der Scheck unbemerkt zu Boden fliegt.

Gertie schlüpft ganz in die Rolle ihrer Mutter, bis Karin sich über die plötzlich glatten Beine und lackierten Fußnägel wundert und schließlich den zu Boden geflatterten Scheck entdeckt.

Zum Happyend gesteht Christoph Karin seine Liebe, während Alma in Motorradkleidung der Scheck über 1.000 Euro gerade recht kommt, um wachgeküsst von ihrem Motorrad-Fahrer (Manuel Seemann in einer Doppelrolle) mit ihm auf der Harley Davidson auf große Fahrt zu gehen.

Turbulent ist dann auch die letzte Szene, als Hannes lautstark verkündet: "Jetzt habe ich meine letzte Leitung verlegt. Ihr werdet ein blaues Wunder erleben. Das Wohnzimmer wird erstrahlen wie der Stern von Bethlehem."  Was dann auch tatsächlich eintrat, als er vom Stromschlag getroffen, nach hinten überfällt.

Zum großen Erfolg des ersten Freilichttheaters trugen im Hintergrund bei Walter Fischer (Aufbau), Petra Schwittkowski (Bühnenbild, Assistenz, Souffleuse, Mädchen für alles), Carina Wohlfahrt (Tischschmuck), Michael Oppmann (Technik), Melanie Seybold (Makeup und Haardesign) sowie zehn Mitglieder im Service.

Nach der Premiere folgen noch vier weitere Vorstellungen, davon drei am nächsten Wochenende, die alle ausverkauft sind.

Feedback

Wie Vereinsmitglied Dieter Leimkötter mitbekam, während er bediente,  war man im Publikum sehr froh, dass die lange Zeit der coronabedingten Abstinenz der Kulturveranstaltungen endlich vorbei ist. Die Zuschauer hätten das Schauspiel unter freiem Himmel genossen. Viele würden es begrüßen, wenn das Weingut Hessler den Hof grundsätzlich für Gastronomie und Kultur öffnen und quasi eine Kleinkunstbühne betreiben würde. Die Voraussetzungen seien dafür ideal.

Auch für den Vereinsvorsitzenden Bernd Schäfer war das Feedback der Gäste sehr positiv. Die Inszenierung der Oldies, so konnte er von langjährigen Fans hören, sei bislang das lustigste Stück, das bisher das Theater aufgeführt habe, kein Wunder, dass auch angesichts idealer Temperaturen eine Bombenstimmung im weiten Rund geherrscht habe. Sehr gelobt hätten die Gäste auch die vom Weingut Hessler ausgewählten Weine des Jahrgangs 2020, ebenso auch die Speisen.

Spende für einen sozialen Zweck

Angesichts des großen Erfolgs dachte der Theaterverein aber auch an die Opfer der Messerattacke am Barbarossaplatz in Würzburg vom 25. Juni, bei der drei Frauen getötet und fünf weitere Menschen schwer verletzt wurden, darunter auch ein 11-jähriges Mädchen und ein 16-jähriger Jugendlicher. Den beiden Minderjährigen will der Verein, so Schäfer, aus dem Veranstaltungserlös 500 Euro zur finanziellen Unterstützung zukommen lassen. Wie der Vorsitzende berichtete, gehört der 16jährige der Jugendmannschaft des SVV an, die er trainiert. Gottseidank habe der Jugendliche zwischenzeitlich wieder das Krankenhaus verlassen können.

Fotos (c) Dieter Gürz

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