Feuerwehrehrenmitglied und Ex-Feldgeschworenenobmann Ewald Röhm feiert heute seinen 90. Geburtstag
Mit Ewald Röhm (Bildmitte) kann heute ein Urveitshöchheimer im Kreise von sechs Kindern und acht Enkeln seinen 90. Geburtstag feiern und auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Zu den Gratulanten zählten auch Bürgermeister Jürgen Götz (2.v.r.), der das Wirken des Jubilars für das Gemeinwohl würdigte, Pfarrer Robert Borawski (2.v.l.) sowie Feldgeschworenenobmann Werner Röhm (li.) und dessen Stellvertreter Karl Wolf (re.). Am Abend kommt noch der Musikverein und spielt ihm ein Ständchen.
Als drittes Kind von vier Kindern geboren, musste Ewald Röhm den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern in der Thüngersheimer Straße 15 im Veitshöchheimer Altort übernehmen, da sein älterer Bruder nicht mehr aus dem Krieg zurückkehrte. Den Betrieb führte er mit seiner Frau Thea bis zu seinem 60. Lebensjahr im Jahr 1989. Das Anwesen, in dem der Jubilar seit seiner Geburt wohnt, ist über 400 Jahre alt, wie die Jahreszahl 1618 im kleinen Torbogen dokumentiert.
Mit seiner aus der Nachbarschaft in der Mühlgasse stammenden Frau Thea konnte der Jubilar vor einem Jahr die Diamantene Hochzeit feiern. Aus ihrer Ehe gingen sieben Kinder hervor. Der älteste Sohn Josef verstarb im Alter von dreieinhalb Jahren.
Ewald Röhm bewirtschaftete mit seiner Familie 25 Hektar Ackerland, hielt Schweine, Hühner und Kühe, deren Milch er über die Straße an viele Veitshöchheimer verkaufte und betrieb auch eine Bullenzucht. Zum Betrieb gehörten auch zwei Ackergäule bis zur Anschaffung des ersten Bulldogs. Der Landwirt hatte einen der ersten Mähdrescher im Dorf und war auch der erste, der mit Traktor und Anhänger mit den Ministranten Mitte der 70er Jahre Papiersammlungen durchführte. Die Landwirtschaft musste er dann im Alter von 60 Jahren infolge eines Bandscheibenvorfalls aufgeben.
Der geistig noch fitte Senior erinnert sich noch genau, als ihn im Alter von 15 Jahre der Kommandant mitten im Krieg dazu animierte, bei der Freiwilligen Feuerwehr einzutreten, in der er dann 25 Jahre aktiv war und deren Ehrenmitglied er seit 2017 ist. Dieses Steckenpferd vererbte er seinem Sohn Robert, der seit 20 Jahren der Veitshöchheimer Wehr als erster Kommandant vorsteht.
Ewald Röhm übte weiter 30 Jahre lang bis März 2006 als Feldgeschworener das älteste Ehrenamt in der kommunalen Selbstverwaltung aus, davon zehn Jahre lang bis 1996 als Obmann der sieben Feldgeschworenen, die die 902 Hektar große Gemarkung Veitshöchheim zu betreuen haben.
Jahrzehntelang zählte das Schafkopfspiel zum beliebten Hobby des Fußballfans des 1. FC Nürnberg. Jeden Sonntag spielte er in einer festen Runde in der Gaststätte Sebold, später scharfes Eck und zuletzt im Treffpunkt. Und auch heute noch schafkopft er noch gerne im Familienkreis.
38 Jahre lang war auch das Kegeln im Haus der Begegnung eine Lieblingsbeschäftigung des Jubilars, ebenso die Städtereisen, die er gerne mit seiner Frau unternahm. Täglich genießt er die Kochkünste seiner Frau, dazu eine Radlerhalbe trinkend.
Welche Bedeutung haben die Feldgeschworenen
Jeder von ihnen übt ein hohes kommunales Ehrenamt aus, ist Teil der kommunalen Selbstverwaltung und Bestandteil der Rechtspflege in unserem Land. Bei der Übernahme ihrer Aufgaben werden sie durch den ersten Bürgermeister ihrer Gemeinde zur Verschwiegenheit und zur Bewahrung des Siebenergeheimnisses in Eidesform verpflichtet.
Es ist ein Ehrenamt, das bereits mindestens 500 Jahre alt ist, dessen Wurzeln sich sogar bis ins 13. und 14. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Es ist eine Aufgabe, der man sich lebenslänglich verschreibt und eine, welches ein außergewöhnliches Geheimnis, das sagenumwobene Siebenergeheimnis mit sich trägt, dessen Bewahrung sie alle hüten bis ins Grab.
Die Feldgeschworenen zeichnen sich durch Gewissenhaftigkeit aus, sind dem Natur- und Landschaftsschutz verbunden und genießen das Vertrauen der Bürgerschaft.
Feldgeschworene sind Mittler zwischen Bürger und Vermessungsverwaltung. Mit Ihrer Hilfe wird der nachbarschaftliche Frieden gewahrt. Sie arbeiten mit Bürgern, Kommunen und diversen staatlichen Ämtern zusammenarbeiten. So leisten die Feldgeschworenen in Bayern jährlich einen Beitrag zur Bildung von mehr als 30.000 bebauungsfähigen Grundstücken. Es gibt in Deutschland nur noch in drei Bundesländern Feldgeschworene, in Thüringen, Rheinlandpfalz und bei uns in Bayern. Ihr Status ist in Bayern im Abmarkungsgesetz fest verankert: "Für jede Gemeinde sind vier bis sieben Feldgeschworene zu bestellen, bei Bedarf kann die Zahl angemessen erhöht werden".
Auch in den heutigen Zeiten mit modernsten Vermessungsmethoden hat sich die Aufgabe der Feldgeschworenen dennoch nicht überholt. Sie stehen für eine nicht zu ersetzende Tradition in der modernen Zeit.
Die Feldgeschworenen erledigen hoheitliche Aufgaben, die im Bayerischen Vermessungsgesetz wie folgt festgelegt sind: "Sie sind zuständig für die Findung, die Sicherung, das Höhenversetzen und teils für das Auswechseln von Grenzsteinen. Sie sichern Grenzeinrichtungen, die z.B. durch Baumaßnahmen gefährdet sind und tragen bei zur Klärung in Fragen der Schlichtung bei Grenzstreitigkeiten. Sie kontrollieren die Gemeindegemarkungen bei Grenzgängen. Und so sind auch im Zeitalter der digitalen Vermessung und der Vermessungsämter Feldgeschworene unverzichtbar. Sie haben weitreichende lokale Kenntnisse und wissen Bescheid über örtliche Zusammenhänge und Traditionen. Das ist mit der besten Technik und dem modernsten Gerät nicht zu ersetzen. So genießt jeder von ihnen in seiner Gemeinde hohe Anerkennung und Respekt."