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Welcome Mapanda – Eine Schulpartnerschaft bahnt sich in Veitshöchheim über Kontinente hinweg an

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Ein Raunen geht durch die Aula des Gymnasiums Veitshöchheim, als Schulleiter Dr. Bernhard Brunner die Worte spricht, die am Donnerstagmorgen in der dritten Schulstunde Geschichte schreiben: „Zum ersten Mal begrüßen wir Gäste aus Afrika – von der Kihansi Secondary School in Mapanda/Tansania.“

Vor der Bühne sitzen im Halbrund vier junge Menschen, etwas müde nach der langen Reise, aber mit strahlenden Augen. Neben ihnen ihr Headmaster Daniel Andrew Magembe, Vorsitzender des Tanzania Children's Council und Bio-Lehrer Tobias Pugili. Nach elf Stunden Flug, Anschlusschaos in Frankfurt und verspätetem ICE haben sie es am späten Mittwochabend endlich geschafft –

und stehen nun 800 deutschen Schülern gegenüber, die ihnen mit Applaus und Neugier begegnen.

„Dass die Visa in letzter Minute noch erteilt wurden, war ein kleines Wunder“, sagt der Schulleiter. Bundestagsabgeordnete Dr. Hülya Düber hatte sich persönlich eingeschaltet, damit die Deutsche Botschaft in Daressalam die Papiere rechtzeitig ausstellte. „Ohne sie wären unsere Gäste heute nicht hier.“

Es wird sogleich in der Schulaula etwas spürbar, das sich kaum in Worte fassen lässt: die beginnende Freundschaft zweier Schulen, 7000 Kilometer voneinander entfernt.


 

Ein Spiegelbeet als Brücke

Der Weg dorthin begann im Juni 2024 mit einem ungewöhnlichen Klimaschutzprojekt. Unter Leitung von Lehrerin Katharina Weikert (li.) hatte das P-Seminar der elften Klasse gemeinsam mit der Bayerischen Gartenakademie und Biologe Hubert Siegler das sogenannte Spiegelbeet-Projekt ins Leben gerufen. Zeitgleich legten Schülerinnen und Schüler in Veitshöchheim und an der Kihansi Secondary School in Mapanda je ein 40 Quadratmeter großes Beet an. Der besondere Fokus lag dabei auf dem nachhaltigen Anbau von Pflanzen mit wertvollen Nährstoffquellen, die sich angesichts des globalen Klimawandels in gleichem Maße in Afrika und Deutschland kultivieren lassen. 

Das von Weikert initierte Projekt wurde mit dem Klima- und Umweltschutzpreis 2024 der Gemeinde Veitshöchheim ausgezeichnet. Doch viel wichtiger: Es legte den Grundstein für eine echte Begegnung. Dies war ein echtes Anliegen für die Latein-/Spanisch- und Religionslehrerin, die ihre Kindheit selbst in Ostafrika verbracht hat und sich gemeinsam mit ihren Eltern für die Menschen in Afrika einsetzt. So unterstützt der von der Familie mitgegründete Würzburger Verein Tushikane e.V. nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ seit Jahren die Schule. Da es in der Secondary School in Mapanda Internet via Satellit gibt und der Verein Tushikane e.V. der Schule 20 Laptops und einen Beamer sponserte, konnten sich im letzten Jahr die Veitshöchheimer mit dem tansanischen Bio-Lehrer Tobias Pogili per Liveschaltung austauschen.


 Ein Gegenbesuch mit Herz

Im Mai dieses Jahres unternahm dann Weikert  in den Pfingstferien mit den Lehrkräften Harry Hirsch, Kristin Paulics und Bernadette Sicheneder sowie Schülern der nunmehrigen Q13 Andrija Fotak, Paul George, Alisa Martin, Justus Meyer, Diana Richter, Thomas Pries Janzen, Max Siedel und David Wilhelm (fast alle sind hier mit den afrikanischen Gästen abgebildet) eine außergewöhnliche Reise nach Tansania.  Zwei Wochen lang lebten sie im Dorf Mapanda, halfen im Unterricht, pflanzten Apfelbäume, spielten Fußball und unterrichteten Jonglieren. „Die Gastfreundschaft war überwältigend“, erinnert sich Thomas Pries Janzen. „Wir wurden aufgenommen wie Familie.“

„Die Reise hat uns allen gezeigt, wie viel wir voneinander lernen können“, sagt Kristin Paulics. „Aus den Gesprächen und gemeinsamen Aktivitäten sind Ideen entstanden, die weit über den Besuch hinausreichen.“


Ausgezeichnete Partnerschaft

Für dieses Engagement hat das Gymnasium Veitshöchheim bereits Anerkennung erhalten: Das Projekt „Bayern goes Mapanda“ wurde von der Stiftung Bildung mit dem bayerischen Förderpreis 2025 ausgezeichnet. Ende November wird eine kleine Delegation aus Veitshöchheim zur Preisverleihung in den Deutschen Bundestag nach Berlin reisen.


Doch damit nicht genug: Jetzt hat das Schulprojekt auch noch die Chance auf den bundesweiten Publikumspreis der Stiftung Bildung – und damit auf zusätzlich 2.500 Euro Förderung.

„Wir möchten mit dem Preisgeld den weiteren Austausch mit unserer Partnerschule in Mapanda ermöglichen“, erklärt Schulleiter Dr. Bernhard Brunner. „Das Projekt lebt von Begegnung, gegenseitigem Verständnis und der Bereitschaft, neue Perspektiven einzunehmen – Werte, die heute wichtiger sind denn je.“

Unterstützt werden kann das Gymnasium Veitshöchheim ganz einfach online, wie links beschrieben.

Dort muss man lediglich das Projekt „Bayern goes Mapanda“ auswählen, Name und E-Mail-Adresse eingeben und die Stimmabgabe per E-Mail bestätigen.

„Jede Stimme zählt“, betont Harry Hirsch. „Wir freuen uns über jede Unterstützung – auch über das Weitersagen an Freunde, Familie und Bekannte.“

 

Es war höchst beeindruckend, welch tolles Willkommensprogramm die vier Lehrkräfte in Tanzania-T-Shirts v.l. Katharina Weikert, Bernadette Sicheneder, Kristin Paulics und Harry Hirsch, die in den letzten Pfingstferien mit den acht Schülern in Tansania waren, nun beim Gegenbesuch in einer 45 Minuten dauernden Schulstunde in Anwesenheit der gesamten Schulgemeinschaft auf die Beine gestellt haben.

Und auch das von ihnen für die Gäste ausgearbeitete  Wochenprogramm ist bunt: Unterrichtsbesuche, Workshops, gemeinsame Kochabende, Ausflüge nach Würzburg. Eine gemeinsame Idee ist ein deutsch-tansanisches Jongliervarieté, bei dem Schüler beider Schulen kreativ zusammenarbeiten – 7000 Kilometer entfernt über Kontinente hinweg. Auch weitere gemeinsame Umwelt- und Bildungsprojekte sind in Planung.

Die Schulband von Wolfgang Cimander begeisterte mit "Hold the Line" und "Fix me" von Goldplay.

Die Jongliergruppe von Harry Hirsch brillierte mit ihren Kunststücken.

Besonders angetan zeigte sich der afrikanische Schulleiter vom Auftritt des von Claudia von der Goltz dirigierten Schulchors. Das Lied über Gott ,,Bless the Lord" habe ihn tief berührt. Magembe "Wir danken Gott, dass wir diese Reise unternehmen konnten – ohne ihn wären wir nicht hier.“

 

„Wir sind begeistert von diesem großen Empfang“

Mit sichtlicher Freude sprach Headmaster Daniel Andrew Magembe von der Secondary School über den herzlichen Empfang: „Wir sind total begeistert. Mit so viel Freundlichkeit und Herzlichkeit haben wir nicht gerechnet.“ Die Unterschiede zwischen beiden Schulen seien groß, sagte er offen: „Unsere Schule in Tansania ist klein – wir haben 186 Schüler und 18 Lehrkräfte. Hier dagegen sind es fast 800 Schüler und rund 100 Lehrkräfte. Das ist für uns beeindruckend.“

Ziel dieser Mission, so erklärte er, sei es, eine Partnerschaft aufzubauen und einen nachhaltigen Austausch zwischen beiden Schulen zu initiieren. „Dieses Programm zur Vorbereitung der Partnerschaft begann bereits im vergangenen Jahr“, so Magembe. Nun freue er sich, dass die Begegnung endlich Wirklichkeit wurde.

Die geplante Partnerschaft soll drei zentrale Bereiche umfassen: „Es geht um kulturellen Austausch, um Bildungsaustausch und um digitale Unterstützung“, erläuterte der Schulleiter. Besonders dankbar zeigte er sich für die Hilfe aus Veitshöchheim bei der Einrichtung eines Computerraums in Mapanda. „Dank Ihrer Unterstützung lernen unsere Schüler jetzt mit großer Freude den Umgang mit Computern“, sagte Magembe. „In Afrika stehen wir noch am Anfang des digitalen Zeitalters – aber wir wissen, dass Bildung heute ohne Computer nicht mehr auskommt. Ihre Hilfe hat uns einen großen Schritt vorangebracht.“


 

Dankesworte

Am Schluss der Feierstunde gab es Dankesworte für alle, die den Aufenthalt der Gäste unterstützen.

So hat die Lehrerin Yvonne Anderson als besonderes Willkommensgeschenk für die Gäste einen Schokoladenkuchen gebacken und diesen mit einem Globus versehen . Auf dem Globus ist ein Verbindungsband zwischen Veitshöchheim und Mbanda platziert, das die Partnerschaft symbolisieren soll.

Der Dank galt weiter dem Gästehaus Engelgarten in Estenfeld, wo die Gäste ganz toll untergebracht sind und gleich sehr willkomen waren. Ein ganz herzlicher Dank ging auch an das Autohaus Keller, das, so Harry Hirsch, einen supercoolen schwarzen Flitzer zur Verfügung stellte, in den die ganze Gruppe reinpasst und so mobil ist. Den Kontakt dazu hatte Emilia Hoier aus der 7a, eine Enkelin der Autohaus-Chefin vermittelt.

 

Fotos Dieter Gürz

 

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