Veitshöchheims Ehrenbürger Rainer Kinzkofer organisierte Diamantenes Jubiläum seines Abi-Jahrganges am Wirsberg-Gymnasium
Schon zum zwölften Mal organisierte Rainer Kinzkofer, Veitshöchheims Ehrenbürger und Altbürgermeister als ehemaliger Klassensprecher der 9 b des Wirsberg-Gymnasiums Würzburg für die noch lebenden Kameraden ein Klassentreffen. Gekommen waren v.l.n.r. Dr. Imre Keserü, Dr. med. Jürgen Glatzel, Dr. Frank Issing, Dr. Günter Haas, Albert Schmitt, Karl-Heinz Kollek (sitzend), Rainer Kinzkofer, Robert Reißermayer und Klaus Wahl sowie ganz rechts als Schulvertreter Oberstudienrat Harald O. Kraus und vorne die Dommusiksängerin Theophanu aus der 5. Klasse.
Der Vorplatz vor dem Treppenaufgang, auf dem vor fünf Jahren noch Fahrzeuge parkten, wurde als attraktiver urbaner Platz mit grünem Klassenzimmer hergestellt.
Dieses Mal war die Zusammenkunft eine Besondere, denn genau vor 60 Jahren konnten die heute im Durchschnitt 80jährigen ihr Abitur feiern.
Konnte Klassensprecher Rainer Kinzkofer beim letzten Treffen vor fünf Jahren noch zwölf Klassenkameraden begrüßen, so waren es beim Diamantenen Abi-Jubiläum nur noch acht. Die Zahl der Verstorbenen hat sich von sechs auf acht erhöht und sechs konnten aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen.
In Vertretung des Schulleiters OStD Christian Raith hieß die ehemaligen Wirsbergschüler der in Veitshöchheim wohnende Oberstudienrat Harald O. Kraus aus der Fachschaft Musik (zuständig für Chor, Band, Musiktheater) herzlich willkommen, an seiner Seite die Violinspielerin Theophanu aus der 5. Klasse.
Wie oben an der Tafel zu sehen, ist laut Kraus am Wirsberg im Gegensatz zu anderen Würzburger Gymnasien die Kreidezeit noch nicht zu Ende. Die Digitalisierung habe dazu geführt, so wurde auch von den ehemaligen Schülern bemängelt, dass Kindern heutzutage motorische Fähigkeiten fehlen würden, sie nicht mehr richtig mit der Hand schreiben könnten.
Voller Stolz führte der Musiklehrer in den Anbau, der seit dem letzten Treffen vor fünf Jahren entstanden ist.
Unmittelbar an den Pleidenturm angrenzend ist ebenerdig im Anbau ein moderner Musiksaal mit Ausgang zum Hof entstanden.
Hier im neuen Musiksaal sprach dann Kraus aber von einem Wunder der Technik, als er das Whiteboard vorführte, wo er diese Noten zum Erkennen aufmalte. Aber erst als er die ersten Takte spielte, erkannten die Abiturienten des Jahrgangs 1964, dass es die Deutschlandhymne ist.
Musikalisch von Kraus am Keyboard und Theophanu (Violine) begleitet, stimmten dann alle das nach der gescheiterten deutschen Revolution von 1848 verbotene Volkslied "Die Gedanken sind frei" an, das sie noch aus ihrer Schulzeit kannten.
Die Fünftklässlerin Theophanu gab dann noch Kostproben ihres Violine-Könnens, als sie den von Kraus auf das Whiteboard geworfenen Satz des ihr bislang unbekannten Stückes "Concerto in B-Dur" von Otto Rieding warf, den sie meisterhaft wiedergab.
Der Rundgang durch das Schulhaus führte die 1964er Abiturienten auch in den auf das Modernste eingerichteten Chemiesaal.
Hier erläuterte Kraus auch die allgemeine Entwicklung und drei Ausbildungsrichtungen des Wirsberg (Sprachliches, Humanistisches mit Griechisch und Naturwissenschaftlich-technologisches Gymnasium) mit derzeit 630 Schülern, wobei Jungen und Mädchen etwa gleich stark vertreten sind, im Gegensatz zum 64er Abi-Jahrgang, wo in beiden Klassen nur zwei Mädchen waren. Zuletzt waren nach seinen Worten die 111 Anmeldungen zur 5. Klasse gigantisch. Dies führte er darauf zurück, dass seine "altsprachliche Schule" ein Alleinstellungsmerkmal unter den zehn Würzburger Gymnasien habe und hierher wie Theophanu die "Creme de la Creme" der Kinder gehe.
Dies vernahmen die 64er Abiturienten mit Genugtuung, dass ihre Schule auch heute nach 60 Jahren ihren guten Ruf nicht verloren hat.
Ihre Schule wurde 1561 als Würzburgs erstes Gymnasium von Fürstbischof Friedrich von Wirsberg gestiftet. Das Gebäude wurde beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen das Wirsberg- und Riemenschneider- im Bauhausstil neu errichtete heutige Schulgebäude an der Löwenbrücke um. Mit dabei waren auch Rainer Kinzkofer und seine Klassenkameraden, die hier dann 1964 ihr Abitur an einer Schule ablegten, das rein humanistisch geprägt war, mit Latein und Griechisch als Fremdsprachen.
Aus den Worten von Klaus Wahl, ehemaliger Stellvertreter des Präsidenten und Abteilungsleiter Weinbau und Oenologie der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim, seit 2004 Honorarprofessor an der TU Weihenstephan im Fachgebiet Weinbau, klang etwas Wehmut, als er feststellte: "Leider wurde zu unserer Schulzeit noch keine Chemie am Wirsberg unterrichtet." Im Schuljahr 2007/2008 wurde erstmals die naturwissenschaftlich-technologische Ausbildungsrichtung mit vertiefter Behandlung der Fächer Physik, Chemie und Informatik angeboten.
Im obersten Geschoss des Neubaus ist dieser Mehrzweckraum entstanden, der noch durch die verschiebbare Wand links vergrößert werden kann.
Diesen herrlichen Blick hat man aus den Fenstern auf der Westseite des Wirsberg.
Keine Frage, dass viele Anekdoten von früher die Runde machen und auch so manche Frotzelei nicht ausblieb beim anschließenden Mittagessen im Ratskeller und gemütlichem Beisammensein am Abend in den Juliusspitalstuben.
Bei einer Messfeier am Sonntagmorgen in der Augustinerkirche gedenken die Klassenkameraden des Abiturjahrgangs 1964, Kl. 9b des Wirsberg-Gymnasiums Würzburg der acht verstorbenen Mitschüler, ehe sie sich nach dem Mittagessen im Bürgerspital wieder auf den Weg nach Hause machen.
Fotos Dieter Gürz