Heeresmusiker und MGV-Männerchor gestalteten in Veitshöchheim eindrucksvolle Gedenkfeier zum Volkstrauertag
Am Volkstrauertag wurden in Veitshöchheim am Ehrenmal an der St. Vitus-Kirche Kränze zum Gedenken an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Vertreibung niedergelegt. Für die Bundeswehr taten ...
Link auf Mainpost-Online vom 19.11.2023
Am Volkstrauertag-Sonntag, 19. November 2023, fand traditionsgemäß wie jedes Jahr um 11:00 Uhr am Ehrenmal an der St. Vitus-Kirche eine vom Kulturamt der Gemeinde Veitshöchheim organisierte Gedenkveranstaltung für die Gefallenen und Kriegsopfer statt.
Auf dem Foto vor Beginn der Veranstaltung v.l.n.r. 3. Bürgermeister Steffen Mucha, Brigadegeneral Michael Podzus, die gemeindliche Kulturreferentin Karen Heußner (zuständig für die Organisation und Moderation der Gedenkfeier), VdK-Kreisvorsitzender Kai Kellershohn, Bürgermeister Jürgen Götz und 2. Bürgermeister Elmar Knorz.
Eine 20köpfige Abordnung des Heeresmusikkorps Veitshöchheim eröffnete unter der Leitung von Oberstabsfeldwebel Michael Heinlein die Gedenkfeier mit Johann Sebastian Bachs Passionslied „O Haupt voll Blut und Wunden“. Zur Kranzniederlegung intonierten die Berufsmusiker das Lied vom "Guten Kameraden" und danach ebenfalls von Bach den tröstlichen Choral "Wer nur den lieben Gott lässt walten" und als Schlusspunkt der Feier die Deutschlandhymne.
Kränze zum Gedenken an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Vertreibung legten für die Bundeswehr der Standortälteste Brigadegeneral Michael Podzus, für die Gemeinde Bürgermeister Jürgen Götz und für den Sozialverband VdK die Ortsvorsitzende Sybille Brandt und der Kreisvorsitzende Kai Kellershohn (beide im Vordergrund).
Die 3. Kompanie des Fernmeldebataillons 10 der 10. Panzerdivision stellte den Ehrenzug der Bundeswehr, im Bild mit Meldung des Antritts an Brigadegeneral Michael Podzus.
Zur imposanten Kulisse rund um den Ehrenmalplatz trugen auch die Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine bei.
Die Gedenkrede hielt heuer VdK-Kreisgeschäftsführer Kai Kellershohn. Er erinnerte angesichts der aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und in Israel daran, dass wir seit 1945 die längste Friedensperiode der europäischen Geschichte erleben. Dafür müssten wir dankbar sein. Kellershohn: "Mit Sorge beobachten wir aber vom Sozialverband VdK stärker werdende radikale Strömungen in Deutschland. Wir verurteilen ohne Einschränkung jede Form von Antisemitismus und Ausländerhass." Die Solidarität insbesondere mit den Geflüchteten aus der Ukraine, wo seit Februar 2022 der russische Angriffskrieg tobt, dürfe nicht nachlassen.
Der Sozialverband VdK setze sich zudem für eine Sozialpolitik ein, die Armutsbekämpfung und -vermeidung im Blick hat. Die zur Gründungszeit des Verbands 1946 ins Leben gerufene VdK-Haussammlung „Helft Wunden heilen“ ende am heutigen Volkstrauertag. Sie ermögliche Einzelfallhilfen des VdK, die ganz direkt den Menschen zugutekämen, zum Beispiel in Form von Winterkleidung, Lebensmittelgutscheinen oder einem Zuschuss, um die Heizkosten zu bezahlen. Kellershohn dankte allen Ehrenamtlichen, die bei Wind und Wetter bei der Sammlung von Tür zu Tür gehen. Die große Spendenbereitschaft der bayerischen Bevölkerung sei wichtiger denn je. V
Zur würdigen Ausgestaltung der Gedenkfeier trug auch der Männerchor des Männergesangvereins unter der Leitung von Joschka Keberer mit dem Lied "Heldengedenktag" bei.
Fotos Dieter Gürz
Hier ein Rückblick auf die über 100jährige Historie des Volkstrauertages:
Der Volkstrauertag findet jedes Jahr zwei Sonntage vor dem ersten Advent statt. Er geht auf das Gedenken an die getöteten Soldaten im Ersten Weltkrieg zurück. Nach Kriegsende 1918 setzen sich unter anderem der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Politiker und Vereine für das Gedenken an die gefallenen deutschen Soldaten ein. Rund 9,4 Millionen Menschen starben damals binnen vier Jahren auf den Schlachtfeldern, eine ganze Generation junger Männer wurde ausgelöscht.
1922 erinnert der Reichstag erstmals an die gefallenen Soldaten. Zu diesem Anlass sagt Reichstagspräsident Paul Löbe, die Trauer um die Toten sei die Abkehr von Hass und das Hinwenden zur Liebe: "Leiden zu lindern, Wunden zu heilen, aber auch die Toten zu ehren, Verlorene zu beklagen, bedeutet die Abkehr vom Hass, bedeutet die Hinkehr zur Liebe, und unsere Welt hat Liebe not."
Eine Botschaft, die nicht mehr durchdringt, als die Nationalsozialisten im März 1933 die Macht ergreifen .1934 machten sie den Volkstrauertag zum Staatsfeiertag, zum "Heldengedenktag", legten ihn auf den zweiten Fastensonntag, gestaltet von NSDAP und Wehrmacht, stand die Heldenverehrung im Mittelpunkt.
Nur fünf Jahre später beginnt Hitler-Deutschland mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg, der nach heutigen Schätzungen insgesamt 70 Millionen Opfer fordert, allein in der Sowjetunion 24 Millionen Menschen.
Nach dem Waffenstillstand im Jahr 1945 ist die Erinnerungskultur im geteilten Deutschland unterschiedlich ausgeprägt. Die Bundesrepublik knüpft neu an die Geschichte des Volkstrauertages an und verleiht ihm 1952 den Status eines gesetzlichen Gedenktags, mit dem an alle Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft erinnert werden soll.
Die live in der ARD übertragene zentrale Gedenkstunde im Bundestag am 19. November 2023 steht unter dem Motto "Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg" im Zeichen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und des Terrors der Hamas gegen Israel.
Beim Volkstrauertag handelt es sich um einen sogenannten stillen Feiertag - damit gilt in Bayern ein Tanzverbot. Auch öffentliche Partys und Konzerte sind an stillen Feiertagen untersagt. Wer stille Tage in Bayern missachtet und laute Veranstaltungen feiert, kann kräftig zur Kasse gebeten werden. Äußeres Zeichen am Volkstrauertag ist, dass die Fahnen auf halbmast hängen.
Quelle: MDR und Augsburger Allgemeine