Israelische und deutsche Schüler erarbeiten Broschüre über Jüdische Orte im Raum Würzburg aus dem Blickwinkel der Jugend
"Its an important Job to do" deklarierte Kreisjugendpfleger Klaus Rostek das Projekt, zu dem sich 33 Jugendliche im Rahmen des deutsch-israelischen Schüleraustausches zwischen den durch eine Partnerschaftsurkunde verbrüderten Landkreisen Würzburg und Mateh Yehuda in Israel im Hof des Jüdischen Kulturmuseums Synagoge Veitshöchheim versammelten, eine der denkwürdigsten Stätten jüdischer Kultur im nordbayerischen Raum. Ziel ist die Erstellung einer Broschüre über das Landjudentum in Würzburg Land und Stadt aus dem Blickwinkel junger Menschen.
Dazu hieß Veitshöchheims zweiter Bürgermeister Oswald Bamberger (re.) neben Klaus Rostek (li.) alle an diesem Projekt Beteiligten herzlich willkommen.
Es sind dies 16 Schüler der israelischen Einkarem Highschool und 17 für drei Tage vom Unterricht freigestellte Neuntklässler der hiesigen Landkreis-Gymnasien, davon 13 vom Deutschhaus-Gymnasium Würzburg und vier vom Gymnasium Veitshöchheim. Die israelischen Gäste sind während ihres Deutschland-Aufenthaltes in den Familien der am Projekt teilnehmenden deutschen Schüler untergebracht.
Bamberger freute sich, dass in den Jugendaustausch erstmals auch die Gemeinde Veitshöchheim mit einbezogen wurde. Wie er sagte, sei die freundschaftliche Begegnung und die gemeinsame aktive Aufarbeitung der Vergangenheit und Darstellung der jüdischen Kultur und des gemeinsamen Gemeindelebens in Franken wie hier im Jüdischen Dokumentationszentrum aus der Sicht der Jugendlichen der richtige Weg für eine gemeinsame Zukunft in Frieden und des Verstehens. Bamberger wünschte dem Projekt viel Erfolg und den jungen Leuten auch viele persönliche Freundschaften.
Die israelische Highschool-Leiterin Zipi Yeddia (re.) bedankte sich für die tolle Gastfreundschaft. Es sei für sie und ihre Schüler eine Ehre, an diesem Projekt voller Freude mitzuarbeiten. Sie wertete dieses als Zeichen des Verzeihens und äußerte die Hoffnung, so eine bessere Zukunft auf bauen zu können. Als Dolmetscherin fungierte Rifka Scherpf (li.) vom Würzburger Dokumentationszentrum Shalom Europa.
Klaus Rostek führte nach der Vorstellungsrunde seiner Team-Mitglieder in das Projekt ein. Ihm zur Seite stehen die Veitshöchheimer Kulturreferentinnen Martina Edelmann und Karen Heußner nebst Praktikantin Julia Sauer, die Deutschhaus-Lehrkräfte Frank Finkenberg und Andrea Sterzinger sowie Rifka Scherpf (Shalom Europa), Stefanie Neumeister (Bezirk Unterfranken) und Rebekka Denz vom Arbeitskreis Landjudentum Unterfranken.
Am Mittwoch, dem ersten Projekt-Tag stand in Veitshöchheim in den Räumen des Jüdischen Kulturmuseums, im Rathaus und in der Bücherei Kleingruppenarbeit an. Diese bestand darin durch Literatur und Internetrecherche Ideen und Themen zusammen zu tragen, Fragen für Interviewpartner vorzubereiten und den Exkursionstag tags darauf vorzubereiten. Am späten Nachmittag ging es dann mit einem Reisebus zum Shalom Europa.
Für die Gruppenarbeit und Exkursionen teilte Rostek die 33 Schülerinnen und Schüler in sechs gemischte Gruppen auf. Exkursionsorte einzelner Gruppen sind am Donnerstag neben den ehemaligen jüdischen Orten in Veitshöchheim und Würzburg die Synagogen in Höchberg, Aub und Gaukönigshofen mit Friedhof Allersheim.
Am Freitag haben dann in Veitshöchheim alle Arbeitsgruppen die Aufgabe, ihr Material zu sichten, ein Grobkonzept für die einzelnen jüdischen Orte in Würzburg Stadt und Land zu erstellen und ihre Ergebnisse und Ideen im Forum zu präsentieren. Nach einem gemeinsamen Mittagessen klingt das Projekt mit einer Schifffahrt nach Würzburg aus. Die Isrealis bleiben noch bis Sonntag in ihren Gastfamilien.
Für den Herbst plant Kreisjugendpfleger Rostek eine Weiterarbeit in den Kleingruppen zur Vorbereitung der Broschüre, deren Druck der Arbeitskreis "Landjudentum Unterfranken" finanziert. Mit der Broschüre über die ehemaligen jüdischen Orte sollen dann laut Rostek hiesige und auswärtige Schulklassen und Jugendgruppen, die hier in Schullandheimen oder Jugendhäusern zu Gast sind, arbeiten können.
Hintergrund:
Der Landkreis Würzburg schloss 1997 mit dem Landkreis Mateh Yehuda in Israel eine offiziell besiegelte Partnerschaft. Motor der Partnerschaft war auf Seiten des Landkreises Würzburg Altlandrat Waldemar Zorn (1996 bis 2008). Zorn suchte die Partnerschaft bewusst mit Völkern, die durch die Vergangenheit ein belastetes Verhältnis mit Deutschland hatten. Besonders der Jugendaustausch war dabei für ihn wichtig, damit die Jugendlichen sich freundschaftlich begegnen können.
Auch Landrat Eberhard Nuß liegt sehr viel an einer Fortsetzung und Intensivierung der Partnerschaft. Er kennt Mateh Yehuda aus eigenen Besuchen und freut sich auf weitere Begegnungen. Die beiden Landkreisgymnasien - das Deutschhaus-Gymnasium Würzburg und das Gymnasium Veitshöchheim - nehmen regelmäßig an verschiedenen Programmen zum Jugendaustausch mit dem Partnerlandkreis in Israel teil.