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Das Veitshöchheimer Restaurant Fischerbärbel hat eine über 80jährige Tradition - Gelungene Wiedereröffnungsfeier

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

FischerbaerbelEroeffnungsfeier 01 Pressefoto 1 FischerbaerbelEroeffnungsfeier 05 Straßenfront

Über die Wiedereröffnung nach Neugestaltung des an der Veitshöchheimer Mainlände gelegenen Tradtionsgasthauses "Fischerbärbel" freuen sich v.l. Walter Gerhard als Pächter-Vertreter, Bürgermeister Rainer Kinzkofer, die neuen Wirtsleute Sonja und Claus-Peter Bartsch und Verkaufsleiter Lother Böhm von der Ochsenfurter Privatbrauerei Oechsner.

FischerbaerbelEroeffnungsfeier 02 rede Wirt Bartsch

Der neue Wirt Claus-Peter Bartsch begrüßte die zahlreich eingeladenen Gäste und dankte den Handwerkern, die sechs Wochen lang ihr Bestes gegeben haben, um die Fischerbärbel wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

 Link auf Vorbericht vom 26.2.2014 auf Veitshöchheim News

FischerbaerbelEroeffnungsfeier 02 rede Kinzkofer

Bürgermeister Rainer Kinzkofer überbrachte die Grüße und die Gratulation der Gemeinde zur Neugestaltung und zum Pächterwechsel. Er brachte seine große Freude darüber zum Ausdruck, dass die von ihm im Jahr 2008 getrauten Wirtsleute dafür Sorge tragen wollen, dass die Fischerbärbel weiterhin als typisch fränkisches Weinlokal mit fränkischer Küche und frischen Fischgerichten als Schwerpunkt  betreiben wollen. Damit würden sie dem Umstand Rechnung tragen, dass Veitshöchheim eine Weinbaugemeinde mit vielen Besuchern sei. Eine gute Idee sei zum einen die Einführung einer Tageskarte mit kleinen Gerichten für Touristen und zum anderen die geplante Einrichtung einer Vinothek im Erdgeschoss. Mit der Einrichtung einer neuen Küche und der Sanierung der WC-Anlage hätten Verpächter und Pächter optimale Bedingungen für den Wirtshausbetrieb geschaffen. Veitshöchheim habe einen guten Ruf.

Der Bürgermeister wünschte den neuen Wirtsleuten den erhofften wirtschaftlichen Erfolg, zufriedene Gäste und sicherte die Unterstützung durch die Gemeinde auf dem kurzen Dienstweg bei auftauchenden Problemen zu, auch wenn er ab Mai nicht mehr im Amt sei.


Geschichtlicher Werdegang der Fischerbärbel

FischerbaerbelEroeffnung 02 Walter Gerhard mit Vater Alfons 

Als Testamentsvollstrecker und Vertreter der 14köpfigen Erbengemeinschaft rief der in München wohnhafte Jurist Walter Gerhard (auf dem Foto mit seinem Vater Alfons), ein Enkel der Wirtshausgründer Michael und Barbara Gerhard den Werdegang des traditionellen Gasthauses von den Anfängen bis heute in Erinnerung.

Die gastronomische Nutzung des ursprünglich wohl im Jahr 1850 erbauten Hauses begann 1931, als seine Großeltern eine Heckenwirtschaft eröffneten.

FischerbaerbelEroeffnungsfeier 04 Fischerbaerbel mit Mann

Sein Opa Michael Gerhard hatte 1926 seine Oma, die gebürtige Thüngersheimerin Barbara Lutz geheiratet.

Der Michel war Berufsfischer und Winzer, der mit Netzen und Reusen die Fische fing. Seine Frau Bärbel hat sie dann

ausgenommen und geputzt und mit dem Fahrrad mit Körben oder im kleinen Anhänger nach Würzburg zum Verkauf gebracht (wie auf diesen Fotos zu sehen). Gemeinsam haben sie die Weinberge bewirtschaftet und eine kleine Landwirtschaft betrieben. Mit  Kriegsbeginn musste dann das Paar die Heckenwirtschaft einstellen. Wein, Fisch, Eier und Fleisch aus der kleinen Landwirtschaft mussten abgeliefert werden. Nur einen exakt berechneten Eigenbedarf durften sie behalten. Dass daneben manches auch mal „schwarz“ geschlachtet oder behalten wurde, war verständlich.

Die Kinder, insbesondere der älteste, heute 87 Jahre alte Sohn Alfons waren nachts mit ihrem Vater beim Fischen mit draußen und gingen tagsüber ihrer Arbeit nach. Auch beim Putzen und Ausnehmen der Fische haben die Kinder von klein auf kräftig mitgearbeitet.

1947 konnte dann das Ehepaar wieder ihre Heckenwirtschaft öffnen. Während Michel am liebsten zum Fischen auf den Main ging, obwohl nicht schwimmen konnte, seien die  Weinberge überwiegend Bärbels Revier mit vielen Helfern gewesen und natürlich auch das Kochen und Bewirten der Gäste der Heckenwirtschaft. Alles wurde dann zu klein, weil die Gäste in der Fischerbärbel immer mehr wurden.  So wurden 1948 ein Balkon angebaut und 1951 der Gastraum durch den Ausbau der Scheune vergrößert. Am 15. Januar 1954 war auf Anraten des Steuerberaters die Heckenwirtschaft-Zeit zu Ende, wurde die Fischerbärbel offiziell als Gaststätte eröffnet und im gleichen Jahr zum dritten Mal umgebaut.

Ihre äußere Form von heute erhielt dann das Gasthaus 1958 im Rahmen des vierten Umbaus mit einem weiteren Gastzimmer und einem offenen Kamin auf der oberen Terrasse.

Walter Gerhard erinnert sich: "In dem neu angebauten Gastzimmer gab es einen Schallplattenautomaten mit Singles und einen Spielautomaten. Als Kinder haben wir von Oma und Opa immer wieder ein paar Zehnerl erbettelt, um Lieder abzuspielen und am Spielautomaten zu spielen. Das war für uns Kinder natürlich faszinierend."

Die Fischerbärbel habe sich fortan dank der guten Küche mit frischen selbst gefangenen Fischen aus dem Main und Fleisch und hervorragenden Weinen aus dem Eigenbau zu einem der Anziehungspunkte in Veitshöchheim entwickelt.

Oma Bärbel habe das Regiment in der Küche, Opa hinter der Theke geführt.

FischerbaerbelEroeffnungsfeier 02 rede 1

Der Michel habe seine Gäste mit seinen Erzählungen vom Fischen und seinen Reisen zu seiner 1958 nach Arizona (USA) ausgewanderten Tochter Karola Saller (2.v.r. auf dem Foto)  in verschiedene Länder und Kontinente, wo ihr damaliger Mann Bill gearbeitet hat.

Bis 1972 bewirtschafteten Michel und Bärbel selbst ihre Fischerbärbel bis 1972 um sich dann im Alter von 69 und 66 jahren zur Ruhe zu setzen.

gerhard-102-jahre-1.jpg Gratulation zum 102. Geburtstag durch Bürgermeister und Landrat

Während die 2009 im Alter von 102 1/2 Jahren verstorbene Bärbel dann in ihrem großen Garten  in der Unteren Maingasse Salat, Gemüse und Kartoffeln anbaute und über viele Jahre hinweg alle nachfolgenden Pächter damit beglückte, ging der 1989 verstorbene Michel als Veitshöchheimer Original wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nach, war mit seinem Schelch auf dem Main und hat seine Netze und Reusen ausgelegt und Fische zugeliefert.

Bis 1985 hatte ihr Sohn Roman Gerhard dann mit seiner Familie die Gaststätte gepachtet. Anschließend übernahm diese die Brauerei Graf Arco, die sie dann bis 2013 an die Wirtsleute Jersch, Kulina, Neumann und Böhm unterverpachtete.

FischerbaerbelEroeffnungsfeier 03 a  

Zu den neuen Wirtsleuten sagte Walter Gerhard: "Sehr schnell stellte sich heraus, dass zum einen die Chemie stimmte und zum anderen konnte ich am Beispiel der Jahnterrasse in Würzburg sehen, dass es  Sonja und Claus-Peter  Bartsch verstehen, ein Restaurant gut zu führen und die Gäste zufrieden zu stellen."  Stimmig sei das  von ihnen dargelegte Konzept von Küche, Karte bis hin zum Service und zur Ausgestaltung des Anwesens gewesen, das sie dann auch so umgesetzt hätten.

So habe ihr Sohn Rico, ein gelernter Koch, gemeinsam mit seiner Mutter die Küche übernommen und  Marcus Otto, ein Freund der Familie Bartsch aus der Frankfurter Zeit und ebenfalls vom Fach, den Service. Letzterer bewohnt nun mit seinem Sohn die Dienstwohnung in der Fischerbärbel.

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