Kostenträchtige Fremdwasserbeseitigung in der Veitshöchheimer Altort-Kanalisation
Bis zu 600.000 Euro investieren muss die Gemeinde in den nächsten zwei bis drei Jahren in die Kanalsanierung im Altort.
Der Werkausschuss für den Eigenbetrieb der Gemeinde (identisch mit dem Hauptausschuss) ermächtigte die Werkleitung (Kämmerei und Tiefbaureferat) in dieser Höhe Aufträge zu vergeben und die Sanierung der Hauptkanäle zügig fortzuführen.
Die Gemeinde Veitshöchheim hatte zur Ermittlung größerer Fremdwassereindringstellen im Schmutz- und Mischwasserkanal-Netz auf einer Länge von 9,6 Kilometer Hauptkanäle im Gebiet vom Main bis zur Bahnlinie mit der Kamera befahren lassen.
Das Büro GAUL INGENIEURE GmbH, Bamberg, wertete diese Untersuchungsergebnisse aus und erarbeitete ein Kanalsanierungskonzept. Der Fremdwasseranteil der Gesamtkanalisation liegt im Mittel bei 34 Prozent. Ein Großteil der Zuflüsse erfolgt in Altortbereich. Hier ist der Fremdwasseranteil in Teilbereichen wesentlich höher.
Häufigste Schadensbilder bei den Mischwasserhaltungen sind Rissbildungen, schadhafte Anschlüsse und Infiltrationen, beispielhaft an diesen Bildern aufgezeigt. Insgesamt wurden so an rund 180 Stellen in den Schmutz- und Mischwasserkanälen Schäden mit eindringendem Grundwasser lokalisiert. An weiteren 180 Stellen wurde ein Zufluss von Grundwasser in die Hauptkanäle über die Hausanschlussleitungen festgestellt. Diese Hausanschlussleitungen werden derzeit noch mit der Kamera befahren, um auch hierfür ein Sanierungskonzept erarbeiten zu können.
Insgesamt sind bei den Mischwasserkanälen, 4.350 Meter, das heißt 42%, bei den Schmutzwasserkanälen 5.240 Meter, das sind 59% kurzfristig bis mittelfristig sanierungsbedürftig.
Die Kosten für die Sanierung der Hauptkanäle (Schmutz- und Mischwasserkanäle) im Altort schätzte das Ing. Büro Gauauf rund 952.000 Euro brutto geschätzt. Hierzu kommen aber noch zusätzlich die Kosten für die Sanierung der Hausanschlussleitungen in zur Zeit noch unbekannter Höhe.
Das von der Werkleitung abgeänderte Sanierungskonzept sieht dagegen eine Reduzierung der Schlauchliner in den Haltungen mit geringen oder keinem Fremdwasserzufluss vor.
Vorhandene Schäden können hier kostengünstiger partiell repariert werden, anstatt die ganze Haltung mit einem Liner zu renovieren. Dies führt zwar zu einer etwas geringeren Sanierungsqualität, aber im Gegenzug auch zu Einsparungen von rund 500.000 Euro.
Die voraussichtlichen Kosten im Bereich Hauptkanal belaufen sich daher auf rund 445.000 Euro.
Im Haushalt 2014 sind insgesamt 600.000 Euro (400.000 Euro für Unterhalt, Reparatur und 200.000 Euro für Neubau, Renovierung, beispielsweise durch Schlauchrelining) eingestellt.
Schlauchrelining (grabloses Sanierungsverfahren)
Eine Sanierung in offener Bauweise wäre sehr aufwendig und kostenintensiv. Beim Schlauchrelining wird dagegen ein flexibles, mit Kunstharz getränktes Trägermaterial in Schlauchform in die zu sanierenden Haltungen eingebracht und unter Druck an die Innenwand angepresst, wo es dann bei Umgebungstemperatur, durch Wärmezufuhr oder UV-Licht aushärtet. Der Trägerschlauch wird entsprechend den verschiedenen Rohrinnendurchmessern und Haltungslängen konfektioniert, wobei auf die Schlauchaußenseite eine Folie aufkaschiert ist. Die Dicke des Schlauches und die Harzmenge kann so abgestimmt werden, dass der Inliner, wenn erforderlich, ein statisch selbständiges Rohr darstellen kann.
(genaue Beschreibung im Video)
Die Eckpunkte des Konzeptes der Werkleitung:
- Qualitativ hochwertige Renovierung der Kanalstränge mit stärkeren Fremdwasserzufluss, einschließlich der noch notwendigen Arbeiten an den dortigen Hausanschlüssen. Linereinsatz, System ganzheitlich abdichten. Diese Arbeiten sollen unverzüglich angegangen werden. Ziel: Fremdwasserzuflüsse zügig abdichten und Folgekosten minimieren.
- Andere Schäden ohne, oder nur mit geringen Fremdwasserzutritt: Schadensbehebung ausschreiben, aber den Sanierungsfirmen einen großes Zeitfenster (12 Monate) für die Ausführung einräumen. Ziel: günstigere Einheitspreise.
- Befahrungen der restlichen, noch nie mit Kamera befahrenen Kanalhaltungen, wie z.B. Günterslebener Straße, Speckertsweg usw. in den nächsten drei Jahren.
Erst nach der Befahrung aller Kanäle und der Kenntnis aller Schäden kann ein Gesamtsanierungskonzept mit Sanierungsschwerpunkten festgelegt werden.
Der Beschluss des Werkausschusses deckt ab:
- Auftragserteilung an das Ing. Büro Gaul (Honorarkosten, Ingenieurvertrag, Kosten für die Weiterführung des Kanalkatasters, Überarbeitung der Bestandspläne)
- Auftragserteilungen an die Sanierungsfirmen.
- Weitergehende Kanalbefahrungen im Sanierungsgebiet, soweit erforderlich.