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Wie sieht die Zukunft der Kuratie-Pfarrgemeinde in Veitshöchheim aus? Pfarrversammlung informierte über pastorale Veränderungen, gravierende Baumängel und gewinnbringende Perspektiven

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Quo vadis Kuratie Heiligste Dreifaltigkeit Veitshöchheim? Die ein reges Gemeindeleben aufweisende Kirchengemeinde steht vor vielen ungelösten Fragen. Auslöser sind zum einen die einschneidenden Änderungen der von der Diözese in Gang gesetzten pastoralen Strukturreform und zum anderen der von ihr verhängte dreijährige Baustopp. Die Kirchengemeinde musste deshalb die bereits zugesagte 3,3 Millionen Euro teure Generalsanierung der in die Jahre gekommenen Bausubstanz des Pfarrzentrums auf Eis legen.

"Es bleibt und wird spannend und interessant werden, aber aufgeben werden wir nicht."

Eine faszinierende Fernwirkung hat die am 6. März 1966 eingeweihte Kuratie-Kirche mit ihrem einer Harfe nachempfundenen Turm, der zum  „Markenzeichen" der nach dem Krieg entstandenen Gartensiedlung wurde. Die Kirche mit Pfarrheim ist der Mittelpunkt der Pfarrei Kuratie Heiligste Dreifaltigkeit, die der  Würzburger Bischof Josef Stangl mit Urkunde vom 17. Juni 1962 als bislang letzte Pfarrei der Diözese und neben St. Vitus als zweiten Veitshöchheimer Seelsorgebezirk errichtet hat.  57 Jahre später steht die 1950 Christen zählende Kuratie, zu der neben der Gartensiedlung  Teile des Wohngebietes "Am Speckert", der Ortsteil Gadheim und demnächst auch das 276 Wohneinheiten aufweisende Baugebiet "Sandäcker" gehören, als selbständige Pfarrei vor ihrem Aus.

Grund ist die von der Diözese aufgrund der schwindenden Zahl der Gläubigen und akutem Priestermangel eingeleitete Strukturreform "Pastoral der Zukunft“.

Zur Pfarrversammlung am Sonntag im Pfarrheim, die neben den bevorstehenden pastoralen Veränderungen auch Einblicke in das rege Gemeindeleben gab und in der von großen baulichen Problemen die Rede war, hatte die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Andrea Huber auch die Presse eingeladen.

Huber: "Ich denke es ist für die ganz Veitshöchheim wichtig zu wissen, wie wir als Kirchengemeinde noch aktiv sind und wie die Zukunft für unsere Kirche vor Ort aussehen wird."

Dabei wurden auch Perspektiven für eine zukünftige gewinnbringende Nutzung der kirchlichen  Räume vorgestellt.

Bauliche Probleme

Kirchenpfleger ist seit 2013 Karl-Heinz Schlier, früher Direktor bei der Sparkasse Mainfranken, (auf dem Foto in der Mitte mit Christoph Schenkel - links - und Bruno Winter - rechts), der seinen Schwerpunkt in der Erhaltung des Stiftungsvermögens der Kuratiegemeinde sieht.

Wie Schlier erläuterte, brachte das seit 1. August 2019 voraussichtlich bis 2022 geltende Bau-Moratorium der Diöszese die Kirchenverwaltung ganz gehörig in die Bedrouille.

Auf Eis gelegt werden musste deshalb die auf 3,3 Millionen Euro veranschlagte Generalsanierung des Pfarrzentrums, für die die Kuratie laut Schlier bereits die Zustimmung der Diözese hatte. Diese Summe verdeutliche den gewaltigen Sanierungsaufwand.

Er habe lediglich die Zusage für die notdürftigsten, der Bestandssicherung dienenden Maßnahmen erhalten, soweit diese zur Abwehr von Gefahren für Leib und Leben erforderlich sind. Dafür habe die Diözese 100.000 Euro Mittel bereitgestellt.

Diese Mittel würden allerdings bei weitem nicht ausreichen. So seien bereits 120.000 Euro notwendig um vordringlich die Feuchtigkeitsschäden  ringsum in den Außenmauern durch Drainagen, Abdichtungen und Lichtschächte  etc. sowie die Probleme in den Außenkanälen zu beseitigen, die mehrere Einbrüche aufweisen. 

Weitere Investitionen seien notwendig für die Blitzschutzanlage und die Öltanks, die nach den Wartungsberichten erhebliche Mängel aufweisen, so auch eine kaputte Beschichtung. Die Sanierung der beiden Öltanks würde 25.000 Euro kosten. Ölheizungen, so Schlier, würden eigentlich keine Zukunft mehr haben und man müsse deshalb in Richtung Erdgas gehen, was neue Leitungen mit einem Kostenaufwand von 10.000 Euro erforderlich mache. Das Angebot für einen Erdgas-Brenner stehe noch aus.

Für die Aktivitäten der Kirchengemeinde und um zur Erschließung neuer Einnahmequellen die Gebäude gut vermarkten zu können, habe man, um sich hier wohlfühlen zu können, in Eigenleistung im Pfarrheim die Kirchenverwaltung mit viel ehrenamtlichen Einsatz bereits Schönheitsreparaturen durchgeführt. Die Farbe habe die Firma Killinger gesponsert.

Im Rahmen der 72-Stundenaktion haben auch die Ministranten den Jugendraumbereich dank einer 1.200 Euro-Spende neugestaltet. Mit eigenen Mitteln habe man auch in die Sicherstellung Fluchtwege, die Beleuchtung und in ein Panikschloss investiert.

Ein Schandfleck seien nun noch die Küche und die WC-Räume im Untergeschoss, deren Instandsetzung für das gute optische Erscheinungsbild des Pfarrheimgebäudes sehr wichtig sei. Bevor jedoch nicht die Feuchtigkeitsschäden behoben sind, mache es keinen Sinn, hier weiter zu machen.

Notwendig seien auch Reparaturen im Kirchenbereich, so an den Fenstern. Repariert werden müssten auch für bis zu 7.000 Euro zwei Glocken. Schlier ist ein Dorn im Auge, "dass bei allen Maßnahmen die Diözese mitredet und wir ohne deren Zustimmung nichts machen können."

Erschließung von Einnahmequellen

Im Pfarrgemeinderat, so erläuterte Mitglied Christoph Schenkel, habe man eine Perspektive überlegt, die über die nächsten Jahre hinausgeht, so Schenkel. So ob es nicht sinnvoll ist, um die Pfarrheimräume für die eigenen Aktivitäten und als Stätten der Gemeinschaft erhalten zu können, diese Ressourcen verstärkt auch anderen Nutzern zur Verfügung zu stellen, um so Einnahmen zu generieren. Das Beispiel Burkardushaus oder Kloster Himmelspforten vor Augen, könnte so ein Betrieb dieser Räume konzipiert werden, der beispielsweise in Form einer Betreibergesellschaft oder Gruppe, die sowas professionell macht, systematisch anderen die Anmietung zur Nutzung wie Hochzeits- und Betriebsfeiern, Tagungen, Kongresse und Ausstellungen etc ermöglicht, evtl. in Zusammenarbeit mit anderen Pfarrheimen.

Pfarrgemeinderatsmitglied Bruno Winter hob die Bedeutung des Merchandising auch für eine Kirchengemeinde hervor. Dazu zähle als ein sehr wichtiges Medium der Internetauftritt, der mit bisher 50.000 Zugriffen bereits sehr rege genutzt werde. Sehr hilfreich sei auch die Smartphon-Bistums-App.

Pastorale Strukturreform

Wie die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Andrea Huber erläuterte, sollen die bisherigen Pfarreien, Kuratien und Filialen künftig zu Gemeinden innerhalb der neuen Pfarreien werden, für die jeweils eine zentrale Verwaltung aufgebaut sowie eine Kirchenstiftung errichtet werden soll. Der Zuschnitt der neuen Pfarreien und der jeweilige Sitz der Verwaltung würden vom Bischof festgelegt – nachdem er alle Gremien gehört hat. Huber stellte die vier in Stadt und dem Landkreis Würzburg vom Generalvikariat vorgelegten und auf der Seelsorgekonferenz der Hauptamtlichen am 25. Juni 2019 und in Abstimmung mit dem Referat Gemeindeentwicklung abgegrenzten pastoralen Räume vor. Die drei grau hinterlegten Räume sind ländlich geprägt.

Der weiße städtisch geprägte Raum wurde nochmals in vier Sektoren unterteilt. Einen solchen Verwaltungszentrums-Sektor bildet im Nordwesten Vzusammen mit den Pfarrgemeinschaften Dürrbachtal, Güntersleben-Thüngersheim, Maintal Zell a. Main-Margetshöchheim-Erlabrunn und Leinach, der neu mit Inhalt gefüllt werden soll. Huber geht davon aus, dass in diesem Sektor künftig zwei Pfarreien, eine links und eine rechts des Maines gebildet werden, Veitshöchheim also eine Pfarrei zusammen mit Thüngersheim, Güntersleben, Ober- und Unterdürrbach wird.

Wie Huber erläuterte, gebe es zu dieser organisatorisch notwendigen Straffung keine Alternative. Zu dieser Raumplanung werde das Dekanat Würzburg rechts des Maines, deren Vorsitzende sie ist, deshalb bis März 2020  auch ein positives Votum abgeben.

Wie Huber sagte, werde Bischof Dr. Franz Jung im Oktober 2020 dann nach Anhörung der diözesanen Gremien und möglicher Einarbeitung von dort geäußerten Voten den endgültigen Zuschnitt der Räume festlegen.

Es seien noch sehr viele offenen Fragen zu klären, beispielsweise die Struktur der Dekanate, der Einsatz von Hauptamtlichen oder wie die Wahl der Pfarrgemeinderäte vonstatten geht, wer noch vor Ort sein wird oder wo die Gottesdienste abgehalten werden.

Aufbau eines Netzwerks

Huber ist aber trotz des sehr eng zu schnallenden Gürtels zuversichtlich. Es komme darauf an, wie die Kuratiegemeinde um die Kirche herum sich entwickelt und wie aktiv sie und bereit ist, über ihre Grenzen hinaus im Netz, wohl mit Thüngersheim, Güntersleben und dem Dürrbachtal, zusammenzuarbeiten.

Erste Ansätze dazu gebe es bereits, wie der stellvertretende Vorsitzende Florian Aut erläuterte, so die gemeinsame Wallfahrt nach Retzbach und die Teilnahme am Open-Air Gottesdienst am Schenkenturm an Christi Himmelfahrt oder im nächsten Jahr der Weltgebetstag in Thüngersheim.

Huber: "Ich kann nur Mut machen, wir müssen abwarten und wissen noch nichts Genaues." Es gelte wach zu bleiben, zu schauen was passiert und nicht an der Vergangenheit hängen zu bleiben, sondern optimistisch gemeinsam in die Zukunft zu schauen, angesichts der Tatsache, dass der Bischof darum bemüht sei, alle, auch die Laien, mit ins Boot zu nehmen.

Es gehe darum, keine Mauern aufzubauen, sondern, um Kirche am Leben zu halten, im Netzwerk mit anderen gemeinsam tätig zu sein, so wie bei der Informationsveranstaltung  "Vorsicht! Enkeltrick" am 25.11.2019 zusammmen mit St. Vitus, Sozialstation, Naturfreunde und der Nachbarschaftshilfe oder in den Kindergärten mit gemeinsamer Ferienbetreuung.

Reges Gemeindeleben

Wie rege das Gemeindeleben aktuell in der Kuratie ist, wurde dann aus den Berichten deutlich. Genannt wurden: Aufrechterhaltung von Traditionen wie die Fronleichnamsprozession und das Pfarrfest, das Angebot für Senioren wie der Spielnachmittag und neu das Plauderstündchen, der Töpferkreis, der wöchentliche Tanzkreis, das monatliche Frauenfrühstück, der Kleider- und der Spielzeugmarkt, der ökumenische Singkreis "Mit Herz und Stimme" und der auf vielen Füßen stehende Mesnerdienst.

Zur Kuratie gehört auch der Kindergarten mit 15 Mitarbeitern und zwei Auszubildenden, die 72 Kinder im Alter von eins bis sechs Jahren betreuen. Ab Januar kommt dann noch eine Krippengruppe dazu, die zunächst temporär im Haus der Begegnung untergebracht ist, bis der von der Gemeinde finanzierte Anbau erstellt ist.

Nach dem Bericht der Oberministrantin Katharina Schmitt sind die Angebote der Kuratie in ihren neugestalteten Jugendräumen wie die T-Stube oder Zeltlager und Ausflugsfahrten zu Thermen oder Freizeitparks nicht nur für die Ministranten, sondern für alle interessierten Jugendlichen offen. Zu den Jugend-Aktivitäten zählen auch Weihnachtsfeier, Sternsingen und ein großes Programm an Ostern.

Abschließend betonte Bruno Winter, dass Pfarrgemeinderat, Kirchenverwaltung und Pfarrleitung nicht schlafen. Man schaue aufmerksam gemeinsam hin, was da passiert und was man machen könne, um die Gemeinde lebendig zu halten, in Vernetzung mit den Nachbargemeinden." Winter: "Es bleibt und wird spannend und interessant werden,  aber aufgeben werden wir nicht."

 

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