Gelungene Welturaufführung der vergnüglichen Revue CAFE HAUTNAH des Theaters am Hofgarten in den Mainfrankensälen mit der neuen Regisseurin Lise Gold
Einer der Höhepunkte der vergnüglichen und mitunter turbulenten Welturaufführung der Inszenierung der Revue "Café Hautnah" aus der Feder der neuen Regisseurin Lise Gold war der tolle Auftritt von Marina Bertignoll, als diese als Barsängerin Juliane Seifenblase erstmals live in ein Mikrofon singend, den Helene Fischer-Hit "Atemlos" tanzend über die Bühne interpretierte. Keine Frage, dass das Publikum begeistert mitklatschte, während die anderen Darsteller eine flotte Polonaise auf die Bühnen-Bretter legten.
Es war eine völlig andere Theaterkost, die dieses Mal die 200 Besucher der wie auch alle anderen vier Aufführungen ausverkauften Premiere am Samstagabend in den Mainfrankensälen bei Speis und Trank an den runden Tischen genießen konnten.
Das Laienensemble des 1987 gegründeten Theatervereins hatte nämlich bislang fast immer, zuletzt 25 Jahre lang unter den Fittichen des Regisseurs Winfried Knötgen, einmal jährlich ein großes Stück namhafter Autoren einstudiert, die die Stärken der einzelnen Schauspiel Charakteren wiederspiegelten und deren Handlung sich wie ein roter Faden abspulte.
Knötgens Nachfolgerin, die 46-jährige in Veitshöchheim wohnende Lise Gold hatte es als problematisch angesehen, ein Theaterstück eines bekannten Autoren auszusuchen, wenn man die Charakteren seiner Gruppe noch nicht kennt.
Da sie gut 20 Jahre ihres Berufslebens als Regieassistentin und Bühnenmanagerin an verschiedenen Theatern Deutschlands verbrachte, davon 15 Jahre beim Mainfranken Theater Würzburg brachte, kam der Dozentin an der Hochschule für Musik in Würzburg die Idee, selbst ein Stück zu schreiben. So kreierte sie von Mai bis Juli eine unterhaltsame Revue mit vielen kleinen humorvollen, den Darstellern auf den Leib geschriebenen Geschichten, die sich in einem von Bühnenbildner Peter Kern in Eigenregie ausstaffierten, viel Atmosphäre ausstrahlenden Wirtshaus abspielen.
Passend zu den einzelnen Szenen, bei denen die 16 Schauspieler abwechselnd in den Vordergrund treten, peppte sie diese mit Musikstücken quer Beet aus dem Genre Schlager, Rock und Pop auf. Seit Ende Juni hatte Gold dann mit den 16 Darstellern und fünf Partygästen und vier Kindern die Revue erfolgreich einstudiert, gab es, wie die Premiere offenbarte, keinen Hänger, klappte alles wie am Schnürchen, wurde das Geschehen auf der Bühne auch choreographisch hervorragend in Szene gesetzt.
In der mit Pause gut zweistündigen Aufführung wurde in Wirtshausatmosphäre viel gestritten, gelacht, gesungen und geliebt, während die Wirtsleute Daggy und Johnny (Charmaine und Matthias Brunzel) fleißig Getränke, Würstchen und Kartoffelsalat servieren.
Mit viel Musik, spannenden Dialogen und der einen oder anderen Tanzeinlage der Darsteller (so wie auf dem Foto oben die Wirtsleute und links im Bild der Bar-Pianist mit der Bar-Sängerin) bereitete das Ensemble dem Publikum einen erlebnisreichen, amüsanten Abend.
Es sind typische Kneipenszenen, wo ganz viele verschiedene Sachen passieren, die die Regisseurin wie ein Mosaik aus Menschengeschichten ineinandergefügt hat, ohne dass es eine richtige Handlung vom Anfang bis zum Ende gibt.
So erzählt das Wirtsehepaar seine Geschichte zum Lied "If I take your house", das der "Schwerenöter" Manuel Seemann als eleganter Bar-Pianist Bertolt Taste mit Fliege, sowie zehn andere Songs imaginär in die Tasten haut.
Noch geht es ruhig zu im Café Hautnah kurz vor der Öffnung, schwingt die Wirtin "Daggi" (Charmaine Brunzel) den Besen, zieht sich die Barsängerin (Marina Bertignoll) um, machen Daggis Kinder Emely, Erik und Teve ihre Hausaufgaben, nimmt ihr Mann "Johnny" (Matthias Brunzel) von der Postbotin (Claudia Schädel) ein Paket in Empfang, während aus den Lautsprechern der Heartbreaker "When I fall in love" von Nat King Cole auf das Geschehen einstimmt, denn es ist Live-Musik angesagt.
Vor ihrem Auftritt lassen Bar-Pianist Berthold und Barsängerin Juliane, die quasi schon zum Inventar des Lokals gehören, eine Zwischenwand hochgehen.
Die Barsängerin Juliane ist in einer Sinnkrise, weiß nicht, was sie will. Soll sie weg, oder hier bleiben, soll sie zum Buddhismus überwechseln?
Ruhe vor dem Sturm im Café Hautnah, alle warten auf die Gäste, bis der Barpianist in Aktion tritt und als Devise verkündet: "Das Karussell des Glücks steht bereit. Kommen Sie näher. Einmal mitfahren. Ein Leben lang glücklich sein. Die Fahrt geht jetzt oder nie. Liebe, Spaß, Glückseligkeit!"
Und dann kamen sie schon, die ersten Freiwilligen, während der Schmuse-Song "If I take you home tonight" von Diana Krall erklingt.
Als Gäste finden sich nun der Immobilienmakler Günther Holzer (Luca Schenk), er sich als verkappter Seefahrer outet, mit der Ärztin Dr. Gesa Holzer (Sonja Binde) ein, die ein großes Haus haben, die gegensätzlich versuchen, wieder Leben in ihre Ehe zu bringen, in der ziemliche Funkstille herrscht. Sie will wissen, ob er sie wirklich so liebt, wie sie ist, wozu er jedoch nicht imstande ist.
Wirt Johnny sagt dagegen über seine Ehe mit Daggi: "Es fühlt sich nicht durchgehend wie Hollywood an, wir gehen uns auch mal ganz schön auf die Nerven, aber ich liebe sie und wir gehören zusammen. Und wenn das seit 20 Jahren gut geht, dann ist doch alles in Ordnung."
Und zur Bestätigung ertönt aus dem Äther: "She is always a woman".
"Wir streiten uns ständig, das ist nicht gut" regt sich Günther auf. Er müsse auch mal wieder zu sich finden, was sie aber nicht will.
Da werden von beiden im Laufe des Abends auch schon eine andere Dame oder anderer Herr angemacht oder wie im Bild links von Günther die Barsängerin direkt "Schlaf mit mir" aufgefordert, flirtet Gesa mit Berthold.
Ganz anders dagegen das Geschehen am anderen Tisch, wo der Schlosser Jürgen (Jürgen Eißner) im sechsten Anlauf Helene (Sabine Werner) erobert, in dem er ihr gleich einen Verlobungsring an den Finger steckt.
So feiern denn auch die Wirtsleute die Verlobung mit dem Paar, während der Chris Roberts-Schlager "Ich bin verliebt in die Liebe" erdröhnt.
Und schon schweben zum Songtext "Come a Little Bit Closer" von Jay & the Americans zur Feier des Polterabends und der Hochzeit von Helene und Jürgen die per Inserat gesuchten, nicht zum Ensemble zählenden, von Selina Weisenseel betreuten Brautjungfern Theresa Watzke, Sophie Teiler, Dagmar Scain und Katrin Leimkötter auf die Bühne. Als Partygäste sorgen sie in ihren pinkfarbenen Kleidchen auch bei den nachfolgenden Musikszenen für Leben.
Zu einer zünftigen Hochzeitsfeier zählt natürlich auch das Topfschlagen, dass hier der Barpianist mit der Braut ausführt..
Unmittelbar vor der Pause stimmen alle das auch im Saal zum Mitsingen ausliegende Brautlied "Hast du geprüft dein Herz, treibst du damit nicht Scherz, es ist die letzte Nacht, junge Braut gib Acht" an.
Nach der Pause geht es mit dem stimmungsvollen Song "Piano Man", wieder von Billy Joel, weiter.
Schon wieder gibt es etwas zu feiern: "Auf Helen und Jürgen, zehn Jahre habt ihr geschafft" spricht Wirt Johnny, einen Toast auf das Jubelpaar aus.
Zur Feier servieren die Wirtsleute Würstchen und Kartoffelsalat, philosophiert die Festgemeinschaft über gesundes Essen, Kohlenhydrate und Ernährungsampel, hält Günther eine Rede, dass er seine Helene noch genau so liebe, wie vor zehn Jahren und der glücklichste Mann sei, weil er ein Leben lang neben ihr aufwachen könne.
Nachdem Essen wird ausgiebig weitergefeiert.
Gleich in mehrere Rollen schlüpft Verkleidungskünstlerin Claudia Schädel als Postbotin, Polizistin, Sanitäterin, Gerichtsvollzieherin, Steuerfahnderin und Nanny.
Nun schlägt die große Stunde der Barsängerin Juliane, die erklärt, sie habe Jazz-Gesang studiert und eine Berufsehre. Wie sie sagt, habe sie das was nun folgt, nicht gewollt. Es stehe halt so im Textbuch. So lässt sie es krachen mit Helene Fischers Hit "Atemlos" (siehe auch oben am Anfang).
Nach dem Essen zuvor, lassen sich die Gäste nun über allerlei Getränke aus.
Bis schließlich "Oma, Oma, Oma!" in der Runde erschallt und Johnny sagt, er spendiere eine Runde, wenn sie endlich ihr Geheimnis ausspuckt. Gemeint ist die biedere, strickende, aber laufend geheimnisvoll tuende Oma Tina (Birgit Wolf-Kroll). Immer wieder hat sie anklingen lassen, dass sie vor 40 Jahren mit einem Agenten zu tun und mit diesem eine romantische Beziehung hatte.
(Im Bild rechts von ihr Birgit Leimkötter, die als lesende Frau Lilly zugleich Souffleuse ist).
Die ergraute Oma schlüpft nun wie nach einem Bad im Jungbrunnen aus dieser Rolle in einem goldenen Kleid und mit schwarzen Haaren.
Schon steht sie als Bond-Girl, von Geheimagenten umringt, auf dem Tisch und tanzt zu Tina Turners Filmhit "Goldeneye".
"Mit den Waffen einer Frau" so tönt Wirtin Daggy in der nächsten Szene, habe sie erreicht, dass die Lebensmittelkontrolle glimpflich ohne Beanstandungen verlief.
Und der krönende Abschluss ist dann zweifellos, als die fremde Schönheit "Ding" (Carina Wohlfahrt) im roten Sexy-Mini-Cocktailkleid zur Reggie-Musik "Ding" von Seeed auf der Bildfläche erscheint und förmlich über die Bühne schwebend für Furore sorgt, so dass der Immobilienmakler (Luca Schenk) ausflippt.
Bis er von Oma Tinas Enkel Niels (Nils Beck in seiner ersten Theaterrolle), gestoppt wird, der für den Getränkenachschub des Lokals zuständig ist. Wie sich herausstellt, ist die aufreizende Schönheit seine Flamme, mit der er zuvor in jeder freien Minute telefoniert hatte, um sie zu einem Rendezvous zu überreden und der er nun gesteht: "Ich liebe Dich".
Der stark alkoholisierte Günther wird schließlich von seiner Gesa verarztet.
Zum Heartbreaker-Song "Feels Like Home" von Edwina Hayes löst sich die Gesellschaft im Wirtshaus so langsam auf, sorgen die "Partybiester" mit Seifenblasen für einen sehenswerten Schluss.
Während das Publikum voller Begeisterung applaudiert und damit zum Ausdruck bringt, dass es allen gefallen hat, klatschen sich Vereinsvorsitzender Bernd Schäfer und sein Stellvertreter Alexander Götz hoch erfreut über die gelungene Welturaufführung in die Hände.
Mit den Worten "ganz, ganz toll gemacht" nehmen sie die neue Regisseurin Lise Gold in ihre Mitte.
Schatzmeisterin Sabine Sommer bedankt sich bei der Regisseurin für ihre großartige Leistung mit einem Präsent.
Eifrig dabei waren auch die Kinder von Darstellern Marie, Erik, Teve und Emely.
Zum Gelingen der Aufführung bei trugen weiter Melanie Seybold (Maske), Birgit Leimkötter (Kostüm und Requisite), Michael Oppmann (Licht und Ton) und Peter Kern (Bühnenbild).
Für die drei weiteren Vorstellungen am Samstag, 23.11., 19 Uhr und Sonntag 24.11., 14 und 18 Uhr gibt es noch einige Restkarten.
Auskunft Bernd Schäfer 0931-94993.
Fotos (c) Dieter Gürz