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Gelungener Auftakt der Sommerkonzertreihe im Synagogenhof - Gitarristen Armin Ruppel und Oliver Thedieck begeisterten 80 Zuhörer mit Latin Flair

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

 

Einer großen Besucherresonanz erfreute sich der Auftakt der sechsteiligen Sommerkonzert-Reihe der Gemeinde im idyllischen Hof der Veitshöchheimer Synagoge.

Die beiden Gitarristen Armin Ruppel und Oliver Thedieck zogen bei ihrem "Acoustic Rendezvous" mit dem „Latin flair“ traumhafter Melodien und groovender Rhythmen über 80 Zuhörer in ihren Bann. Das Publikum erlebte einen unvergesslichen Abend, eine Liebeserklärung an die Gitarre, voller Emotion, Virtuosität und Esprit. Zutreffender konnte das Zitat von Fréderic Chopin an diesem Abend nicht sein: „Es gibt nichts Schöneres als den Klang einer Gitarre, außer vielleicht den von zwei Gitarren.”  Was die beiden ihren Gitarren für Töne wie aus einem Guss entlockten, war sensationell. Alle präsentierten Stücke stellten an die Ausführenden wegen der hohen Geschwindigkeit und Präzision sowie der genauen Übereinstimmung der Solos hohe Anforderungen, die sie hervorragend meisterten.

"Wenn ich singen könnte, würde ich singen: Einmal um die ganze Welt", so beschrieb in ihren einführenden Worten die gemeindliche Kulturreferentin Dr. Martina Edelmann das Motto, das man unter die Sommerkonzerte letzten zehn Jahre im Synagogenhof stellten könnte. Das dargebotene sehr, sehr bunte  musikalische Programm habe durch alle Stilrichtungen und durch viele Regionen dieser Erde geführt. Manche seien immer wieder vorgekommen, manche nur einmal dabei.

Für diese Vielfalt dankte Edelmann zum 10jährigen Jubiläum der Sommerkonzerte ganz, ganz herzlich Rainer Schwander, der von Anfang an die Programmgestaltung sehr erfolgreich und abwechslungsreich bewerkstelligt habe. Es war nach ihren Worten immer wieder etwas Neues und eine überraschende Erfahrung dabei.

Schwander selbst war auch immer wieder selbst Akteur auf der Bühne im Synagogenhof (Foto aus dem Vorjahr). Der Sopransaxophonist ist  auch heuer wieder beim letzten Konzert am 2. September im Quartett des Bailando Groove Orchestra mit von der Partie.

Oliver Thedieck ist Solist und Kammermusiker mit einer besonderen Vorliebe für südamerikanische und zeitgenössische Musik. Neben seinen Konzerten hat er mehrere Meisterkurse an Musikhochschulen und Brasilien und Mexiko geleitet. Mit ihm hat die Sing- und Musikschule Veitshöchheim (SMSV) einen hervorragenden Fang gemacht, denn Thedieck gehört seit diesem Jahr dem Lehrkörper der SMSV als Nachfolger des pensionierten Gitarrenlehrer Peter Fenske an.

Armin Ruppel hat in den 80er und 90er Jahren mit Pop-Acts wie George McCrae, The Four Tops, The Platters und Modern Talking gearbeitet. Danach hat er eine Reihe von CDs mit akustischer Gitarrenmusik veröffentlicht, neben seiner Latin-Flamenco-Fusion auch eine Serie zu den Großmeistern Bach, Mozart, Vivaldi, Chopin und Haydn, die zu den erfolgreichsten Produktionen von Instrumentalmusik in Deutschland gehört.

Seit langer Zeit spiegelt sich der Einfluss des Jazz in der südamerikanischen Musik wieder. Genauso verschmelzen Oliver Thedieck und Armin Ruppel ihre Stile in gefühlvollem Zusammenspiel zu einem Acoustic Rendezvous mit Treffpunkt Choro und Bossa Nova.

Und so erlebte das beeindruckte Publikum auch die faszinierende Musik des Argentiniers Astor Piazzolla, dem Begründer des Tango Nuevo, der in "Chiquilin de Bachin" die Kinderarmut Lateinamerikas beklagt, im "Libertango" einen traurigen Gedanken beschreibt, den man tanzen kann", der als Tango in die moderne Musik einging - siehe nachstehendes Video - und mit dem rhythmischen "Verano Porteño" aus Vier Jahreszeiten die Einwohner von Buenos Aires charakterisiert. 

Das Duo präsentierte auch drei durch die brasilianische Volksmusik inspirierte Kompositionen aus dem Genre Choro von João Pernambuco, so die entspannenden Songs "Sons de Carrilhões" (Kirchenglocken),  "Po de Mico" (Juckpulver) und Grauna (Amsel). Choro ist ein brasilianischer Musikstil, der in den 1920er und 1930er Jahren sehr populär war, aber immer noch populär ist.

João Pernambuco wurde 1883 in Jatobá, Pernambuco, als Mitglied einer großen Familie geboren (er hatte 19 Geschwister). Nachdem seine Mutter 1904 verstorben war, zog er nach Rio de Janeiro, um sein Glück zu suchen. Obwohl er Analphabet war, verfügte Pernambuco über große Erfahrung in der Populärkultur, was sich sehr stark auf seine künstlerische Seite auswirkte. Pernambuco hatte das Instrument vom Zuhören und Beobachten von Straßenmusikern in seiner Heimat gelernt, und auch das einfache Leben in der Minderheit gehörte zu seiner Karriere - er verdiente seinen Lebensunterhalt als Schmied, der Schuhe für Pferde herstellte, wenn er nicht lehrte, komponierte und aufführte.

Außergewöhnliche, melancholische Klänge waren bei  "Agua e Vinho" des Brasilianers Egberto Gismonti zu hören. Überschwänglich die Unterhaltung einer Frau aus Bahia, instrumental wiedergegeben in "Conversa de Baiana" von Dilermando Reis.

Wie vielfältig die Kultur Südamerikas ist, zeigte sich auf eine ganz besondere Art auch bei dem kubanischen Klassiker  "Drume Negrita" von Leo Brouwer, ein einfühlsam vorgetragenes afro-kubanisches Wiegenlied.

Ein Höhepunkt des Sommerkonzerts war sicherlich auch "La Catedral" des Paraguayers Agustin Barrios, ein Hauptwerk der romantischen Gitarrenliteratur. Inspiriert wurde dabei der Komponist von der Kathedrale in Montevideo, wo er einen Organisten Bach-Choräle vortragen hörte ganz im Kontrast zur belebten Straße vor der Kirche.

Und als stürmisch geforderte Zugabe verwöhnten Ruppel und Thedieck als Kontrast zum "Latin Flair" das Publikum mit "Mediterranean Sundance" des zeitgenössischen italoamerikanischen Jazzgitarristen Al Laurence Dimeola aus dem berühmten Album "Friday Nights in San Francisco", einer komplexe Mischung aus Jazz- und Flamenco-Einflüssen mit extrem langen melodischen Phrasen und vielen Gitarren-Performance-Techniken und komplexen FingerpickenDie beiden Gitarristen haben es angereichert durch "Asturias" von Isaac Albeniz.

Weiter im Programm der Sommerkonzertreihe:

  • 5. August: Bailé (Irische Musik)
  • 12. August: Maxmaber Orkestar (Mixtur aus Klezmer, Balkanfolk und osteuropäischen Liedern)
  • 19. August: Esther Lorenz (hebräische Gesänge vom Gitarristen Hendrik Schacht begleitet)
  • 26. August: Züngelnder Saitenwind (u.a. Barock, Klezmer, Tango Nuevo, Csardas)
  • 2. September: Bailando Groove Orchstra (Take Five bis zum Tango, von der Polka bis zum Pop)
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