Kommunale Wärmeplanung in Veitshöchheim nimmt konkrete Formen an
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In der Sitzung des Gemeinderats am Dienstag (13.5.) stand ein zentrales Thema der lokalen Energiewende auf der Tagesordnung: die Vorstellung des Zwischenstands zur kommunalen Wärmeplanung. Bereits im November 2023 hatte die Gemeinde erfolgreich Fördermittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz beantragt, im Oktober 2024 folgte der Zuwendungsbescheid. Nur einen Monat später beauftragte der Gemeinderat für 64.736 Euro die Energieversorgung Lohr-Karlstadt und Umgebung GmbH & Co. KG (ENERGIE) in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Unterfranken (AGENTUR) mit der Erstellung einer Kommunalen Wärmeleitplanung (KWP) für die Gemeinde Veitshöchheim mit Ortsteil Gadheim mit 90prozentiger Förderung durch den Bund (siehe nachstehener Link auf Bericht vom 12.11.2024). Nun wurden durch Wenzel Nied (re.) von der ENERGIE und Onur Tüptuk (2.v.r.) von der AGENTUR erste Ergebnisse präsentiert.
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Ziel der Veranstaltung war es, der Öffentlichkeit Einblicke in die laufende kommunale Wärmeleitplanung zu geben, die bereits im November 2023 mit einem Förderantrag beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ihren Anfang nahm. Die daraufhin im Oktober 2024 vom Bund bewilligten Fördermittel ermöglichten eine zügige Beauftragung des KWP.
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Die Wärmeplanung ist ein entscheidender Baustein zur Erreichung der Klimaneutralität, wie sie im Bundes-Klimaschutzgesetz bis 2045 und in Bayern bereits bis 2040 angestrebt wird. Der Wärme- und Kältebedarf macht rund 50 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland aus. Seit 1. Januar 2024 sind Kommunen daher bundesweit gesetzlich verpflichtet, Wärmepläne zu erstellen. Für kleinere Kommunen gilt eine Frist bis Mitte 2028.
In Bayern trat am 2. Januar 2025 eine ergänzende Landesverordnung in Kraft, die die Verpflichtung nochmals unterstreicht. Auch wenn aus dem Wärmeplan keine rechtlich einklagbaren Verpflichtungen entstehen, dient er als strategische Grundlage für Kommune, Bürgerschaft und Unternehmen.
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In der ersten Phase der Wärmeplanung wurde eine umfassende Bestandsanalyse durchgeführt. Auf Basis von Gasverbrauchsdaten, Gebäudebeschaffenheit und ergänzenden CARE-Daten wurde ein detailliertes Wärmebedarfskataster erstellt.
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Der jährliche Gesamtwärmebedarf in Veitshöchheim liegt bei rund 98 Millionen Kilowattstunden.
Dabei zeigte sich eine deutliche Abhängigkeit von Erdgas: Rund 2.550 Gebäude mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von etwa 38.500 kWh wurden erfasst.
Vier Versorgungsmodelle – 13 Wärmeversorgungsgebiete
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Basierend auf Wärmedichte, Gebäudealter und Struktur gliedert sich das Gemeindegebiet künftig in 13 Wärmeversorgungsgebiete.
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Diese lassen sich vier Modellkategorien zuordnen:
- Wärmenetzgebiete (bei hoher Wärmedichte),
- Dezentrale Versorgungsgebiete (bei geringer Dichte),
- Wasserstoffnetzgebiete (potenziell zukünftige Nutzung),
- Prüfgebiete (noch unklare Zuordnung).
Besonders hohe Wärmedichten wurden etwa in der Gartensiedlung, im Altort und im Schenkenfeld festgestellt – prädestinierte Kandidaten für Wärmenetze. Das Neubaugebiet Sandäcker hingegen weist einen vergleichsweise geringen Wärmeverbrauch auf.
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Vier Quartiere wurden exemplarisch detailliert vorgestellt: Altort, Neubaugebiet Sandäcker, Gartensiedlung und Schenkenfeld. So weist der Altort einen Jahresverbrauch von über 10 Mio. kWh auf und ein hohes Sanierungspotenzial. Im Neubaugebiet Sandäcker dagegen liegt der Verbrauch bei lediglich 8.700 kWh pro Gebäude – hier ist die Effizienz neuer Bauweise bereits spürbar.
Diese Quartiersdaten sollen künftig auch online veröffentlicht werden, um Hauseigentümer über Energieverbrauch, Emissionen und geeignete Versorgungsstrategien zu informieren.
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Bereits jetzt stehen Steckbriefe für alle Quartiere mit Kennzahlen zum Wärmeverbrauch, Heiztechnik und CO₂-Emissionen zur Verfügung, wie hier für das Gewerbegebiet. Die KWP soll Hilfestellung geben, die derzeit überwiegend fossile Wärmeversorgung auf eine regenerative Wärmeversorgung umzustellen.
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Parallel zur Bestandsaufnahme läuft derzeit die Potenzialanalyse: Ziel ist es, Einsparmöglichkeiten zu identifizieren und erneuerbare Energiequellen wie Solarthermie, Abwärme oder oberflächennahe Geothermie – etwa im Kontext sogenannter Kaltnetze – zu bewerten. Auch Wasserstoff wird geprüft, wenngleich derzeit noch viele Unsicherheiten in Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit bestehen.
Bürgerbeteiligung als zentraler Bestandteil
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Parallel zur technischen Analyse findet eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung statt. Neben monatlichen Informationen auf der Gemeindewebseite sind Veranstaltungen wie eine „Wattwanderung“ sowie ein Gewerbeaustausch (bereits am 14.5. erfolgt) geplant. Besonders betont wurde die Einbindung der Bürgerschaft als künftige Entscheidungsträger über Heiztechnologien und Investitionen.
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Aktuell befindet sich die Wärmeplanung im Zeitplan: Die Bestandsanalyse ist abgeschlossen, die Potenzialanalyse läuft. Parallel zur Planung wird bereits eine technische und wirtschaftliche Machbarkeitsstudie für Wärmenetze durchgeführt, um die Umsetzbarkeit potenzieller Maßnahmen realistisch einzuschätzen. Der finale Wärmeplan auch als Entscheidungshilfe für die Bürgerschaft sowie Unternehmen vor Ort soll bis spätestens Oktober 2025 fertiggestellt und im Gemeinderat beschlossen werden.
Kommunale Kosten vollständig gedeckt
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Besonders erfreulich für die Gemeinde: Die kommunale Wärmeplanung ist vollständig durch Fördermittel gedeckt. Nach Abrechnung wird sogar ein Überschuss von rund 10.000 Euro erwartet.
Fazit: Veitshöchheim ist auf einem guten Weg, mit fundierten Daten, einer klaren Strategie und intensiver Bürgerbeteiligung die Wärmewende auf lokaler Ebene aktiv zu gestalten – ein Schritt in Richtung Klimaneutralität und nachhaltiger Energiezukunft.