Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Sonderführung zum Weinfest: Weinschlendern durch Veitshöchheim mit Dr. Martina Edelmann

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Auf großes Interesse stieß am Samstagnachmittag beim Weinfest im Rokokogarten wieder die von der Tourist-Information organisierte besondere Altortführung. Weinschlendern nennt sich das Konzept, nach dem im Rahmen einer äußerst informativen und unterhaltsamen Ortsbegehung mit der gemeindlichen Kulturreferentin Dr. Martina Edelmann an mehreren Stellen jeweils zum Thema passende Weine verkostet werden. Von weit her kamen diesmal die Gäste: aus Österreich, Berlin, Nordhessen, aber auch Waldbrunn, Schweinfurt und Veitshöchheim.

Zu Beginn servierten Edelmann und die Touristinfo-Leiterin Dr. Petra Reichert-Südbeck den 29 Teilnehmern als Willkommensgruß am Eingang zur Fasanenallee einen Rotling vom Weingut Geiger & Söhne, abgefüllt für das ZweiUferLand am Main, der wunderbar auf den kleinen Spaziergang durch den Rokokogarten einstimmte.

Im Laufe des Spaziergangs vom Hofgarten durch den Altort kredenzte Reichert-Südbeck den Gästen an verschiedenen Stationen Weine, die etwas Besonderes mit Veitshöchheim zu tun haben.

Die gebürtige Veitshöchheimerin Edelmann, aus einer Winzerfamilie stammend, hatte als Gästeführerin auf ihrer zweistündigen Tour mit ihrem profundem Wissen als Insiderin jede Menge interessante Geschichten und Anekdoten über die Geschichte des Ortes und den Wein in Veitshöchheim "frei von der Leber weg" zu erzählen.

Wie sie sagte, gingen hier im Hofgarten zu Zeiten des Fürstbischofs große Barockfeste über die Bühne. Um die Gäste zu bewirten gab es, wie auch heute noch im Hintergrund zu sehen, einen großen Küchengarten, deren Erzeugnisse dann im Wirtschaftsgebäude, dort wo heute das Haus der Begegnung und der Ratskeller stehen, verarbeitet wurden. Auch wurde auf diesen Festen Wein getrunken.

Der Hofgarten mit Schloss und die von den Fürstbischöfen errichteten Kavaliersgebäude rund um den Rathaushof gingen nach der Säkularisation auf den bayerischen Staat über. Dieser habe allerdings ein Jahrhundert nicht gewusst, wie man das historische Erbe nutzen solle. So sei um 1870 auch die Einrichtung eines Weinmuseums im Schloss im Gespräch gewesen.

Auf Beschluss des Königlichen Bayerischen Staatsministeriums des Innern wurde 1902 die Königliche Wein-, Obst- und Gartenbauschule gegründet und hier in der Ortsmitte von Veitshöchheim angesiedelt. 1918 nach dem Ersten Weltkrieg wurde aus der königlichen eine "Staatliche" Lehranstalt. Diese nutzte dann den ganzen Hofgarten auch, um Obst anzubauen, es standen hier auch Gewächshäuser und in den Gebäuden standen technische Anlagen für Versuche mit dem Wein.

Über die Schlossbalustrade ging es weiter zum Bahnhof, der aktuell als örtliche Bücherei genutzt wird.

Auf der Rückseite des inzwischen allseits bekannten Fastnachtshauses befindet sich die humorvolle Installation der „fränkischen Geleerten/Gelehrten“, wo der Veitshöchheimer Heiner Bauer die alle zwei Jahre neu gestalteten Bocksbeutel des Fastnachtverbandes verarbeitet hat.

Danach besichtigte die Gruppe die Malereien am Fastnachtshaus. Seit 1987 ist das Thema "Fastnacht in Franken" in Veitshöchheim von riesig-großer Bedeutung, die von Jahr zu Jahr mehr wurde. Und seit September 2015 ranken in der Bahnhofstraße auf der Fassade des Hauses mit der Nummer 13 auf einer Länge von 28 Meter allerlei Fastnachtsgestalten. Neben liebreizenden Tänzerinnen lächeln die einem millionenfachen Publikum bekannten Protagonisten aus Bayerns Fernsehsendung mit den höchsten Einschaltquoten, nämlich der Fastnacht in Franken entgegen, geben sich furchterregende Masken, hinter Gittern hervorlugend, ein Stelldichein. Der Sitz des Fastnacht-Verbandes Franken (FVF) wurde damals publikumswirksam zu einer neuen touristischen Attraktion aufpoliert.

Wie die Teilnehmer später in den Mainfrankensälen erleben konnten, hat die Gemeinde im Anfang 2015 eröffneten Erweiterungsbau der Mainfrankensäle den Raum geschaffen, um die populäre Sendung in einer kleinen Ausstellung u.a. mit einem riesigen Panorama-Bild des geschmückten Saals, verkleideten Figuren und der Fotobühne das ganze Jahr über auswärtigen Leuten näher zu bringen. Für Veitshöchheim ist die Sendung, so die Kulturreferentin, eine enorme Werbung, die der Ort nie zahlen könnte, wenn er dies durch Anzeigen schalten müsste. In der Station "Mainfrankensäle" konnten die Gäste den vom Fastnachtsverband Franken kreierten Silvaner-Fastnachtschoppen kosten.

Vor dem Pfarrhaus an der Ecke Herrnstraße/Bahnhofstraße informierte Edelmann über den bedeutendsten Weinkeller Veitshöchheims in den LWG-Gebäuden in der Herrnstraße 8. Als Landesherr der Veitshöchheimer erhielt der Würzburger Fürstbischof neben anderen Steuern und Abgaben auch immer einen Teil des Veitshöchheimer Weins. Hierfür wurde unter Fürstbischof J.G.v.Guttenberg 1683 diese Kellerei als Abgabestelle für den "Weinzehnt" der Bürger von Veitshöchheim, aber auch von Zell, Margetshöchheim, Erlabrunn, und Thüngersheim errichtet.

Nächste Station war das Jüdische Kulturmuseum. Im kühlen Vorraum des Seminargebäudes stellte Dr. Edelmann eine Besonderheit aus Iphofen vor: einen koscheren Silvaner des Weingutes Wirsching. Die Teilnehmer konnten sich überzeugen, dass die besondere Herstellungsweise sich geschmacklich natürlich nicht bemerkbar macht, erfuhren aber, wie aufwändig die Prozedur ist. Nach der Besichtigung der Synagoge und einer kurzen Darstellung der Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Veitshöchheim und Unterfranken schlenderte die Gruppe durch die Gärten hinunter zum Mainsteg.

Unter strahlender Sonne, mit Blick auf die Weinlage „Veitshöchheimer Sonnenschein“ wechselte man von der Geschichte, der dort ehemals thronenden Ravensburg, zum Aktuellen, dem anstehenden Neubau des Mainsteges. Auf der Brücke gab es passend zur Aussicht einen Weißen Burgunder vom Weingut Reiss, der am „Sonnenschein“ gereift ist.

Entlang der Mainuferpromenade ging es an der überdimensionale Weinpresse aus den Alt-Beständen der LWG, die die Gemeinde bei der Neugestaltung der Mainuferpromenade im Rahmen der Landesgartenschau 1990 in Würzburg installieren ließ, vorbei zu den Mainfrankensälen, wo die Gruppe am originalen Schauplatz die Ausstellung „Willkommen in der Welt von Fastnacht in Franken“ erleben konnte. Im Anfang 2015 eröffneten Erweiterungsbau der Mainfrankensäle schuf die Gemeinde den Raum, um die populäre Sendung in einer kleinen Ausstellung u.a. mit einem riesigen Panorama-Bild des geschmückten Saals, verkleideten Figuren und der Fotobühne das ganze Jahr über auswärtigen Leuten näher zu bringen. Für Veitshöchheim ist die Sendung, so die Kulturreferentin, eine enorme Werbung, die der Ort nie zahlen könnte, wenn er dies durch Anzeigen schalten müsste. I

Passend dazu wurde der aktuelle Fastnachtsschoppen, ein Silvaner vom Staatlichen Hofkeller mit aufgedruckten Weingott Bacchus, ausgeschenkt, zu dem es auch weitere Geschichten über den Fasching in Veitshöchheim und zu Fastnacht in Franken gab.

Hinweis:

Schon im Herbst, am 22. September, findet das nächste Weinschlendern statt.

Anmeldung ist ab sofort bei der Tourist-Info der Gemeinde möglich.

touristik@veitshoechheim.de

Tel. (0931) 780900-25 oder -26

Kommentiere diesen Post