4000 Soldaten der neuen Veitshöchheimer Division 2015 im Auslandseinsatz - Übergabeappell und Unterstellungswechsel - Brigadegeneral Andreas Hannemann Nachfolger von Ernst Otto Berk
Divisions-Kommandeur Generalmajor Bernd Schütt (Mitte) verabschiedete bei einem feierlichen Appell in der Balthasar-Neumann-Kaserne seinen Stellvertreter Brigadegeneral Ernst Otto Berk (rechts) und hieß dessen Nachfolger Brigadegeneral Andreas Helmut Hannemann (links) herzlich willkommen.
Integriert in das militärische Zeremoniell war die Unterstellung des nicht aktiven Pionierbataillons 905 in Ingolstadt (ein gekaderter Reservisten-Verband) unter das von Berk an Hannemann gewechselte Kommando der Divisionstruppen unter Verleihung eines Fahnenbandes.
Solche erhielten durch den Divisionskommandeur auch das Sicherungsbataillon 12, das Artilleriebataillon 131 und das Artillerielehrbataillon 345, die alle zusammen mit ihren Abordnungen und denen des Stabes der Division Süd (zukünftige 10. Panzerdivision) und der Stabs- und Fernmeldekompanie der Division die Paradeaufstellung bildeten.
Bereits zum dritten Mal innerhalb von vier Monaten waren in der Balthasar Neumann Kaserne zahlreiche zivile und militärische Ehrengäste auf einer jeweils eigens aufgebauten Tribüne auf dem Exerzierplatz Schauspiel eines militärischen Spektakels (bei der Bundeswehr "Appell" genannt). Sie bekundeten damit erneut ihre Verbundenheit zur Truppe.
Anlass war zuvor im Juni die Auflösung der Division Luftbewegliche Operationen. Dabei wurde der neuen Veitshöchheimer Division Süd die Truppenfahne der 10. Panzerdivision übergeben und die Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ und die Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“ in die Division aufgenommen wurden (Link auf Bericht auf Veitshöchheim News).
Im August wurde dann Divisionskommandeur Benedikt Zimmer nach nur 20 Monaten Tätigkeit in Veitshöchheim durch Generalmajor Bernd Schütt ersetzt. (Link auf Bericht auf Veitshöchheim News).
Während beim letzten Appell noch die Sonne vom Himmel strahlte, zogen nun beim Einmarsch der Ehrenformation Nebelschwaden über den Platz.
Das Heeresmusikkorps Veitshöchheim unter der Leitung von Oberstleutnant Burkard Zenglein und dahinter die Fahnen-Abordnungen der angetretenen Verbände waren zunächst nur schemenhaft erkennbar.
Die Paradeaufstellung befehligte der Chef des Stabes der Division Süd, Oberst i.G. Robert Sieger. Dieser erstattete dann Meldung an Ernst-Otto Berk, den Chef der Divisionstruppen und stellvertretenden Divisionskommandeur.
Abschiedsrede General Ernst-Otto Berk
Der scheidende Brigade-General Ernst-Otto Berk vermittelte in seiner Abschiedsrede seinen Gästen einen Eindruck, was den Soldaten abverlangt werde, wenn sie ihren Auftrag, zum Wohle unseres Landes zu erfüllen haben.
Als Berk im April 2009 in Veitshöchheim das Kommando der Divisionstruppen der damaligen DLO übernahm, standen auf dem Platz die Abordnungen von drei Heeresfliegerverbänden und einem Fernmeldebataillon, überflogen zum Abschluss Hubschrauber aller Typen im Heer zum Gruß diesen Appellplatz. Die nunmehr auf dem Platz im Karree angetretenen Abordnungen der Divisionstruppen bildeten dazu den krassen Gegensatz. Nichts dokumentiere mehr, so Berk, die tiefgreifenden strukturellen Veränderungen in kürzester Zeit im Heer im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr.Alle hier angetretenen Truppenteile seien davon betroffen. Die Umgliederungsmaßnahmen hätten für Hunderte seiner Soldaten Personalveränderungen mit weitreichenden sozialen und finanziellen Folgen, wie Umzug, Schulwechsel, Arbeitsplatzverlust des Partners, Verlassen des eigenen Hauses, Wochenendbeziehung und vieles mehr bedeutet. Dies alles sei von der Truppe mit Würde und Loyalität getragen worden.
Wenn sich Berk nun zur Ruhe setzt, kann er auf eine lange Karriere bei der Bundeswehr zurück blicken, vor fast 40 Jahren als Zugführer, als Einheitsführer vor 35 Jahren, als Bataillonskommandeur vor rund 20 Jahren und als Brigadekommandeur vor zehn Jahren. Er bestätigte seinen ihn unterstellten Führern und Unterführern in allen Ebenen sich mit großen Einsatzwillen und Leistungsbereitschaft dafür einsetzen, das Beste zu erreichen. Berk: "Es war eine Freude mit allen zusammenzuarbeiten. Alle haben unter schwierigen Bedingungen Hervorragendes geleistet."
Berk bedauerte, dass die Soldaten des Heeresmusikkorps Veitshöchheim seit einem Jahr nicht mehr zu seinen Divisionstruppen gehören mit den Worten: "Wir haben eine Allzweckwaffe mit großer Durchschlagskraft verloren."
Für Berk selbst war dieser Tag etwas Besonderes. Er verlässt nach etwas mehr als 43 Jahren die Bundeswehr und das Deutsche Heer. Das waren nach seinen Worten alles in allem sechs lehrreiche Jahre der Ausbildung, acht spannende und besonders aufregende Jahre in Ministeriumsverwendungen, wo er erlebt habe wie Politik wirklich gemacht wird, weiter neun interessante und privilegierte Jahre in der NATO-Verwendung. Die schönste Zeit aber habe er rund 20 Jahre in der Truppe verbracht. Hier habe er erlebt, was ein Ministerium und Truppenstäbe nicht bieten können, nämlich militärische Heimat. Es sei für ihn eine Freude gewesen, Soldaten aller Dienstgrade zu erleben, die sich mit ihren Aufgaben in beispielhafter Weise identifizieren und das Beste wollten. Einheitsführer und Bataillonskommandeure seien zupackende und einfallsreiche Führer und für ihn kritische, aber auch zuverlässige Kameraden. Berks Appell an alle, die weiter Führungsaufgaben in der Bundeswehr wahrnehmen: "Sorgen Sie dafür, dass Sie diese Haltung und Einstellung bewahren und in der schwierigen Zeit des Übergangs und der Umgliederung die Substanz des militärisch-handwerklichen Könnens nicht verloren geht." Es gelte mit größter Aufmerksamkeit und Sorgfalt das Zusammengehörigkeitsgefühl und dem Wissen um das Einstehen füreinander und das vom Mannschaftsdienstgrad bis zum Generalsrang geprägte Band der Kameradschaft.
Im Anschluss an Berks Rede spielten ihm zu Ehren die Heeresmusiker Alois Wimmers Konzertmarsch "Pro Patria".
Nach seiner Rede erstattete Berk letztmals Meldung an seinen Chef,
um dann mit diesem unter den Klängen des Bayerischen Präsentiermarsches die Front der Paradeaufstellung abzuschreiten.
Ansprache des Divisions-Kommandeurs Bernd Schütt
Das zurückliegende Jahr war nach den Worten des Divisionskommandeurs im Wesentlichen geprägt mit Auflösung, Umgliederung und Unterstellungswechsel. Seit Ende des Sommers liege nun der Schwerpunkt klar auf dem Auftrag als Leitdivision für alle Auslandseinsätze des Deutschen Heeres im kommenden Jahr. Die Aufstellung und Ausbildung des deutschen Einsatzkontingents für Afghanistan, dem Kosovo, in Somalia, in Mali und in der Ukraine sowie die Aufstellung eines Kampftruppenverbandes für die schnelle Einsatztruppe der NATO bestimmen Rhythmus und Durchschlag in diesem und im nächsten Jahr hier in Veitshöchheim wie auch in den Standorten der Division. Es werden im nächsten Jahr laut Kommandeur dann 4.000 Kameraden der 18.000 Mann zählenden 10. Panzerdivision im Einsatz sein. Darüber hinaus übernimmt die Division die Ausbildung von Soldaten aus Georgien, in der Mongolei und ab nächstem Jahr voraussichtlich auch in Polen. Einen großen Anteil an der Erfüllung dieser Aufträge haben nach Schütts Worten die Divisionstruppen, die durch ihre Abordnungen hier im Karree präsent waren und dem Appell einen würdigen Rahmen gaben.
Nach dem ersten Abschnitt seiner Rede vollzog Schütt den Unterstellungswechsel des seit 2008 gebildeten nichtaktiven Pionierbataillons 905 mit insgesamt 262 Dienstleistenden in Ingolstadt, Holzminden und Gera von der Gebirgsjägerbrigade 23 zum Kommandeur der Divisionstruppen. Gleichzeitig verlieh er den vorstehend beschriebenen Truppenteilen die Fahnenbänder als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zur neuen 10. Panzerdivision.
Vor dem Eintreten der Fahnenabordnungen erklang der Divisionsmarsch, der Fridericus-Rex-Grenadiermarsch.
Nach dem zweiten Teil seiner Ansprache entband dann der Divisionskommandeur seinen Stellvertreter vom Kommando der Divisionstruppen und übertrug es auf dessen Nachfolger Brigadegeneral Hannemann.
Schütt würdigte ausführlich die herausgehobenen Führungsaufgaben, die Ernst-Otto Berk wahrzunehmen hatte. Auch auf internationalem Parkett war er zu Hause, mit Verwendungen im NATO-Hauptquartier in Brüssel 1999 wie auch im Allied Command Transformation in Norfolk im US-Staat Virginia bevor er im April 2009 nach Veitshöchheim kam. Hier war der 62jährige gebürtige Westerwälder bereits von 1991 bis 1993 als einer der letzten Kommandeure des Fernmeldebataillons der Ende März 1994 aufgelösten 12. Panzerdivison tätig. Der Brigadegeneral hatte im Einsatz 2005 das Kommando über das deutsche Einsatzkontingent der ISAF VII im afghanischen Kabul
Seit mehr als fünf Jahren hat General Berk die traditionsreiche Geschichte hier am Standort mit Sachverstand, reicher Erfahrung, nie nachlassender Einsatzbereitschaft und einem mehr als beispielhaften persönlichem Engagement maßgeblich mitgeprägt und dabei mit Herz, klarem Anspruch und mit Menschlichkeit geführt. Die Soldaten der Divisionstruppen hätten sich stets auf sein präzises Urteil verlassen können und einen ebenso fordernden, wie sachverständigen und menschlichen Kommandeur vor sich zu haben.
Gerade in Zeiten des Umbruchs und der Neufindung sei Berk stets ein Garant für Sicherheit und Kontinuität für seine Männer und Frauen, wie auch für seine Vorgesetzten gewesen. Die Division und er ganz persönlich verlieren einen wertvollen und bewährten Stellvertreter. Sein fachlicher Rat, seine Kenntnis des Standortes und sein sicheres Gespür für die Besonderheiten der Truppe und die des militärischen Berufes, aber auch die feste Einbindung in das politische und das gesellschaftliche Umfeld hätten er und seine Vorgänger stets hoch geschätzt. Er habe die Jahre des Wechsels, der Umgliederung und des Übergangs von der DLO zur heutigen Kampftruppen-Division mit viel Arbeit und Herzblut begleitet und während der einjährigen Abwesenheit von Generalmajor Erhard Drews im Kosovo die Division geführt. Er habe großen Anteil am Erfolg der Division hier in Veitshöchheim, an der erfolgreichen Umgliederung und Neuaufstellung der Division. Darüber hinaus habe er als Standortältester die Bundeswehr vor Ort beispielhaft repräsentiert und sich mit seinem eigenen Engagement auch dieser herausfordernden Aufgabe gewidmet. Er habe dabei stets großen Wert auf Tradition und die Verankerung der Bundeswehr in der Region gelegt.
Der Divisionskommandeur übergab dann das Kommando der Divisionstruppen an den 52jährigen, in Lüneburg wohnenden Brigadegeneral Andreas Helmut Hannemann.
Seit 1981 bei der Bundeswehr hat er bis 1986 ein Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Bundeswehr-Uni in Hamburg absolviert. Auch er hat reichhaltige Erfahrungen gesammelt bei Verwendungen im Verteidigungsministerium, als Lehrgangsleiter an der Führungsakademie der Bundeswehr sowie bei der ISAF als Verbindungsoffizier in Kabul. Zuletzt war er zweieinhalb Jahre Kommandeur der Luftlandebrigade 26 in Saarlouis.
Nach Meldung der Übernahme der Divisionstruppen durch ihren neuen Kommandeur endete das militärische Schauspiel nach Erklingen von Bayern- und Nationalhymne mit dem Ausmarsch der Ehrenformation.
Abschieds- und Antrittsbesuch im Veitshöchheimer Rathaus
Einen Tag vor dem Appell hatte der scheidende Brigadegeneral Ernst-Otto Berk im Rathaus Bürgermeister Jürgen Götz besucht und dabei seinen Nachfolger Brigadegeneral Andreas Helmut Hannemann mitgebracht. Anwesend war auch Altbürgermeister Rainer Kinzkofer, der während seiner Amtszeit bis Ende April dieses Jahres viele Berührungspunkte mit dem Standortältesten der Bundeswehr hatte.
Berks Nachfolger Hannemann wird die Funktion des Standortältesten bis Ende nächsten Jahres kaum ausüben können. Denn der Brigadegeneral muss bis Ende November noch zu seiner alten Brigade nach Saarlouis und soll dann bis Ende 2015 ein Kommando in Afghanistan übernehmen.
Bürgermeister Götz bedankte sich bei Berk mit einem Geschenkkorb für seinen Einsatz und die problemlose Zusammenarbeit mit ihm als Ansprechpartner der Bundeswehr in den letzten fünfeinhalb Jahren.
Wie Berk verriet, hat es ihm hier offensichtlich sehr gut gefallen. Er habe bereits sein Haus in Berlin verkauft und wolle mit seiner Frau, wie so viele Generäle vor ihm, seinen Ruhestand im Raum Würzburg verbringen und sei dazu derzeit auf der Suche nach einem geeigneten Immobilienobjekt. Künftig möchte er sich ehrenamtlich in der Deutsch-Atlantischen Gesellschaft engagieren, Vorträge über Sicherheitspolitik in Zusammenarbeit mit der Uni halten, viel reisen, sich um seine Enkel kümmern sowie seinen Hobbys Golfspielen und Bergsteigen nachgehen. Seine letzte Dienstreise führt Berk nächsten Mittwoch nach Berlin, wo ihn Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach 43 Jahren Dienst bei der Bundeswehr persönlich in den Ruhestand verabschiedet.
Rede von Jürgen Götz als örtlicher Garnisonsbürgermeister beim Empfang nach dem Appell
Wenn der Name Veitshöchheim irgendwo fällt, wird er auch immer wieder mit unserer Bundeswehr in Verbindung gebracht. Veitshöchheim und auch die Region steht zu seinen Soldaten/-innen und pflegen seit nunmehr fast 50 Jahren eine Partnerschaft und ein aufgeschlossenes Miteinander.
Seit dem Jahr 1965 ist Veitshöchheim Garnisonsgemeinde. Unsere Mitbürger in Uniform haben seither das gemeindliche Leben mitgeprägt und mitbeeinflusst. Sie sind in Vereinen und Institutionen aktiv eingebunden und bringen sich mit ein. Viele Berufssoldaten, auch etliche ehemalige Kommandeure der 12. Panzerdivision, sind hier sesshaft geworden und haben nach ihrer aktiven Dienstzeit Veitshöchheim als ihre „neue Heimat“ bezeichnet.
Auch General Berk möchte ja der Region – vielleicht ja auch unserem Ort in seinem Ruhestand treu bleiben.
Seit 2009 hier am Standort, war er insbesondere in seiner Funktion als Standortältester für den direkten Kontakt der Bundeswehr zur politischen Gemeinde verantwortlich. Somit war er auch immer der erste Ansprechpartner der Gemeinde wenn es darum ging die Bundeswehr für Veranstaltungen oder Hilfestellungen zu gewinnen, umgekehrt fand er bei der Gemeinde Veitshöchheim stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Bundeswehr.
Viele Formen der Zusammenarbeit und auch gegenseitiger Hilfestellung wurden unter seinem Kommando praktiziert.
Die Verbundenheit zwischen Bundeswehr und Gemeinde hat sich in einer Vielzahl von Veranstaltungen gezeigt, bei welchen sie sich der Bevölkerung geöffnet und präsentiert hat.
General Hannemann gratulierte der Bürgermeister zu seinem neuen Kommando als Kommandeur der Divisionstruppen der Division Süd. Für die schwierige Mission seinen Auftrag in Afghanistan zu erfüllen wünschte er ihm und seinen Soldaten viel Erfolg und eine gesunde Rückkehr nach Veitshöchheim. Er freue sich schon heute auf die dann anstehende, mit Sicherheit gute und konstruktive Zusammenarbeit.