Der Veitshöchheimer CSU-Kommunalpolitiker Erich Steppert feiert heute in bewundernswerter geistiger Frische seinen 95. Geburtstag
Mit Erich Steppert (Bildmitte) stoßen auf seinen 95. Geburtstag an v.l.n.r. Pfarrer Robert Borawski, Enkel Johannes Kimmel, Christel Teroerde (stellv. CSU-Ortsvorsitzende) und Bürgermeister Jürgen Götz
50 Jahre im Kommunaldienst
Seinen 95. Geburtstag feierte heute Erich Steppert im Ratskeller im Kreise von zwei Söhnen und einer Tochter, fünf Enkeln und einem Urenkel sowie mit alten Weggefährten und guten Freunden. In bewundernswerter geistiger Frische erzählte der Jubilar voller Stolz, wie sich Veitshöchheim weiterentwickelte, als er zwölf Jahre lange von 1974 bis 1986 die Geschicke der Kommune als Bürgermeister maßgeblich mitbestimmte, die Einwohnerzahl von 7.500 auf nahezu 10.000 stieg und er seinem Nachfolger eine blühende Gemeinde mit ausgezeichneten Perspektiven hinterlassen habe. Im Kreistag vertrat er von 1978 bis 1990 die Interessen des Ortes. Steppert bekleidete auch die Funktionen des 1. Vorsitzenden des Müllabfuhr-Zweckverbandes im Landkreis Würzburg sowie des Abwasserzweckverbandes "Maintal Würzburg".
Persönliche Daten
Der Jubilar wurde als zweiter Sohn einer Eisenbahnerfamilie in Bamberg geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Schweinfurt und Fladungen. Sehr anstrengend war für ihn der Besuch der Handelsaufbauschule in Meiningen, wo er schon um 4.30 Uhr aufstehen und erst um 20.30 Uhr wieder nach Hause kam. Seine Schulaufgaben machte er im Wartesaal von Mellrichstadt. Bereits als 14jähriger kam er zum Kassenzweckverband beim Landkreis Mellrichstadt. Dadurch konnte er sich den Reichsarbeitsdienst ersparen. Im Oktober 1941 erfolgte seine Einberufung zur Infanterie. Im Russlandeinsatz erlitt er 1942 als 19jähriger einen Brust- und 1945 einen Lungendurchschuss. Ein wahres Wunder, dass er nicht verblutet war, als er inmitten von lauter Toten um ihn herum herausgeholt wurde. Nachdem er 1945 als Leutnant der Reserve aus amerikanischer Gefangenschaft freikam, konnte er aber sofort wieder seine Arbeit aufnehmen.
1946 wurde er Mitbegründer des Kreisverbandes der CSU in Mellrichstadt und 1948 der Kolpingsfamilie in Fladungen. Seine Freizeit verbrachte er mit Fußball, Wandern und als Senior der Kolpingsfamilie mit dem Neubau eines Jugendheimes und der Gründung einer Theatergruppe. 1952 heiratete er Hildegard Höhn aus Rimpar.
Nach Veitshöchheim kam der "Rhönhase" als gehobener nichttechnischer Verwaltungsbeamter (Prüfungsjahrgang 1948) im Januar 1957, um die ausgeschriebene Stelle als Kämmerer und leitender Beamter anzutreten. Nach dem Tod des damaligen Bürgermeisters Erwin Vornberger 1974 kandidierte Steppert dann selbst für das Amt des Bürgermeisters, von der CSU unterstützt, der er erst 1980 bei seiner Wiederwahl mit 75,7 Prozent der Stimmen beitrat.
Verdienste um Veitshöchheim
Das 1981 eingeweihte Acht-Millionen-DM-Projekt Mainfrankensäle gilt als die herausragende Leistung Stepperts während seiner Amtszeit. Ohne die würde es heute die Fastnacht in Franken aus Veitshöchheim nicht geben. Höhepunkt waren für ihn, als sich hier Bundeskanzler Helmut Schmidt 1981 und Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß 1982 in das von ihm aufgelegte Goldene Buch der Gemeinde verewigten.
In Stepperts Ära fielden weiter der Bau der Kindergärten der Christuskirche und der AWO, zahlreiche Spielplätze, eine neue achtklassige Grundschule unter Erhalt der Vitusschule im Altort, Freisportanlage mit Kampfbahn Typ C, die Errichtung der Sing- und Musikschule und der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim, die Sozialstation, Verbesserungen beim ÖPNV und der Müllabfuhr, die Erhaltung der Synagoge als Kulturgut und die Weinbergsflurbereinigung.
Durch geschickte Verhandlungsführung gelang es ihm, im neu erschlossenen 20 Hektar großen Industrie- und Gewerbegebiet die Frankonia Schokoladenwerke und die Firma Metronic sowie weitere Firmen wie Mehlig & Heller und Staudigel anzusiedeln, ebenso die Flächen für das Süddeutsche Reha-Werk in Veitshöchheim bereitzustellen. 1976 war es ein rauschendes Fest, als er im Garten des Schönbachhofes die Eingemeindung des zur Gemarkung Oberdürrbach gehörenden Weilers Gadheim mit seinen 102 Einwohnern und einer Fläche von 341 Hektar nach Veitshöchheim feiern konnte.
Stolz ist Steppert heute noch, dass er den besonderen Charme des Altorts gerettet hat, indem er gegen erhebliche Widerstände eine Objektsanierung statt einer Flächensanierung durchsetzen konnte. Veitshöchheims Altort wäre sonst nach seiner Meinung in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hofgarten zu einer Betonwüste mit Hochhäuser verkommen. Der Kommunalpolitiker sieht sich deshalb zugleich "Bewahrer des alten Veitshöchheim" und "Schöpfer des modernen Veitshöchheim".
So wurde denn Steppert aufgrund seiner Verdienste 1988 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Gleichwohl hat es der CSU-Mann bis heute nicht verwunden, dass er 1986 bei der Stichwahl seinem Herausforderer Rainer Kinzkofer völlig überraschend äußerst knapp unterlegen war.
So zog sich der damals 63jährige so ziemlich aus dem öffentlichen Leben zurück, widmete sich seinen Enkeln, Haus und Garten und der Verwaltung seiner Liegenschaften, war aber in all den Jahren im Hintergrund Ansprechpartner und Ratgeber für die Sorgen vieler ihm nahestehender Bürger. Auch heute besucht er noch regelmäßig einen Stammtisch honoriger Bürger.
Erst in den letzten Jahren, seit die CSU wieder den Ortsbürgermeister stellt, beehrt er wieder öffentliche Jubiläumsfeiern. Auch mit 95 ist er nach dem Tod seiner Hildegard im April dieses Jahres Selbstversorger in seinem Haus im Hofweg, lässt sich Essen auf Rädern liefern und beschäftigt eine Haushaltshilfe auf 450 Euro-Basis.
Dem Jubilar gratulierten auch die beiden Eigenheimer-Vorsitzenden Oswald Bamberger (gehörte als einziger schon unter Erich Steppert dem Gemeinderat an) und Marianne Mucha.