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Beim 14. Veitshöchheimer Sommerkonzert der Simon-Höchheimer-Gesellschaft begeisterten die Violinisten Kolja Lessing und Holger Koch und im Interview der Komponist Tzvi Avni

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Zu ihrem 14. Veitshöchheimer Sommerkonzert gelang es der Simon-Höchheimer-Gesellschaft Veitshöchheim (SHGV) in Zusammenarbeit mit dem Verband ehemaliger Veitshöchheimer der LWG mit den Violinisten Kolja Lessing und Holger Koch als Rarität wieder einmal besonderen kammermusikalischen Leckerbissen zu servieren.

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Der international renommierte Geiger Kolja Lessing hat sich nicht nur durch seine weltweite Konzerttätigkeit als äußerst virtuos auf der Violine spielender Meister einen Namen gemacht. Seine interpretatorische und wissenschaftliche Arbeit als Professor an den Musikhochschulen ab 1989 in Würzburg, dann in Leipzig und seit 2000 in Stuttgart und sein Einsatz für die Musik verfemter Komponisten, die nur knapp dem Naziregime entkamen, wurde mit bedeutenden Kulturpreisen gewürdigt. Nicht nur solo, sondern auch im Duett mit Holger Koch, einem seiner besten Schüler und neuerdings mit Lehrauftrag, bot Lessing einen kammermusikalischen Hochgenuss, der mehr als nur knapp 40 Zuhörer in der Schulaula der LWG verdient gehabt hätte. Im Mittelpunkt standen denn auch Werke   bedeutender israelischer Komponisten.

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Einer von ihnen ist der 83jährige Tzvi Avni. SHGV-Vorsitzender Rudolf Gabler freute sich sehr, dass dieser eigens zum Konzert aus Israel für eine Woche nach Deutschland gekommen war, um die hervorragende Interpretation seiner Musik durch die beiden Geiger zu erleben und um die Zuhörer im Gespräch mit Lessing über sein Leben und seine Musik zu berichten, was dem Konzert nochmals eine besondere authentische Note gab.

Tzvi Avni wuchs unter dem Familiennamen Hermann Jakob Steinke in Saarbrücken auf. Als er die erste Klasse einer französischen Volksschule besuchte, emigrierten 1935 seine Eltern mit ihm nach Haifa in Palästina; wo sein Vater, nach einigen Jahren auf tragische Weise ums Leben kam. „Die Musik wurde mein Leben“ erzählt der Israeli, der erst im Alter von 16 Jahren Noten lesen und Instrumente spielen konnte. Seine musikalische Grundausbildung erhielt er bei Paul Ben-Haim und Abel Ehrlich. Nach dem Studium an der Israel Academy of Music der Universität Tel Aviv graduierte Avni 1958 unter Mordechai Seter. Auch von diesen drei, Avnis Entwicklung entscheidend prägenden israelischen Komponisten brachte Lessing Stücke solo und im Duett mit Koch sehr einfühlsam und mit großer Klangfülle zu Gehör. Die Stücke spiegelten zu gleich die Geschichte Israels wieder, von Avnis Erschütternd und traurig anmutendem Stück „Poenix“ bis hin zu seinem neueren Werk „Gesharim“ im Mittelmeerstil. Genauso begeisterte Kolja Lessing zunächst mit Paul Ben-Haims langsamen Satz „Lento e sotto voce“, eine berührende Musik der Stille und Einsicht. Als Kontrast brannte er auf seiner Violine ein wildes Feuerwerk mit „Allegro energico“ und „Molto allegro“ ein wildes Feuerwerk ab.

Großen Unterhaltungswert hatten auch die weiteren Ausführungen, die Professor Lessing seinem berühmten Gast entlockte. So verbrachte Avni nach seinen Worten seine glücklichsten Jahre in den USA, wo er seine Ausbildung am Columbia-Princeton Electronic Music Center auf dem Gebiet der sinfonischen Musik vervollkommnete. Nach 1971 lehrte er als Professor an der Rubin Academy of Music and Dance in Jerusalem, an der er sowohl Leiter des Departments wie auch Gründer und Leiter des Electronic Music Studio war. Seine kompositorische Arbeit sieht er eingebunden in sein gesellschaftliches und politisches Umfeld, mit dem seine musikalischen Schöpfungen im Dialog stehen. Er lebt und arbeitet heute in Tel Aviv.

Obwohl er vom „mediterranen Stil“ in seinen Frühwerken einen neuen, abstrakteren Stil entwickelte, war ihm in seinem musikalischen Schaffen immer der Bezug zur Tradition der jüdischen Musik wichtig, deren Wurzeln er während seiner Beschäftigung mit der jüdischen Mystik, der Kabbala, in den siebziger Jahren erforschte. Avni komponierte neben Balletten und Schauspielmusiken Orchesterstücke, kammermusikalische Werke, Chorwerke, Lieder, Werke für elektronische Instrumente und Musik für Filme und Hörspiele. Er publiziert häufig zu musikalischen Themen und hält heute noch weltweit Vorlesungen an Universitäten und anderen Hochschulen. 

Schlussbild

v.r.n.l. der israelische Komponist Tzvi Avni, die Geiger Holger Koch und Kolja Lessing, SHGV-Vorsitzender Rudolf Gabler und dessen Stellvertreter Marc Zenner.

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