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Höchst beeindruckende 9. Veitshöchheimer Kunstausstellung im "gARTen" mit Skulpturen, Fotokunst und Modedesign - Auch am kommenden Wochenende geöffnet

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Nach dem coronabedingtem Ausfall im Vorjahr zog am letzten Wochenende im idyllischen Garten der Familie Beck-Schwerd in der Würzburger Straße 30 in Veitshöchheim nun schon zum neunten Mal die Open-Air-Galerie "im gARTen" mit den Ausstellern v.l.n.r. Katharina Schwerd (Schmuck- und Modedesign), Marie-Lise Forbach-Gasser (Schmuck), Hans-Joachim Hummel (Fotokunst) und Antje Friederich (Skulpturen) an die 200 Besucher in ihren Bann.

Geöffnet ist die Open-Air-Galerie auch noch am nächsten Wochenende, Samstag, 24. Juli und Sonntag, 25. Juli, jeweils von 15 bis 19 Uhr.

 

 

Die Ausstellung "im gARTen" hat sich zu einem richtigen Event entwickelt. So gab es bei idealem Sommerwetter ein ständiges Gehen und Kommen. Im Hof gab es an Bistrotischen auch was zu Trinken und zu Knabbern und in netter Stimmung hatten die Gäste auch Gelegenheit, sich mit den anwesenden Künstlern über ihre  Objekte zu unterhalten.

Im Atelier von Katharina Schwerd entstehen mit viel Phantasie, Witz und Charme höchst individuelle Einzelanfertigungen. Sie setzt auf ausgefallene Stoffe, die sie durch klare Schnitte in Szene setzt. Sie präsentiert den Besuchern so reichlich Schönes zum Anschauen, Anfassen und Probieren. Ob Mode, Schmuck, Accessoires oder Taschen – ihr Umgang mit Materialien und Formen ist so grenzenlos wie formvollendet. Mit Gespür für Farben, Stoffe und Formen kombiniert die Künstlerin verschiedenste Materialien. Schwerd präsentierte so „vor Vitalität und Phantasie sprühende Mode, Accessoires und Schmuck", so auch Modeschmuck-Kreationen aus Glas mit Neon-Nylonfäden, aus Acryl und silbervergoldet.

 

Die Schweizer Schmuckdesignerin Marie-Lise Forbach-Gasser stellte nun schon zum zweiten Mal außergewöhnlichen, zeitgenössischen Schmuck aus, den sie meist aus Silber, Messing, Kupfer oder buntem Plexiglas fertigt.

Die Besucher waren alle beeindruckt vom  besonderen Ambiente des bis zum Main gehenden, als Ausstellungsraum genutzten naturnahen Gartens von Katharina Schwerd. Die Werke von Hans-Joachim Hummel und Antie Friederich hingen, lagen oder standen im Freien auf Rasenflächen, zwischen Obstbäumen, Sträuchern, Rosenlauben, Beeten und Gewächshäusern oder  bildeten wie oben die Midi Models der Holzbildhauerin einen Laufsteg entlang dem Fußweg im Garten (in der Mitte dargestellt das Konfirmationskleid der Freundin ihrer Tochter).

In den lauschigen Nischen im Garten luden immer wieder Sitzecken zum Verweilen und Plauschen über die hier zu sehende Fotokunst von Hans-Joachim Hummel und der gedrehten Erstlingswerke auf dem Regal von Antie Friederich (zu Gast war auch Kit Kiesel, bekannt durch die Musikgruppe "Drei Franken mit dem Kontrabaß").

Die Kunstwerke ließen so in  vielen Winkeln und Nischen von sattem Grün umgeben eine reizvolle, lebendige Atmosphäre entstehen, die zum Staunen wie hier über das große Blumen- und Gemüserelief von Antje Friederich und zugleich zum Verweilen einlud und unerwartete Entdeckungen und Begegnungen ermöglichte.

Studiert hatte die Holzbildhauerin nach dem Abitur, das sie 1980 in Würzburg mit dem Leistungskurs Kunst abgelegt hatte, Psychologie. Nach einigen Auslandsaufenthalten wie Neuseeland und Kanada wurde das seit der Kindheit bestehende Interesse an der Holzschnitzerei immer größer. So begann sie 1993 eine Ausbildung für Holzbildhauerei in Bischofsheim in der Rhön, die sie erfolgreich abschließt. Im Anschluss arbeitete sie als Psychologin in einer Praxis und erhält die Approbation zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Nach einigen Jahren in Mindelheim, wo auch zwei ihrer drei Kinder geboren wurden, zieht Antje Friederich 2005  mit ihrer Familie nach Veitshöchheim. Hier entdeckt sie ihre Leidenschaft zur Kettensäge (auf dem Foto hat sie sich im Minimodell mit ihrer Arbeitskleidung verewigt) und baut sich ihre Werkstatt.

Aus einer Buchenleiste im Format 3 x 3 Zentimeter sind diese handgeschnitzten, fein ausgearbeiteten „Mini-Models“ in verschiedenen Stilrichtungen und Charakteren entstanden, so Menschen mit Tattoos, mit Kapuzen, verschiedenen Hautfarben. Unten links die Corona-Gruppe "Maskenball - Tanz um den Patienten" und rechts ein Mitarbeiter im Trainingsanzug im Homeoffice und daneben der Vorgesetzte im Anzug im Büro.

Was sie alle vereint: "Sie sind alle einem Holz geschnitzt."

Diese handgeschnitzten Kaffebohnen riechen förmlich nach Kaffee.

Stolz präsentiert die Bildhauerin dieses Rosenmännchen aus Rosenholz.

Eine Augenweide sind auch wieder Friederichs auf einem Totholz-Stamm platzierten, aus Ton gefertigten Frösche.

In diesem Bogen platzierte die Künstlerin ihre Fledermäuse rund um den "Toktok" (Specht). Die Künstlerin formt nämlich mit Vorliebe Pflanzen und Lebewesen, denen das Thema Lebensfreude und Genuss gemeinsam ist.

Und auch diesen Fledermäusen und dem Specht aus Holz verlieh sie so mit wenig Bearbeitung viel Ausdruck.

Niedlich diese Mäusegruppe aus Ton, die sich über den Käse hermacht.

Der Würzburger Grafik-Designer und Fotokünstler Hans-Joachim Hummel zeigt experimentelle Kunst-Fotografien und RealLive-Aufnahmen mit Motiven aus aller Welt, die ebenfalls die Kraft des Lebens ausdrücken. Er lässt sich auf Reisen zu seinen Motiven inspirieren, die nach ihrer Bearbeitung die Grenzen von Malerei und Fotografie aufheben und die reale Situationen und Orte durch digitale Collagen zu neuen Welten machen.

Seine Kunstwerke entstehen in einem Experimentierprozess. Es ist oft eine Kombination aus zwei Bildern. Hummel: "Es braucht immer ein gutes Anfangsbild mit einem tollen Motiv, dann überlege ich, was passt dazu, was kann man mischen, wie dem Werk neue Wahrheiten, neue Geschichten hinzufügen."  So war für ihn der Schiefe Turm von Pisa ein klassisches Motiv, wo er versuchte weiterzuarbeiten, ihm eine neue Identität, eine neue Geschichte zu geben.

Dieses kraftvoll wirkende Bild ist kein Fotopapier, sondern ein Elf-Farbendruck, wirkt wie mit Tinte gemalt.

Hier eine Fassade aus Amsterdam gemischt mit einer Wand aus Istanbul. Details sind verwischt, das Große und Ganze sortiert sich neu.  Es entstehen so „einzigartige, aufregende neue Bildwelten", aus realen Situationen und Orten erschaffen. Der Betrachter kann zum Teil nur schwer erkennen, was real und was "gefaked" ist. Wie Hummel sagt, sind die Hälfte seiner in der grünen Gartenkulisse ausgestellten Bilder collagiert.

Hongkonk ist eine bunte, lebendige Stadt, hier hat Hummel Fassaden fotografiert, sie auf- und in sie dann Farben reingedreht. So entstand eine nach seinen Worten ganz "quietschige" Serie.

Diese Aufnahme von Hongkong von oben machte Hummel vom 552 Meter hohen Victoria Peak, wo er dann die Fassaden absichtlich so kitschig machte und mit einem Teil des Hafens kombinierte.

Fotokünstler Hans-Joachim Hummel mischt  in der Regel seine Bilder. Eine Ausnahme sind diese beiden in Birma von ihm dreidimensional fotografierten Buddhas, deren Kopf und Körper von zwei verschiedenen Personen gemeißelt werden. Als Hummel sie fotografierte, die Köpfe noch unbearbeitet, hatte er den Eindruck,  dass sie sich einander was zu erzählen haben.

Vor der grünen Wand im Hintergrund wirkt auch diese Fotokunst auf Alu-Dibond, der Canal Grande in Venedig, in den Hummel ein Schiffsdeck montierte.

Das Bild "Jenseits von Afrika" hat Hummel so im Garten platziert, dass hier förmlich die südliche Sonne hervorsticht. Auch die nachfolgenden Foto-Gemälde wirken phänomenal im sie umgebenden Grün.

 

 

 

Fotos (c) Dieter Gürz

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