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Bewegender und beeindruckender Festakt am Ehrenmal in Veitshöchheim zum Volkstrauertag

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Volkstrauertag 01 Kranzniederlegung 2 Volkstrauertag 01 Kranzniederlegung 1 Volkstrauertag 01 Ehrenmal Karl Nausch Sudetendeutsche LM

Kränze zum Gedenken an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Vertreibung der Gefallenen und Kriegsopfer beider Weltkriege legten in Veitshöchheim am Ehrenmal an der Vituskirche Bürgermeister Rainer Kinzkofer, der stellvertretende DLO-Kommandeur Brigadegeneral Ernst-Otto-Berk sowie Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr,  des Sozialverbandes VdK Bayern, des Sudetendeutschen Verbandes Studentischer Korporationen sowie der Sudetendeutschen Landsmannschaft nieder (auf dem Foto in der Mitte links SL-Ortsobmann Karl Nausch und rechts SVSC-Verbandssenior Helmut Deckert).

Volkstrauertag 03 HMK12 1 Volkstrauertag 03 HMK12 2a 

Während dessen spielte das Heeresmusikkorps 12 unter der Leitung von Oberstleutnant Burkard Zenglein das Lied vom Guten Kameraden.

Volkstrauertag 06 Boellerschuetzen 1 Volkstrauertag 06 Boellerschuetzen 2

Am Ende des Liedes traten die Böllerschützen der Sportschützengesellschaft vor dem Rathauseingang ohrenbetäubend in Aktion.

Volkstrauertag 03 HMK12 2 Volkstrauertag 02 Ansprache Buergermeister 2

Ein Ehrenzug der Bundeswehr bildete zusammen mit den Heeresmusikern und den Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine eine imposante Kulisse. Das Heeresmusikkorps spielte weiter noch die zwei Bach-Choräle "O Mensch bewein deine Sünde groß" und "Christus, der uns selig macht" und als Schlusspunkt der Feier die Deutschlandhymne.

Volkstrauertag 05 MGV 1

Auch der von Theresa Huss dirigierte Männerchor des Männergesangvereins trug mit dem Lied "Mein Freund warst du auf Erden" zur Gestaltung der bewegenden Gedenkfeier bei. Die gemeindliche Kulturreferentin Karen Heußner dankte allen, die zur würdigen Ausgestaltung der Gedenkfeier beigetragen haben.


Ansprache des Bürgermeisters

Volkstrauertag 02 Ansprache Buergermeister 1

In seiner letzten Volkstrauer-Ansprache in seiner Amtszeit als Bürgermeister betonte Rainer Kinzkofer besonders den Gesichtspunkt, wie wertvoll es ist, sich für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben der Menschen einzusetzen.

Der Volkstrauertag ist nach seinen  Worten ein Tag des Innehaltens und des Mitgefühls. Die Bereitschaft, sich in die Gefühle anderer hinein zu versetzen, erzeuge Respekt, Toleranz und Solidarität.  Sie schütze vor Hass und Vorurteilen und wecke das Bedürfnis zu helfen. Kinzkofer: "Wer mitfühlen kann, ist an sich ein friedfertiger Mensch"

Das Ortsoberhaupt forderte, dass die Erlebnisgeneration, die Nachkriegsgeneration und die Jugend gerade auch im grenzenlosen Europa die Erinnerung wachhalten und sie über die Generationen hinweg weiter geben müssten.

Wer an Europa letztlich noch zweifelt, der sollte einmal Soldatenfriedhöfe besuchen.

Deshalb dürfe dieser Tag des Gedenkens nicht zur sinnentleerten Gewohnheit, zum gewohnten Ritual werden.

Der Volkstrauertag habe nichts von seiner Aktualität verloren und behalte mit seiner fortwährenden Botschaft der Mahnung, der Erinnerung, des Nichtvergessens mehr als seine Existenzberechtigung.

Friedenssicherung durch die Bundeswehr

Das Gedenken an die Opfer sei untrennbar mit dem Wunsch nach Frieden verbunden, denn nach wie vor sei Gewalt weltweit verbreitet. Gerade in einer Garnisonsgemeinde wie Veitshöchheim gelte es besonders auch, der Bundeswehrsoldaten zu gedenken und um sie zu trauern, die in Ausübung ihres Friedensdienstes ihr Leben ließen. "Wenn wir den Krieg von uns fernhalten wollen, können wir nur eines tun, den Frieden sichern", betonte der Bürgermeister.

Man dürfe aber nicht unsere Wertvorstellungen fremden Kulturen kurzfristig überstülpen, vielmehr müsse man

mit unseren internationalen Freunden kreativ und intensiv um die Köpfe und Herzen der jeweiligen Bevölkerung ringen.

Die Sicherung der hohen Werte der Freiheit, des Friedens,  freiheitlicher Ordnungen, ermöglicht eine seit über 50 Jahren in den Staat integrierte Armee, deren Verfassungsauftrag Abschreckung, tätige Hilfe und Schutz,nicht Aggression bedeutet.

Ein Volk, das nicht zur Verteidigung der hohen Werte des Friedens und der freiheitlichen Ordnung bereit ist, verliere mit der Freiheit auch den Frieden.

Kinzkofer: "Die Erinnerung sollte uns aber auch wachsam machen und ist eine bleibende Verpflichtung. Durch dieses lebendige Gedenken tragen wir Sorge, dass neue Generationen z.B. den Holocaust nicht verdrängen oder relativieren.

Wir haben zu fragen, wie es zum Beispiel mit der in unserem Grundgesetz festgeschriebenen Menschenwürde in unserem unmittelbaren Umfeld steht. Achtung der Menschenwürde, die Voraussetzung friedlichen Zusammenlebens, müssen wir allerdings auch im alltäglichen Umgang miteinander erproben. Wir müssen uns bewusst machen, wie tief Vorurteile gegenüber anderen verletzend, erniedrigend und entwürdigend sein können. Bevor eine Auseinandersetzung beginnt, ein Krieg ausbricht, hat er längst schon in den Herzen der Menschen begonnen.

Ein Tag des Nachdenkens 

Der Volkstrauertag sollte für uns Lebende ein Tag des Nachdenkens werden, der kritischen Prüfung unseres Standpunktes. Toleranz wird erforderlich sein, wenn man mit anderen Menschen friedlich zusammen leben will. Es kann nicht immer nur unsere eigene Lebens- und Denkart die einzig Wahre sein, auch wenn es uns mitunter schwer fällt.

Wir wollen uns heute besonders befragen und Antwort suchen, ob wir nicht selbst etwas ändern und in den Alltag mit hinübernehmen können, ob wir alles getan haben, diese Welt etwas besser zu machen, verständnisvoller mit den Problemen anderer umzugehen, sich für Verständigung und Frieden im eigenen Umfeld einzusetzen.

Feindbilder sind in allen Lebenslagen bequem. Sie dienen gerne als Blitzableiter für eigene Probleme.

Vorurteile, Ungerechtigkeit, Intoleranz, mangelnde Solidarisierung und krasses gesellschaftliches Ungleichgewicht waren stets die Vorstufen für Volksverführer, für Krieg und Elend, für Völkermorde, Gefangenenelend, Vergeltungsexzesse, Verjagung ganzer Völker und menschenverachtender Vorgänge.

Die richtig genutzte Freiheit ist die schwerste Lebensform überhaupt, beinhaltet sie doch vor allem Verantwortungsbewusstsein gegenüber den anderen.

Trauer ist Ansporn zur Tat

Es geht aber heute nicht um eine Trauer, die das Leben lähmt. Trauer ist so verstanden Ansporn zur Tat,  ist Ansporn, nicht nachzulassen, Frieden zu erhalten und Frieden zu schaffen. Deshalb ist und bleibt der alljährliche Volkstrauertag zeitlos. Er fordert uns auch auf, unsere eigene Verhaltensweise auf den Prüfstand zu stellen.

Dem Abbau von Grenzen und Zäunen dürfen jedoch nicht geistige folgen, die wir entschuldigen durch das Anderssein, durch unsere vermeintliche Überlegenheit. Üben wir uns in etwas Demut gegenüber anderen und im eigenen Handeln.

Verbannen wir den Hass aus unseren Herzen, die Überheblichkeit, die persönliche Eitelkeit. Sind wir kritischer in unserem Denken und Handeln.

Die Frage des Friedens ist deshalb nicht nur eine Frage an die Welt, sondern eine Frage an jeden selbst. Dass der Frieden bleibe, zwischen den Menschen, zwischen den Völkern, dafür wollen, sollen wir uns engagieren.

Nur was bei uns im Kleinen mit der Hinwendung zum Nächsten funktioniert,  hat auch im Großen eine Chance.

Versuchen wir wieder einmal ernsthafter, bei uns anzufangen."

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