Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Der Veitshöchheimer Multikünstler José F. Sánchez befindet sich in einer sehr mißlichen Lage: Wer kann ihm eine neue Bleibe verschaffen?

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

In einer äußerst misslichen Lage befindet sich der Veitshöchheimer Mullti-Künstler José F. Sánchez, wie dieser von ihm auf Facebook veröffentlichte Hilferuf offenbart.

Bis zum Jahresende muss er sein seit 2000 angemietetes Wohnhaus und Studio in der Thüngersheimer Straße 84 (Foto unten) geräumt haben.

Sánchez: "Ich habe noch viel Kunst zu verkaufen, was Gemälde, Radierungen, Monotypen, Holzdrucke, Skulpturen, handgefertigte Papierreliefs, Zeichnungen und meine KUNSTkarten angeht. Kommt vorbei und kauft mich aus! Letzte Chance, mich an diesem Ort zu besuchen und den Ort in Ordnung zu sehen. Es war ein guter Lauf, solange es gedauert hat. Im Dezember muss ich alles verpacken und hoffentlich den ganzen Shebang an einen neuen Ort transportieren, den ich noch nicht ganz gefunden habe. Die Spannung bringt mich um!"

Eine richtige Hausidylle war das Studio des Künstlers, das er alljährlich bei den Tagen der Offenen Ateliers in Veitshöchheim öffnete. Leider konnte er hier im Mai 2023 das letzte Mal bei einem Tag der Offenen Ateliers mitmachen, denn der Hauseigentümer hat ihm gekündigt.

Besonderes Augenmerk hatte der Künstler dieses Mal auf seine tollen Kunstwerke gelegt (Foto unten), mit denen er die Fantasy-Geschichte der Veitshöchheimer Autorin Emma B. Friese illustrierte, die unter dem Titel "Das Geheimnis der Pergamentrolle" im Siva-Natara Verlag in Reichenberg herausgebracht wurde.

Sánchez hat zeitlebens als Freiberufler gelebt und dabei seinen Unterhalt von der Malerei, von Tanzseminaren (Irish Set Dancing) und der Musik bestritten. Es wäre sehr schade, wenn  Veitshöchheim einen renommierten Künstler verlieren würde, wenn er hier im Ort keine neue Bleibe findet.

José F. Sánchez beteiligte sich stets bei allen Kunstaktionen in Veitshöchheim, so war er auch einer der wenigen Kunstschaffenden des Ortes, die sich an der Promenadenmischung am Vatertag 2023 beteiligten. Wie schon bei der Premiere 2009 erwies er sich einmal mehr  als "Tausendsassa", der sowohl als gestaltender Künstler als auch als Musiker der Gruppe "Castan" verzückte. Die Anordnung mit einem Schlauch um die im Kreis aufgestellten Bilder und einem das Sonnenlicht reflektierenden runden Spiegel am Boden nannte der Künstler "Solar Circle Collection", die erste solarbetriebene Ausstellung in Veitshöchheim.

 Vita

Der zugleich leidenschaftliche Tänzer und Musiker  José F. Sánchez (Foto an seinem 60. Geburtstag) schwärmt von seiner multikulturellen Schulzeit im New York der 1960er-Jahre. Seine Eltern waren in den frühen 1950er-Jahren von Puerto Rico in die USA ausgewandert. So wurde José am New Yorker Broadway geboren, genoss seine Kindheit in den Washington Heigths und die Sommerferien auf Puerto Rico in der Karibik. Seine Musikalität und Lebensfreude hat der sehr jugendlich wirkende 60-jährige offensichtlich von seinem auf Puerto Rico lebenden Onkel Toro.

Der kleine José verdankte seiner Kunsterzieherin Kelly Sonnenfeld, was er ist: ein Kunstmaler. Er lernte, dass Kunst nicht nur in Museen, sondern auf Straßen, in Geschäften, in Architektur, U-Bahn, überall, lebt.

14 Tage auf der Intensivstation nach einem schweren Motorradunfall weckten im damals 19-Jährigen den Durst nach Weisheit. Er machte sich auf den Weg in die Welt, wo er verschiedenen Kulturen, künstlerischen Arbeiten und musikalischen Richtungen begegnete. So lebte er 1975 bis 1982 in Europa, um eine Geige zu bauen. Er arbeitete als Kunstgewerbelehrer der US-Army in Wertheim und Würzburg.

Zurück in New York lernte er im Kunststudium Irish Fiddle und Irische Tänze. 1986 kehrte er als freischaffender Künstler nach Würzburg zurück. Es dauerte, bis er in seinem 2000 in der Thüngersheimer Straße 42 in Veitshöchheim eröffneten Studio zu voller Schaffenskraft kam.

Dass Veitshöchheim in der warmen Jahreszeit von vielen Auswärtigen auch wegen seines guten Eises aufgesucht wird, hielt er in dieser Karikatur "Eishöchheim" fest.

José zeigt auch seine soziale Ader, in dem er, wie bei einer Ausstellung in der Bücherei im Bahnhof im Mai 2019 zu sehen, in den Mainfränkischen Werkstätten beschäftigte behinderte Künstler mit Autismus fachlich betreut.

Keine Frage, dass der Künstler auch beim Projekt "Kultur baut Brücken" der mainART 2018 dabei war und mit einen aus Walnuss geschnitzten, über 100 Jahre alten Pfauenstuhl das wohl wertvollste Objekt beisteuerte.

Lebenslust, Musik und Tanz prägen das Leben des Veitshöchheimer Multi-Künstlers José F. Sánchez, sind in all seinen Werken bestimmend, so wie in diesem großen Tiepolo nachempfundenen barocken Deckenfresko "Tiepolo Tutti Frutti Tralala", das das Gute und Böse in unserer Gesellschaft widerspiegelt. In diesem während seines Kunststudiums in New York (1983 bis 1985) gemalten Werks zieht ein geflügeltes Schwein voller Energie einen Familien-Schlitten gen Paradies, ist US-Präsident Reagan auf die Spitze einer Rakete platziert, stehen tanzende und singende Musen religiösen Fanatikern gegenüber.

Der Künstler ist auf fast allen kulturellen Festivitäten in Veitshöchheim vertreten, so wie hier 2019 mit traditioneller Folk- und Tanzmusik aus Irland, Schottland, Frankreich, USA und Kanada, dargeboten von der Gruppe "Castan".

Seit 1987 organisiert der Veitshöchheimer Musiker und Künstler José F. Sánchez Sessions und irischen Tanz in Würzburg. Sessions finden meistens in Pubs überall auf der ganzen Welt statt. Ein Session ist ein lockeres Zusammentreffen von Musikern, die sich der traditionellen irischen Instrumentalmusik verschrieben haben. So kürte Sánchez im Jahr 2016 die Kneipe "Treffpunkt" im Veitshöchheimer Altort zum Sessionlokal und bereicherte damit das kulturelle Leben der Stadtrandgemeinde.

Und so richtig stimmungsvoll wurde es immer, wenn der Folk-Geiger José F. Sanchez beim Altortflohmarkt an seinem Trödelstand zu seiner Fidel griff. An Sonntagen war er auch öfters vor dem "Meegärtle" mit seiner Fidel anzutreffen, bis ihm die Gemeinde dies untersagte.

Fotos Dieter Gürz

Kommentiere diesen Post
M
You Wurzburgers better snatch up this artist before we bring him here to Mississippi !
Antworten
U
Es wäre tatsächlich sehr schade, wenn Veitshöchheim hier ein Original verliert.
Antworten