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Architekt, Bauunternehmer und Hotelier Max Weckesser feierte seinen 80. Geburtstag - Sein Lebenswerk ist eine einzigartige Erfolgsstory

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Mit Max Weckesser feierte heute ein Veitshöchheimer Urgestein, eine markante und schillernde Persönlichkkeit des Ortes seinen 80. Geburtstag im kleinen Kreis alter Weggefährten. Sein Lebenswerk ist eine einzigartige Erfolgsstory. Er hat Veitshöchheim als stets kreativer und innovativer Architekt, Bauunternehmer und Hotelier seinen Stempel aufgedrückt. Unter Gratulanten war auch Bürgermeister Jürgen Götz, der dem Jubilar für sein segensreiches Wirken im Ort den Dank der Gemeinde überbrachte (auf dem Foto v.l.n.r. Schwiegersohn Daniel Schiel, Tochter Dorothea Freiin von Droste, Max Weckesser, Ehefrau Annette Freiin von Droste, Bürgermeister Jürgen Götz und der Germanistik-Professor der Uni Würzburg Dr. Joachim Hamm, ein Neffe des Jubilars).

Der Jubilar ist ein beredtes Beispiel für die These, dass die Architektur die Königin der Künste darstelle. So hat sich Max Weckessr im Ort auch oft als Förderer der Kunst hervorgetan, als Mann, der das Außergewöhnliche liebt, den Freuden des Lebens aufgeschlossen ist und ein Faible für die Musik und die Literatur hat.

 

 

 

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So war es für seinen Neffen Professor Hamm keine Frage, zusammen mit Prof. Dr. med. Malte Meesmann, Kardiologie-Leiter des Juliusspitals, die Geburtstagsfeier musikalisch zu umrahmen. Wie Weckesser sagte, wurde ihm in seinem Abiturzeugnis 1957 an der Oberrealschule in Würzburg bestätigt, dass er "Verständnis für Dichtung" habe. Diese Eigenschaft habe ihn ein Leben lang begleitet, das Lesen in der Nacht ihm vor allem in Zeiten, wo es seiner Baufirma nicht so gut ging, ihn auf andere Gedanken gebracht.

Veitshöchheim war für Weckesser stets der Nabel der Welt, hatte er doch hier bis auf sein erstes Lebensjahr stets seinen ersten Wohnsitz, auch in den 15 Jahren, die er in München verbrachte.

Seit 1994 waren die Jazzfrühschoppen im lauschigen Kastaniengarten des Hotels am Main, meist an Vatertag, sehr beliebt. Nach einigen Jahren der Pause war es zuletzt zum 30jährigen Jubiläum des Hotels im Jahr 2015 wieder einmal so weit. Der als Architekt, Bauunternehmer und Hotelier zu den Urgesteinen Veitshöchheims zählende Max Weckesser hatte zum letzten Mal unter seiner Ägide die Bevölkerung eingeladen, nicht nur zum Jazzfrühschoppen mit der Clarino-Band um die Mittagszeit, sondern am späten Nachmittag auch noch zu einem swingenden Konzert mit der B27 Bigband der örtlichen Sing- und Musikschule.

Und anlässlich seines 80. Geburtstages wiederholt sich morgen am Sonntag, 10. Juni 2018, von 10.30 Uhr bis 18 Uhr diese Veranstaltung im Kastaniengarten des Hotels:

  • 11 - 14 Uhr Jazzfrühschoppen mit Clarino-Jazzband - Weißwurst mit Brezel
  • 15 - 17 Uhr B 27 Bigband der Musikschule Kaffee und Kuchen

Nach dem Abitur 1957 an der Oberrealschule in Würzburg studierte der 80jährige bis 1963 Architektur an der Technischen Hochschule in München. Er eröffnete 1964 nach einer kurzen Tätigkeit bei Professor Ludwig Kirchenbau in München in seinem unterfränkischen Heimatort ein Architekturbüro. Seine Handschrift trug so als erstes die von ihm ab 1966 im Lindental erstellte Reihenhausanlage mit 20 Häusern. 1967 fungierte er als Bauleiter beim Bau der Bundeswehrsiedlung mit 173 Wohneinheiten.

Der Diplomingenieur übernahm 1975 von seinem Stiefvater Oskar Böhringer die von seinen Großeltern Katharina und Sebastian Weckesser 1902 gegründete Baufirma, die er bis zur Stilllegung nach 101 Jahren zum 31.12.2003 erfolgreich führte. Besonders am Herzen lag ihm dabei der soziale Wohnungsbau und das kosten- und flächensparende  Bauen.

Zur Blütezeit des Unternehmens in den 70er Jahren, als die Baukonjunktur so richtig boomte und Lohnsteigerungen bis zu 14 Prozent jährlich bescherte, beschäftigte der mittelständische Betrieb 150 Leute. Die Firma war die erste in der Region, die ein Weihnachtsgeld zahlte und  aufgrund des Arbeitskräftemangels in Istanbul 48 türkische Gastarbeiter rekrutierte. Leider gingen zu Beginn des neuen Jahrtausends die Aufträge aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage immer mehr zurück, so dass es Max Weckesser nicht gelang, die Nachfolgefrage sinnvoll zu lösen. Gleichwohl ließ er entsprechend seiner sozialen Grundeinstellung seine zum Schluss noch 25 Mitarbeiter nicht im Regen stehen, zahlte ihnen freiwillig eine Abfindung.

Mit einer Vielzahl an öffentlichen und gewerblichen Gebäuden sowie an Wohnbauten hatte Weckessers Bauunternehmen dem Ort seinen Stempel aufgedrückt. Als Bauunternehmer schuf er im Ort als öffentliche Einrichtungen die Mainfrankensäle, die Dreifachturnhalle und den Umbau des historischen Bahnhofes in Bücherei und Jugendzentrum sowie mehrere gewerbliche Großbauten wie Metronic, Isodämm und Grünwald. Der sich durch sein Qualitätsbewusstsein auszeichnende Bauunternehmer scheute sich auch nicht, im Rahmen der örtlichen Altortsanierung viele Problembauten wie Weißes Lamm und Spundloch anzugehen

Größere von ihm verwirklichte Wohnbauten waren im Ort besonders die Mietwohnanlage der Frauenlandgenossenschaft mit 90 Wohneinheiten, drei Reihenhaussiedlungen und eine Eigentumswohnanlage mit 75 Wohneinheiten im Speckert IV. Stolz ist Weckesser auch, 1989/90 beim Bau der international prämierten Musterhaussiedlung „Blaue Traube“ des dänischen Büros Vandkunsten in der Gartensiedlung als ortsansässiger Architekt und Bauleiter beteiligt gewesen zu sein.

Hatte Weckesser von 1975 bis 1985 das zum Familienclan gehörende Firstclass-Ifenhotel im Kleinwalsertal geplant und gebaut, so betätigte er sich in Veitshöchheim ab 1983 mit dem Bau des eigenen Hotels am Main gleichfalls in der Tourismusbranche, das er dann bis Ende 2014 auch selbst betrieb. Zu den großen Projekten, die er außerhalb des Ortes plante und baute, gehören ein großes Parkhaus in München, das er 1970 vollendete und 2000 die Lehrwerkstätte der Bauinnung in Würzburg.

Wo früher Bagger und LKWs standen, das Bauunternehmen beheimatet war, schuf Max Weckesser, Architekt und Bauträger in einer Person, im Jahr 2003 als letztes Werk vor Aufgabe seines Bauunternehmens eine barrierefreie Wohnanlage, die sich gleichermaßen durch großen Komfort und viel Licht, Luft und Sonne auszeichnet, mit  "einem Hauch von Moderne, der Veitshöchheim gut tut“, so die Meinung aller Fachleute.

Seine Idee „Wohnen mit Service“, bei der keine Betreuungspauschale für einen Grundservice verlangt wird, sondern ein Wahlservice für Pflegeleistungen, Essen auf Rädern, Einkaufs- und Putzhilfen besteht, wurde zum Verkaufsschlager. Trotz Eigenvermarktung gingen die 21 von ihm geplanten und errichteten Wohneinheiten buchstäblich weg wie warme Semmeln.

So wie der Gebäudekomplex in der Unteren Au, der für den Architekten ein "riesiges Vergnügen" war,  tragen fast alle seine Bauten seine eigene architektonische Handschrift, künden von seiner Liebe zum Detail.


Max Weckesser als Hotelier

Stolz und glücklich ist Max Weckesser auch über sein 1985 eröffnetes und 2006 modernisiertes 60-Betten-Hotel am Main (Foto nach der Modernisierung 2006).

Max Weckesser schwelgte an seinem 80. Geburtstag im Beisein seiner Tochter Dorothea zusammen mit dem 95jährigen Erich Steppert (rechts) und Oswald Bamberger, der seit 40 Jahren dem Gemeinderat angehört,  in alten Zeiten, als es Anfang der Achtiger Jahre um die Vergabe des Hotel-Bauplatzes ging.

Unter Stepperts Ägide als Bürgermeister, auch Bamberger war damals schon im Gemeinderat, verlief dessen Vergabe hochspannend mit Durchführung eines kleinen Wettbewerbes. Im ersten Durchgang sei er noch rausgeflogen, weil er, wie von der Gemeinde an traditionsreicher Stätte gewünscht, kein Restaurant bauen wollte.

Hier stand nämlich früher die Gaststätte „Goldener Anker“, der 1739 für zwei Gulden die Schildgerechtigkeit, das sogenannte Schankrecht, verliehen wurde. Überliefert sind Tanzveranstaltungen im ersten Stock, die legendären Gartenfeste, die Nutzung als Metzgerei und Weinlokal, bevor 1955 der Anbau als Hotel genutzt wurde. 1973 beherbergte dann das leerstehende Gebäude den Vorläufer des jetzigen „Starken Kinderhauses“ im Schenkenfeld.

Weckesser ist Steppert noch heute sehr dankbar, dass es dieser damals schaffte, auf das Restaurant zu verzichten. Denn hier sei der Ort seiner Jugend gewesen, mit dem schönsten Biergarten im Ort verbunden mit vielen Erinnerungen. So erhielt er dann im zweiten Durchgang doch noch den Zuschlag für das im Rahmen der Altortsanierung von Bausubstanz befreite Areal für den Bau eines Hotel garni.

Es entstand dann ein echtes Kleinod und eine weitere Attraktion in Veitshöchheim. In ungewöhnlich guter Lage am Main, gelang Architekt Weckesser mit dem Hotel ein ganz besonders geglückter Wurf. Originell war schon von außen der dem Jugendstil nachempfundene Giebel der Südfassade. Viel Mut bewies dann der Bauunternehmer bei der Inneneinrichtung. Nicht für eine „postmoderne“ oder die gängige rustikale Inneneinrichtung entschied er sich. Innenarchitektin Viktoria Uhlmann kreierte einen eigenen Stil, der eine heitere Atmosphäre durch helle dezente Farben und sehr viel Liebe im Detail vermittelt. Auch heute stimmen noch die Details, blieben der Empfangs- und Frühstücksbereich unverändert, als Weckesser das Hotel in den folgenden Jahren den jeweiligen Erfordernissen anpasste. So wurde 2006 das Hotel modernisiert und durch den Gartensaal räumlich und gestalterisch verbessert, um dann 2014 um ein Tagungshaus erweitert zu werden.

Max Weckessers überörtliches Engagement

  • Stets setzte sich Max Weckessr für die Belange der Baubranche und die Qualitätssicherung ein. So engagierte er sich viele Jahre im Vorstand der Bauinnung, lag ihm die Ausbildung des Nachwuchses sehr am Herzen. Seine Firma stellte so auch einen Bundes- und drei Kammersieger. Bekannt war er für sein soziales Engagement für seine Mitarbeiter.
  • In der Architektenkammer setzte er sich in der Berufsbildkommission und der Kommission für städtebaulichen Entwicklungen ein.
  • Weckesser ist es auch mit zu verdanken, dass der nach dem Tod von Vorstand Karl Diller führungslose Architekten- und Ingenieurverein Würzburg (AIV) gerettet und mit Dipl.-Ing. Prof. Christian Baumgart ein neuer Vorsitzender gefunden werden konnte.
  • Bei der VR-Bank Würzburg war Weckesser zwölf Jahre bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 2008 im Aufsichtsrat und im Bauausschuss, wo er mit seinen  fundierten Kenntnissen und seinem künstlerischen Touch und Sinn für Ästhetik die Entscheidungen erleichterte, so auch beim Bau des in der öffentlichen Kritik stehenden Forum-2008-Neubaus am Unteren Markt in Würzburg.
  • Weckesser war auch einer der treibenden Kräfte, der 1994 dazu beitrug, dass sich nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ 14 Betriebe aus dem Tagungs-, Hotellerie-, Gastronomie- und Weinbaugewerbe aus den Maintalgemeinden Veitshöchheim, Margetshöchheim, Erlabrunn und Thüngersheim sowie die Gemeinde Veitshöchheim zur Touristik-GmbH Würzburger Land zusammenschlossen. Er war mit seinem Hotel am Main seit Gründung bei der TWL dabei und auch von Anfang an im Beirat, bis er nach 20 Jahren mit Übergabe des Hotels auch den Beiratssitz Ende 2014 an seine Tochter Dorothea von Droste weitergab. Als Mitinitiator und Gesellschafter der ersten Stunde hatte er die Geschicke der TWL all die Jahre begleitet und wesentlich bei der Gestaltung der Struktur der TWL mitgewirkt und sich mit viel Zeit und vielen Ideen eingebracht. 
  • Beim Würzburger Kulturspeicher ist Weckesser im Freundeskreis und Forumsmitglied.

alle Fotos (c) Dieter Gürz

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