Gemeinderat spart 1,1 Millionen Euro bei Umgestaltung der Mainlände durch Wechsel des Pflasterbelags
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Kurzfassung:
In der Gemeinderatssitzung am Dienstag, den 13. Mai, wurde eine entscheidende Änderung für die Umgestaltung der Mainlände beschlossen: Statt des ursprünglich vorgesehenen Natursteinpflasters in gebundener Bauweise soll nun ein kostengünstigeres Betonpflaster in ungebundener Bauweise zum Einsatz kommen. Durch diese Maßnahme spart die Gemeinde rund 1,1 Millionen Euro ein. Nach Abzug der Städtebau-Förderung reduziert sich die Belastung für den Gemeindehaushalt um etwa 450.000 Euro.
Die Umgestaltung betrifft den Bereich der Mainlände zwischen Parkstraße und Obere Maingasse auf rund 4.400 Quadratmetern Fläche, wo eine großzügige Fußgängerzone vor den Mainfrankensälen entstehen soll. Eine Schranke auf Höhe der Parkstraße wird künftig den unberechtigten Fahrzeugverkehr unterbinden.
Bereits bei der Haushaltsverabschiedung im März hatte sich der Gemeinderat auf Einsparungen verständigt. Bürgermeister Jürgen Götz brachte daher das Thema Belagswahl erneut auf die Tagesordnung. Das Planungsbüro relais Berlin verglich in einer aktualisierten Kostenanalyse die bisher geplante Variante mit Natursteinbelag gegen die Alternative aus Betonpflaster. Letztere schnitt in puncto Herstellungskosten deutlich günstiger ab.
Natursteinpflaster in gebundener Bauweise war bislang aus ästhetischen und funktionalen Gründen favorisiert worden. Es bietet hohe Stabilität bei Hochwasser, geringe Pflegekosten und ist optisch an das historische Ortsbild angepasst. Die Kehrseite: Hohe Baukosten von über 2,2 Millionen Euro, aufwendige Wiederherstellung bei Aufgrabungen und begrenzte Wiederverwendbarkeit.
Betonpflaster in ungebundener Bauweise bringt dagegen deutliche finanzielle Vorteile mit sich – Gesamtkosten: rund 1,09 Millionen Euro. Es lässt sich leichter reparieren, ist nachhaltiger einsetzbar und besser wiederverwendbar. Allerdings sind Nachteile bei Hochwasser zu erwarten: Fugen können ausgespült werden, Verformungen sind wahrscheinlicher, und die Reinigung ist aufwändiger. Nach Hochwasserereignissen könnten zudem Neuverfugungen nötig werden.
Als Zwischenlösung wurde auch ein Betonpflaster mit Mörtelfugen – eine sogenannte Mischbauweise – diskutiert. Diese könnte mit etwa 1,6 Millionen Euro einen Kompromiss zwischen Funktionalität und Kosten darstellen. Ob sie ebenfalls förderfähig ist, wurde noch nicht geprüft. Ein Ortstermin in Würzburg, wo diese Variante bereits seit über 15 Jahren genutzt wird, zeigte vielversprechende Ergebnisse.
Der Gemeinderat sprach sich letztlich einstimmig für die Betonvariante aus. Bürgermeister Götz wies darauf hin, dass mögliche Nacharbeiten nach Hochwasser – etwa durch Nachsplittung – mit rund 3 bis 5 Euro pro Quadratmeter vergleichsweise kostengünstig ausfallen würden. Im Verhältnis zur Einsparung von über einer Million Euro sei das vertretbar.
Die Entscheidung markiert einen wichtigen Schritt in der Realisierung des Projekts „Urbane Lände“.
Ausbauart Naturstein-Großpflaster in gebundener Bauweise:
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- Verwendung von mehrfarbigem Naturstein-Großpflaster aus europäischem Granit. Der Naturstein verdeutlicht den Bezug zum Altort.
- Gesamtkosten: ca. 2.248.000 Euro brutto.
- Vorteile:
- Hohe Belastungen durch die Nutzung als Marktfläche oder für sonstige Veranstaltungen sind möglich,
- geringer Pflegeaufwand der Belagsflächen,
- die gebundene Tragschicht, Dränasphalt, wirkt gegen mögliche Verformungen der Belagsflächen, die insbesondere durch hohe und wechselnde Grundwasserstände entstehen können,
- die Fläche ist weitgehend gegen Hochwasserschäden geschützt, die Lagestabilität des Pflasters ist gegeben, die Fugen werden nicht ausgespült,
- Reinigung mit Druckwasser zur Entfernung von Hochwassersedimenten ist möglich, ohne dass die Fugen angegriffen werden,
- es können geringere Pflasterstärken verwendet werden, Mindestdicke des Großpflasters 11 cm (+/- 1 cm).
- Nachteile:
- • Höhere Herstellungskosten für den aufwändigeren gebundenen Einbau (ca. + 50-70 Euro netto/qm für die Pflasterdecke und ca. + 30 Euro netto/qm für die Dränasphalttragschicht) gegenüber dem vollständig ungebundenen Pflasterbelag (Zu beachten sind jedoch hier größere Pflasterstärken mit entsprechend höheren Materialpreisen bei ungebundener Bauweise, die den Kostennachteil reduzieren),
- • Aufgraben und Wiederherstellung ist aufwändiger,
• die Nachhaltigkeit des Natursteinpflasters ist eingeschränkt, eine Wiederverwendung ist nur nach einer Reinigung der Pflastersteine/Platten möglich, - • Risse im Belag lassen sich nicht verhindern.
Ausbauart Betonpflaster in ungebundener Bauweise:
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- Verwendung von CO2-reduziertem Betonpflaster in verschiedenen Rottönen
- Gesamtkosten: ca. 1.091.000 Euro brutto
- Vorteile:
- • Geringere Herstellungskosten,
• Unproblematische Wiederherstellung und Wiederverwendbarkeit des Materials nach Aufgrabungen,
• Nachhaltig: Pflaster wiederverwendbar, Belagsflächen durch wasserdurchlässige Fugen und Tragschichten etwas versickerungsfähig.
- • Geringere Herstellungskosten,
- Nachteile:
- • Geringere Tragfähigkeit der Belagsflächen durch hohe und wechselnde Grundwasserstände,
• Verformungen sind bei Verzicht auf eine gebundene Tragschicht nicht auszuschließen,
• da ein Verlust der Fugenfüllung durch Nutzung und Reinigung in den oberen 2-3 cm der Fugen zu erwarten ist, wird die Fläche bei Hochwasserereignissen stärker angegriffen,
• ggf. Abtrag der Pflasterdecke durch Hochwasser möglich,
• die Reinigung mit Druckwasser entleert die Fugen, aufwändige Neuverfugung nach Hochwasserereignissen um die Lagestabilität des Pflasters zu sichern,
• es müssen höhere Pflasterstärken verwendet werden, Mindestdicke des Großpflasters 15 cm (+/- 1 cm). - Dadurch ergeben sich höhere Materialkosten für den Naturstein (ca. 25% bzw. aktuell und je nach Pflastermischung 35-70 Euro netto/qm). Der Kostenvorteil von ungebundener gegenüber gebundener Bauweise wird dadurch deutlich reduziert, bei Verwendung einer Dränasphalttragschicht mit ungebundener Pflasterdecke teilweise aufgewogen.
Bei der ungebundenen Pflasterbauweise ist darüber hinaus Folgendes zu beachten:- Die Fugenbreiten müssen 6-8 mm betragen, Verschiebesicherungen sind
empfehlenswert. - Nach Hochwasserereignissen und Hochdruckreinigung müssen die Fugen
umgehend überarbeitet und aufgefüllt werden, um die Lagestabilität des Pflasters gewährleisten zu können. - Bei Entscheidung für eine ungebundene Bauweise und ein Verzicht auf die gebundenen Tragschicht die o.g. Schäden und Nachteile nicht ausgeschlossen werden können. In den Hochwassergebieten (des Mains etc.) sind zudem gebundene Bauweisen Standard.
- Die Fugenbreiten müssen 6-8 mm betragen, Verschiebesicherungen sind
- • Geringere Tragfähigkeit der Belagsflächen durch hohe und wechselnde Grundwasserstände,
Alternativ diskutiert: Betonpflaster mit Mörtelfugen (Mischbauweise)
Diese Alternative wurde zusätzlich von Wulf Schneider bewertet, ein von der Handwerkskammer Trier öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Straßenbauer- und Pflastererhandwerk. Die Kosten würden hier bei ca. 1,6 Mio. Euro liegen. Unklar bleibt bislang, ob die Mischbauweise ebenfalls unter die Städtebauförderung fällt. Eine entsprechende Prüfung steht noch aus.
Über diese in Würzburg am Mainkai realisierte Mischbauweise verschaffte sich der Gemeinderat vor der Sitzung bei einem Ortstermin einen Eindruck. Die dort verwendeten Beläge zeigten nach über 15 Jahren kaum Schäden, was für die neue Variante spricht. Der Gutachter räumte jedoch ein, dass durch Temperaturunterschiede Risse und Aufwölbungen auftreten könnten – insbesondere bei großformatigem Pflaster. Die Dauerhaftigkeit des Pflasters mit Mörtelfugen ist laut Gutachter abhängig von der Belastung und wie viele Hochwasser kommen. Verkehrsbelastungen sollten hier reduziert werden. Die gelegentliche Nutzung von 20 Tonnen Gesamtgewicht wie beim Freitagsmarkt sei aber möglich.
Diskussion:
Obwohl die gebundene Ausführung als optisch ansprechender gilt und gewisse Vorteile in der Haltbarkeit bietet, betonten mehrere Gemeinderatsmitglieder, dass auch wirtschaftliche Faktoren nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Wird bei Mainhochwasser das Pflaster ausgespült, entstehen Folgekosten. Bei ungebundener Bauweise seien Ausbesserungen deutlich einfacher und günstiger möglich. Zudem biete auch der Bewuchs von Moos und Schmutz in den Fugen eine Art natürliche Verfestigung – ein Effekt, der bei Naturstein mit Mörtelfuge nicht eintrete.
Sollte ein Hochwasser kommen und für die ungebundene Bauweise eine Nachsplittung notwendig sein, so der Bürgermeister, dann seien die Kosten hierfür von 3 bis 5 Euro pro Quadratmeter überschaubar. Bei 4.400 Quadratmeter würden sich diese auf 13.200 bis 22.000 Euro belaufen. Dem gegenüber stehe eine Einsparung von 1,1 Mio. Euro gegenüber einer gebundenen Bauweise mit Natursteinpflaster.
So war es für den Gemeinderat nun keine Frage, einstimmig zur Kosteneinsparung von 1,1 Mio. Euro den Beschluss zu fassen, dass anstelle der am 21.6.2022 gewählten Belagswahl „Natursteinpflaster in gebundener Bauweise“ die Oberfläche nun mit Betonpflaster in ungebundener Bauweise zur Ausführung kommt.
Rückblick
Für die Gestaltung der Platzfläche hatte im Juni 2022 das Planungsbüro relais Landschaftsarchitekten in Berlin als Wettbewerbssieger drei Varianten zur Belagswahl ausgearbeitet:
Variante 1: Naturstein-Pflasterbelag in gebundener Bauweise, ca. 2,4 Mio €
Variante 2: Naturstein-Pflasterbelag in gebundener Bauweise mit Farbasphaltmitte, ca. 2,0 Mio €
Variante 3: Betonpflasterbelag in ungebundener Bauweise mit Drainasphalt-Tragschicht, ca. 1,0 Mio €
Der Gemeinderat hatte sich dann in der Sitzung am 21. Juni 2022 aus Gründen des Hochwasserschutzes knapp mit zehn Ja- bei acht Neinstimmen für die mit 2,4 Mio. Euro teuerste Variante 1 - mehrfarbiges (rot/rötlich/grau) Naturstein-Großpflaster in gebundener Bauweise ausgesprochen.
In der Diskussion votierte CSU-Sprecher Marc Zenner damals für diese Lösung aufgrund der besseren Aufenthaltsqualität des Natursteinpflasters. Zenner: "Als Gemeinderat sollten wir schon eine gewisse Verantwortung dafür haben, wie wir den Umgriff der Mainfrankensäle, in die wir einen erklecklichen zweistelligen Millionenbetrag investiert haben, letztendlich ertüchtigen und einen modernen und ansehnlichen Anstrich geben, der für locker dreißig Jahre vorhalten wird und dieses Entrée insbesondere für die vielen auswärtigen Besucher letztlich gestalten. Jetzt haben wir auch noch den neuen Steg vor der Haustüre und dann empfinde ich schon, dass wir hinsichtlich Design und Ästhetik wertige Objekte wie den Steg und die Mainfrankensäle letztendlich keinen Bruch im Zwischenbereich machen dürfen."
UWG-Sprecher Stefan Oppmann hatte für seine Fraktion für Asphalt im rötlichen Tön plädiert, denn es gehe, wie er sagte, um Millionenbeträge, was der Unterschied sei Er sehe die Leute, die mit Handicaps unterwegs seien und für diese sei Asphalt im rötlichen Ton sinnvoller wie Pflaster, denn egal wie dieses verlegt sei, hebe sich dieses irgendwann einmal.
Grünensprecherin Christina Feiler erklärte, für sie sei es aufgrund der großen preislichen Unterschiede sehr schwer sich zu entscheiden. Auf ihre Nachfrage erklärten die relais-Planer, dass man ein Betonpflaster auch gebunden einbauen kann, umgekehrt ein Natursteinpflaster auch ungebunden. Für die Planer sei aus gestalterischen Gründen die gebundene Natursteinpflaster-Ausführung die beste Lösung. Bei einer ungebundenen Bauweise müsse im Hochwasserfall die Fuge nachgesandet oder gesplittet werden.
Oswald Bamberger (CSU/VM) äußerte Bedenken hinsichtlich dem Asphalt. Er befürchtet Verdrückungen bei hohen Temperaturen bei Befahren der Fläche beispielsweise durch Marktwagen. Bei hellem Farbasphalt, so die Planer, sei die Sonneneinstrahlung bei richtiger Mischung nicht problematisch.
Marlene Goßmann (SPD) sprach sich wie die CSU für die Variante 1 aus.
In der damaligen Sitzung im Juni 2022 hatte der Gemeinderat die Gesamtkosten zur Umgestaltung und Aufwertung des Umfelds Alter Steg / Neuer Steg von 10,0 Mio. Euro einschließlich Honorare und Nebenkosten abgesegnet, nachdem der Freistaat Bayern etwa für die Hälfte eine Städtebau-Förderung in Aussicht gestellt hatte.
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Nachdem bei der weiteren Planbearbeitung vom 7.11.2023 die Gesamtkosten auf 11,38 Millionen Euro gestiegen waren, setzte der Gemeinderat noch im gleichen Monat den Rotstift und beschloss, die Calisthenics-Anlage zu streichen und nur noch den Omnibusparkplatz umzubauen. Dadurch reduzierten sich die Gesamtkosten um 2,3 Millionen auf 9,08 Millionen Euro.