Ein weiterer Leuchtturm für Veitshöchheim im Entstehen: Richtfest beim 19,2-Millionen-Euro-Projekt "Neubau des LWG-Instituts für Bienenkunde und Imkerei" 9
'Leuchtturmprojekt' in Veitshöchheim: Richtfest am künftigen Institut für Bienenkunde und Imkerei
Es wird eine Bildungsstätte für Berufs- und Hobby-Imker aus ganz Bayern werden: Bis 2026 soll der Neubau des Instituts für Bienenkunde fertig sein.
Link auf Mainpost-Online vom 15.11.2024
Der Neubau des Instituts für Bienenkunde und Imkerei (IBI) auf dem Grünen Campus der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) nimmt Gestalt an (Foto Staatliches Bauamt). Er wird nach den Plänen der NOVA Michael Beck Architekten mit Kosten von 19,2 Mio. Euro errichtet. Die Aufträge sind zu 70 Prozent vergeben und liegen bislang im Kostenrahmen.
Eineinhalb Jahre nach der Grundsteinlegung am 2. Mai 2023 konnte nun am 14. November 2024 Richtfest gefeiert werden. Bis es aber in Veitshöchheim so richtig summt und brummt, gehen noch über zwei Jahre ins Land, denn die Fertigstellung ist für Ende 2026 anvisiert und da fliegen bekanntlich noch keine Bienen.
Richtspruch durch die Handwerker der Fa. Eyrich-Halbig und Wünsche der Bayerischen Honigkönigin Elena Eberl aus Haag i.Obb. für ein gutes Gelingen des Bauwerks
Vollzog die Grundsteinlegung noch der Amtschef des Landwirtschaftsministeriums Hubert Bittlmayer, so gaben sich nun beim Richtfest seine Ministerin Michaela Kaniber (Bild nachstehend) und Bayerns Bauminister Christian Bernreiter die Ehre, die dieses Ereignis im Goldenen Buch der Gemeinde Veitshöchheim verewigten.
Im Bild oben stehend hinter Bernreiter v.l.n.r. MdL Volkmar Halbleib (SPD), MdL Paul Knoblach (BD90), Landrat Thomas Eberth, MdL Thorsten Schwab (CSU), Ministerin Kaniber, Bürgermeister Jürgen Götz, MdL Björn Jungbauer (CSU), MdL Felix Freiherr von Zobel (FW) und Honigkönigin Elena Eberl
Das Hilaris-Bläserquintett von Studierenden der Musikhochschule Würzburg, v.l.n.r. Ida Marie Reimer (Querflöte), Kai-Wen Chuang (Oboe), Marit Burkhardt (Horn), Emma Magdalena Wiese (Fagott) und Jonas Kalin (Klarinette) gaben dem Richtfest mit drei klassischen Stücken zu Beginn und zwischen den Reden als eigenständige Kammermusikform und einer mitreißenden Musizierweise einen feierlichen Anstrich.
Die Projektleitung für den IBI-Neubau hat das Staatliche Hochbauamt Würzburg inne. Dessen Hochbau-Bereichsleiterin Daniela Kircher oblag die Begrüßung der zum Richtfest eingeladenen Gäste und der am Bau Beteiligten. Sie pries den Neubau als architektonisches Highlight, der auch funktional und fachlich einen großen Beitrag auf dem Campus in der Bienenforschung und der Imkerei leisten wird. Es entstehe ein Holzhybridbau nach modernsten fachlichen und technischen Standards, der den Anforderungen an die Lehre und die Forschung gerecht wird, auch unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes.
Neben den VIPs beim Eintrag ins Goldene Buch freute sich Kircher auch über das Kommen der neuen Präsidentin der Regierung von Unterfranken Dr. Susanne Weizendörfer, dem stv. Bezirkstagspräsident Thomas Schiebe, MRin Ulrike Mannhart (StMB), Referatsleiter Dr. Andreas Becker (StMELF) und LWG-Präsident i.R. Dr. Hermann Kolesch. Ihr besonderer Gruß galt von der LWG Präsident Andreas Maier und IBI-Leiter Dr. Stefan Berg und natürlich allen Machern am Bau.
Bayerns Bauminister Christian Bernreiter zeigte sich in seiner Ansprache beeindruckt: „Das staatliche Bauamt realisiert hier einen besonders nachhaltigen Bau mit intensiver Dachbegrünung, Wärmerückgewinnung, Photovoltaik und zukunftsorientiertem Regenwassermanagement. In Verbindung mit dem beengten Baufeld und der Hanglage handelt es sich um ein besonders anspruchsvolles Bauvorhaben.“
Die Wabenstruktur des Bienenvolks findet sich auch im Gebäude wieder: Die parallel zueinander angeordneten Waben im Bienenvolk werden im Obergeschoss durch die Binder aufgegriffen, die sich durch das gesamte Gebäude ziehen.
Seit der Grundsteinlegung im Mai 2023 ist auf dem Gelände viel passiert. Mittlerweile ist die Holzstruktur im Obergeschoss gut erkennbar (Foto Staatliches Bauamt). Die Holzträger bilden im Eingangs- und Ausstellungsbereich eine übergroße Wabenstruktur. Das Gebäude gibt so schon einen dezenten Hinweis auf seine spätere Nutzung und werde ein echtes Highlight. Der Neubau wird als Forschungseinrichtung und Kompetenzzentrum rund um die Themen Bienenhaltung und Imkerei ideale Voraussetzungen für Forschung sowie Aus- und Weiterbildung schaffen.
Die Kosten belaufen sich inklusive Tiefbau und Zuwegung auf 19,2 Millionen Euro innerhalb des Kostenrahmens, finanziert durch den Freistaat Bayern. Dies ist nach den Worten des Ministers gut investiertes Geld, weil das Projekt weit über Bayern hinausleuchte.
Grußwort Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber: „Dieser Neubau wird zukünftig nicht nur eine Bildungsstätte für Berufsimker, sondern auch für 42.000 Freizeitimker in ganz Bayern, die mit 270.000 Bienenvölker ein Viertel des deutschen Bestandes halten. Wir sind wahrlich stolz darauf, dass unser Forschungs- und Kompetenzzentrum ‚Institut für Bienenkunde und Imkerei‘ weit über die Grenzen Bayerns bekannt und geschätzt ist. Darum ist es uns so wichtig, diese Investition in unser einmaliges Leuchtturmprojekt zu stecken.“ Besonders freute sie sich als Forstministerin über die Verwendung des nachhaltigen Baustoffes Holz, was an diesem Baukörper in sehr kreativer Form erfolge.
Das Institut sei kompetenter Partner der bayerischen Imker, ihrer Verbände und aller mit der Bienenhaltung befassten Institutionen. Förderung von Bienen bedeute gleichzeitig auch die Förderung von blühenden Landschaften. In diesem Zusammenhang verwies sie auf Bayerns Streuobstpakt, um bis 2035 eine Million zusätzliche Streuobstbäume zu pflanzen. Kanibers Kernbotschaft: "Ernährungssicherheit ist ohne Bauern unvorstellbar, sie ist ohne Imker unvorstellbar. Das sind zwei Seiten derselben Medaille."
Mit dem Neubau führe der Freistaat die Modernisierung der LWG fort. Um einen Versuchsbetrieb mit Bienenvölkern ohne Beeinträchtigung des Besucherverkehrs zu ermöglichen, entstehe das neue Institut auf einem bislang unbebauten Baufeld am nordwestlichen Rand des LWG-Geländes (Foto Staatliches Bauamt). Es wird von Südwesten über die Neubergstraße erschlossen. Der Standort eignet sich insbesondere wegen seiner Randlage und Nähe zur Natur für die praktische Arbeit mit Bienenvölkern im Außenbereich des Instituts.
So soll der Neubau des IBI in Veitshöchheim nach der Fertigstellung aussehen (Visualisierung Michael Beck Architekten München). Es erinnert an die Waben eines großen Bienenstocks. Zur Eingrünung und Raumbildung werden die bestehenden Gehölzstrukturen mit verschiedenen Zier- und Bienennährgehölzen ergänzt.
Die starke Hanglange mit einer Höhendifferenz von 14 Meter prägt den talseitig zweigeschossigen, in den Hang eingeschnittenen Kubus des Neubaus mit einem umbauten Raum von 12.277 Kubikmeter. Der untere Teil wird in Stahlbeton ausgeführt, der obere Teil ist ein Holzbau. Im Neubau wird auf rund 2.000 Quadratmetern ein Versuchsbetrieb mit Betriebsräumen für die Honigverarbeitung, Honiglagerung, Räume für die Verwaltung, Lehre und Forschung eingerichtet. Im Foyer können die Besucher dann eine wertvolle und historische bienenkundliche Sammlung entdecken. Im eingeschossigen Nebenbau ist die Holzwerkstatt angeordnet, welche insbesondere für das Institut notwendig ist, aber auch dem Gesamt-Campus der LWG dient. Die Übergabe durch das Staatliche Bauamt Würzburg an die LWG ist für Dezember 2026 geplant.
Das Dach des Hauptgebäudes ist als Flachdach mit extensiver Begrünung konzipiert. Hier befinden sich neben Rückkühlwerken auch Abluftanlagen und Flächen für Photovoltaik. Das Dach des Nebengebäudes wird intensiv begrünt. So dass es optisch Teil des sich nach Norden anschließenden Hangs wird. Als Sonnenschutz kommen auf allen Fassaden außenliegende Aluminiumraffstores zum Einsatz.
Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz sprach in seinem Grußwort von einem Meilenstein und nannte den IBI-Neubau einen neuen Leuchtturm für die Wissenschaft in unserer Region, der einen bedeutenden Beitrag zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Landwirtschaft leistet. Die Zusammenarbeit der LWG mit der Gemeinde sei ein hervorragendes Beispiel für die enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis. Götz: "Dass Veitshöchheim als Standort für das Institut Bienenkunde eine solch zentrale Rolle spielt, macht mich als Bürgermeister natürlich besonders stolz und ich freue mich sehr, dass der Freistaat Bayern nach den großen Investitionen von mehr als 50 Millionen Euro der letzten Jahre auch weiter in <unserer> Landesanstalt investiert." Veitshöchheim werde dadurch noch stärker mit positiven Assoziationen verbunden, mit Innovation, Nachhaltigkeit und Forschung. Die LWG trage mit ihrem hervorragenden Ruf und ihren attraktiven Arbeitsplätzen hier vor Ort auch ganz wesentlich zum guten Image der Gemeinde bei.
Grußwort LWG-Präsident Andreas Maier: "Wir sind uns als LWG des Auftrags und der Verantwortung bewusst, die Imker, sowie die Gesellschaft mit unserer Bildungs-, Beratungs- und Forschungsarbeit bestmöglich zu unterstützen. Die Herausforderungen, die uns insbesondere der Klimawandel diktiert, sind gewaltig." Er versicherte, wie in der Vergangenheit diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden.
Einen vorzüglichen Richtschmaus servierte Woros-Catering in Würzburg.
Das schmeckte auch den Ehrengästen, v.l.n.r. Regierungspräsidentin Dr. Susanne Weizendörfer, Landrat Thomas Eberth, Bürgermeister Jürgen Götz, MdL Björn Jungbauer,MdL Thorsten Schwab, Ministerin Michaela Kaniber, Minister Christian Bernreiter und Daniela Kircher (Staatliches Bauamt).
Bei der Führung im Anschluss an den Richtschmaus informierte Architekt Michael Beck über die außergewöhnliche Holztragwerkskonstruktion im Obergeschoss.
Betriebstechnik
Im Untergeschoss des neuen Institutsgebäudes sind neben Lagerflächen die Zentralen für Sanitär, Wärmeversorgung, Lüftung und Kälte untergebracht. Grundlage des Versorgungskonzeptes stellen Niedertemperatur-Flächenheizsysteme in Verbindung mit einer Wärmeversorgung aus einer Luft-Wärmepumpe dar. Unterstützt wird diese durch eine Photovoltaikanlage.
Das Erdgeschoss wird flächendeckend mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, die einzelnen Räume erhalten Einzelraumregler zur raumweisen Temperaturregelung. Im Obergeschoss kommen Heiz-/Kühldecken zum Einsatz, die Auslegung erfolgt über den Wärmebedarf. Im Sommer kann das System umgeschaltet werden, um die Räume zu temperieren. Für den Bienenflugraum wird eine Klimakammer vorgesehen, die heizen, kühlen, be- und entfeuchten kann.
Aufgrund des hohen Warmwasserbedarfs im Bereich der Imkerei wird für das Gebäude eine zentrale Warmwasserversorgung errichtet. Der Neubau wird über eine Fernwärmeübergabestation an das auf der Liegenschaft existierende Fernwärmenetz angeschlossen. Die Station versorgt direkt den Hochtemperaturverteiler. Der Verteiler versorgt die Warmwasserbereitung, sowie über einen geregelten Abgang den Bienenflugraum, die Vorwärmkammer und den Niedertemperaturverteiler. In den temperaturgeregelten Kreis zur Versorgung des Niedertemperaturverteilers speist als Rücklauftemperaturanhebung die Wärmepumpe mit ein.
Die Kälteversorgung erfolgt über eine Kältemaschine mit Frequenzgesteuerten Kolbenverdichter. Die Kältemaschine erzeugt Kaltwasser für die RLT-Geräte, Umluftkühlgeräte und über eine Systemtrennung die Heiz-/Kühldecken.
Nachhaltige Aspekte
Zur Deckung der Anforderungen aus dem EEWärmeG (jetzt GEG) und zur Einhaltung der Beschlüsse des Bayerischen Landtags erfolgt der Einsatz von folgenden energieeinsparenden und regenerativen Maßnahmen:
- 🐝Obergeschoss und Dach in Holzbauweise als nachhaltige ökologische Bauweise
- 🐝3-fach-Verglasung
- 🐝Dachbegrünung – Gegenstand intensiver Forschung und öffentlichkeitswirksames Demonstrationsobjekt
- 🐝Wärmerückgewinnung Lüftungsgeräte
- 🐝Photovoltaik zur Stromerzeugung
- 🐝E-Ladesäulen
- 🐝Versickerungseinrichtungen -> Regenwasserrückhaltung (Hochwasserschutz), Speicherung von Regenwasser und verzögerte Verdunstung durch Pflanzen (Klimaschutz)
Historisches
🐝 Die Königliche Anstalt für Bienenzucht, bestehend aus einer wissenschaftlichen und einer praktischen Abteilung, wurde durch den Prinzregenten Luitpold 1907 in Erlangen gegründet und gilt damit als erstes Bienenforschungsinstitut in Deutschland.
🐝 1918 erfolgte die Umbenennung in Landesanstalt für Bienenzucht.
🐝 Im Jahr 2003 wurde die Bayerische Landesanstalt für Bienenzucht aufgelöst und als Fachzentrum Bienen an die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim angegliedert.
🐝 2017 erfolgte die Umbenennung in Institut für Bienenkunde und Imkerei. Institutsleiter ist seit 2012 der promovierte Biologe Stefan Berg.