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Bei der Freisprechungsfeier in der LWG prophezeite Präsident Kolesch dem Weinbaunachwuchs eine Goldene Zukunft

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Zahlreiche Persönlichkeiten des Berufsstandes, der zuständigen Stellen für die Winzer- bzw. Weintechnologen-Ausbildung sowie der Berufsschule würdigten die Leistungen der erfolgreichen Absolventen, ehrten die Prüfungsbesten und feierten mit ihnen gemeinsam die erfolgreiche Berufsabschlussprüfung vorne v.r.n.l. Dr. Lukas Kagerbauer, Bereichsleiter Berufsausbildung der IHK Würzburg- Schweinfurt, Frank Delißen, Leiter Staatliches Berufliches Schulzentrum Kitzingen-Ochsenfurt, Dr. Hermann Kolesch, LWG-Präsident und Carolin Meyer, Fränkische Weinkönigin sowie Martin Reinhard, Ausbildungsbeauftragter des Fränkischen Weinbauverbandes  (2.v.l.) und in der 2. Reihe  Moderator und Winzer-Ausbilderberater Michael Braun,  LWG-Sachgebiet Strukturentwicklung und Qualifizierung (li.) und Georg Bätz, Leiter des LWG-Instituts für Weinbau und Oenologie.

(Bilder: © Dieter Gürz)

"Der Weinbau in Franken steht heute wieder durch nachhaltige Produktionsmethoden, modernes Betriebsmanagement und das Selbstverständnis für die Belange der Umwelt sowie des Klima- und Ressourcenschutzes vieler der hier ansässigen Betriebe und Weingüter für Qualität." Dies stellte LWG-Präsident Dr. Hermann Kolesch in seiner Festrede bei der vom Fränkischen Weinbauverband e. V.,  der LWG Veitshöchheim und der IHK Würzburg-Schweinfurt gemeinsam in der Abfüllhalle der LWG in Veitshöchheim ausgerichteten Freisprechungsfeier 2019 für die Absolventen der Ausbildungsberufe Winzer und Weintechnologe fest. Weinanbau, Tourismus, Kunst und Kultur miteinander zu verbinden habe "Wein-Franken" in eine internationale Spitzenposition gebracht.

Mit dem diesjährigen Weinbaunachwuchs, so Kolesch, sei ein hervorragender Abschlussjahrgang gereift, der nun Verantwortung für die Top-Weine von morgen übernehmen kann. Die Abschlussprüfungen wurden dafür praxisnah in den Weinbergen und der Lehrkellerei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim sowie einem Weinbaubetrieb abgenommen. Sein Anliegen sei es, so der LWG-Präsident, den Jungwinzern etwas mitzugeben, auf ihrem weiteren Weg.

Er legte ihnen, um erfolgreich zu sein, eine ständige Weiterbildung und lebenslanges Lernen ans Herz, da uns immer neue Wissensschübe überfluten. Die Winzer seien gefordert, die Herausforderungen anzunehmen, Nachhaltigkeit und zugleich international konkurrenzfähige Top-Weine zu produzieren. So sieht Kolesch die Rebsorte Silvaner, die ein vielschichtiges Bild hat vom Ein-Liter-Wein bis zur edelsüßen Spezialität, als den Gewinner des Klimawandels.  Die Digitalisierung Weinbau 4.0 ist für ihn vergleichbar  mit dem Übergang vom Ackergaul zum Schlepper. Er prophezeite den Jungwinzern eine wahnsinnig spannende Zeit, dass kleine Roboter einsatzgesteuert durch den Weinberg laufen und Unkraut bekämpfen, den Boden auflockern und  Pflanzenschutzmittel versprühen oder den Abtransport von geernteten Trauben übernehmen oder Drohnen, die „Trockenstress“ erkennen, das neue Spielzeug der Winzer werden.

Als weitere Herausforderungen nannte der Weinexperte die Alkoholreduzierung und das Marketing. Die Absolventen forderte er auf: "Seien Sie kreativ, brechen Sie Regeln, verschaffen Sie sich einen Spielraum, wo Sie sich verwirklichen können." Goldene Zeiten  erwartet sich Kolesch in den nächsten zwanzig Jahren vor allem durch den Weintourismus in Verbindung mit Lifestyle, Erlebnis, Storytelling, Wein sei Kultur. Die Menschen in China und Indien seien gerade dabei, das Weintrinken zu lernen. Wer guten Wein mache, dem müsse nicht bange sein, denn die Konsumenten würden geradezu vor der Haustür liegen, sei der Wein noch nie so breit aufgestellt gewesen. Deutschland sei als Weinimportland Nr. 1 in der Welt zur Drehscheibe des internationalen Weinhandels geworden. Noch keiner Generation hätten sich so viele Möglichkeiten eröffnet wie dieser.

"Gehen Sie raus" forderte der LWG-Präsident die Jungwinzer auf. Denn in der Biographie eines guten Winzers sollten Auslandsaufenthalte in Südeuropa oder in der Neuen Welt stehen, nicht um zu kopieren, sondern um zu kapieren. Er empfahl ihnen, die nächsten Jahre der Gehilfenzeit für weitere Erfahrungen in Weingütern in und außerhalb Deutschlands zu sammeln, bevor sie den Titel Winzermeister, Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft oder ein Studium zum Bachelor oder Master anstreben. Genau dies hat Yannik Henrich aus Hannover, der beim Weingut Braun in Nordheim seine Ausbildung machte, sehr zur Freude des LWG-Präsidenten vor. Er möchte als nächstes jeweils ein halbjähriges Praktikum in Südtirol und Neuseeland machen.

„Dass Sie das theoretische und praktische Wissen beherrschen, haben Sie mit den bestandenen Prüfungen bewiesen“, so Georg Bätz, LWG-Institutsleiter Weinbau und Oenologie. Jetzt gehe es vielmehr darum, das Wissen im Berufsalltag auch richtig einzusetzen. Michael Braun, LWG-Bildungsberater für den Ausbildungsberuf Winzer wünschte den Nachwuchsfachkräften dafür ein gutes Gelingen und ermutigte die Absolventen, sich auch von Rückschlägen nicht aufhalten zu lassen.

Das wünschten in ihren Grußworten auch Frank Delißen (Foto links), Leiter des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums Kitzingen-Ochsenfurt und

Dr. Lukas Kagerbauer, Bereichsleiter Berufsausbildung der IHK Würzburg- Schweinfurt (rechts).

Martin Reinhard, Ausbildungsbeauftragter des Fränkischen Weinbauverbandes e. V. sprach nun die Absolventen der Ausbildungsberufe Winzer und Weintechnologe gemeinsam von den Pflichten der Berufsausbildung frei und hieß sie im Berufsstand willkommen.

 

Die Fränkische Weinkönigin Carolin Meyer überreichte anschließend die Abschlusszeugnisse der IHK für die sechs Weintechnologen und die vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ausgefertigten Urkunden über die bestandene Abschlussprüfung an 21 Winzer und drei Externe gemäß § 45 (2) BBiG sowie die Auszeichnung für die Prüfungsbesten.


 

Die von der Fränkischen Weinkönigin Carolin Meyer ausgezeichneten Prüfungsbesten des Jahrgangs 2019 sind  (v.l.n.r.) im Ausbildungsberuf Winzer 3. Jonas Feser (LWG Veitshöchheim -  Notendurchschnitt 1,47), 2. Lukas Pfister (Weingut Juliusspital, Würzburg - 1,23), 1. Leon Rauschmann (Weingut Thomas Mend, Iphofen - 1,10 und im Ausbildungsberuf Weintechnologe 1. Michael Römmelt (LWG Veitshöchheim), 2. Michael Herbig (Weingut Juliusspital) und 3. Lukas Büchner (WG Franken, Kitzingen)

Die Absolventinnen Eva Brockmann und Susanne Würfl blickten auf die dreijährige Ausbildung zurück und wagten einen Ausblick. Einige würden studieren, andere ein Praktikum im Ausland machen und der Rest hier bleiben. Alle seien sehr stolz auf das Erreichte. Sie bedankten sich bei ihrem Berufsschullehrer mit einem Präsent. Für die aus Germering in Oberbayern kommende Würfl haben Frauen im Weinbau Zukunft. Wie viele andere streben beide ein Studium an der Hochschule in Geisenheim an.

Bei der Zeugnisübergabe entlockten LWG-Präsident Kolesch und die Fränkische Weinkönigin, dem Weinbaunachwuchs ganz persönliche Geschichten. „Erzählen Sie mal, wie haben Sie den Weg in den Weinberg gefunden?“ oder "Wie soll es nun weitergehen? so die Fragen  an jeden Kandidaten vor Übergabe der Zeugnisse und Urkunden.   Die Peruanerin Jacquline Balzer, die in Würzburg wohnt  und bei der LWG ihre Ausbildung zur Weintechnologin absolvierte, schwärmte von ihren sensorischen Erlebnissen.

Auch Michael Römmelt aus Escherndorf machte an der LWG seine Ausbildung als Weintechnologe, die er als Prüfungsbester abschloss. Kolesch ist überzeugt, dass er seinen Weg machen wird.

Leon Rauschmann aus Hammelburg, machte beim Weingut Mend in Iphofen seine Winzerausbildung im dualen System, die er als Prüfungsbester mit der Durchschnittsnote 1,1 abschloss. Für den Einser-Absolvent ist nun ein Studium an der Hochschule in Geisenheim, verbunden mit einem Auslandspraktikum beschlossene Sache.

Sehr stolz nun Jungwinzer zu sein, war Garnik Harunyan aus Würzburg, der als Migrant bei LWG in Veitshöchheim die Winzerausbildung erfolgreich absolvierte und zuvor mit Wein absolut nichts am Hut hatte.

Dies tat bei der LWG auch Jonas Feser aus Retzstadt, der als Drittbester die Winzerprüfung mit 1,47 abschloss. Für ihn war die Ausbildung an der LWG von großem Vorteil, da hier Weinbau nach den neuesten wissenschaftlichen Methoden betrieben wird. Er möchte deshalb auch weiter zwei bis drei Jahre an der LWG arbeiten und dann hier den Techniker oder den Meister zu machen.

Christian Urlaub aus Thüngersheim machte seine Winzerausbildung beim Weingut Martin Schmitt in Randersacker.  Er sieht künftig sein Potenzial im elterlichen Familienbetrieb, dem Weingut Urlaub.

Über das ganze Gesicht strahlte bei der Zeugnisübergabe der Jungwinzer Norbert Sehmer, der als Oberbayer aus München kommend, beim Weingut Roth in Wiesenbronn lernte und getreu dem Ratschlag des Präsidenten im Weinbau neue Wege im Sinne der Biodiversität beschreiten möchte.

Das Erlabrunner Saxophonquartett mit Klaus Körber (links) dem  Sachgebietsleiter Obstbau und Baumschule der LWG untermalte immer wieder mit stimmungsvoller jazziger Musik die Freisprechungsfeier.

Über die Berufsausbildung Winzer

Die Ausbildung zum Winzer wird in drei Jahren durchlaufen und findet im Dualen System statt. So schließen sich an das schulische Berufsgrundschuljahr zwei praktische Jahre in den jeweiligen Ausbildungsbetrieben mit einem Berufsschultag pro Woche an. Neben der Wissensvermittlung in den Weinbaubetrieben bilden u. a. Traubenproduktion, Kellerwirtschaft, Weinsensorik, Betriebswirtschaft und Marketing die Schwerpunkte der schulischen Ausbildung.

Gehen ab sofort ihre eigenen Wege im Weinbau:

Winzer: Julian Arnold (Würzburg), Eva Brockmann (Haibach), Felix Büttel (Würzburg), Nico Deutsch (Bürgstadt), Jonas Feser (Retzstadt), Hannes Ganß (Erlangen),  Garnik Harunyan (Würzburg), Yannik Henrich (Nordheim), Markus Herzer (Naumburg), Lukas Pfister (Oberschwarzach), Leon Rauschmann (Hammelburg), Simon Ruppenstein (Oberschwarzach), David Rützel (Eibelstadt), Johannes Sauer (Köhler), Christian Seger (Kolitzheim), Norbert Sehmer (München), Christian Urlaub (Thüngersheim), Benedikt von Agris (Alzenau), Markus Weißenberger (Zellingen), Susanne Würfl (Germering) und Leon Then (Sommerach) sowie Zugelassene nach § 45 abs. 2 BBiG Logan Marshall (Kirchzell), Diana von Petry (Wiesenbronn) und Michael Zinner (Mönchstockheim).

Weintechnologen: Michael Römmelt (Escherndorf), Jacquline Balzer (Würzburg), Roman Säger (Nordheim), Michael Herbig (Kitzingen), Lukas Büchner (Albertshofen) und Manuel Josch (Kitzingen).

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