Landkreis-Kulturherbst in Veitshöchheim: Projektchor der Sing- und Musikschule Veitshöchheim mit außergewöhnlichem Konzert in der St. Vitus Kirche
Ein außergewöhnliches Programm bot der 57 Mitglieder zählende Projektchor der Sing- und Musikschule Veitshöchheim am Sonntagabend in der barocken St.-Vitus-Kirche Veitshöchheim den rund 200 ...
Link auf Mainpost-Online 28.9.2023
Ein außergewöhnliches Programm bot der 57 Mitglieder zählende Projektchor der Sing- und Musikschule Veitshöchheim am Sonntagabend in der barocken St.-Vitus-Kirche Veitshöchheim den rund 200 Zuhörenden. Neben Werken von Heinrich Schütz, John Dowland und Francisco Tárrega bildete das Werk „Romancero Gitano“ von Francesco Castelnuovo-Tedesco aus der Neuzeit den Höhepunkt des im Rahmen des Kulturherbstes des Landkreises veranstalteten Konzertes.
Einmal mehr ist es Dorothea Völker, Dirigentin des von ihr 1997 zum 900-jährigen Jubiläum der Gemeinde Veitshöchheim gegründeten Projektchores gelungen, ein Programm zusammenzustellen, das auf den ersten Blick Erstaunen auslöst und gewagt erscheint.
Renaissance, Frühbarock und ein packendes Stück in spanischer Sprache aus der Neuzeit – kann das funktionieren?
Und wie! Die Dirigentin konnte mit dem Chor das Publikum auf eine fantasievolle Gedankenreise mitnehmen. So priesen die frühbarocken Motetten von Heinrich Schütz „Lobe den Herren, meine Seele“ und „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ den Allmächtigen mit wunderbaren Klangfarben in der Barockchkirche.
Herausragend in diesem Konzert waren auch die Soloeinlagen der beiden Instrumentalisten Oliver Thedieck (Gitarre) und Andreas Franzky (Cello), beide auch Lehrer an der Sing- und Musikschule Veitshöchheim, die das Publikum spontan zu „Bravorufen“ hinrissen, so auch als sie den Continuopart beim Schütz-Lied spielten.
Zarte Kontraste setzten Madrigale des Renaissance-Komponisten John Dowland mit ihren Themen rund um die Liebe und Schönheit in unterschiedlichen Chor- und Solobesetzungen.
Die beiden Sopran-Chorsolistinnen Christine Müller und Frieda Riedmann präsentierten ihre Soloparts exzellent und ausdrucksstark mit glasklaren Stimmen.
Zwei meisterhaft von Oliver Thedieck interpretierte Solostücke für Gitarre "Recuerdos de la Alhambra" und "Capricho Árabe" des Spaniers Francisco Tárrega (1852–1909), der die Gitarre als Konzertinstrument im 20. Jahrhundert etablierte, umrahmten zwei Dowland-Lieder. Das klassische Gitarrenwerk "Recuerdos de la Alhambra", auch als Königin der Gitarrenstücke bezeichnet, ist eine der größten Herausforderungen für jeden Gitarristen, weil die Melodie als Tremolo gespielt wird und gleichzeitig ein variabler Basslauf zu bewältigen ist – und das alles ziemlich schnell. Thedieck bescherte so dem Publikum einen wunderbar vollen romantischen Klangteppich, so dass man das Gefühl hatte, es würden zwei Gitarren gleichzeitig spielen.
Den fulminanten Schlusspunkt setzte dann das Stück, das dem Konzert auch seinen Namen gab: „Romancero Gitano“ für Chor und Gitarre von Mario Castelnuovo-Tedesco. Er hatte sieben Gedichte von Federico García Lorca als Grundlage für seine Komposition (veröffentlicht 1951) ausgewählt. In von grenzenloser Fantasie geprägten Texten und Metaphern hat er die Inhalte typisch spanischer Mentalität bravourös in geniale Musik im Stil des Landes umgesetzt. Die Lieder unterschiedlicher Stimmungen und Bilder spiegelten eindrucksvoll Lorcas Texte wider. Einen wichtigen Aspekt bildete die Darstellung der andalusischen Osterprozessionen durch drei vertonte Gedichte: „Procesion-Paso-Saeta“.
„Romancero Gitano“ war nach den sakralen Schütz-Werken und den gefühlvollen Dowland Liedern eine besondere Herausforderung für den Chor. Für die Interpretation waren nun abwechselnd Temperament, Emotion und wiederum Feingefühl gefragt. Dorothea Völker verstand es durch ihr mitreißendes, punktgenaues und emotionales Dirigat all dies mit ihrem Chor umzusetzen. Dieses Werk stellte auch hohe Anforderungen durch solistische höchst anspruchsvolle Passagen und Klänge an den Gitarristen.
Oliver Thedieck begeisterte hier auch mit perfekter Technik im wunderbarem Zusammenspiel mit der Solosängerin Frieda Riedmann.
Die Leiterin der Sing- und Musikschule, Christina Stibi, hatte die Moderation übernommen.
Stibi bedankte sich auch ausdrücklich bei Pfarrer Christian Nowak, der in einer „Drei- Sekunden- Entscheidung“ zugestimmt hat, dass das Konzert in der letztlich vollbesetzten Vitus Kirche stattfinden konnte. Das zunächst vorgesehene Haus der Begegnung konnte kurzfristig nicht genutzt werden. Sie dankte auch für die Spenden des Publikums für die Kostendeckung des Konzerts sowie die anstehende Orgelrenovierung.
Am Ende des Konzertes dankte das Publikum den Akteuren mit langanhaltendem, stehendem Applaus.
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