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Die 80 Gäste erlebten beim traditionellen Kabarett-Abend der UWG im Veitshöchheimer Bacchus-Keller mit Philipp Weber zum Faschingsausklang einen höchst vergnüglichen Abend

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Nun schon zum 18. Mal hatte die U.W.G. Veitshöchheim e.V. traditionell am Faschingsdienstagabend zum Kabarett im stilvollen Ambiente des Bacchuskellers eingeladen. Vor ausverkauftem Haus bereitete der aus der Anstalt, Kabarett aus Franken, Schlachthof und weiteren TV Sendungen bekannte Kabarettist und Autor mit dem Pferdeschwanz Philipp Weber den 80 Zuhören zweieinhalb Stunden lang einschließlich Pause zum Faschingsausklang einen höchst vergnüglichen Abend.

Der 49jährige in Amorbach im Odenwald aufgewachsene, nach Abschluss eines Biologie- und Chemie-Studiums in Tübingen seit 2004 hauptberufliche Künstler mit Wohnsitz in Frankfurt klärt mit seinem Bühnenstück "Futter – streng verdaulich!" aus dem Jahr 2010 schnelllippig und in höchstem Sprechtempo mit knallharten Fakten über die Abgründe und Lügen der Nahrungsmittelindustrie auf. Dabei auf sein Wissen als Naturwissenschaftler zurückgreifend  vermittelt der Dynamiker mit den Möglichkeiten des Humors anspruchsvoll und unterhaltend Verbraucherschutz par excellence. Das Publikum kam aus dem Lachen nicht mehr heraus.

Gnadenlos und pointensicher, trefflich aufgeregt wie ein HB-Männchen und dennoch sympathisch trifft er mit dem Thema "Essen" den Zeitgeist, das jeden betrifft, ist seine gelungene Persiflage auf Lebensmittelindustrie, Agrarpolitik, Gentechnik oder Gesundheitswahn aktueller denn je, war das Thema noch nie so brisant und relevant wie heute.

Und der Kabarettist steht ständig in einem herrlichen Dialog mit seinem Publikum, fragt diese, was so alles in eine Rheinische Roulade gehört und belehrt dieses: "Du bist was Du isst!"

Von der explosionsgetrockneten Sellerie in der Tütensuppe bis hin zur Internationalisierung der Gourmet-Küche macht sich der studierte Biochemikersatirisch über unsere Essgewohnheiten lustig. Als er mikroskopisch exakt die Zutaten und Inhaltsstoffe von Lebensmitteln sezierte, verging so manchem im Keller der Appetit.
 

Als lustorientierter Esser beklagt er, dass es Italiener, Chinesen, Spanier und Japaner gäbe, aber wo bleibe der Deutsche? Während er eine Schweinshaxe fett, kross und schwer liebe, werde diese light als fett- und krustenfreie Pralines in mundgerechter Würfelform serviert. Am frechsten treibe es der Franzose. Was sich dort heute Carpaccio schimpft, nannte seine Oma früher schlicht „Uffschnitt“ und früher galt bei ihr: "Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt." Ein Drittel der Deutschen klage über  Allergien. Dagegen und gegen Intoleranzen war für die Oma unklompliziert ein Riesenschlag Wirsing ein wirksames Heilmittel.

Der Deutsche sei so scharf auf Bio, dass das Zeug mittlerweile aus China geordert werden muss. So eine Öko-Gurke habe dann mal 10.000 Flugkilometer auf dem Buckel. Und „Bio“ gebe es heute schon bei Lidl. Weber: "Die Hühner sind glücklich, aber hinter der Kasse sitzt ’ne arme Sau!"

Durch den Kakao zog der Kabarettist die Gentechnik, bezeichnete die Veganer als Smoothie-Maker, erläuterte wie Weichmacher zu einer Sperma-Mißbildung führen. Er legte den Zeigefinger in die Wunde, dass die Deutschen jährlich 18 Millionen Tonnen Lebensmittel wegschmeißen, aber aus Äthiopien für 250 Millionen Euro Lebensmittel importiert werden, während die Leute dort am Verhungern sind.

Breiten Raum nahm das Bodymaßindex ein, verdienten an den Magersüchtigen nur die Psychiater, während von den Übergewichtigen eine ganz Industrie profitiere.

Seine „Slow Food Gruppe“, die er als Single zum Kochen einlädt, wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Gesundheit und Gesundheitswahn. Weder die von ihm favorisierte Roulade, noch Gemüse-, oder Milchprodukte finden deren Zustimmung. Am Schluss bleiben nur noch Gummibärchen übrig, obwohl sie komprimierter Zuckerextrakt sind, dafür aber ohne Fett.

Weber ortet den Kühlschrank als Lebensmittel-Sondermülldeponie. Außerirdische würden lieber nur aus der Kloschüssel essen, da diese von der sauberwütigen Hausfrau stets vom Urinstein befreit werde.

Und als Zugabe gab der Kabarettist noch Ausschnitte seines ebenfalls grandiosen Programms „KI: Künstliche Idioten!" aus dem Jahr 2020 zum Besten“, in dem er sich satirisch über das Chaos der Evolution und der Ambivalenz des nächsten evolutionären Schritts zur Digitalisierung der Menschen auslässt.

Am Ende freut sich UWG-Vorsitzender Martin Issing mit Weber über den grandiosen Kabarettabend im Bacchuskeller.

Hier noch ein auf die Veranstaltung im Bacchuskeller zutreffendes Zitat der Südwestpresse: "So schnell wie Philipp Weber redete, philosophierte, reflektierte, sich ereiferte, konnte das Publikum gar nicht zuhören oder gar lachen. Wer zu lange brauchte, um sich von einer Pointe zu erholen, hatte mit Sicherheit gleich zwei weitere verpasst."

Fotos Dieter Gürz
Fotos Dieter Gürz
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Fotos Dieter Gürz
Fotos Dieter Gürz
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Fotos Dieter Gürz
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Fotos Dieter Gürz
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