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Bucherscheinung am 15. November 2019: Ehemaliger Veitshöchheimer Kammeroperintendant auf den Spuren der Opernregie durch die Jahrhunderte

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Präsentation des neuen Buches "Regie oder Regisseuritis"  von Dr. Blagoy Apostolov, Intendant (Bayerischer Verdienstorden / Bundesverdienstkreuz/Tanzender Schäfer Kulturpreis der Stadt Würzburg/Bayerische Kammeroper / RADIO OPERA) 

am 15.11. um 18 Uhr in der Städtischen Bücherei im Falkenhaus Würzburg durch OB Christian Schuchardt

Dr. Blagoy Apostolov ist ein Phänomen (Foto von seinem 70. Geburtstag im Jahr 2010).

Diese Folie präsentierte der Veitshöchheimer Bürgermeister Rainer Kinzkofer bei der Bürgerversammlung 2012 und beim Neujahrsempfang der Gemeinde 2013 

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer zeichnet am 3.7.2013  den Kammeroperintendanten Dr. Blagoy Apostolov mit dem Bayerischen Verdienstorden mit folgender Begründung aus:

"Dr. Apostolov gründete 1982 zusammen mit der Gemeinde Veitshöchheim die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim, eine einzigartige Einrichtung in kommunaler Trägerschaft, die er bis Ende 2012 als Intendant leitete.

Während seiner Intendanz gelang es ihm wieder, unbekannte Opern der Barockliteratur zu neuem Leben zu erwecken. Dabei betätigte er sich als Regisseur, Darsteller, Spielleiter und Dramaturg gleichermaßen. Das Bayerische Fernsehen übertrug in der Vergangenheit verschiedene Produktionen der Kammeroper Veitshöchheim Tourneen in Deutschland, Norwegen, Schweden, Finnland, Belgien, Frankreich und Portugal hatten großen Erfolg. Die Teilnahme an Veranstaltungen wie der Bayerischen Kulturwoche in Stockholm oder der Eröffnung des neuen Opernhauses in Helsinki im Jahre 1994 trugen dazu bei, das Ansehen des Freistaates Bayern im Ausland zu mehren."

Damals sagte Apostolov, er verfüge nun über mehr freie Zeit zu recherchieren und habe vor,  ein Buch zu schreiben über die Geschichte der Opernregie.

Dieses Buch stellt er nun am 15.11.2019 in der Würzburger Stadtbibliothek vor (bei Vorbestellung bis 15.11. bei Verlag www.rmd-verlag.de gibt es 20 Prozent auf den Ladenpreis).

 

Regie oder Regisseuritis

Mit einer kulturhistorischen Betrachtung der Opernregie und ihrer Entwicklung im Lauf der Jahrhunderte stellt Dr. Blagoy Apostolov die provokante Frage nach der Relation und der Gewichtung von Partitur und Regisseur.

In seinem neuen Buch „Regie oder Regisseuritis“ beleuchtet der ehemalige Intendant der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim und Moderator des Rundfunksenders Radio Opera die Geschichte der europäischen Opernregie.

Mit einem Blick hinter die Kulissen erfährt der Leser auch Wissenswertes über die Berufe am Theater, Theaterarchitektur, Bühnenbild, Beleuchtung und die obligate Harmonie für eine gelungene Inszenierung.

Kunst war und ist Geschmackssache. „Regie und Regisseuritis“ durchstreift die Epochen der Opernentwicklung mit dem Schwerpunkt Europa. Kernthema Apostolovs ist die Gewichtung der historischen Vorlagen versus Zeitgeschmack.

Wo liegen die Grenzen der künstlerischen Freiheit, wann ist die Grenze zur Werkfälschung überschritten? Steht die Selbstinszenierung des Regisseurs über der Inszenierung des epochal überlieferten Kunstwerks?

„Regie und Regisseuritis“ bündelt Dr. Blagoy Apostolov jahrzehntelange profunde Erfahrung in der Opern- und Theaterwelt. Sein Anliegen ist die authentische Weitergabe von Kunst- und Kulturschätzen an nachfolgende Generationen.

Mit einem kritischen Blick auf Experimente ist es dem Autor ein Anliegen, junge Kollegen in der Verbindlichkeit der Authentizität zu bestärken und so den originalen Duktus der Künstler zu bewahren.

Dr. Blagoy Apostolov ist studierter Sprachwissenschaftler und promovierte in vergleichender Phonetik. Von 1975 bis 1980 war der lyrischer Bariton Mitglied des Stadttheaters Würzburg und absolvierte über 1350 Vorstellungen auf nationalen und internationalen Bühnen.

1982 gründete Dr. Blagoy Apostolov die Bayerische Kammeroper in Veitshöchheim und arbeitete dort bis 2012 als Intendant, Oberspielleiter und Regisseur.

1996 wurde dem Autor des Buches „Regie und Regisseuritis“ für seine Verdienste in Kunst und Kultur das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2013 der Bayerische Verdienstorden verliehen.

 

REGIE ODER REGISSEURITIS    

 Auf den Spuren der Opernregie durch die Jahrhunderte        

Verschiedene Aspekte und Notizen

 

Wir sind bemüht, errungene Kultur- und Kunstwerte weiter zu schützen und den folgenden Generationen in aller Echtheit zu übergeben. Dies würde den jüngeren Kollegen viel Mühe sparen und von Irrwegen schützen. Deswegen auch ein Versuch in diese Richtung mit dem aktuellen Buch.

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Die Operngattung ist Ende des 16. Jahrhunderts in Florenz im Rahmen der Florentiner Camerata geboren. Namhafte Komponisten, Literaten und Künstler hatten sich als Ziel gesetzt, das griechische Drama wieder zu beleben. Sie erfanden damit die Rezitative und das recitar cantando (rezitiere singend). So wurde die Oper geboren.

Die Oper hatte eine stürmische Entwicklung, zunächst an den verschiedenen Höfen. Herzoge und Fürsten wetteiferten, wer mehr Glanz und bessere Sänger aufbieten wird. Mit der Zeit wurde die Oper auch dem breiten Publikum geöffnet. Je nach Region oder Staat hatte diese Gattung eine unterschiedliche Entwicklung, bekam auch die lokalen Farben und Formen in sich.

Heute im 21.Jahrhundert gibt es ein Opernhaus in fast jeder größeren Stadt. In Deutschland nur sind es an die 280 Häuser, welche jeden Abend spielen und wo einige Male mehr Menschen hingehen als in den zwei Fußballbundesligen.

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Das Buch streift einige Regionen und Epochen der Opernentwicklung in den verschiedenen Ländern durch. Eine globale Erfassung würde das Volumen des Buches sprengen, wobei es sich hier nicht um die Geschichte der Oper handelt, sondern um die Opernregie. Wie wurden die verschiedenen Werke erarbeitet und präsentiert.

Der Autor erzählt über seinen künstlerischen Weg als Opernsänger, Regisseur und Intendant. Dabei wird er als „letzter Mohikaner“ bezeichnet, denn es wird sich wohl kaum heute einen anderen Intendanten finden, der bereit wäre, das volle Risiko, auch finanziell, für sein Theater zu übernehmen. Apostolov tat dies: „Fehlbeträge übernimmt der Intendant“.

Es wird die Beschreibung der wichtigsten Berufe am Theater und ihre konkreten Aufgaben erklärt.

Dann geht es zur Geschichte der Inszenierung. Was ist das, die Inszenierung, das Theater und seine Architektur, die Bühne und ihre Ausstattung, das Bühnenbild und seine Funktion.

Es werden die wichtigsten historischen Etappen der Regie genannt: Die Regie in der Antike (Griechenland und Rom), die Regie im Mittelalter und der weitere Weg zur klassischen Kunst.

Die Opernregie nimmt eine revolutionäre Entwicklung im 18. und 19. Jahrhundert. Die Entwicklung der Beleuchtung, von den Kerzen zum Gas und zum elektrischen Strom. Die Regie in der Zeit der Romantik. Die Revolution des Realismus und das Freie Theater.

Ein weiterer Rückblick zur Poesie, der Musik und der Gesellschaft, hier mit Betrachtung der Hofarie im XVII Jahrhundert. Paris und Versailles. Die barocke Zeit und die großen Meister. Jean Baptiste Lully und Jean-Philippe Rameau und Le Roi Soleil, der König Sonne. Molière und die Bedeutung seines Schaffens für die Opernsujets und das Hofballett. Die Musik beim König und die Musik bei den Privaten. Carlo Goldoni und die Commedia dell’Arte.

Die Oper und ihr Gesicht. Ist die Regie der richtige Schlüssel zur Partitur? Richard Wagner als einer der allerersten Opernregisseure. Neues soll kommen aber wie? Wollen wir die Werke der Schöpfer, die Partituren erzählen oder uns selbst an die Rampe bringen? Regie oder Regisseuritis? Konstantin Stanislawski: Die Bühnenfigur muss im Körper des Darstellers integriert werden. Diktion und Gesang. Der Aufbau der Rolle. Der Charme und das Charisma auf der Bühne.

Die Opernrevolution nach dem Krieg: August Everding, Giorgio Strehler, Jean-Pierre Ponnelle, Michael Hampe im Westen und die ostdeutsche Schule mit ihrem kritischen Realismus: Walter Felsenstein und das Regietheater.

Betrachtet wird anschließend Kurt Honolka und sein Werk „Die Oper ist tot- die Oper lebt!

Die Geburt der Münchner Oper. Adelaide de Savoye, Kurfürstin von Bayern.

Das italienische und das französische Theater.

Eine besondere Studie: Wie sahen die allerersten Vorstellungen von Mozarts „Don Giovanni“ aus? Mozart und Da Ponte. Prag.

Eine Oper führt zu einer Revolution in Brüssel und später zur Selbstständigkeit des Staates. Die Stumme von Portici von Daniel Francois Esprit Auber.

Im letzten Teil des Buches wird eine Studie der Arbeit des italienischen Musikverlags Sonzogno in Mailand präsentiert. Blick in die Arbeit mit genauer Beschreibung der verschiedenen Regiekonzepte. Isabeau von Pietro Mascagni und Andrea Chénier von Umberto Giordano. Aufbau der Regie und die Zweckmäßigkeit von Bühnenbild und Kostüme. La Bohème von Ruggero Leoncavallo.

Zum Schluss ein Gespräch zwischen dem Intendanten und Regisseur Michael Hampe und Blagoy Apostolov über die Arbeit am Operntheater.

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