Veitshöchheimer Bundeswehrdienstleistungszentrum hat eine neue Chefin - Festliche Amtseinfuehrung von Dagmar Günther erfolgte zeitgleich mit dem Rücktritt des Verteidigungsministers
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von Dieter Gürz
Auch Veitshöchheims zweiter Bürgermeister Oswald Bamberger beglückwünschte Dagmar Günther zu ihrer neuen Verwendung und sicherte ihr, das "geballte Wissen" der Gemeinde überreichend, die volle Unterstützung zu. Günther betonte, die neue Aufgabe biete ihr die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln, sich neuen Herausforderungen wie die bevorstehenden Struktur- und Standortentscheidungen zu stellen und diese so gut wie möglich zu meistern.
WBV Süd-Vizepräsident Köhler für Erhalt des Bundeswehrstandortes Veitshöchheim
BwDLZ künftig enorm gefordert, aber auch gestärkt durch die anstehende Strukturreform der Bundeswehr
Seit dem 1. Dezember 2010 hat das Bundeswehrdienstleistungszentrum Veitshöchheim (BwDLZ) eine neue Leiterin, die Regierungsoberamtsrätin Dagmar Günther.
Bei einem musikalisch von einem Bläserensemble des Heeresmusikkorps 12 umrahmten Festakt im Speisesaal der Balthasar-Neumann-Kaserne führte nun Andreas Köhler, der Vizepräsident der Wehrbereichsverwaltung Süd die 49jährige Verwaltungsbeamtin in Anwesenheit zahlreicher ziviler und militärischer Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben und der Truppe offiziell in ihr Amt ein. Ihre Einführung stand ganz im Zeichen der anstehenden großen Veränderungen der Bundeswehr. Reichlich Diskussionsstoff gab es beim anschließenden Stehempfang, nach dem Köhler nach dem Abspielen der Nationalhymne den soeben erfolgten Rücktritt des Verteidigungsministers verkündet hatte.
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v.l.n.r. WBV-Süd-VP Andreas Köhler, DLO-Kommandeur Erhard Drews, Dagmar Günther, Oswald Bamberger, stv. Landrat Ernst Joßberger
Köhler optimistisch zum Fortbestand der BwDLZ - Wehrbereichsverwaltung mit Reformen seit 1990 um 170.000 Köpfe reduziert
Der hochrangige Vertreter der Wehrbereichsverwaltung bekräftigte nach einer Gedenkminute für die drei gefallenen Kameraden vor zahlreichen Politikern, Generalen, Präsidenten, Direktoren, Kommandeuren, Vertretern der Geistlichkeit und Dienststellenleitern, dass trotz derzeit noch vieler offener Fragen zum Thema Bundeswehr, der BwDLZ-Typus auch künftig Bestand habe. Er werde voraussichtlich sogar gestärkt aus der BW-Strukturreform hervorgehen. Er habe auch weiterhin für die Streitkräfte so unverzichtbare Dienstleistungen aus einer Hand umfassend anzubieten. Dies um so mehr, als in der geplanten Umorganisation der Zentralbehörden eine Verklammerung der Aufgaben in der nächsthöheren Hierarchieebene infolge Auflösung der Wehrbereichsverwaltungen nicht mehr vorgesehen sei.
Der Aufgabenkatalog dieser Dienststellen umfasse alle Bereiche der Daseinsvorsorge wie Liegenschafts-, Bau-, Verpflegungs-, Beschaffungs- und Abrechnungsangelegenheiten. Hinzu käme die Personalführung und des gerade jetzt so wichtigen Sozialdienstes.
Von derart optimistischen Feststellungen zum Fortbestand dieser Dienststellen, die allerdings unter dem Vorbebehalt der Mitte dieses Jahres zu erwartenden Standortentscheidungen zu stellen sind, könnten viele andere Einrichtungen seines Ressorts nur träumen. Dazu zählte er vor allem die anwesenden Kollegen aus den Kreiswehrersatzämtern, denen ein Teil ihres Kerngeschäftes bereits Anfang Januar abhanden gekommen sei.
Mit dem Wehrrechtsänderungsgesetz. erste Lesung im Bundestag letzte Woche, werde die Basis für die neue Bundeswehr ab 1. Juli 2011 gelegt werden: Aussetzung der Wehrpflicht und Freiwilligendienst für Männer und Frauen.
Nach dem Prinzip der "Kehrung der Treppe von oben nach unten" solle das Bundesverteidigungsministerium auf 1.800 Dienstposten halbiert werden. Die Masse der übrigen militärischen und zivilen Einrichtungen und Dienststellen erfahre einen weitgehenden Neuzuschnitt, den sechsten seit der Wiedervereinigung, kurz nach dem die 2004 von Minister Struck angewiesene Dienststruktur angenommen sei. Köhler: " In diesem Zeitraum haben wir allein im Bereich der Wehrbereichsverwaltung Süd in Bayern und Baden-Württemberg 25 zivile Dienststellen aufgelöst, uns von 10.000 Mitarbeitern getrennt und Tausende, die nicht ausscheiden wollten oder konnten, anderweitig oft weit entfernt untergebracht."
Um die soziale Dimension einschätzen zu können, müsse man wissen, dass die Wehrverwaltung zu über 80 Prozent aus Arbeitern, Angestellten und Beamten der unteren Einkommensgruppen bestehe. Die nächsten Schritte der Personalreduzierung um bis zu 20.000 Mitarbeiter auf die dann neue Zielgröße von 60.000 bis 65.000 seien vorgezeichnet. Verglichen mit dem Ausgangsbestand 1990 entspreche dies einem Abbau von dann 170.000 Köpfen oder Arbeitsplätzen in der Wehrverwaltung. Dies gehe bisher in der Öffentlichkeit gänzlich unbemerkt vonstatten. Kein anderes Bundesressort habe auch nur annähernd einen derartigen Umbau geleistet.
"Wir übten mit aller Macht, aber immer wenn wir begannen, zusammengeschweißt zu werden, wurden wir umorganisiert." Diese Erkenntnis eines römischen Offiziers aus dem ersten Jahrhundert nach Christus treffe auch auf die Wehrverwaltung zu.
Köhler appellierte an alle, die in Verantwortung stehen, daran mizutarbeiten, die dann kleinere Bundeswehr effektiver, kostengünstiger und dabei so attraktiv zu machen, um auch ohne Wehrpflicht im Wettbewerb um ordentlichen Nachwuchs mit anderen Anbietern bestehen zu können. Dies klinge wie die Quadratur des Kreises. Dies gelte neben der militärischen Nachwuchsgewinnung gleichermaßen für den zivilen Teil der Bundeswehr, die 'Wehrverwaltung, die bundesweit noch immer knapp 5.000 Ausbildungsplätze für junge Menschen anbiete. Dies bedinge zum einen ein attraktivitässteigerndes Maßnahmenbündel nicht nur für den Nachwuchs, sondern auch für den vorhandenen Personalkörper. Zum anderen müsse auch eine ausreichende Präsenz in der Fläche essentiell gewährleistet sein, die eine Verankerung zumnindest der freiwillig Dienenden und der zivilen Mitarbeiter in der Region ermögliche.
Aus diesem Grunde hoffte Köhler mit allen Anwesenden, dass der Standort in der schönen, bundeswehrfreundlichen und ideal gelegenen Gemeinde Veitshöchheim erhalten bleibt. In diesen Wunsch bezog er auch zum Einzugsbereich des BwDLZ gehörenden Standorte Niederstetten und Volkach ein..
Blumen gab es von Köhler für die neue BwDLZ-Leiterin und ein Weinpräsident für ihren Ehemann Michael (li.) sowie für ihren Stellvertreter Regierungsamtsrat Reiner Götzinger (2.v.l.), der das BwDLZ seit der Erkrankung und dem Tod von Günthers Vorgänger Georg Niederhausen am 19.2.2010 zusätzlich zu seinem Aufgabenbereich geführt hatte.
Für Günther schließt sich ein Kreis, denn nach ihrem Abitur hatte die Eußenheimerin ab 1. Oktober 1980 ihre Ausbildung im gehobenen Dienst just in der damals noch Standortverwaltung heißenden Dienststelle absolviert, deren Leitung sie nun innehat und wo sie bereits ab Oktober 2000 sieben Jahre tätig war. Zuletzt diente sie seit November 2007 als Liegenschafts-Bereichsleiterin beim BwDLZ Hammelburg, wo sie insgesamt 19 Jahre ihrer bisherigen Dienstzeit verbrachte.
"Ihren Mitarbeitern kann man zu dieser Chefin vorbehaltlos gratulieren." Mit diesen Worten sprach Köhler von einer Idealbesetzung der anspruchsvollen Verwendung, denn die neue Leiterin kenne das gesamte Leistungsspektrum ihrer Dienststelle aus dem "ff" und auch die Örtlichkeiten und Ansprechpartner in der Region. Der Vizepräsident attestierte der neuen Leiterin Eigenschaften wie Dynamik, Zielstrebigkeit und Geradlinigkeit, aber auch mit Einfühlungsvermögen und Führungsgeschick. Sie habe nun einen mittelständischen Betrieb mit 250 Mitarbeitern zu führen. Von diesen werde erwartet, dass sie sich im Rahmen der auch von der Wehrverwaltung mitgetragenen Auslandseinsätze nach Statuswechsel als Soldat/in einbringen, wie dies bereits über 1000 Angehörige aus dem Wehrbereich freiwillig getan hätten, an allen Brennpunkten, in allen Verwendungen, die ihnen auch im Inland obliegen.
Günther habe Unterhalts-, Betriebs- und Beschaffungsmittel im zweistelligen Millionenbereich zu verantworten. Hinzu kämen Baumaßnahmen im laufenden Betrieb von 14 Millionen Euro. Sie repräsentiere zudem ihre Dienststelle gegenüber allen Einrichtungen der Streitkräfte, den Landes- und Kommunalbehörden, gegenüber dem Handwerk, dem Handel und der Industrie in den drei fränkischen Regierungsbezirken und dem badenwürttembergischen Main-Tauberkreis.
DLO-Kommandeur Generalmajor Erhard Drews:
"Wir sind Ihre Partner und Ihre Kunden und uns sicher, dass wir produktiv und erfolgreich zusammenarbeiten", sagte Drews zu Günther in seinem Grußwort. Sie sei aufgrund ihrer früheren Tätigkeit im Standort gut bekannt und hoch geschätzt.
Leitender Regierungsdirektor Jörg Braun, Sprecher der Behördenleiter aller derzeit noch 31 Ortsdienststellen in Bayern und Baden-Württemberg (aktuell 14 BwDLZ und 17 Kreiswehrersatzämter)
Mit den Worten "Sie passen gut zu uns" hieß Braun die Neue in der Runde der Dienststellenleiter herzlich willkommen . Er merkte allerdings an, dass die Tage der meisten Kreiswehrersatzämter durch die bereits verfügte Einstellung der Musterung gezählt seien und sich deshalb auch diese Runde mehr als halbiere. Welche Auswirkungen ansonsten die Bundeswehrreform auf die BwDLZ haben werde, könne wegen der noch ausstehenden Standortentscheidungen noch nicht gesagt werden.
BwDLZ-Persnoalratsvorsitzender Werner Rinke:
"Wir bekommen eine Leiterin mit menschlichen und fachlichen Qualitäten" betonte der Personalratsvorsitzende. Dies stelle sicher, dass eine gute Zusammenarbeit gewährleistet sei. Rinke: "Wir sind auf dem Weg im Rahmen eines umfangreichen Prozesses etwas zu verändern." Grundvoraussetzung für die Verwaltung sollte hierbei ein offener wertorientierter Dialog sein, der die politischen und sozialen Aspekte reflektiert.