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Pfarrer übergab symbolisch Schlüssel für Haus der Begegnung an den Bürgermeister - Hintergrundinformationen über den 300.000 Euro-Deal

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Wie bereits am 6. August 2023 auf Veitshöchheim News berichtet (siehe nachstehender Link), hat die Gemeinde Veitshöchheim für 300.000 Euro von der Katholischen Kirchenstiftung St. Vitus das 1974 eingeweihte Haus der Begegnung, Kirchstraße 32, Fl.Nr. 297/0  erworben.

Wie damals angekündigt, erfolgt nun noch ein eigener Bericht über die Hintergründe des Verkaufs durch die Kirchenstiftung an die politische Gemeinde. Pfarrer Christian Nowak und Bürgermeister Jürgen Götz hatten zur symbolischen Schlüsselübergabe zu einem Pressetermin mit Vertretern der Fraktionen, der Kirchenverwaltung und des Gemeindeteams eingeladen, im Bild oben v.l.n.r. die Gemeinderatsmitglieder Oswald Bamberger (zugleich Kirchenpfleger), Ute Schnapp, Simon Kneitz (zugleich Kirchenverwaltung), Bürgermeister Jürgen Götz, Pfarrer Christian Nowak, Waltraud Stockmann (Pfarrsekretärin), Anita Ruhwedel, Bruno Winter, Ulrike Bayer (alle Gemeindeteam), Heiner Bauer, Werner Wagenhöfer (beide Kirchenverwaltung), Doris Mengling-Lutz (Gemeindeteam) und Burkard Löffler (Kirchenverwaltung).

Bereits seit Jahren fiel es der Pfarrgemeinde St. Vitus immer schwerer, so Kirchenpfleger Oswald Bamberger, Unterhalt, anfallende Renovierungsmaßnahmen und laufende Betriebskosten für das HdB zu tragen. Er sprach von maroden Fenstern, mangelhaftem Brandschutz, veralteter Technik und Wasserschäden. Nachdem seit 1974 nichts mehr außer einer Heizanlage vor einigen Jahren investiert wurde, sei eine Generalsanierung mit Kosten von mehreren Millionen Euro vonnöten.  Die Kirchenstiftung sei nicht in der Lage die Mittel hierfür aufzubringen. Bislang habe man die Immobilie nur dank der großzügigen Unterstützung der Diözese halten können. 

Nachdem sich die Finanzierung des HdB bereits seit Jahren schwierig gestaltete, so ergänzte Pfarrer Nowak, habe die katholische Kirchenstiftung St. Vitus am 9. Juni 2022 beschlossen, das Haus an die Gemeinde Veitshöchheim zu veräußern, nachdem die Diözese nach Aussage der dort Verantwortlichen keine zwei Pfarrzentren in Veitshöchheim bei anstehenden Sanierungsmaßnahmen bezuschussen könne. Sie sei vielmehr dabei, sich von vielen ihrer Immobilien zu trennen.

Wie bereits am 15. November 2019 hier auf Veitshöchheim News und am 30.11.2019 in der Mainpost berichtet (siehe nachstehende Links) musste die Kuratie-Kirchengemeinde aufgrund eines Baustopps der Diözese die beantragte 3,3 Millionen Euro teure Generalsanierung der Bausubstanz ihres Pfarrzentrums auf Eis legen.

Schließlich strebt auch Pfarrer Nowak an, wie hier am 25. November 2022 berichtet (siehe nachstehender Link), für das denkmalgeschützte Pfarrhaus in der Herrnstraße eine Neukonzeption als Begegnungsstätte, da hier laut letztem Baufallbericht  deutlich mehr gemacht werden müsse, als nur Schönheitsreparaturen.

Bürgermeister Götz verwies darauf, dass bereits 2015 erste Gespräche zu einer möglichen Übernahme durch die Gemeinde Veitshöchheim stattfanden. Dies auch vor dem Hintergrund, dass in den letzten zehn Jahren hauptsächlich die politische Gemeinde und örtliche Vereine (siehe nachfolgende Zusammenstellung), aber immer weniger kirchliche Gruppen das Haus der Begegnung nutzten, zuletzt nur noch die Ministranten und die Kolpingsfamilie einen Gruppenraum im OG des westlichen Flügels.

Dem Deal voraus gingen zwei Verkehrswert-Gutachten aus den Jahren 2015 und 2021 durch, einmal von der Kirche und einmal von der Gemeinde beauftragte, unabhängige Sachverständige, die laut Bürgermeister bei der Bewertung dicht beieinander lagen. Der Bodenrichtwert im Altort betrage derzeit 220 Euro. Aufgrund der Insellage der Immobilie ohne eigene Zufahrt und gänzlich ohne Stellplätze sowie der umgebenden Einzeldenkmale sahen die Gutachter eine  Bebauungsmöglichkeit im Gegensatz zum durchschnittlichen Richtwert-Grundstück im Altort als erheblich eingeschränkt an. So wurde ein Quadratmeterpreis von 150 Euro als angemessen angesehen, was bei einer Grundfläche von 2020 Quadratmeter einen Kaufpreis von 300.000 Euro ergab. Wegen der großen Sanierunsbedürftigkeit blieb die Bausubstanz ohne Wertansatz.

Im Kaufvertrag wurde vereinbart, dass zwei Räume, vom Treppenhaus der ehemaligen Hausmeisterwohnung erreichbar, in der kirchlichen Nutzung verbleiben.

Der Pfarrer dankte dem Bürgermeister und dem Gemeinderat, dass die Gemeinde nun die Lasten für das Haus übernommen hat und es auch nach Übernahme durch die Gemeinde weiterhin ein Haus der Begegnung sein soll, in welcher Weise auch immer. 

Der Bürgermeister sprach allerdings von einem Wermutstropfen. In Gesprächen mit dem Landratsamt muss noch abgesprochen werden, was die Auflagen für die weitere Nutzung für Veranstaltungen sind und ob diese finanziell durch die Gemeinde leistbar sind. Als erstes nach der Übernahme musste so bereits das Konzert des Projektchors vom HdB in die Vituskirche verlegt werden.

Götz: "Investiert werden kann nur "peu à peu" in das Notwendigste, um die Nutzung weitgehend aufrechtzuerhalten und das Haus wieder mit Leben zu füllen. Über kurz oder lang brauchen wir ein Gesamtkonzept." Die Gemeinde sei momentan aufgrund der ansonsten anstehenden Maßnahmen nicht in der Lage, hier jetzt Unsummen zu investieren.

Ob es dauerhaft gelingt, so Götz, die Immobilie für die ganze Gemeinde als Haus der Begegnung zu erhalten oder was man auf längere Sicht mit dem Areal macht, könne er derzeit nicht sagen. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung müsse zeigen, ob nicht ein Ersatzneubau besser ist als eine Sanierung.

Von der Lage her in der Ortsmitte ist für ihn der Erwerb aber ein sehr wertvoller Beitrag für die Zukunft der Gemeinde und ein guter Schritt, dass es gelungen ist, dieses Gebäude auch weiterhin in öffentlicher Hand zu belassen. Für Pfarrer Nowak kommt mit dem Deal zum Ausdruck, wie gut Kirche und Gemeinde in Veitshöchheim zusammenarbeiten.

Historie

Anfang der 70er Jahre musste ein Teil des ehemaligen Südflügel-Wirtschaftsgebäudes des Hofgartens für den Neubau des „Hauses der Begegnung“  weichen. Im Jahr 1975 wechselte Pfarrer Ludwig Schneider ins neue Gotteshaus, das als neues Pfarrgemeindezentrum mit sakralem Raum für 550 Sitz-Plätze, Mehrzweckraum mit 160 Plätzen, Jugend- und Altenräume, eine im westlichen Trakt vorgelagerte Kegelbahn und einer  Wohnung im Obergeschoss seinen Dienst aufnahm und als Begegnungsstätte für die unterschiedlichsten Veranstaltungen bald sehr begehrt war. Es trauerten aber viele alte Veitshöchheimer ihrer alten Kirche nach, insbesondere vermissten sie den vollen Klang der großen Orgel bei großen Festgottesdiensten. Mit Abschluss der Innenrenovierung 1991 wurde die barocke Vituskirche nun unter Pfarrer Herbert Neeser wieder als Gotteshaus für die Gemeinde genutzt.

Nutzung des Hauses der Begegnung im letzten Jahrzehnt

Hingewiesen wurde beim Pressetermin vom Pfarrer, dass die politische Gemeinde in den letzten zehn Jahren hauptsächlich das HdB genutzt hat und so bereits von der Nutzungsmöglichkeit der Immobilie profiert habe.

So konnte beispielsweise während des Neubaus des Bilhildiskindergartens die gesamte Kindertagesstätte für die komplette Bauzeit von April 2012 bis Oktober 2013 in das HdB umziehen und habe so der Gemeinde die Miete von teuren Containern erspart.

Gleich anschließend wurde das HdB von der Gemeinde bis zum Abschluss der Generalsanierung Mainfrankensäle als Ausweichquartier benötigt. So gingen hier dann der Seniorennachmittag, der Kirchgang der Vereine, die Bürgerversammlung und der Neujahrsempfang der Gemeinde (im Bild im Jahr 2014) über die Bühne.

Auch während seiner zweijährigen Generalsanierung fand hier der Kindergarten Sankt Martin hier ab September 2017 Unterschlupf. Auch derzeit ist im HdB noch eine Außengruppe des Kuratiekindergartens untergebracht bis zur Fertigstellung des Neubaus Anfang nächsten Jahres.

Rege wurde bislang das HdB auch für Veranstaltungen der örtlichen Vereine wie beispielsweise dem Kinderfasching des VCC (Foto 2023),

der Aftershowparty nach der Fernsehsitzung „Fastnacht in Franken“,

County-Dance,

Ausstellung bei der Altortweihnacht, für Proben des Projektchores oder

Konzerte des Musikvereins und

des Männergesangvereins genutzt.

Auch als Sendezentrale des ARD Morgenmagazins hat das HdB im letzten Jahr gute Dienste, letztendlich für die Gemeinde, geleistet

 

Fotos Dieter Gürz

 

Link auf Mainpost vom 30.11.2019 (pdf.Datei)

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M
Ehrlich? Reißt doch diesen Beton-Schandfleck weg, der passt überhaupt nicht in diese Ecke. Baut doch etwas in die Ecke, was auch zu den anderen Gebäuden passt - dirket daneben eine alte, tolle Kirche und auf der anderen Seite die tollen Kavalliersbauten des Hofgartens - und dazwischen ein Betonbau!!! Was gibt es da lange zu überlegen .... weg mit dem alten, grauen Mist. Da wird sich sogar das Landratsamt freuen .... <br /> P.S. Von meinem alten Herrn weiß ich übrigens, das Frau Struchholz und mein Großvater die alten Gebäude VOR dem Abriß in den 70er Jahren nochmal begangen haben.
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