Grandios: Theatergruppe des Gymnasiums Veitshöchheim inszenierte Shakespeares "Wie es euch gefällt"
Der Ardenner Wald, ein Idyll für Freigeister und ein Asyl für den entmachteten Herzog, so skizzierte William Shakespeare um 1600 seine Liebes- und Verwechslungs-Komödie „Wie es euch gefällt“ und so verwandelte sich auch in dieser Woche die Aula des Gymnasiums Veitshöchheim in ein Waldidyll. Shakespeares leichtestes und traumhaftestes Stück, auf allen großen Theaterbühnen der Welt zu Hause, inszenierte hervorragend die Theatergruppe der Mittelstufe unter der Leitung der Oberstudienrätin Irmgard Ellinger.
Rahmenhandlung mit Königin Elisabeth I.
Zur Einstimmung auf Shakespeares heiteren Liebesreigen im Idyll des Ardenner Waldes mit musikalischen Einlagen und überdrehten Figuren setzten zwölf Ensemblemitglieder zunächst am selbst geschriebene Rahmenhandlung am Hohe der englischen Königin Elisabeth I. in Szene. Damit trug Ellinger der großen Zahl ihrer schauspielinteressierten Mittelstufen-Schüler Rechnung.
In diesem vor der ersten Pause gespielten Stück versucht der große englische Dichter William Shakespeare (gespielt von Richard Baudach) höchst selbst mit einer Truppe hoch motivierter Schauspieler der englischen Königin (Maria Ruppel), begleitet von ihrer Zofe (Elfidan Tüptük), zur Unterhaltung des Hofstaates am Geburtstag der Majestät ein passendes Theaterstück mit Szenen aus seinen berühmtesten Werken schmackhaft zu machen.
So schlüpften Michael Kerber in die Rolle des Hamlet, Klara Becker spielte Katharina, Niklas Schwestka den Petruchio, Benedict Friederich den Othello, Sophie Becker die Desdemona, Amir Narymany Shandy den Romeo, Klara Becker die Julia, Ricarda Kollera die Rosalind, Ferdinand Busch den Orlando und Natalia Nazarenko die Celia.
Schließlich wählt die romantische Königin Shakespeares „Wie es euch gefällt“.
"Die Welt ist eine Bühne"
Dem melancholischen Sonderling Jacques (Amir Narymany Shandy) legte Shakespeare seinen berühmtesten Satz "Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler" in den Mund, der sich wie ein roter Faden durch seine Komödie zieht.
Jacques gehört zum Gefolge des entmachteten und in den Ardenner Wald geflohenen Herzogs (Abdurrahman Bilican).
Hier genießt der Herzog die paradiesische Natürlichkeit des Schäferidylls gegenüber der Korruption, Dekadenz und Künstlichkeit am Hof.
Hier findet sich auch der rebellische Orlando (Leander Schaumann) ein, von seinem Bruder Oliver (Dominik Gottier) um sein rechtmäßiges Erbe gebracht.
Er hatte sich unsterblich in die Herzogstochter Rosalind (Jana Fröhlich) verliebt.
Auch diese floh in Lebensgefahr, von ihrer Tante Fredericka (Carola Krevert) vom Hofe verwiesen, verkleidet als Edelmann Ganymed in den Wald.
Hier kauft sie mit ihrer nicht von ihrer Seite weichenden Cousine Celia (Charleen Diker) und dem Narren Touchstone (Richard Baudach) eine Schäferei.
In der Waldidylle versammelt sich so um den Herzog nach und nach eine illustre Schar, ergeben sich vier sehr verschieden geartete Paarbindungen. Sie singen, dichten und diskutieren über Sein und Schein, Theater und Wirklichkeit und setzen Shakespeares Plädoyer um, spielend der Welt zu begegnen
Rosalind findet an Bäumen Zettel von Orlando mit ihr gewidmeten Liebesgedichten. In ihrer Maskerade als Mann beginnt Rosalind ein raffiniertes Versteckspiel, so dass sich auch die Schäferin Phoebe (Elfidan Tüptük) sehr zum Leidwesen des jungen Schäfers Silvius (Benedict Friederich) in sie verliebt.
Im letzten Akt wird die Komödie zu einem Schwank mit gleich mehreren Happyends, vom spielfreudigen Ensemble wie das ganze Stück toll umgesetzt.
Im Wald lassen sich auch der Narr Touchstone und die Ziegenhirtin Corinna (Ricarda Kollera) durch den Priester (Ferdinand Busch) trauen.
Sivlius findet zu seiner Phoebe, Orlando zu Rosalind und Orlandos nach einem Jagdunfall geläuterter Bruder Oliver zu Celia.
In weiteren Rollen in "Wie es euch gefällt" waren Sophie und Klara Becker, Natalia Nazarenko, Niklas Schwesta, Ricarad Kollera zu sehen.
Man musste kein besonderes Faible für Shakespeares Bühnen-Klassiker haben, um sich in der Schulaula drei Stunden lang köstlich zu vergnügen. Es war geradezu professionell, wie die 18 Pennäler auf der Bühne hinsichtlich Mimik, Gestik, Sprache und Ausdrucksstärke und bestechender Choreographie agierten. Es beeindruckten in gleicher Weise neben der Bühnenidylle des Ardenner Waldes auch die passenden Kostüme und Maskierungen. Die Kostüme wurden von den Schülern "zusammengelegt". Jeder hatte für den Anderen mitgesucht, einiges kam aus dem Theaterfundus, einiges wurde gekauft und das tolle Kostüm der Königin bastelte die Kunstlehrerin Marei Lehner.
Irmgard Ellinger hatte, unterstützt von dem ehemaligen Schüler Dino Poimann und dem Lehrer Michael Kerber, wieder viele Wochenenden mit den Kindern geprobt, teilweise sogar Samstag und Sonntag von zehn bis 18 Uhr. So vollbrachten auch die Jugendlichen eine tolle Leistung, die neben der Schule auch noch reichlich Stoff und Shakespeares Wortschatz aus der Zeit um 1600 so gut lernten, dass die Souflöse arbeitslos war. "Essen und Schlafen sind oft zu kurz gekommen," sagte eine stolze Mutter.