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Eine orangefarbene Parkbank geht im Landkreis auf Reisen - Eindrucksvoller Aktionstag des Landkreises am Gymnasium Veitshöchheim am 18.11. als BR-Aufzeichnung anlässlich des Internationalen Tages "Gegen Gewalt an Frauen" am 25.11.

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Nach wie vor zählt Gewalt an Frauen zu einer der am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen" ist ein jährlich am 25. November stattfindender Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen. Hierzu wurde von UN Women die Kampagne "Orange the world" ins Leben gerufen, in oranger Farbe ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.  Bereits eine Woche vorher setzten der Landkreis Würzburg, die Gemeinde Veitshöchheim und der Zonta Club Würzburg am Gymnasium Veitshöchheim ein solches sichtbares Zeichen, das vom Bayerischen Fernsehen aufgezeichnet wurde und am 25. November 2022 in der Frankenschau gesendet wird, von TV Mainfranken bereits am Montag, 21.11., 18 Uhr per Kabel und 20 Uhr per Satellit.

Im Bild oben hissen v.l.n.r. Schulleiter Dr. Bernhard Brunner, Landrat Thomas Eberth, seine Gleichstellungsbeauftragte Carmen Schiller, stv. Schulleiter Gunnar Leuner und Bürgermeister Jürgen Götz vor dem Schulgebäude die Aktions-Fahne von Terres des femmes "Frei leben ohne Gewalt".

In der Schulaula des Gymnasiums ging zuvor eine beeindruckende  Gedenkstunde über die Bühne, bei der erstmals die mit oranger Signalfarbe angemalte Wander-Parkbank des Landkreises Würzburg an den Start ging. Im Bild vervollständigen symbolhaft v.l.n.r. vorne Landrat Thomas Eberth, Bürgermeister Jürgen Götz und  Carmen Schiller auf einer ausgesparten Fläche die Farbe auf der Bank, hinten Gunnar Leuner, Bernhard Brunner und die Präsidentinnen Ilka Klose vom Zonta-Club Würzburg  und  Annette Barrecka vom Zontaclub ELECTRA Würzburg.

Die mit ihrer Signalfarbe auffallende Parkbank, so die Idee von Annette Barrecka, soll nicht nur wie die Fahne einmal im Jahr  Solidarität mit den Betroffenen zum Ausdruck bringen, sondern das ganze Jahr über für sie ein sichtbares Zeichen sein. Der auf dem Schild auf der Bank abgedruckte QR-Code ermöglicht den Betroffenen direkt den Zugang zu den Hilfe-Notrufnummern (siehe nachstehender Link).

Wie die Gleichstellungsbeauftragte Carmen Schiller recherchierte, waren 2020 laut Bundeskriminalamt 120.000 Frauen von häuslicher Gewalt betroffen und für 139 Frauen endete dies tödlich. Ihr Dank galt Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz, der gleich zwei Parkbänke aus dem Fundus der Gemeinde zur Verfügung stellte und sie von seinen Bauhofleuten aufbereiten und orange anstreichen ließ. Landrat Thomas Eberth hatte die Idee, dass ein Bank im Landratsamt Platz findet und die zweite nun in den Gemeinden des Landkreises auf Wanderschaft geht , sei es auf Spielplätzen oder in öffentlichen Platzbereichen. Schiller lobte vor allem aber auch Lehrer- und Schülerschaft des Gymnasiums, dass die zweite Parkbank hier in der Schule ihre Jungfern-Wanderung beginnen konnte.

Landrat Eberth: "Die zwei Bänke sollen ein Symbol sein, dass wir als Politik, als Landkreis in enger Verbundenheit mit unseren Schulen und Gemeinden Gewalt an Frauen nicht akzeptieren wollen und können, dass Gewalt an Frauen nicht zu unserer Gesellschaft, nicht zu unserem Kulturkreis und nicht zu uns gehört und wir uns solidarisieren, dass dieses Tabuthema in die Mitte der Gesellschaft kommt."

Wie Gunnar Leuner, stellvertretender Schulleiter sagte, habe das Gymnasium sehr gerne für den Landkreis Würzburg die Veranstaltung ausgerichtet, weil das Thema "NEIN zu Gewalt" am Gymnasium einen hohen Stellenwert innehat. So orientiere sich die Schule nach ihrem Leitbild  an zentralen Werten wie Respekt, Offenheit, Individualität, Nachhaltigkeit und Verantwortung. Darauf lege das Gymnasium Wert bei seiner erzieherischen Arbeit in der Unter- und Mittelstufe. So finden in der fünften Jahrgangsstufe mit Präventionsbausteinen Workshops mit Wildwasser Würzburg e.V. statt, um Kinder vor sexueller Gewalt besser zu schützen. In der sechsten Jahrgangsstufe würden dann drei Tage außer Haus die Sozialkompetenz und Kommunikationsfähigkeit geschult. In der neunten Jahrgangsstufe stehen dann ebenfalls drei Tage lang das Miteinander in der Pubertät und die damit verbundenen sexuellen Bedürfnisse im Mittelpunkt. In der Oberstufe steht dann noch ein Projektseminar zum Thema Gleichberechtigung bei Beate Hofstetter auf dem Programm.

Als Schule ohne Rassismus und Schule mit Courage werden weiter durch vielfältige Aktionen und Projekte ein Klima der Gewaltfreiheit, Toleranz, Offenheit und Wertschätzung gefördert.

Was hinter den todgefloskelten Begriffen "Toleranz - Solidarität - Freiheit" steht, darüber hatte sich die Q11-Schülerin Lara-Fabienne Gottier bei einem POETRY SLAM - Projektseminar am Gymnasium so ihre Gedanken gemacht, an dem sie freiwillig teilnahm. Die Dichterin, die auch schon ein Märchenbuch herausgegeben hat, bereicherte nun zur Einstimmung eindrucksvoll mit ihrem nachstehend veröffentlichten Beitrag die Gedenkstunde.

 

Als Fairtrade-School setzt sich das Gymnasium auch für eine gerechte Bezahlung der Arbeitskräfte ein, lehnt die ausbeuterische Kinderarbeit ab und unterstützt soziale Projekte.

Zur 925-Jahr-Feier der Gemeinde wurde am Gymnasium Veitshöchheim die Idee entwickelt, eine Gute Fairtrade-Schokolade am Weihnachtsmarkt und im Fairtrade-Shop im Reisebüro am Hofgarten für 2,50 Euro in den Umlauf zubringen mit einer originell gestalteten Hülle. Die Rückseite gestaltete der Q12-Schüler Albert Oestemer aus Leinach mit einer Strichzeichnung der rückwärtigen Fassade des Hofgartenschlosses.

Ein Euro des Verkaufspreises, so die Betreuungslehrerin Margret Simmelbauer, geht an eine Schule in Ghana für ein Projekt zur Stärkung von Mädchen, damit diese besser in das Berufsleben einsteigen können.

Landrat Thomas Eberth hält es für sehr ehrenwert, dass Schulleitung und  Lehrerkollegium sich seit vielen Jahren mit dem  Thema "NEIN zu Gewalt" auseinandersetzt und unterstützt, ebenso "NEIN zu Rassismus" und den Fairtrade-Gedanken weiterträgt.

Eberth: "Wenn wir heute eine Bank als sichtbares Zeichen zu Ende streichen und damit dieses Thema aus der Tabuzone herausnehmen und für die Bevölkerung hoffentlich sichtbar aufstellen, um sie dafür zu sensibilisieren und das Thema in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Und wenn wir in wenigen Tagen als Beispiel die Fußball-WM miteinander eröffnen, dann kriegen die Worte "gleichberechtigt, selbstbestimmt, frei", die hier auf roten Plakat "Frauenrechte"  stehen, eine ganz andere Bedeutung."

Auch in unserer Gesellschaft sei dies von Bedeutung bei Fragen wie "Wie steht es bei den Lohnunterschieden zwischen Mann und Frau, den unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten je nach gesellschaftlicher Stellung der Eltern." Der Landrat dankte deshalb den Frauen von Zonta und seiner Gleichstellungsbeauftragte, dass sie diese Fragen thematisieren und ins Gespräch bringen.

Das Martyrium von Frauen sei nicht zu akzeptieren, so der Landrat. Deshalb müsse in Hilfesituationen Hilfe gegeben werden. Darum überlege sich auch der Landkreis Würzburg stetig, wie kann Frauenarbeit in den verschiedensten Facetten weiterentwickelt werde. Eberth: "Vielleicht brauchen auch wir hier im ländlichen Bereich Alternativen, beispielsweise ein Frauenhaus nicht nur in anonymer sondern in sichtbarer Form."

Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz erinnerte daran, dass Frauen immer wieder zu Opfern werden, weil sie Frauen sind, wie jetzt in der Ukraine, werde sexuelle Gewalt gegenüber Frauen der Gegenseite ganz bewusst als Kriegsstrategie eingesetzt.

Befragungen von Frauen haben ergeben, so Götz, dass bei uns jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexualisierte Gewalt erlitten hat.

Betroffene Frauen bräuchten daher Beistand, Solidarität und Unterstützung. Deshalb habe auch die Gemeinde gerne diese Aktion der Gleichstellungsstelle des Landratsamtes unterstützt.

Fotos Dieter Gürz

Gleichstellungsstelle für Frauen und Männer

"Männer und Frauen sind gleichberechtigt", heißt es in Artikel 3 des Grundgesetzes. Und weiter: "Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."

Schon im Jahr 1987 hat der Landkreis Würzburg eine Gleichstellungsstelle eingerichtet, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Die Gleichstellungsbeauftragte setzt sich für die Chancengleichheit von Frauen und Männern ein - um geschlechtsspezifische Benachteiligungen abzubauen und gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken.

Carmen Schiller ist die kommunale Gleichstellungsbeauftragte für den Landkreis Würzburg.

NEIN zu Gewalt an Frauen!

Anlässlich des Internationalen Tages „Gegen Gewalt an Frauenlädt das Büro für Chancengleichheit des Landratsamtes Würzburg zur Veranstaltung zum Thema "NEIN zu Gewalt an Frauen" am Donnerstag, 25. November 2022 von 17:00 Uhr – 21:00 Uhr ins Kino Central im Bürgerbräu ein (Frankfurter Straße 87, 97082 Würzburg). Die Teilnahme ist kostenlos.

Der Empfang mit Landrat Thomas Eberth findet im Tagungsraum „04. Box Feiern&Tagen“ ab 17.00 Uhr statt. Um 18.00 Uhr bis ca. 19.30 Uhr wird im Kinosaal II im Central im Bürgerbräu der Kinofilm „Mustang“ gezeigt. Nach Ende des Filmes besteht die Möglichkeit, sich über den Film und die Thematik auszutauschen und sich zu vernetzen. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.

 Der Kinofilm „Mustang“ spielt im Frühsommer in einem kleinen türkischen Dorf. Lale und ihre vier Schwestern machen auf dem Weg von der Schule nach Hause einen kleinen Abstecher zum Meer, wo sie mit ein paar Jungs spielen. Doch das eigentlich harmlose Herumalbern tritt einen Skandal mit weitreichenden Konsequenzen los. Fortan halten gefängnisähnliche Zustände zuhause bei ihrem strengen Onkel Erol Einzug, wo die fünf Mädchen nach dem Tod ihrer Eltern aufwachsen. Stundenlanges Schuften bei der Hausarbeit ersetzt die Schule und die ersten Ehen werden arrangiert. Doch die Geschwister, die den Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung gemein haben, versuchen alles, um den ihnen aufgezwungenen Restriktionen zu trotzen. 

 Mit der Teilnahme am Kinoabend kann auf die nach wie vor unannehmbaren Zustände aufmerksam gemacht und ein Zeichen der Solidarität mit betroffenen Frauen gesetzt werden.

Anmeldungen per Mail an Julia Marschall, j.marschall@lra-wue.bayern.de  oder telefonisch unter 0931 8003-5186.

Gewalt in der Partnerschaft ist keine Privatsache...

...sondern eine Straftat. Sie sind von Gewalt in Ihrem persönlichen Umfeld betroffen oder Sie kennen Betroffene in solchen Situationen?

Sie werden in Ihrer Partnerschaft

  • beleidigt oder beschimpft?
  • geschlagen oder gedemütigt?
  • daran gehindert, das Haus zu verlassen?
  • davon abgehalten, Ihre Familie oder Freunde zu treffen?
  • bedroht oder unter (finanziellen) Druck gesetzt?
  • zu sexuellen Handlungen gezwungen?
  • nach einer Trennung verfolgt, belästigt oder terrorisiert?

Bleiben Sie in dieser Situation nicht allein.
Lassen Sie sich helfen!

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Telefon 08000 116 016 | www.hilfetelefon.de

Hilfetelefon Gewalt an Männern
Telefon 0800 123 99 00 | www.maennerhilfetelefon.de

Hilfetelefon Sexueller Missbrauch
Telefon 0800 22 55 530 | www.hilfetelefon-missbrauch.de

AWO-Frauenhaus
Telefon 0931 619810 | www.awo-unterfranken.de/einrichtungen/frauenhaus
Online-Beratungsstelle www.awo-frauenhaus.de 

SkF-Frauenhaus
Telefon 0931 450070 | www.skf-wue.de/
Online-Beratung www.frauenhaus.skf-wue.de 

Wildwasser Würzburg
Telefon 0931 13287 | www.wildwasserwuerzburg.de

Telefonseelsorge
Telefon 0800 1110111 | www.telefonseelsorge.de

Daneben gibt es viele weitere Beratungsstellen in Stadt und Landkreis Würzburg, die Opfern und Tätern helfen können.

Das Gewaltschutzgesetz verschafft Ihnen Rechte:

Anträge auf Zuweisung der gemeinsamen Wohnung oder auf Kontakt- und Näherungsverbot nimmt das Familiengericht in Würzburg, Telefon 0931 3812227, entgegen. Zu Ihrem Schutz in einer akuten Gefahrensituation kann die Polizei den Gewalttäter aus der Wohnung verweisen oder ein Rückkehrverbot aussprechen.

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