Einblicke in den neuen Bilhildiskindergarten - Da möchten viele Erwachsene nochmals Kind sein
Nochmals ein kleines Kind sein, das wünschten sich wie der Senior Hilmar Schmitt viele der mehr als zweihundertfünfzig Besucher, denen heute vor dem Mittagessen Kindergartenleiterin Angelika Vey-Rossellit und ihr 20köpgiges Team eine Stunde lang Einblicke in ihr neuerbautes und seit September genutztes Kinderreich gewährten.
Die Besucher sahen ein sehr mutiges, zukunftsweisendes und pädagogisch sehr klug gebautes und offen konzipiertes Bauwerk. sowohl in der Bauweise als auch als multifunktional nutzbares Familienzentrum. Sie waren fasziniert, wie höchst effektiv nun in diesem nach den Plänen von Professor Wolfgang Fischer errichteten 2,2 Millionen Euro teuren Ersatzbau 24 Krippen-, 50 Regel- und 14 Schulkinder betreut und gefördert werden können. Hinzukommen noch zwölf Krippenkinder, die im Bilhildishaus hinter der Vituskirche untergebracht sind, so dass zum Kinderhaus derzeit insgesamt 102 Kinder gehören.
Außenbereich
So ist schon im Zugangsbereich zu dem einfachen, kubischen, zurückhaltenden Baukörper der hier geschaffene öffentliche Platz vor dem Haus sehr gut nutzbar.
Der noch nicht ganz fertige Außenspielbereich im Süden vor den Gruppenräumen lässt bereits das künftige, keine Wünsche offen lassende Spielparadies für die Kleinen erkennen.
Völlig abgeschirmt gibt es dann noch den ruhigen Hof nach Nordwesten, der am Vormittag zum Turnen im Freien aber auch zum Rückzug und zur Meditation genutzt werden kann. Hier können auch die Schulkinder nachmittags rumtoben, ohne gleich die Kleinen zu überrennen. Die hintere Ecke der Grünfläche vor der Mauer kann als kleines Theatron hergerichtet werden. Hier ist auch der Platz für eine Madonna. Es wird auch noch für eine Kräuterspirale gespart.
Die Kinder bekamen draußen auch wieder ihren Hügel. Dazu wurde vom Landschaftsarchitekten eine Rampe an der rückwärtigen Westseite entwickelt, um bei Schneefall im Winter Schlitten oder im Sommer Bobbycar fahren zu können.
Innenbereich
Dem Planer gelang es hervorragend, die Räume ruhig und gut nutzbar zu gestalten. Sie sind hervorragend belichtet funktional durchdacht, nicht überfrachtet, geben genug Raum für das Leben und die Entwicklung der Kinder. So gibt es hohe und niedrige Räume, Räume für Versammlung und für Rückzug. Es wurde mit Materialien gebaut, die ökologisch und nachhaltig sind.Die rotbraune Farbgebung des Fußbodens, die sich in der Decke spiegelt, macht sofort heimelig. Überall sind Schallschutz-Decken und Frischluftzufuhrkanale installiert.
Die Eingangssituation und dann weiter die gesamte Raumökonomie ist hervorragend übersichtlich gelöst. Das großzügige Eingangsfoyer dient als Mehrzweckraum, quasi als Marktplatz, von dem die Gassen weg gehen zu den Gruppenräumen im Süden und im rechten Winkel in den zweiten Trakt, vorne zum Turnraum und weiter hinten zum Hausaufgabenraum für die Schüler und zum Raum der Stille. In beiden Gassen kann man nach allen Seiten durchgucken, geht der Blick nach außen.
"Dem Architekten haben wir gesagt, was wir wollen und er hat versucht, dies umzusetzen", sagte Leiterin Angelika Vey-Rossellit zu Beginn ihrer Führung. Alles Holz der Einrichtung ist vom Architekten in Absprache mit dem Team geplant und ausgeschrieben und wurde dann von einer Schreinerei maß- und detailgerecht gefertigt.
24 Krippenplätze in zwei Gruppen
Im ganz abgeschlossenen Krippenbereich können Kinder bis zwei Jahre krabbeln, über flache Treppen hoch steigen und auf Bodenmatten turnen.
Die beiden spiegelbildlich gleichen Schlafräume für je zwölf Kinder sind aneinandergereiht und durch eine Schiebewand abteilbar. Hier ist immer eine Erzieherin da, wenn die Kleinen schlafen. Es sind auch sechs Kinder darunter, die gerade mal ein Jahr alt sind und hier auch das Laufen lernen.
In jeder Krippe ist ein Atelier-/Malbereich. Wo der Bagger sich befindet, entsteht der Freispielplatz für die Krippenkinder, der auch mit einer kleinen Netzschaukel ausgestattet wird und abgegrenzt durch einen kleinen Zaun mit Tor vom Spielbereich der älteren Kinder ist. Angelika Vey-Rossellit: "Sie können sich nicht vorstellen, was hier seit der Eröffnung des Kindergartens im September los ist. Die Kinder kennen die Begriffe der Fahrzeuge und die Arbeiter mit Namen. Die Baggerfahrerin Verena lässt auch schon mal ein Kind bei sich sitzen. Die Kinder erleben, wie hier ihr Spielplatz entsteht und sind ganz begeistert."
Bei den Wickeltischen ist auch eine Treppe, damit die Kleinen selber hochkrabbeln können. Ziel sei, dass sie möglichst früh selbständig werden. Jedes Kind hat hier seine Wickelbox mit einer Auflage. Die Hygiene ist heute wichtiger denn je. Es gibt auch eine Dusche, in der man auch mal spielen und im Wasser planschen kann. Denn manche Kinder haben auch Angst vor Wasser, die man spielerisch beheben kann. Die Toilettenschüsseln haben eine warme Auflage. Der Behälter für die vollen Windeln ist geruchsdicht konzipiert.
50 Plätze in zwei Kindergarten-Gruppen
In den Gruppenräumen gibt es ganz viel Glas. Man hat hier immer einen Einblick und kann sehen, was sich hier tut. Es gibt erhöht auch kleine Wohnungen für Gruppenspiele. Zum Morgenkreis treffen sich die Kinder immer im Nebenraum. Die Kinder können von jeder Gruppe aus immer direkt in den Garten gelangen.
Hier ist der Wohnungs-Einbau in der zweiten Gruppe anders, weil sich daran ein Atelier anschließt zum Malen und Basteln.
Es gibt an der Wand auch Klapptische, die man zum Essen braucht. Durch das Hochklappen ist man variabel, um Platz zur Bewegung zu schaffen.
Jedes Kind hat in seiner Gruppe ein Ablagefach und ein "Ichbuch". Darin steht alles, was jedes Kind so macht. So lernen die Kinder an ihren eigenen Produkten, wie sie sich fort entwickeln und ihre Arbeiten zu bewerten. Es gibt auch Fotos und die Kindern lernen in Worten zu beschreiben. Sprechen ist ganz, ganz wichtig, sagt die Leiterin.
Es gibt auch einen Werk- und Therapieraum.
Die Toiletten haben auch hier warme Sitzflächen. Es gibt eine größere für die Schulkinder.
Das Besucher-WC wurde behindertengerecht ausgestattet mit Warnsystem, wenn jemand Hilfe braucht. Das ganze Haus ist rollstuhlgerecht. Vom Team mitentwickelt wurden die Garderoben mit einem Kästchen für jedes Kind.
Das Büro der Leitung wurde bewusst zwischen Kindergarten- und Krippenbereich situiert und transparent mit Glaswänden ausgestattet. Dies sei von Vorteil, dass die Kinder und auch die Eltern die Leiterin sehen, wenn sie hier arbeitet. Da passiert es auch oft, dass Kinder an die Scheiben klopfen, damit die Leiterin ihnen winkt.
In allen Räumen sind bis an die Decke Hoch-Schränke mit Schiebetüren installiert. Da es keine Unterkellerung und keinen Dachboden gibt, fehlt es an Lagerflächen. Dies hat aber den Vorteil, dass man keine langen Wege hat, sondern zielgerichtet alle im Raum benötigten Sachen vor Ort. Ganz oben sind dann die jahreszeitlichen Dinge verstaut, über Bibliotheksleitern erreichbar.
Es gibt auch einen kleinen Seminarraum, ein Sprechzimmer und ein Mitarbeiterzimmer. Das Sprechzimmer wird auch von Christiane Backmund genutzt, die als Teilzeitkraft für Verwaltungsaufgaben angestellt wurde, die immer mehr in einem Betrieb dieser Größenordnung zunehmen. Ihr obliegt auch die Bauabrechnung.
Zweiter Trakt
Im Turn-/Bewegungsraum kann bei Veranstaltungen zum Marktplatz hin die Wand aufgemacht werden. Es gibt auch eine Schiene in der Mitte der Decke, in der man Geräte mit einer Zugleistung bis zu 800 Kilogramm anbringen kann, um noch mehr Bewegungsmöglichkeiten zu haben. Über diesen toll ausgestatteten Raum freute sich am Sonntag besonders Ella mit ihrer kleinen Schwester Alma.
Für die 14 Schulkinder von der ersten bis zur vierten Klasse wurden im Hausaufgabenraum flexibel einstellbare Schultische und Stühle beschafft, so dass jeder die richtige Höhe beim Lernen hat.
Der Raum der Stille hat eine bestimmte Ausstrahlung, so dass eine Schwelle besteht und alle hier leise rein gehen. Hier wird auch vorgelesen. Der Raum wird ab Januar 2014 auch für Eltern-Seminare genutzt. Vey-Rossllit: "Wir wollen neue Wege und Formen gehen in diesem Haus." Auch Elternabende können hier stattfinden.
Von der voll eingerichteten Küche gibt es eine Ausgabetheke zum Gang hin. Das Mittagessen wird geliefert und über Rollwägen in die Gruppen gebracht. In der Küche können die Kinder auch selber spülen und am Herd mitarbeiten.