Sommerfreuden des Fürstbischofs - von Mai bis Oktober jeden Samstag um 11 Uhr öffentliche Führungen für jedermann im Veitshöchheimer Rokokogarten
Herzog Johann Ernst aus dem Herzogtum Sachsen-Saalfeld in Thüringen gab sich am Samstagmittag mit seiner Gattin die Ehre im Veitshöchheimer Hofgarten.
Öffentliche Gästeführungen für jedermann durch den Veitshöchheimer Hofgarten offeriert die Tourist-Information Veitshöchheim (Tel. 0931 780900-25) jeden Samstag um 11 Uhr von Mai bis Oktober. Unter dem Motto „Sommerfreuden des Fürstbischofs - Der Rokokogarten in Veitshöchheim“ bringen kompetente Gästeführer wie am letzten Samstag Elisabeth Nickel (im Bild) während des einstündigen Rundgangs den Besuchern eine der reizvollsten Gartenanlagen des 18. Jahrhunderts näher. Dabei geht es sowohl um die Geschichte des Gartens und seine reichen Dekorationen, wie z.B. Figuren einer steinernen Hofgesellschaft oder Götter und Helden aus der antiken Mythologie, als auch um ganz alltägliche Dinge wie Gemüse- und Obstanbau oder Wassertechnik in vergangenen Zeiten. Unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (reg. 1755 bis 1779) wurde der ursprüngliche Fasanen- und Jagdgarten in ein raffiniert und üppig ausgestattetes Gartenkunstwerk des Rokoko von außerordentlicher Qualität verwandelt. Es entstand eine kunstvoll-geordnete, ideale Gartenwelt mit zierlichen, intimen Gartenräumen als Sinnbild des verloren gegangenen Paradieses mit einer ungewöhnlichen reichen Ausstattung an Figuren und Staffagen, unter anderem fast 200 Skulpturen des Bildhauers Ferdinand Tietz.
Treffpunkt: Fasanentor (Garten-Eingang bei der Oberen Maingasse)
Kosten: pro Person: 5 €
Tickets: in der Tourist-Information oder beim Gästeführer
Weitere Informationen:
Tourist-Information Veitshöchheim, Tel. 0931 780900-25
Küchengarten: hier wollte man angeben mit Vielfalt an Gemüse für Tafel des Fürstbischofs, auch Artischocken und viele Kräuter, wurden auch auf Markt in Veitshöchheim verkauft
Hainbuchen-Hecken bis 250 Jahre alt, Lücken werden immer wieder geschlossen, im Karee Obstbäume zur Versorgung der Tafel von Bedeutung
Hauptgruppe ist im Großen See der von Ferdinand Tietz 1766 geschaffene Musenberg Parnass mit Pegasus und Figurenschmuck zur antiken Sintflutsage Ovids. Sie steht mit der Sonnensymbolik des absolutistischen Fürstentums in Zusammenhang. Das geflügelte Pferd auf dem Musenberg war früher vergoldet und es gab auch ein Spielwerk, das zu Beginn der Fontänen ertönte.
freie Flächen und intime Nischen wechseln sich ab im Hofgarten, jedoch kein Tete-a-tete des Amourösen, Tietzfiguren durchaus von Heiterkeit und Kokette, ohne frivol zu sein, hier eine lauschige Ecke am Rande des Sees zur Unterhaltung
Fürstbischof von Seinsheim war leidenschaftlicher Jäger, davon künden diese Figurengruppen
Wasserturm mit ausgefeilter Technik zum Betreiben der Wasserspiele im See
kleiner oder Pilastersee, im Hintergrund Obstbaumquartier auch mit Quitten
In Kesselform getrimmt sind die Obstbäume in diesem Quartier durch Kürzen des Hauptriebes. Es gibt 400 dieser in historischer Form geschnittenen, über den ganzen Garten verteilte Obstbäume (11 Apfel- und 14 Birnensorten).
Pavillon, kühler Platz im Sommer, u.a. mit Göttin Flora an der Decke
Fichten sind in der nordischen Mythologie von Bedeutung. Auf ausdrücklichen Wunsch des Fürstbischofs wurde in der Waldzone eine Fichtenallee geschaffen, zuletzt Mitte der 90er Jahre komplett neu gepflanzt.
der Lindensaal, eine Kreuzung aus Winter- und Sommerlinde, zieht keine Insekten an, da kein Sirup produziert wird
Das Schneckenhaus diente den Fürstbischöfen als Teehaus. Die Grottenform erinnert als Einstieg in die Unterwelt und ist laut Nickel zugleich ein Zeichen für die Weiblichkeit. Die Figuren sind aus Muscheln geformt. Der Tuffstein wurde aus der Fränksichen Schweiz angekarrt. FB von Seinsheim hatte auch ein Faible für Drachen.
Spalierobst in in senkrechter, waagrechter und diagonaler Form stellte Nickel an der Hofgartenmauer in der Dreieckszone vor dem von Materno Bossi aus Tuffsteinen geschaffenen mystisch wirkenden Grottenhaus vor.
"Chronos stutzt Amor die Flügel" - Dieses 1775 geschaffene Werk des Bildhauers J.P.Wagner ist im Veitshöchheimer Rokokogarten eine der Lieblingsgruppen aller Gästeführer.
Die von Materno Bossi und J.P. Wagner quasi als Gegenpol zum Parnass im See aufwändig geschaffene Kaskade, als Abschluss der Mittelachse an der östlichen Gartenmauer, wurde 1945 durch Bombentreffer zerstört.
Auch China war im 18. Jh. in Mode. Das Exotische wurde in der Irrgartenzone zum alles überspannenden Thema. So entstanden im Hofgarten zwei sogenannte chinesische oder indianische Lusthäuser, dekoriert mit der Ananasfrucht.