Veitshöchheims neuer Pfarrer Christian Nowak möchte das historische Pfarrhaus zur Begegnungsstätte machen - Öffnung bereits in der Adventszeit mit Weihnachtsgeschichte in den Fenstern
"Neue Besen kehren gut!" Diese Redewendung trifft voll auf Christian Nowak zu, der am 16. Oktober 2022 als Pfarrer der neugebildeten Untereinheit Veitshöchheim-Dürrbachtal im Pastoralen Raum Würzburg Nord in der Kuratiekirche eingeführt wurde. Hellauf begeistert ist der neue Pfarrer vom historischen Pfarrhaus in der Herrnstraße 1, wo bislang das gesamte Obergeschoss den bisherigen Pfarrern als Wohnung diente. Als Single ist dem 41jährigen diese jedoch viel zu groß.
Nowak: "In mir ist sofort der Gedanke gereift, diese wundervolle Immobilie mit dem wunderbaren Gartenareal für die Kirchengemeinde, der Bevölkerung als das kirchliche Herz zu öffnen und zur Verfügung zu stellen, hier eine Begegnungsstätte zu schaffen."
So lädt der Pfarrer zusammen mit dem AK Familie des Gemeindeteams Veitshöchheim bereits am Samstag, 10. Dezember 2022 um 15.30 Uhr in den Garten des Pfarrhauses zu Liedern, Engelsgeschichten, Plätzchen und Punsch sowie zu Engel zum Selbermachen ein.
Da ihm Kinder und Jugendliche sehr am Herzen liegen, sei ihm kurz nach seinem Dienstantritt die Idee gekommen, die noch leerstehende Wohnung im Obergeschoss des Pfarrhauses in die an allen vier Adventswochenenden stattfindenden Veitshöchheimer Altortweihnacht einzubeziehen.
So enthält der Flyer des Weihnachtsmarktes als Programmpunkt: "Unser Adventsweg nach Weihnachten" - die Kinder der katholischen Kindergärten Veitshöchheim gestalten die Weihnachtsgeschichte in 21 erleuchteten Fenstern des Pfarrhauses St. Vitus. Besuchen Sie uns, wir öffnen jeden Sa/So unsere Tore.
Als er diesen Vorschlag, so erzählt der Pfarrer, bei seinen Antrittsbesuchen den drei Kita-Leiterinnen unterbreitet habe, seien diese sofort eingestiegen, hätten bei einem Treffen vor Ort die Fenster untereinander verteilt, um hier die "Weihnachtsgeschichte" kindgerecht illuminiert und visualisiert schon in der Adventszeit zu präsentieren, hier den Weg aufs Ziel deutlich aufzuzeigen.
In den letzten Wochen wurde dann eifrig und mit großer Freude in den Kindergärten mit Transparentpapier gebastelt. Am letzten Mittwoch war es dann soweit. Aus allen drei Kitas strömte eine Abordnung von Kindern in die leere Pfarrerwohnung, um hier mit den Erzieherinnen die Zeichnungen auf die Fensterscheiben zu platzieren.
Am Freitagabend schaltete dann der Pfarrer zur Probe die Strahler an und wie diese Innen- und Außenaufnahmen zeigen, funktionierte alles.
Der Geistliche ist nun guter Hoffnung, dass alle Kinder ihre Eltern oder Großeltern an die Hand nehmen und an den Adventstagen den Weihnachtsmarktbesuch damit verbinden, in den Pfarrhof zu schauen, wo dann die Kinder voller Stolz auf die von ihnen gebastelten Figuren wie die Heilige Familie, die Drei Könige, Engel, Hirten, Tiere und Sterne zeigen können.
Geschichtlicher Rückblick historisches Pfarrhaus Veitshöchheim
(Zusammengestellt aus Presseberichten von Dieter Gürz vom September 1995 und Oktober 2005)
Das historische Pfarrhaus wurde vom Würzburger Kloster Sankt Stephan 1613/14 an der damaligen Hauptstraße von Würzburg nach Thüngersheim als Priorat errichtet, in dem eine Handvoll Mönche wohnten, die hier ihren Wirtschaftsbetrieb hatten. Mit seiner Renaissancefassade mit Volutengiebel ist es eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Stadtrandgemeinde.
In der Zeit der Säkularisation 1802/03 verstaatlichten die Wittelsbacher auch dieses herrschaftliche Wohnhaus. Die mehr als 700-jährige Lehensherrschaft des Klosters über Veitshöchheim war damit beendet, der Ortspfarrer nicht mehr Klosterangehöriger. Das Pfarrhaus ging später wieder in das Eigentum der Katholischen Kirchenstiftung Sankt Vitus über. Übrigblieb aus der Zeit der Säkularisation jedoch die vertraglich vereinbarte Bauunterhaltslast des Staates (zuständig: Landbauamt).
Unter Pfarrer Ludwig Schneider zog im Erdgeschoss des Pfarrhaues in den 70er Jahren die Sozialstation ein, die noch gemeinsam mit Unterpleichfeld auf den Weg gebracht wurde.
1976 bis 1978 ließ das Landbauamt das Pfarrhaus grundlegend renovieren. Dabei wurde hier eine Kaplanswohnung eingerichtet. Bei der Renovierung wurden offensichtlich die im Haus reichlich vorhandenen Holzteile, wie damals in staatlichen Forsthäusern und in zu renovierenden Pfarrhäusern üblich, mit einem giftigen Holzschutzmittel behandelt.
Bei Messungen Ende Mai 1995 stellten Experten der Landesgewerbeanstalt Nürnberg hohe Belastungen mit PCP und Lindan fest: Im Gebälk des nichtausgebauten Speichers 2200 Milligramm pro Kilogramm, im Staub des Esszimmers 220 mg/kg und im Schlafzimmer des Pfarrers 79 mg/kg PCP. Die festgestellten Belastungen zeigten, daß ein weiteres Wohnen im Pfarrhaus nicht mehr möglich ist. Kindergärten mussten bereits bei einem Wert von 5 mg/kg geschlossen werden. Die Bewohner klagten seit geraumer Zeit über gesundheitliche Störungen der Atemwege und des Herzens. Der Speicher durfte nicht mehr betreten werden. Aus dem Haus wurden alle Teppiche entfernt. Kaplan Frank Sommerhoff folgte sogleich der Aufforderung des Gesundheitsamtes auszuziehen. Auch Pfarrer Herbert Neeser und seiner Schwester blieb ein Umzug nicht erspart.
Das Veitshöchheimer Pfarrhaus war kein Einzelfall. Durch den beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof anhängigen Entschädigungsprozess eines Försters hellhörig geworden, hatte die Bayerische Staatsregierung eine Bestandserhebung bei allen 13.000 staatlichen Gebäuden in Bayern durchgeführt. Von 850 Bauwerken, die man schließlich in Unterfranken auf PCP und Lindan untersuchte, wurden rund 200 als belastet eingestuft, mit der Folge dass fast alle belasteten Gebäude saniert werden mussten.
Im Oktober 2005 konnte dann Neesers Nachfolger Pfarrer Robert Borawski in das sanierte Pfarrhaus einziehen.
Gelegentlich öffnete auch Pfarrer Borawski den Pfarrgarten für Konzerte des Musikvereins.
Der neue Pfarrer strebt eine Neukonzeption an
Jeder Stellenwechsel ist mit einem Baufallbericht der Wohnung verbunden. So hat sich, wie Pfarrer Nowak berichtet, herausgestellt, dass deutlich mehr gemacht werden muss als nur Schönheitsreparaturen. So entsprechen Elektro und sonstige Technik bei weitem nicht dem heutigem Standard, ist der Dachraum nicht isoliert und wegen der nachwievor bestehenden PCB-Belastung nicht nutzbar.
Er sei dabei, so Nowak, die Nutzung der Immobilie neu zu konzeptieren. In ihm sei der Gedanke gereift, die für ihn viel zu große Pfarrwohnung zu verkleinern und als ein Teil der Immobilie zu betrachten. Die Neustrukturierung des pastoralen Raums erfordere neue zentrale Verwaltungsstellen. Das Pfarrhaus würde sich für die Unterbringung der Verwaltung sowohl für eine große Lösung, sprich für den Pastoralen Raum Würzburg Nord, als auch für eine kleine Lösung, sprich für die neugebildete Untereinheit Veitshöchheim-Dürrbachtal anbieten.
Und Platz wäre auch noch da, so der Pfarrer, als dritten Teil einen Platz outdor oder auch indoor für Veranstaltungen oder als Gruppenraum zu schaffen. Hier sei nämlich zu berücksichtigen, dass hinsichtlich des Verkaufs des im Eigentum der Katholischen Kirchenstiftung stehenden Hauses der Begegnung an die Gemeinde Veitshöchheim beide Vertragspartner nach einem Gespräch mit der Diözese Würzburg in den letzten Tagen mit einer positiven Entscheidung rechnen können.
Das Wappenrelief an der Fassade des Alten Pfarrhauses weist auf die Würzburger Fürstbischöfe und das Kloster St. Stephan hin.
Alle Fotos Dieter Gürz