Bayerische Behindertenbeauftrage Irmgard Badura besuchte mit BFW-Leuten die Landesgartenschau
BFW-Pressemitteilung:
Mit Bits und Bytes gegen Stufen und Schwellen
Der „Klassiker“ - mitten auf einer Leitlinie liegt ein Hydrantendeckel. Eine gefährliche Falle für blinde Menschen. Da versagen auch die besten digitalen Helfer. Irmgard Badura nimmt es gelassen.
Einen ersten eigenen Eindruck verschaffen von der aktuellen Landesgartenschau und dem zukünftigen neuen Wohnquartier. Dazu war Irmgard Badura, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung nach Würzburg gekommen. Und gleich stellt die Behindertenbeauftragte fest, „da reicht ein Tag nicht, da muss man mindestens noch einmal wiederkommen“.
Die wenige Zeit, die sie in ihrem Kalender freischaufeln konnte, nutzt Irmgard Badura, um das Gelände selber zu erkunden. Begleitet wird sie von Gerd Herold, Fachberater beim Integrationsfachdienst, Hellmuth Platz, Mobilitätsexperte im BFW Berufsförderungswerk Würzburg und Tilmann Sailer, der, fast erblindet, gerade im BFW seine Blindentechnische Grundrehabilitation absolviert.
Sich auf Anhieb auf dem großen Gelände zu orientieren ist nicht einfach, insbesondere, wenn man, wie Irmgard Badura blind ist. Von einer großen Herausforderung spricht auch LGS Geschäftsführer Klaus Heuberger bei der Aufgabe, das Gelände zu gestalten und barrierefrei auszustatten. „Wir müssen den Spagat hinbekommen, zwischen einer vorübergehenden Ausstellung in einer vorhandenen Topografie und einer Fläche, die dauerhaft als neues Wohnquartier genutzt werden wird“. Der Geschäftsführer bedauert, dass sich deswegen nicht alle wünschenswerten barrierefreien Möglichkeiten umsetzen ließen. Er sei sehr froh, dass durch die Kooperation mit dem Berufsförderungswerk(BFW) Würzburg den Besuchern mit Handicap die barrierefreie App BFW SmartInfo angeboten werden könne.
Für Gerd Herold, der Rollstuhlbasketball an der Universität Würzburg unterrichtet, ist die App nicht nur für Menschen mit Beeinträchtigungen sinnvoll, sondern eine Bereicherung für alle Besucher. Jeder könne sich mit der App vorab informieren, was ihn interessiere. Der Fachberater nutzt die Zusatzinfos für Menschen mit Gehbehinderung und erhält Hinweise z. B. über Bodenbeläge oder Stufen ohne Rampen. „Ich kann damit vorher entscheiden, ob ich auch die schwierigeren Wege mit dem Rollstuhl nehmen will, wenn ich mir etwas unbedingt ansehen möchte.“
Irmgard Badura scannt den tastbaren QR-Code auf einer Infotafel.
Der blinde Umschüler Tilmann Sailer macht unterdessen Irmgard Badura auf die tastbaren QR-Codes aufmerksam, die auf vielen Infotafeln angebracht sind. Mit der Kamera seines Smartphones fotografiert er den Code. Eine digitale Stimme liest sofort vor, was auf den Infotafeln steht. „Die App ist einfach toll“, schwärmt der ehemalige Fotograf. SmartInfo sei für ihn so etwas wie ein Audioguide. Aber statt noch mit einem zusätzlichen Gerät herumzulaufen, funktioniere das Ganze mit dem eigenen Telefon.
Gruppenbild mit Bähnchen. Von links: Irmgard Badura, Hellmuth Platz, Tilmann Sailer, Gerd Herold.
Irmgard Badura ist an den Beurteilungen ihrer Begleiter interessiert und fragt nach ihren Einschätzungen zum barrierefreien Tourismus. Gerd Herold und Tilmann Sailer sehen auch bei der Orientierung in komplizierten Gebäuden, wie Flughäfen und Bahnhöfen, großes Potenzial in der App. „Ich bin immer auf der Suche nach Möglichkeiten, damit Inklusion in allen Lebensbereichen möglich wird, gerne auch mithilfe digitaler Innovationen“, erläutert die Behindertenbeauftragte und verspricht, sich beim nächsten Besuch mehr Zeit zu nehmen. Dann will sie die tiny houses erkunden.
Fotos: BFW