Veitshöchheimer Bernhard Schlereth für seine Verdienste um die Käppele-Renovierung mit der Ehrenmedaille des Würzburger Oberbürgermeister ausgezeichnet
Der Veitshöchheimer Bernhard Schlereth (* 12. Januar 1952), SPD-Kommunalpolitiker und von 2003 bis 2018 Präsident vom Fastnacht-Verband Franken e.V., ist um eine weitere Auszeichnung für sein verdienstvolles Engagement um die Fränkische Kultur und das Fränkische Brauchtum reicher. Nach der Kommunalen Dankurkunde des Bayerischen Innenministers 2002, dem Frankenwürfel 2015, dem Bundesverdienstkreuz 2017, dem Bayerischen Verdienstorden 2022 und dem Kulturpreis des Bezirks Unterfranken 2023 (siehe nachstehender Link auf Bericht vom 17.8.2023) zeichnete nun am Mittwoch, 22. Mai 2024 der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt den Ehrenpräsidenten des FVF (Fastnachtsverband Franken - seit 2018) mit der Ehrenmedaille des Oberbürgermeisters der Stadt Würzburg aus
Schlereth's Frau Christel bedachte der OB mit einem Blumenstrauß.
Die Ehrenmedaille des Oberbürgermeisters ist die jüngste Auszeichnung der Stadt Würzburg und wurde erstmals 2014 durch OB Christian Schuchardt an Rudi May für seinen Einsatz zum Wohl des Würzburger Sports, an Adolf Bauer sein Wirken im Stadtrat über drei Jahrzehnte und Jürgen Weber für 30 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit im Stadtrat verliehen. Die Ehrenmedaille zeigt in Porzellan die Wappen des Würzburger Ratstisches, den Tilman Riemenschneider (1460-1531), selbst einmal Bürgermeister von Würzburg, geschaffen hat.
Die Verleihungszeremonie ging im erlauchten Kreis im Wenzelsaal, dem historischen Ratssaal des Würzburger Rathauses über die Bühne. Der nach König Wenzel IV. benannte Saal ist einer der wenigen und gut erhaltenen romanischen Profanräume in Deutschland. 1336 wurde er mit Wandmalereien ausgestattet, die aus Wappenfriesen und Feldern mit Teppichmusterung bestanden. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der Saal um den fassadenprägenden Erker erweitert.
Erinnerungsfoto an die Ehrung mit Gästen v.l.n.r. Ruth Reinfurt (u.a. Vorsitzende der Klaus Reinfurt Stiftung, die sportliche und karitative Zwecke in Stadt und Landkreis unterstützt), Domkapitular Clemens Bieber, Bernhard Schlereth, FVF-Präsident Marco Anderlik, Christel Schlereth, OB Christian Schuchardt, Stadtrat Willi Dürrnagel (seit 1972) und Stadträtin Marion Schäfer-Blake (seit 1990).
In seiner Laudatio würdigte der OB das außerordentlich große Engagement von Schlereth bei der Sanierung des 1748 bis 1750 nach den Plänen von Balthasar Neumann gebauten Käppele, das ist der volkstümliche Name der berühmten Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung auf dem Nikolausberg in Würzburg, eine der herausragenden Schöpfungen barocker Baukunst in Deutschland.
Hier ist die Elektrik marode und müssen die durch Verschmutzung stark in Mitleidenschaft gezogenen Oberflächen der Raumschale des Hauptraumes und der Gnadenkapelle dringend restauriert werden, um die stark verrußten Fresken, Wände und Goldornamente wieder voll zur Geltung zu bringen.
Laut Schuchardt steht das Käppele auf dem Nikolausberg bei Wallfahrern, Hochzeitswilligen und TouristInnen hoch im Kurs. Die wunderschöne Barock-Kirche sei gleichermaßen Anziehungsmagnet für einzelne Kreuzgänger und größere Gruppen. Schuchardt: "Der Blick von dort oben über die Stadt ist über jeden Zweifel erhaben. Fast ist es so, als würde man vom Käppele direkt ins Paradies schauen. Deshalb hat ein jeder, der sich um das Käppele verdient macht, bei uns im Rathaus einen festen Platz im Herzen."
Das Käppele war ein Lieblingsort von Barbara Stamm gewesen, dessen Renovierung sie noch mit großem Engagement kurz vor ihrem Sterben im Oktober 2022 engagiert initiiert hatte. Sie hatte Schlereth stets bei der Finanzierung unterstützt, als dieser für den FVF in Kitzingen das offizielle Fastnachtsmuseum des BDK und ein paar Jahre später vis a vis die Fastnachtsakademie realisierte.
Seiner engen Wegbegleiterin habe Schlereth vor ihrem Tod versprochen, sich um das Käppele zu kümmern – gesagt, getan; ein Mann, ein Wort! Dank ihm konnte der Wallfahrtskirche das finanzielle Korsett angezogen werden.
So hat sich Bernhard Schlereth laut OB ehrenamtlich bei der aufwändigen Innensanierung des Käppele als Spezialist für Finanzierungs-Fragen, aber auch als Wegbereiter zu Behörden und Mandatsträgern, als Berater, Netzwerker, Schrittmacher, Verhandlungspartner und Kämpfer mit Herzblut in Personalunion unermüdlich eingesetzt. Hierbei sei ihm seine kommunalpolitische und natürlich auch närrische Erfahrung zu Gute gekommen.
Das Käppele ist natürlich nicht, so der OB, Schlereths einziges Steckenpferd. Dass das Veitshöchheim Helau Jahr für Jahr bundesweit bei einem Millionen-Publikum in die Wohnzimmer schallt, könne er sich ans Revers heften. Hinzu komme sein langjähriges Engagement für das Deutsche Fastnachtmuseum in Kitzingen.
Es sei denn über jeden Zweifel erhaben, dass die Auszeichnungsliste für sein Engagement im Fasching und andernorts lang ist – darunter sind der Frankenwürfel, das Bundesverdienstkreuz am Bande, der Bayerische Verdienstorden oder der Kulturpreis des Bezirks Unterfranken.
Schuchardt: "Heute kommt noch die Ehrenmedaille des Würzburger Oberbürgermeisters dazu, die ich Ihnen hiermit überreichen möchte. Wenn wir in der Faschingssaison wären, würde ich jetzt ein dreifach donnerndes Helau auf Sie anstimmen. Nochmals herzlichen Dank für Ihr außerordentlich großes Engagement rund um die Sanierung des Käppele!"
Bernhard Schlereth sprach hinsichtlich der Finanzierung der Renovierung des Käppele von einer schwierigen Mission, denn das Bischöfliche Ordinariat habe zu Beginn noch erklärt, es gebe nichts dazu. Erst als er dann zusammen mit Barbara Stamm den Bischof zu einem Schoppen einlud und ihm erklärte, dass man vom Staat und von anderen nichts erwarten könne, wenn man nicht bereit sei, selber was zu geben. Kurze Zeit später habe dann das Ordinariat beschlossen, 1,0 Mio. Euro und nach Nachverhandlungen schließlich 1,5 Mio. zur Renovierung beizusteuern.
Quasi als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kirchenverwaltung Käppele konnte Schlereth so im Laufe der Zeit nach dem Motto "Menschen müssen miteinander kommunizieren, dann finden sich Wege" wesentlich dazu beitragen, dass nach schwierigsten Verhandlungen mit Einschaltung aller Bundestagsabgeordneten auch der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages im Juni 2023 zustimmte, 975.000 Euro aus dem "Denkmalschutz-Sonderprogramm XII des Deutschen Bundestages" zur Finanzierung der Renovierungskosten von 5,7 Mio. Euro zu gewähren.
Schlereth konnte auch erreichen, dass dieselbe Summe auch vom Freistaat Bayern geleistet wird, denn das Bundesland, in dem das durch das Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes geförderte Kulturdenkmal steht, muss ebenfalls Gelder in Höhe der Bundes-Förderung zur Verfügung stellen.
Der SPD-Kreisrat hatte bei der Antragsstellung der Fördergelder und beim Knüpfen wichtiger Kontakte im Vorfeld eine Schlüsselrolle gespielt. Der Finanzierungsplan sieht weiter vor Fördergelder der Kirchenstiftung Käppele von 1,5 Mio. Euro, der Diözese Würzburg von 1,5 Mio. Euro, jeweils 200.000 Euro von Stadt, Landkreis und Bezirk, hoffen 300.000 Euro von der Stiftung Deutscher Denkmalschutz sowie die Mitgliedsbeiträge des Mitte des Ende 2020 gegründeten "Freundeskreises Würzburger Käppele".
Die Renovierung des Käppele sollte laut Mainpost-Bericht vom Juni 2023 schon im November letzten Jahres starten. Auf Nachfrage erklärte Käppele-Kirchenverwaltungsleiter Andreas Hornung, er halte es für ausgeschlossen, dass noch im Jahr 2024 ein Baugerüst im Käppele aufgestellt wird. Baugenehmigung, denkmalpflegerische Erlaubnis und die Förderzusagen würden zwar bis auf die Stiftung Deutscher Denkmalschutz vorliegen.
Derzeit laufe aber noch die europaweit erforderliche Ausschreibung der Architektenleistungen. Der dann zu beauftragende Architekt müsse aber erst Ausführungsplanung und Ausschreibungsunterlagen für alle Gewerke erstellen und der Vergabeprozess durch Kirchenverwaltung unter Einschaltung des Diözesan-Bauamtes beanspruche erhebliche Zeit. Ob es dann bei den vom zuvor ehrenamtlich tätigen Architekten geschätzten Renovierungskosten von 5,7 Mio. Euro bleibt, muss abgewartet werden.
Da es zwei Bauabschnitte mit zwei abgetrennten Räumen geben soll, könne jeweils ein Raum weiter für Gottesdienste genutzt werden, sodass das Käppele nicht geschlossen werden muss.
Fotos Dieter Gürz