Hobby-Historiker Professor Sorge hält die Zeremonie des „Stärke-Trinkens“ in Veitshöchheim lebendig
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von Dieter Gürz
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„Wie die Alten früher schon getan, so trinken wir uns heute die Stärke an.“ Mit diesem Slogan hält der Veitshöchheimer Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Karl-Peter Sorge schon seit 1997 den bis in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts bei uns in Franken üblichen Brauch des „Stärketrinkens“ am Dreikönigstag in Erinnerung.
Auch heuer versammelte der Brauchtumspfleger, der zuletzt in der Adventszeit als historischer Veitshöchheimer Nachtwächter für Aufsehen sorgte, am Feiertag Männer und Frauen in einem Wirtshaus um sich, um bei einem Biergelage die sogenannte Stärke zu trinken, damit alle wie in alten Zeiten mit frischem Mut und tatkräftig ins neue Jahr gehen können.
Die Frauen hatten dazu rohe Eier mitgebracht, die ihre Männer in einen Krug voller Bier hineinschlugen und verquirlten, um dann auf die Stärke, die Schönheit und die Gesundheit anzustoßen.
Dabei stand den Männern zunächst der erste Schluck zu. Ihre Frauen durften dann am Humpen nicken und dabei ihren Männern zumindest freundlich zunicken.
Der Professor hatte aber nicht nur viel Wissenswertes über die Bräuche am Dreikönigstag zu erzählen, wo der Hausherr in der letzten Rauhnacht davor im Haus mit Weihrauch und Weihwasser die Dämonen vertrieb und die Buchstaben CMB (Christus Mansionem Benedicat) mit drei Kreuzen und der Jahreszahl an die Eingangstür schrieb.
Mit Hilfe von Illustrationen von Otto Mayer aus einem Buch des einstigen Bezirksheimatpflegers Dr. Reinhard Worschech führte der Hobby-Historiker auch die Bräuche in der „staden“ Zeit davor vor Augen.
Wie aus dem Weltenbuch des Sebastian Frank von 1530 hervorgeht, wurde der Martinstag am 11. November in jedem Haus mit gutem Wein und Gänsebraten gefeiert und an diesem Tag das Gesinde ausgezahlt.
Nach Sankt Kathrein am 25. November mit dem letzten Bauernball im Jahr, der zugleich als Heiratsmarkt diente, waren Tanz und Geigen verpönt, bereitete man sich auf die Adventszeit vor.
An Sankt Andreas am 30. November wurde das Andreasbrot an Arme und Hilfsbedürftige verteilt, war diese Nacht für Mädchen besonders in der Hoffnung wichtig, bei Zeitvertreiben wie Schiffchenspiel, Bett-Brett-Treten, Baumschütteln, Schuhwerfen oder Zaunmessen Näheres über den künftigen Liebhaber in Erfahrung zu bringen.
Anstelle von Tannen als Weihnachtsbäume dienten früher die Barbara-Zweige, die an Sankt Barbara am 4. Dezember ins Haus geholt wurden, um sie dann an Weihnachten im blühenden Zustand mit Zuckerwaren oder Gebäck zu behängen.
Nichts mit dem heiligen Bischof zu tun, hatte in früheren Zeiten die alte fränkische Nikolausfigur. Diese waren laut Sorge vielmehr vermummte, furchterregende Gestalten, die mit Säcken oder Fellen angezogen und mit Ketten und Stricken behängt die Kinder zum Fürchten brachten.
Der Heilige Thomas ließ dann am 21. Dezember wieder die Geigen brummen, die Adventszeit war vorüber, es durfte wieder gespielt werden und Träume in dieser Nacht wurden wahr.
An Heilig Abend war dann Sternsingen auf dem Marktplatz angesagt. Der Aberglaube war groß in Mode. So ging man ging nach dem Feiertagsläuten in den Garten, umband Bäume mit Strohbüschel, um sie dann in der Nacht zu schütteln, damit sie viele und gute Früchte bringen.
1.WeihnachtsfeiertagKrippenbesuch
Am ersten Weihnachtsfeiertag versammelten sich die Leute um die Krippe und führte Weihnachtsspiele auf. Tags darauf waren an Sankt Stephan Pferderitte Brauch, wurden die Tiere vor die Kirche geführt, um den Segen zu erhalten.
Am 27. Dezember gab es dann den Johannestrunk: Eine Flasche Wein wurde in der Kirche geweiht und dann zuhause auf die Fässer im Keller verteilt, damit der Wein nicht verdirbt.
„E glückseligs Neus Jahr“ hieß der Spruch von Kindern und Bettlern, die von Haus zu Haus eilten und Geschenke erwarteten.
An Mairae Lichtmeß schließt sich dann der Weihnachtsfestkreis, war mit der Lichterprozession etwas Neues in Sichtweite, bereitete man sich auf den Beginn der Feldarbeit vor.
Veitshöchheim-Strophen kreiert
Auch als Sänger machte der Professor eine gute Figur, als er nach der Melodie der Frankenhymne die von ihm getexteten „Veitshöchheimstrophen“ anstimmte:
„Veitshöchheim ist ne Perl‘ am Main
mit Schloss und Fasenachten
da kehr ich ein trink‘ Sonnenschein
tu‘ ich auf die Zeit nicht achten
Am Main da ist die Promenad‘
im Tal das schmucke Örtchen
auf der Höh‘ da steht die Rebparad‘
und drüber Blau mit Wölkchen!
Valleri, vallera….
Wie schön kann man im Hofgarten
Lustwandeln Stund‘ um Stunde
danach geht’s in den Biergarten,
lustig zur fröhl‘ Runde!
Wie schmeckt uns da das Meefischle
genau so „Blaue Zipfel“
im Arm noch ein lieb‘ Mädele
das ist fürwahr der Gipfel
Valleri, vallera….
Da wohnen wir und sind zuhaus
zwischen all den sanften Hügeln
und rufen es mit Stolz heraus
„Hier leben wir zufrieden“
Vom Birkental zum Schenkenfeld
von Gadheim bis zum Maine
so liegt sie da die kleine Welt
Veitshöchheim ach so Feine
Valleri, vallera….
Video wird noch hochgeladen über Ausschnitte vom Vortrag "Brauchtum in der staden Zeit"