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Stabübergabe beim Heeresmusikkorps Veitshöchheim von Oberstleutnant Roland Kahle an Hauptmann Wolfgang Dietrich

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Der Stellvertretende Leiter des Zentrums Militärmusik der Bundeswehr Oberst Christoph Scheibling (mittig) übergab am Freitag, 26. Juli 2024 im nagelneuen Probensaal der Bundeswehrmusiker in der Balthasar-Neumann-Kaserne  den Taktstock und damit  das Kommando über das Heeresmusikkorps (HMK) Veitshöchheim von Oberstleutnant Roland Kahle (re.) an seinen Nachfolger Hauptmann Wolfgang Dietrich (li). Mit Ablauf des 30.09.2024 scheidet Roland Kahle aus der Bundeswehr aus.

Der Übergabeappell war die erste Veranstaltung im mit toller Akustik ausgestatteten Probengebäude. Nach Jahrzehnten in einem Zweckbau begann für das  HMK in Veitshöchheim damit eine neue Ära. Oberstleutnant Roland Kahle war die Wehmut anzumerken, dass er an dieser Stätte nach neun Jahren Tätigkeit in Veitshöchheim zu seinem Abschied erstmals und mit dem Stück "Auld lang Syne" (Nehmt Abschied, Brüder) zum letzten Mal, und dies mit geschlossenen Augen, den Taktstock schwang. Er ist überzeugt: "Dieses Gebäude wird zu einem Ort, der Magie und Kreativität verbindet."

Der Hauptausschuss der Gemeinde Veitshöchheim hatte im Juni 2017 den der Landesverteidigung dienenden und deshalb baugenehmiungsfreien Neubau mit einer Gesamtnutzungsfläche von rund 1.600 Quadratmeter  zur Kenntnis genommen. Die H-förmige Gebäudekubatur setzt sich aus zwei Gebäudeteilen und einem verbindenden, eingeschossigen Foyer-Baukörper zusammen. In einem lang gestreckten, zweigeschossigen Baukörper sind die Verwaltungs- und Einzelübungsbereiche untergebracht, im vorderen zweiten Baukörper der große Probensaal. Baubeginn sollte damals der Oktober 2018 sein. Voraussichtlich im Oktober 2020, so wurde hier auf Veitshöchheim News berichtet, könne dann das Heeresmusikkorps im neuen Gebäude proben. Mit fast vierjähriger Verspätung war dies nun der Fall.

Wie bereits beim BRK-Benefizkonzert des HMK in den Mainfrankensälen am 11. Juli 2024 (siehe nachstehender Link auf Bericht) führte Stabsfeldwebel Thomas Althön (links)  in sehr lockerer Art durch das Programm des von Musik und Reden und nur von wenigen militärischen Befehlen geprägten Übergabeappells.

In ihrem Element waren beim ersten von drei Abschiedsstücken Kahles die Trompeter beim Konzertmarsch "The Earl of Oxford's March", den William Byrd  im späten 16. Jahrhundert komponierte, als England nach dem Sieg über die spanische und französische Armada in nationaler Feierstimmung war und der noch heute die Seele berührt.

Passend zu seinem Abschied intonierte Kahle dann als zweites Stück mit seinem 50köpfigen Orchester den Erfolgshit "The Final Countdown" der schwedischen Hard-Rock-Band Europe aus dem Jahr 1986, mit brillanten Solos der E-Gitarristen des HMK.

Auch diese Saxophonisten taten sich hervor.

 Nach "Auld lang Syne" verabschiedeten dann die Mitglieder des HMK ihren Chef mit langanhaltendem Beifall.

Zuvor ließ Kahle in seiner launigen Abschiedsrede  seinen Werdegang Revue passieren, betonte die gute Zusammenarbeit mit seinen Vorgesetzen und seinen Musikern und dankte für die Freizügigkeit, die man ihm als Leiter und begeistertem Musiker einräumte.

Im Detail wurde hierüber bereits in einem Portrait auf Veitshöchheim News am 21.7.2024 und in der Mainpost am 24.7.2024 berichtet (siehe nachstehender Link).

Beim anschließenden Empfang im Casino würdigten zahlreiche Redner den zukünftigen Pensionär, seine Leistung, seine Kreativität und persönliche Haltung.

Der scheidende Orchesterchef hatte zum Schluss seiner Rede noch das Anliegen, drei Stabsfeldwebel seines Orchesters besonders auszuzeichnen. So erhielten vorne v.r.n.l. Thomas Althön und Christian Thelen eine Förmliche Anerkennung sowie Armin Engelbreit (links) das Bundeswehrehrenkreuz in Gold.

Einen Blick auf Kahles dienstliches Leben warf dann ausführlich auch Oberst Christoph Scheibling

Respekt und Anerkennung zollte er Kahle angesichts der uns Menschen immer wieder zusammenbringenden und vor allem einenden Kraft der Musik, die den Oberstleutnant beispielsweise bewogen hatte, mit der sog. „Donau-Musikparade“ ein jährliches internationales Musikfest zu realisieren, das den internationalen und interkulturellen Austausch ebenso förderte, wie die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Scheibling: "Für die Truppe mit dem Musikkorps da zu sein, war Dir immer ebenso wichtig, wie die richtige Einordnung dessen, was Du, was wir alle täglich tun: die Bundeswehr und die Bundesrepublik Deutschland repräsentieren und sich dabei immer begreifen als einen wichtigen Teil oder als die Ehrenformation."

Der Oberst hatte sich gefreut, dass so viele Gäste der Einladung zur Kommandoübergabe gefolgt waren. Scheibling: "Sie bringen damit Ihre Verbundenheit zum hiesigen Musikkorps, zum scheidenden wie übernehmenden Leiter auf besondere Art und Weise zum Ausdruck."

"Stillgestanden! Zur Meldung die Augen links!" lautete der Befehl für die Heeresmusiker bei  mehreren militärischen Meldungen und beim Abspielen der Nationalhymne des Übergabeappells 

 Dass mit Hauptmann Dietrich der Pep und Schwung in der Musikalität des Korps nicht minder zum Ausdruck kommen wird, ließ sein Dirigat beim Spielen der Deutschlandhymne als Abschluss des Übergabeappells erahnen.

Mit Hauptmann Wolfgang Dietrich übernimmt laut Oberst Scheibling ein erfahrener Musikoffizier und umfassend ausgebildeter Musiker das Heeresmusikkorps Veitshöchheim. Er kam als „Wiedereinsteller“ in die Bundeswehr, nachdem er zunächst seine allgemeine Wehrpflicht abgeleistet hatte. Nach der Ausbildung zum Musikfeldwebel mit dem Hauptinstrument Schlagzeug diente  er im Wehrbereich-musikkorps III Erfurt, wo er sich für einen Laufbahn-Wechsel entschied und die Ausbildung zum Offizier des militärfachlichen Dienstes antraten.

Nach Abschluss wurde er 2. Musikoffizier im Heeresmusikkorps Ulm. Aus dieser Zeit stammt auch eine besondere Auslandsverwendung in Kabul, Afghanistan, im Rahmen des damaligen Mentoringprogrammes zum Aufbau der afghanischen Militärmusik. Zurück in Ulm machten er die weiteren und konkreteren Schritte für die Ausbildung zum Dirigenten in Augsburg und Mannheim.

Dieser Ausbildung folgte ein weiterer Laufbahnwechsel zum Offizier Truppendienst, der ihn nun formell berechtigt, die Leitung eines Musikkorps übertragen zu bekommen. Scheibling zu Dietrich: "Mit dem HMK VHH bekommen Sie die Verantwortung über eines unserer leistungsstärksten Orchester, bekommen ein großartiges Unteroffizierskorps, und einen nagelneuen Probesaal.Ich erwarte, dass Sie dem fachlichen und militärischen Anspruch der Ihnen anvertrauten Militärmusikerinnen und Militärmusiker in jeder Hinsicht entsprechen und dem exzellenten Ruf des Heeresmusikkorps Veitshöchheim regional wie überregional in besonderer Art und Weise gerecht werden."

Profil eines HMK-Leiters (laut Oberst Scheibling)

"Die Aufgaben des Leiters einer Musikeinheit der Bundeswehr nehmen den ganzen Menschen, die ganze Persönlichkeit in vielfältiger Art und Weise in Anspruch. Der Chef ist Dienststellenleiter mit allen disziplinaren Pflichten, er ist gleichzeitig Dirigent und künstlerischer Leiter eines professionellen Orchesters.

Er muss in jeglicher Hinsicht ein Vorbild sein, er ist Repräsentant seines Musikkorps und Repräsentant der Bundeswehr in der Region. Er ist konzeptioneller Vordenker, Motivator, Menschen-führer, Personalchef, Diplomat und Psychologe, Administrator, Organisator und Manager, Moderator … und manchmal auch Entertainer.

Er soll sportlich fit sein und bei den allgemein-militärischen Anforderungen den Soldatinnen und Soldaten seines Musikkorps vorangehen. Sein Aufgabenportfolio erfordert eine hohe physische wie psychische Präsenz, und nicht zuletzt … Resilienz.

Zu den spannendsten Herausforderungen eines Musikkorps-leiters zählt jedoch, die richtige Balance zu finden zwischen stringenter Führung bzw. Durchsetzung der Auftragserfüllung auf der einen- sowie menschlicher Hinwendung und Fürsorge … auf der anderen Seite.

Immer wieder kommt er in die Lage, eine unangenehme Entscheidung treffen zu müssen, die auf wenig Gegenliebe oder gar Ablehnung der Geführten trifft. Im nächsten Moment muss der Leiter aber wieder die Herzen der ihm anvertrauten Soldatinnen und Soldaten für eine konsequent-künstlerische Arbeit und für eine volle Hingabe zur Musik öffnen.

Angesichts der vielen, oft sehr zeitaufwendigen administrativen Aufgaben eines Musikkorpsleiters muss die konzentrierte künstlerische und dirigentische Vorbereitung der Probenarbeit oder die Konzeption neuer Konzertprogramme häufig am Abend, an den Wochenenden oder auch im Urlaub stattfinden.

Unsere Musikerinnen und Musiker bekommen eine immer bessere musikfachliche Ausbildung, sie haben einen hohen Bildungsstand und sind dabei zunehmend kritisch und anspruchsvoll hinsichtlich der Person, der sie fachlich und militärisch folgen sollen. Diesem Anspruch müssen sich unsere Musikoffiziere gewachsen zeigen; sie sind es, die mit Mut, Kreativität und Agilität vorangehen müssen."

Fotos (c) Dieter Gürz

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