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Veitshöchheims Altbürgermeister Rainer Kinzkofer machte vor 55 Jahren das Abitur - Nun traf sich der Klassensprecher mit den noch lebenden Schulkameraden

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Erinnerungsfoto zum 55jährigen Abi-Jubiläum auf der Treppe des Wirsberg-Gymnasiums in Würzburg v.l.n.r. vorne Dr. Rudolf Handwerker, Wirsberg-Schulleiterin Oberstudiendirektorin Christine Martin, Rainer Kinzkofer, Albert Schmitt, zweite und dritte  Reihe Dr. Frank Issing, Ludwig Hertel, Dr. med. Jürgen Glatzel, Dr. Günter Haas, Dr. Rainer Starr, Dr. Imre Keserü und hinten Prof. Klaus Wahl, Peter Wirth, Robert Reißermayer und Hermann Weinig.

Erinnerungsfoto zum 55jährigen Abi-Jubiläum auf der Treppe des Wirsberg-Gymnasiums in Würzburg v.l.n.r. vorne Dr. Rudolf Handwerker, Wirsberg-Schulleiterin Oberstudiendirektorin Christine Martin, Rainer Kinzkofer, Albert Schmitt, zweite und dritte Reihe Dr. Frank Issing, Ludwig Hertel, Dr. med. Jürgen Glatzel, Dr. Günter Haas, Dr. Rainer Starr, Dr. Imre Keserü und hinten Prof. Klaus Wahl, Peter Wirth, Robert Reißermayer und Hermann Weinig.

55 Jahre nach seinen Abiturprüfungen stand Veitshöchheims Altbürgermeister Rainer Kinzkofer am  Samstagmorgen zusammen mit zwölf Klassenkameraden wieder vor den Stufen, die hoch zum Eingang des Wirsberg-Gymnasiums führen. Schon zum elften Mal hatte der Veitshöchheimer als ehemaliger Klassensprecher der 9 b für die noch lebenden Kameraden ein Klassentreffen organisiert, dieses Mal gar drei Tage lang mit dem Besuch von Lokalen wie den Schützenhof oder den Biergarten des Lämmle, zu denen die heute im Durchschnitt 75jährigen früher einen besonderen Bezug hatten.

Blendendes Auskommen

"Wir kommen immer noch blenden miteinander zurecht und es gibt keine Querelen" verrät der von seinen ehemaligen Klassenkameraden als Lebenskünstler eingestufte Diplomkaufmann Robert Reißermayer aus Schweinfurt. Bis vor zehn Jahren stand bei ihren Treffen auch eine Sportstunde in der Turnhalle auf dem Programm, wie Kinzkofer stolz erzählt. Seitdem geht es gemütlicher bei den Treffen zu. Keine Frage, dass viele Anekdoten von früher die Runde machen und auch so manche Frotzelei nicht ausbleibt.

Wie aus den Schulannalen ersichtlich, wurde ihre Schule 1561 als Würzburgs erstes Gymnasium von Fürstbischof Friedrich von Wirsberg gestiftet. Das Gebäude wurde beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 zerstört.  Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen das Wirsberg- und Riemenschneider- im Bauhausstil neu errichtete heutige Schulgebäude an der Löwenbrücke umzog. Mit dabei waren auch Rainer Kinzkofer und seine Klassenkameraden, die hier dann 1964 ihr Abitur an einer Schule ablegten, das rein humanistisch geprägt war, mit Latein und Griechisch als Fremdsprachen und in der die Jungen den Ton angeben. Lediglich in der Parallelklasse machten zwei Mädchen in ihrem Jahrgang das Abitur. Für alle jungen Männer war es damals eine Selbstverständlichkeit, so war zu hören, nach dem Abitur erst zwei Jahre bei der Bundeswehr zu dienen.

Was aus den damaligen Abiturienten wurde

Wenn man sich im Kreis der Akademiker beim Mittagessen im Biergarten des Lämmle umhörte, bekleideten die meisten von ihnen in ihrem beruflichen Leben zuletzt hohe Positionen in Justiz und Verwaltung. So wurden beispielsweise Dr. Rudolf Handwerker Bürgermeister von Haßfurt und Landrat im Kreis Haßberge, Rainer Kinzkofer 28 Jahre Bürgermeister von Veitshöchheim, Albert Schmitt Rechtsrat der Stadt Rothenburg, Dr. Günter Haas  Vorsitzender Richter des Verwaltungsgerichts Würzburg, Dr. Rainer Starr Richter am Amtsgericht Würzburg und Dr. Imre Keserü Ltd. Regierungsdirektor an der Regierung von Unterfranken.

Für einige Abiturienten wie Klaus Wahl, Jürgen Glatzel und Hermann Weinig bedeutete der einzig humanistische Zweig des Gymnasiums, dass sie bei ihrem Landwirtschafts-, Medizin-bzw. Geologie-Studium in den Fächern Biologie und Chemie praktisch bei Null anfangen mussten. 

Auch mit 75 Jahren noch sehr aktiv ist Klaus Wahl, ehemaliger Stellvertreter des Präsidenten und Abteilungsleiter Weinbau und Oenologie, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim, seit 2004 Honorarprofessor an der TU Weihenstephan im Fachgebiet Weinbau und dessen kulinarische Weinproben, auch in das Programm der Volkshochschule eingebunden, ein besonderes Erlebnis und sehr gefragt sind.

Dr. Jürgen Glatzel ist der einzige Mediziner in der Runde. Er machte sich als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Benzheim an der Bergstraße einen Namen mit 25 operativen Belegbetten in einer Klinik und schon ab 1974 seinen Patienten die Knie-Totalendoprothese einsetzte. Die Interessen seiner Berufskollegen vertritt Glatzel als Mitglied des Präsidiums der Landesärztekammer Hessen.

Der in Puchheim bei München lebende Hermann Weinig war 33 Jahre lang als Diplom-Geologe beim Bayerischen Geologischen Landesamt in München mit der Suche nach Rohstoffen wie Steinen und Erden beschäftigt, also nach Materialien, aus den zu etwa 95 Prozent Häuser bestehen. Seine Befunde dienten auch dazu zu entschieden, welche Bereiche als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden sollen. Für ihn ist es wichtig, die Schätze zu wissen, die im Boden lagern und sie dementsprechend zu schützen, damit auch die Nachwelt noch von unseren Rohstoffen leben kann. Sein geologisches Wissen gibt er auch  heute noch bei Exkursionen weiter.

Interessantes zu erzählen hatte auch Ludwig Hertel, in Hamm (NRW) wohnhaft, zuletzt ab 1983 bis zu seiner Pensionierung als Hörfunk-Redakteur im Sportbereich beim WDR tätig. Zuvor war er beim Hagenbuch-Verlag redaktionell unter anderem für die Herausgabe des Sachbuches über die Olympiade 1972 in München verantwortlich.  Bei Radio Luxemburg initiierte er 1974 die Torparade mit Fritz Walter. Höhepunkt seiner Tätigkeit beim WDR war die erstmalige Verleihung des Deutschen Radiopreises im Jahr 2010, mit dem nach Ansicht der Jury die wöchentliche Bundesligakonferenz “WDR 2 Liga Live” als “Bestes Sportformat” ausgezeichnet wurde,  stellvertretend für das ganze Team Reporterin Sabine Töpperwien, Moderator Sven Pistor und eben Hertel als Redakteur. Mit Live-Reportagen von den Spielen der Fußball-Bundesliga und ergänzt durch Interviews, Beiträge und Reportagen entstehe hier “Samstag für Samstag ein föderales Gesamtkunstwerk, bei dem sich die Hörer und die Radiomacher wechselseitig aneinander und am Fußball berauschen”, hieß es damals in der Begründung der Jury.

In die Wirtschaft verschlug es dagegen Dr. Frank Issing als selbständiger Wirtschaftsprüfer, Peter Wirth im Bereich Versicherungen und Robert Reißermayer  aus Schweinfurt  als Diplomkaufmann.

Führung mit Schulleiterin

Beim Rundgang durch ihre Schule konnten voller Staunen der Abi-Jahrgang 1964 feststellen, dass im Kunstsaal noch ihre alten Schultische genutzt werden.

Oberstudiendirektorin Christine Martin, die seit sechs Jahren das Wirsberg-Gymnasium leitet, nahm sich zwei Stunden Zeit, um ihren Gästen die aktuelle Situation der Schule zu erläutern, mit ihnen zu diskutieren und sie durch das Schulgebäude zu führen. Wie sie ausführte, wurde erst im Schuljahr 2007/2008 erstmals am Wirsberg die naturwissenschaftlich-technologische Ausbildungsrichtung mit vertiefter Behandlung der Fächer Physik, Chemie und Informatik angeboten.

Beim Rundgang durch das Schulhaus inspizierten die 1964er Abiturienten voller Neugier und Anerkennung den modern eingerichteten Chemiesaal.

Das Wirsberg sei heute jedoch das einzige Würzburger Gymnasium, das neben der neusprachlichen und naturwissenschaftlich-technologischen auch die humanistische Ausbildungsrichtung anbietet. Die Schülerzahlen haben sich aber von 600 im Jahr 1964 bis heute von 670 nur wenig verändert. Im Gegensatz zu damals würden die Schulbücher heuer kostenfrei von der Schule gestellt.

Neu ist seit dem Jahr 2007 auch die im Innenhof angebaute Mensa,  angeregt durch mehr Nachmittagsunterricht im Rahmen von G8. Der durch sein futuristisches Aussehen als Kontrast zum Bauhausstil des Altgebäudes bestechende Anbau findet auch als Aufenthaltsraum für die Kollegiaten Verwendung.

Die Besucher konnten weiter sehen, dass seit Anfang Juni dieses Jahres Bauarbeiten im Gange sind.  So erhält die Schule einen Anbau, der mit einem Parkdeck ergänzt wird. Der Vorplatz, auf dem bislang Fahrzeuge parkten, soll als attraktiver urbaner Platz hergestellt werden. Nach Fertigstellung des Anbaus soll dann bis Ende des zweiten Quartals 2021 das Bestandsgebäude saniert werden.

Bis zum nächsten Klassentreffen der Abiturienten des Jahrgangs 1964 in fünf Jahren wird dann ihre alte Schule wohl ein völlig verändertes Aussehen haben.

Gedenken an die verstorbenen Schulkameraden

Bei einer Messfeier am Sonntagmorgen in der Vituskirche Veitshöchheim gedachten die 13 noch lebenden Klassenkameraden des Abiturjahrgangs 1964, Kl. 9b des Wirsberg-Gymnasiums Würzburg der sechs verstorbenen Mitschüler Elmar Grotz, Hans Wolfgang Daigeler, Rudolf Reinhard, Peter Neubig, Lothar Pfaff, Winfried Pfeuffer, ehe sie sich nach dem Mittagessen wieder auf den Weg nach Hause machen.

Nicht auf dem Foto ganz oben ist der ein Jahr vor dem Abi  in die Parallelklasse 9 versetzte Kakteenliebhaber Hans Selsam, der sein Gewächshaus in Rottendorf zum Kauf anpreist (Tel. 0931 7846769).

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