Außergewöhnlicher Musikgenuss: sechs Ensembles des Heeresmusikkorps Veitshöchheim brillierten beim Adventskonzert in der Kuratiekirche
Das Tafelbesteck des Heeresmusikkorps Veitshöchheim sind die kleinen, aber feinen Ensembles.
Ein Highlight für die Heeresmusiker ist seit vielen Jahren deren kammermusikalisches Adventskonzert in der Kuratiekirche Heilige Dreifaltigkeit in Veitshöchheim. Mit unglaublicher Präzision, Harmonie und Spielfreude und mit viel Herzblut boten gleich sechs, zum Teil neuformierte Bläserensembles den 214 Gästen ein Musikerlebnis, das alle restlos verzückte. Stimmungsvoll war an diesem Abend allein schon das Ambiente des Kirchenraumes. Die Musikgruppen waren unter dem großen Radleuchter vor dem Altar platziert, während der der übrige Kirchenraum bis auf Kerzenschein an den Wänden im Dunkeln blieb.
Oberstleutnant Burkard Zenglein servierte dem begeisterten Publikum mit einer Auswahl an besinnlichen aber auch rhythmischen Musikstücken neben Klassikern wie Richard Strauß oder J.S. Bach auch moderne, teils noch wenig bekannte Stücke zeitgenössischer junger Komponisten. Nach den Worten Zengleins, der seit 2007 die Heeresmusiker leitet, hat sein Musikkorps eine ereignisreiche Zeit hinter sich. Das seit 1. Oktober 1965 in Veitshöchheim ansässige Heeresmusikkorps12 wurde im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr in Heeresmusikkorps Veitshöchheim umbenannt und als Teil der Streitkräftebasis dem Zentrum Militärmusik der Bundeswehr unterstellt. Bei zahlreichen internationalen Einsätzen machten die Veitshöchheimer Berufsmusiker von sich reden.
So umrahmten sie musikalisch als einzige bundesdeutsche Vertretung mehrere Gedenkzeremonien zum 70-jährigen Jubiläum des „D-Days“ in der französischen Normandie.
So hatte denn auch das Blechbläserquintett mit tollen Klangeffekten der tiefen Tuba und des hoch jubilierenden Waldhorns die "Hymn to the Fallen" (Hymne an die Gefallenen) des zu den weltweit bekanntesten Filmmusikkomponisten (u.a. Der weiße Hai, Schindlers Liste) zählenden 82jährigen US-Amerikaners John Williams in petto. Die rührend schlichte, nicht heroische Hymne ist das bekannteste Motiv aus dem Soundtrack zu dem Kriegsfilm "Saving Private Ryan" (Der Soldat James Ryan) von Steven Spielberg, der 1998 in die Kinos kam und die Schrecken des zweiten Weltkrieges realistisch und ergreifend darstellt.
Dem zweiten Stück "Tornado" des zeitgenössischen Komponisten Frank Gulino aus dem Jahr 2010 verlieh Hauptfeldwebel Tobias Hauenstein mit seiner Soloeinlage eine besondere Note.
Ein besonderer Hörgenuss mit Gänsehaut-Feeling war gleich zu Beginn die von der großen Blechbläserbesetzung gespielte festliche Fanfare von Richard Strauß. Meisterhaft interpretierten dann die Berufsmusiker die besondere Herausforderung des leichtfüßig klingenden, aber schwer zu spielenden Slawischen Tanzes No. 8 Op. 46 von Antonin Dvorak.
Das große Ensemble setzte am Ende auch den Schlussakkord mit dem traditionellen Chistmas-Medley "The Joy and Spirit".
Als Kontrast dazu verzückte das Holzbläserquintett mit seinem unverwechselbar schönen Klang von Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Waldhorn, als es den über 300 Jahre alten Choralsatz von J.S.Bach "Jesus bleibet meine Freude" erklingen ließ und im Gegensatz dazu dann aus der Gegenwart die moderne Komposition "Umoja" (Swahili Wort für "Einheit") der Afroamerikanerin Valerie Coleman.
Nicht nur Hör- und Sehorgane wurden angesprochen, als die Bassmänner des exotisch anmutenden Tuba-Euphonium-Quartetts die ausdruckstarke "Toccata und Fuge d-moll" von J.S.Bach in der Bearbeitung von Bernhard Huf kredenzten und mit ihren tiefen Klängen den Kirchenraum förmlich zum Vibrieren brachten. Bei diesem wohl mit Abstand bekanntesten Orgelwerk europäischer Kunstmusik offenbarten die Vollblutmusiker, dass sie mit ihren großen und eher groben Blechblasinstrumenten auch zarte Passagen beherrschen.
"Grand Quartett Andantino - Finale" heißt das grandiose Werk des eher unbekannten englischen Komponisten James Waterson (1834 bis 1893) mit dem das Klarinettenquartett in höchster Perfektion und Musikalität langsam loslegte und sich bis zum turbulenten, mit verblüffender Fingerfertigkeit gespielten Finale steigerte.
Spielerisch leicht verströmte das Flötenduo italienisches Flair mit dem Werk "Tempo di Valse und Rondo Allegro brillante" des neapolitanischen Opernkomponisten Saverio Mercadante (1795 - 1870).
„Während wir hier besinnliche Musik genießen können, gehen unsere Gedanken an die Kameraden, die über Weihnachten und Neujahr Dienst in den Einsatzländern verrichten müssen“, sagte der Kommandeur der Division Süd Generalleutnant Bernd Schütt. Derzeit seien weit über 2.000 Kameraden im Ausland zur Friedenssicherung unterwegs, davon 45 aus der Division. Der General verwies darauf, dassdies im nächsten Jahr bedeutend mehr sind, denn seine Truppe muss dann ein Jahr lang als Leitdivision alle Auslandseinsätze des Deutschen Heeres bewerkstelligen. Er bat die Besucher, am Ende des eintrittsfreien Konzerts um eine Spende zugunsten des Bundeswehr-Sozialwerks für die Aktion „Sorgenkinder in Bundeswehr-Familien“.
Besinnliche Worte zur Advents- und Weihnachtszeit sprach zum Abschluss der katholische Standortpfarrer Johannes Müller vor dem stimmungsvollen Abschluss mit dem Weihnachtslied „Macht hoch die Tür“, gemeinsam intoniert vom Musikkorps und den durch Kerzenlicht erleuchteten Besuchern.