Klimaschutz zum Anfassen – Zweite Wattwanderung in Veitshöchheim zog leider nur wenig interessierte Bürger an
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Mit dieser Haltung eröffnete Bürgermeister Jürgen Götz am Samstag die zweite nachhaltige Wattwanderung der Gemeinde Veitshöchheim – eine Entdeckungstour durch fünf Stationen voller praktischer Klimaschutzbeispiele. Mit dabei: An drei Händen abzählbare engagierte Bürger, Experten sowie ein Klimaschutzmanager der Gemeinde, der mehr will als nur Konzepte schreiben.
„Klimaschutz ist keine abstrakte Debatte, sondern findet direkt vor unserer Haustür statt“, so Götz im Hof der Vitusschule. Sein Dank galt Klimaschutzmanager Jan Speth, der die Veranstaltung erneut mit Leben gefüllt hat. Auf rund drei Kilometern ging es zu Fuß zu Projekten, die zeigen, wie Wandel konkret aussieht.
Station 1 im Vitusschulhof: Wärmepumpe im Altbau
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Gleich zum Auftakt gab es Technik zum Anfassen: Lorenz Flammersberger vom Büro FR – Architektur und Energie und Jan Klimaschutzmanager Speth stellten das erfolgreich im Bestand vor Beginn der Heizperiode 2024/2025 umgesetzte Konzept einer Grundwasser-Wärmepumpe (GWP) vor – eingebettet in die denkmalgeschützte Vitusschule:
Neue bivalente Heizzentrale für 260.000 Euro (inclusive 60.000 Euro Planungskosten) nur für Schulgebäude (Vitusturnhalle blieb außen vor): GWP mit 26,6 kW und Gas-Brennwertkessel mit ca. 100 kW Leistung (GWP deckt bis 75 % Wärmebedarf, Rest übernimmt der Gaskessel).
Technik:
Bohrung 8,2 Meter tiefer Saug-(Förder-)Brunnen in der Hof-Ecke zum Schulgarten hin - Entnahmemenge maximal 2,1 Liter pro Sekunde.
Zuführung Brunnenwasser über Plattenwärmetauscher (Foto unten links) = diese technische Schutzfunktion ermöglicht gesetzlich vorgeschriebene Wasseranalyse.
Wärmepumpe hat dadurch eigenen Wasserkreislauf und nutzt das Brunnenwasser nicht direkt.
Wasser wird vollständig wieder über den 7,30 Meter tiefen Schluckbrunnen = direkt vor dem Heizraum (Foto oben links) ins Grundwasser abgegeben (Temperaturunterschied 2 °).
Gas-Brennwertkessel deckt i.d.R. nur die Spitzenlast ab.
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Erfahrungen: Laut Speth verlief erste Heizperiode ohne Probleme. Sowohl das wasserrechtiche Verfahren als auch die Bohrungen waren sehr aufwändig. Der Aufwand stehe bei einem Einfamilienwohnhaus im Gegensatz zu größeren Liegenschaften in keiner Relaton zum Nutzen.
Station 2 im Rathaushof: Wärmeplanung für das gesamte Gemeindegebiet
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Im Rathaus-Innenhof sprachen Onur Tüptük (Energieagentur Unterfranken) und Wenzel Nied (EV Lohr-Karlstadt) über die kommunale Wärmeleitplanung Veitshöchheims. Mit deren Erstellung hatte im Januar 2024 der Gemeinderat für 64.736 Euro die Energieversorgung Lohr-Karlstadt und Umgebung GmbH & Co. KG (ENERGIE) in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Unterfranken (AGENTUR) mit 90prozentiger Förderung durch den Bund beauftragt (siehe nachstehender Link).
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Nach Aussage der beiden Experten kann der Wärmeplan für Veitshöchheim im Herbst dieses Jahres abgeschlossen werden. Es ist dann für jedes Grundstück im Ort eine Aussage möglich, ob es in einem dezentralen Gebiet liegt, also einem Gebiet wo aufgrund der geringen Wärmedichte jeder Bürger selber schauen muss, wie er sein Haus ggf. mit einer Wärmepumpe versorgt oder ob es in einem Gebiet liegt, wo die Gemeinde in Rücksprache mit dem Energieversorger unverbindlich für die Bürger festlegt, dass hier ein Fernwärmenetz entstehen könnte. Wann, von wem und ob überhaupt ein solches Fernwärmenetz realisiert werden kann, befindet sich laut Bürgermeister in einer Glaskugel. Hingewiesen wurde, dass die Stadt Würzburg hier schon einen Schritt weiter ist. So wird in Oberdürrbach, wie auf der Folie zu sehen, ein dezentrales Versorgungsgebiet, dagegen im Neuen Hafen ein kleines Inselnetz mit Nahwärme geplant, das mit einer Flusswasser-Wärmepumpe versorgt wird. Möglicherweise ergeben sich hier, so die Experten, Synergieeffekte für Veitshöchheim. Ein Nahwärmenetz würde sich nach ihrer Meinung auf alle Fälle für die große Wohnanlage der Bayerischen Versicherungskammer im Schenkenfeld rentieren. Hier sei die ENERGIE bereits im Gespräch mit der Kammer und auch mit anderen Hausverwaltungen größerer Wohnanlagen.
Station 3: Öko-Paradies im Reihenhausgarten
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In den Sandäckern präsentierte die Familie Benoit ihr grünes Refugium – prämiert mit dem dritten Platz beim Klima- und Umweltschutzpreis 2023. Statt Schottergarten: Blühflächen, Lebensraum und Vielfalt. Ein Paradebeispiel für gelebten Klimaschutz im Alltag.
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Dies spiegelt sich zum einen in der Geländegestaltung wieder: Trockenmauern schaffen Lebensraum, ein Wasserrückfanggraben bietet Versickerungsmöglichkeit bei Starkregenereignissen. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurden außerdem eine Zisterne eingebaut, wassergebundene Wegedecken verwendet und auf standortgerechte, heimische Pflanzen zurückgegriffen, um nur einige Beispiele zu nennen. Totholz- und Steinhaufen sowie eine Kräuterspirale sorgen für Biodiversität.
Auch an einem wissenschaftlichen Projekt beteiligt sich die Familie (siehe nachstehender Link auf: INCREASE - Lasst die Bohnen sprießen!" zur Erhaltung des Bestands der Biodiversität von Hülsenfrüchten in Europa für eine nachhaltige Zukunft unserer Nahrung durch die Charakterisierung „vergessener“ Bohnensorten).
Station 4: Gründach und PV Kuratie-Kindergartenanbau
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Mit dem am 1. März 2024 in Betrieb gegangenen 1,9 Millionen Euro teuren Anbau an den Kuratie-Kindergarten zeigte Jan Speth die Ergebnisse eines gelungenen Projekts: Dachbegrünung, Photovoltaik, Wärmepumpe und intelligentes Regenwassermanagement. So erfolgt die Wärmeversorgung autark über eine reversible Luft-Wasser-Wärmepumpe als Splitgerät. Außergewöhnlich ist, dass wie im Bild oben zu sehen, das Außengerät auf dem Dach platziert wurde, da das Gebäude laut Fachplaner Tobias Kozlik von dem Würzburger Ingenieurbüro für Energie- und Gebäudetechnik Burmester & Partner keinen Keller hat und im Gebäude überall Fußbodenheizung. Zur Eigenstromerzeugung wurde auf dem Flachdach eine Photovoltaikanlage mit ca. 20 kWp mit Überschuss-Einspeisunginstalliert. Diese kühlt darunter eine extensive Dachbegrünung, die zudem Regenwasser speichert und Lebensraum für Tiere und Pflanzen bietet. Auch das Flachdach des Kinderwagenhauses (im Vordergrund zu sehen) wurde mit einer extensiven Dachbegrünung versehen. Überschüssiges Regenwasser wird in einer 10.000 Liter fassenden Zisterne gesammelt und kann dann für die Gartenbewässerung genutzt werden. Sollte die Regenwasserzisterne voll sein, wird das überschüssige Regenwasser vor Ort in einem Sickerschacht versickert.
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Technische Details sind weiter eine Verdunkelungsanlage im Schlafraum der Krippenkinder, LED-Beleuchtung im gesamten Neubau, teils mit intelligenter Steuerung, ein hohes Maß an natürlicher Belichtung, beispielsweise durch Panoramafenster, energieeffiziente Elektrogeräte in den Küchen und wassersparende Armaturen in den Sanitäranlagen und Küchen.
Fazit: Klimaschutz von klein auf - Dachbegrünung, Photovoltaik und Regenwassernutzung machen den Kindergartenneubau zum Vorzeigeprojekt.
Station 5: Bürgerenergie überall im und am Haus
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Ronald Grunert-Held (RGH) gibt Einblicke in seine Photovoltaikanlagen rund ums Haus und Erfahrungen als Energiewende-Bürger: Wie kann man als Privatperson in die Energiewende einsteigen? Die Antwort lag hier sichtbar auf Dach, Balkongeländer, Esstisch und Gartenzaun – konkret, rentabel und klimafreundlich.
RGH ist u.a. gelernter Starkstromelektriker bis 10kV und Energieanlagenelektroniker. Er bietet jedem privaten PV-Bau-Interessenten eine kostenlose, nachbarschaftliche, technische Beratung und Entscheidungshilfe an, auch eine unabhängige Inwertsetzung bereits vorliegender PV-Angebote, aber keine Rechtsberatung. Verkauft wird nichts ! Termin + Telefon 0931/99119655
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Private PV-Anlagen haben viele positive Eigenschaften (Zusammenfassung ohne Anspruch auf Vollständigkeit 05/25 Ronald Grunert-Held)
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Kosteneinsparung eigen erzeugter Strom senkt die Stromrechnungen, die Abhängigkeit von steigenden Strompreisen wird reduziert Umweltschutz PV-Anlagen arbeiten emissionsfrei und tragen zur Reduzierung von CO2 - Emissionen bei, was sich positiv auf das Klima auswirkt Unabhängigkeit PV-Anlagen ermöglichen eine dezentrale Energieversorgung und machen unabhängiger von den großen Energieversorgern Wertsteigerung die Installation einer PV-Anlage kann den Wert einer Immobilie steigern Lange Lebensdauer PV-Anlagen haben eine sehr lange Lebensdauer (> 25-35 Jahre) und sind wartungsarm Energiesektor PV-Anlagen mit Speicher können den erzeugten Strom zu einem späteren Zeitpunkt nutzbar machen Förderungen und Anreize viele Regierungen bieten finanzielle Anreize und Förderprogramme für die Installation Nachhaltigkeit PV-Anlagen nutzen eine unerschöpfliche und erneuerbare Energiequelle, die Sonnenenergie. Flexibilität je nach Bauart können PV-Anlagen können an die individuellen Bedürfnisse angepasst und bei Bedarf problemlos erweitert werde Geringer Wartungsbedarf PV-Anlagen sind je nach Bauart extrem wartungsarm und erfordern nur gelegentliche Kontrollen Leistungsstarke Technologie PV-Module werden ständig weiterentwickelt und bieten immer höhere Effizienz und Leistungsfähigkeit. Effizienz die dezentrale Energieerzeugung ist sehr viel effizienter als ein über weite Strecken verlustreicher Energietransport. mit Akku Entlastung der Netze bei 0-Einspeisung ohne Akku die Stärkung der gemeinschaftlichen Energienutzung (Gemeinwohl) Einspeisevergütung noch gibt es für den eingespeisten Strom in das öffentliche Netz eine Einspeisevergütung Laden von E-Autos der günstig erzeugte Strom kann/soll/muss auch zum Laden von Elektroautos und Ebikes genutzt werden. Notstromversorgung die Angst vor Totalausfall entfällt und stellt im sozialen Bereich einen gewissen Zeitraum die Versorgung sicher PV als Hobby die individuelle Erstellung und Anpassung von technischen Einrichtungen mit sehr hohem Nutzen persönliche Entwicklung PV impliziert und fördert bewusstes Nutzen von Energie.
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Ergänzung Station 1: Rückblick mit Weitblick
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Bürgermeister Götz zieht Bilanz: Zahlreiche Projekte in Sanierung und Energieerzeugung zeigen, wie konsequent die Gemeinde Klimaschutz betreibt.
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Seit 2011 setzt Veitshöchheim auf ein umfassendes Klimaschutzkonzept: energetische Sanierungen vieler gemeindlicher Liegenschaften, PV-Anlagen, Blockheizkraftwerke und Investitionen in Millionenhöhe. Neue Projekte stehen in den Startlöchern – vom Aussiedlerhof Müller-Barke mit 800 kWp PV bis zur Wärmeplanung für den ganzen Ort.
„Wir reden nicht nur – wir handeln“, betonte Götz. Die Wattwanderung soll Mut machen und zeigen: Klimaschutz ist nicht nur möglich, sondern notwendig. Und er beginnt genau hier.
Fotos Dieter Gürz
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Kommunale Wärmeplanung in Veitshöchheim nimmt konkrete Formen an - Veitshöchheim News
In der Sitzung des Gemeinderats am Dienstag (13.5.) stand ein zentrales Thema der lokalen Energiewende auf der Tagesordnung: die Vorstellung des Zwischenstands zur kommunalen Wärmeplanung. Bereits...
https://www.veitshoechheim-blog.de/2025/05/kommunale-warmeleitplanung-in-veitshochheim.html
Link auf Bericht vom 14.5.2025
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INCREASE - Lasst die Bohnen sprießen!
Als Teil des INCREASE Citizen Science Experiments werden Sie zum/zur Forschenden für die Erhaltung der Bohnenvielfalt. Sie unterstützen den Bestand der Biodiversität von Hülsenfrüchten in Euro...
https://www.mitforschen.org/projekt/increase-lasst-die-bohnen-spriessen