Gemeindewald Veitshöchheim 2025 - Herausforderungen und Anforderungen
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Gemeindewald Veitshöchheim 2025: Herausforderungen und Anforderungen
'Gemeindewald Veitshöchheim 2025 - Herausforderungen und Anforderungen' - so lautete das Thema des Vortrags, den die für den Gemeindewald seit 14 Jahren zuständige Revierförsterin Annette Frick...
Link auf Mainpost-Online vom 17.2.2025
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"Gemeindewald Veitshöchheim 2025 - Herausforderungen und Anforderungen" so lautete das Thema des halbstündigen Vortrags, den die für den Gemeindewald seit 14 Jahren zuständige Revierförsterin Annette Fricker vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in der Gemeinderatssitzung am Dienstag zum Tagesordnungspunkt "Jahresbetriebsplan für den Forstbetrieb 2025" hielt. Sie beleuchtete dabei den Gesundheitszustand des Waldes, die Auswirkungen der Klimaveränderungen, Baumarten und ging auch auf die Personal- und Holzmarktsituation sowie die Sperrung und Umleitung des Mainwanderweges ein.
Bürgermeister Jürgen Götz wertete im Nachheinein Frickers Vortrag und die dazu erstellte Powerpointpräsentation zugleich als eine Art Zwischenrevision des Forstwirtschaftsplans für den Gemeindewald, der vom AELF zum 1.1.2014 erstellt und bis Ende 2033 für verbindlich erklärt wurde. Zur Hälte der Laufzeit schreibt § 4 Abs. 2 der Bayerischen Körperschaftswaldverordnung (KWaldV) eine Überprüfung der damaligen Planungsziele durch die untere Forstbehörde vor.
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Der Gemeindewald der Gemeinde Veitshöchheim umfasst mit einer Fläche von 234 Hektar die Waldgebiete Gebranntes Hölzlein, Gadheimer und Veitshöchheimer Wald. Sie nehmen 22 Prozent der Gemeindefläche von 1056 Hektar ein.
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Der muschelkalkhaltige Boden im Gemeindewald ermöglicht einen Mischwald mit großer Artenvielfalt. Das Laubholz dominiert mit 90 Prozent. Nur zehn Prozent entfallen auf Nadelholz. Häufigste Baumart ist die Eiche mit 45 Prozent vor der Buche mit 25 Prozent. Das vor allem in jüngeren Beständen anzutreffende Edellaubholz hat einen Anteil von 15 Prozent, davon sechs Prozent Esche, 4 Prozent Bergahorn und ein Prozent Linde. In den Beständen haben immer wieder auch Baumindividuen wie Spitz-, Feld- und Bergahorn, Walnuss, Kirsche, Elsbeere oder Speierling ihren Platz.
Gesundheitszustand des Veishöchheimer Waldes
Sehr positiv sei die Vielzahl von über 30 heimischen Baumarten des reich strukturierten Buchen- und Eichenwaldes mit hoher Resilienz, so die Revierförsterin, die meist mehrschichtig vor Verdunstung, Windschäden und so vor einem Totalausfall schützen.
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Mit hohem Totholzanteil ermöglicht dies ein breites Ökosystem mit Populationen an natürlichen Gegenspielern wie Fledermäuse, Bund-und Schwarzspechte, Hirschkäfer, viele Vogelarten und Mykorrhizapilze ermöglichen. Der Gemeindewald wurde deshalb auch als FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) eingestuft.
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Der Gemeindewald habe aber unter der enorm zugenommenen Trockenheit der Jahre ab 2018 gelitten (siehe nebenstehende Grafiken), die zu einem Verlust der Oberschicht in den Nadelholz- und zum Teil auch in den Buchenbeständen führte.
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Der tägliche Niederschlag lag dagegen im Jahr 2024 im Vergleich zum langjährigen Mittel der klimatologischen Normalperiode 1961-90 ungewöhnlich um zwölf Prozent höher.
In den Jahren 2023 und 2024 gab es desalb im Raum Würzburg keine Mangelsituation beim verfügbaren Wasservorrat im Boden.
Die davor 20 trockenen Jahre hatten jedoch zu Engpässen beim Baumbestand und zu großen Schäden insbesondere bei den Buchen geführt. Aktuell hat sich die Lage laut Fricker wieder stabilisiert, aber was abgestorben ist, erhole sich natürlich nicht mehr.
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Die rasanten Änderungen der Umweltbedingungen schwächen das Ökosystem, so Fricker, indem Ungleichgewichte verstärkt werden, Arten ausfallen, neue einwandern. Es würden sich zahlreiche neue Pilzerkrankungen an vielen Baumarten ausbreiten und beispielsweise zum Eschentriebsterben oder Ahornrußrindenerkrankung führen. Stark entwickeln sich auch Insektenpopulationen, die vorgeschädigte Bäume befallen und zum Absterben bringen.
Bewirtschaftung des Veitshöchheimer Waldes
Kennzeichen der Bewirtschaftung ist eine sehr üppige Naturverjüngung, so heißt es im Forstwirtschaftsplan 2014. Es sollten jährlich zwei Hektar Wald verjüngt werden, davon nur 0,1 durch Pflanzung. Der Jahresbetriebsplan 2025 sieht dagegen für 2025 die Kultur-Pflege von 5,4 Hektar des 234 Hektar großen Gemeindewaldes vor.
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Diese Verjüngungsituation im Gemeindewal ist für Fricker sehr positiv. Es seien zahlreiche passende Samenbäume vorhanden, zunehmend nur mit Zäunen, da der Verbissdruck steige. Negativ sei die Konkurrenzsituation von Brombeeren, die auf lichten Flächen explodieren würden. Die Forst-Kulturen erfordern deshalb viel Pflege.
Gefördert werden soll die Naturverjüngung durch Konkurrenzentnahmen von Klettllabkraut, Weißdorn u.a.. Vorgesehen sind die Pflanzung von Mischbaumarten, Zaunkontrollen und Reparaturen und eventuell ein Neubau.
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Der Forstwirtschaftsplan 2014 ist die Grundlage des vom Gemeinderat nach dem Vortrag der Revierförsterin gebilligten Jahresbetriebsplans 2025 für den Gemeindewald.
Der Plan aus dem Jahr 2014 hat zum Ziel, dass im 234 Hektar großen Veitshöchheimer Gemeindewald auch weiterhin eine baumartenreiche Waldgeneration mit hohem Entwicklungspotential heranwächst.
Die Nutzung ist sehr nachhaltig, da mit 1.360 Festmeter mehr zuwächst als geschlagen wird.
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War ab 2014 jährlich ein Gesamthiebsatz von 1.030 Festmeter eingeplant, sieht der Jahresbetriebsplan 2025 geringere Eingriff als üblich und nur das Nötigste zur Waldpflege vor.
So ist zur Wertschöpfung und Bedienung des Wert- und Stammholzmarkts als auch eine weitere Förderung von Biotop- und Totholzbäumen nur eine Holzentnahme von 782 Festmeter in Selbstwerbung mit Forstfirma vorgesehen, nach 867 im Vorjahr, 1004 im Jahr 2023 und 894 im Jahr 2022.
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Mangels eigener Waldarbeiter (Forstwirte) und der Vielzahl geschädigter Bäume erfolgt derzeit im Veitshöchheimer Gemeindewald nur eine geringe Fällung von Bäumen wie hier im Bild durch Gemeindegärtner mit Motorsägen-Schein für den Holzmarkt.
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Geschuldet ist dies auch der Tatsache, dass die Gemeinde seit Oktober 2023 nach dem Ruhestand von Jürgen Taupp keinen Forstwirt mehr hat. Nach erfolgloser Forstwirt-Ausschreibung stießen zwei Quereinsteiger zur Gemeinde, die vor einer Tätigkeit im Gemeindewald erst noch seit September 2024 die dreijährige Forstwirt-Ausbildung an der Waldbauernschule und betrieblich im Partnerbetrieb der Gemeinde Zellingen absolvieren müssen. Akute Tätigkeiten wie die Verkehrssicherungspflicht und die Brennholzvergabe erfolgen in der Zwischenzeit durch Bauhofmitarbeiter.
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Es sind große Altbestände mit führender Eiche anzutreffen. 53 Prozent der Waldfläche hat ein Durchschnittsalter von mehr als 100 Jahren. Je jünger die Bestände sind, umso weniger ist hier Eiche anzutreffen.
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Die im Betriebsplan für 2025 veranschlagten Gesamtkosten für den Unterhalt des Forstbetriebes reduzieren sich von 36.542 Euro im Jahr 2024 auf 21.542 Euro in diesem Jahr (ohne Ausbildungskosten und Personal der Gemeinde). Davon entfallen 12.220 Euro auf den Wegebau (Seeleinsweg 1000 laufende Meter). 9122 Euro sind für die Betriebsleitung an das AELF zu entrichten.
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Die Situation auf dem Holzmarkt ist laut Revierförsterin aufgrund des hohen Schadholzanteils nicht so gut. Brennholz fragten im letzten Jahr 30 Personen nach, die geschlagenes Holz großteils selbst aufarbeiteten.
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Aus Gründen der Verkehrssicherung vor schadhaften Bäumen hat die Gemeinde seit über fünf Jahren den Mainwanderweg im Edelmannswald oberhalb der Weinberge ("Dorlesweg" genannt) geperrt und umgeleitet (siehe nachstehender Link auf Bericht vom 21.11.2023).
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Für die Vielzahl schadhafter Bäume sieht der Bürgermeister keine Fällmöglichkeit ohne Maschine, für die jedoch keine geeignete Zufahrt vorhanden ist. Zwar gilt nach § 14 Abs. 1 BWaldG in den Waldbeständen keinerlei Verkehrssicherungspflicht für waldtypische Gefahren, dies gilt laut Bürgermeister aber nicht für den gesperrten Teilbereich des Mainwanderweges, da dieser gewidmet und von überregionaler Bedeutung ist.
In der Sitzung hat der Bürgermeister als Möglichkeit für die Aufhebung der Sperrung ab 2026 angedeutet, die Widmung aufzuheben und den offiziellen Mainwanderweg nur wenige Meter nach unten am Waldrand entlang dem Oberen Talbergweg zu verlegen. Die Nutzung des Dorlesweges erfolge dann auf eigene Gefahr der Wanderer.
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Beim Erhalt alter Bäume durch das Baummethusalem-Konzept, steht zunächst die Waldästhetik im Mittelpunkt (Alter, Dimension Gestalt dieser Bäume). Da sie bis zu ihrem natürlichen Absterben stehenbleiben, haben sie mit der Zeit auch einen hohen ökologischen Wert (Refugium für viele Pflanzen und Tierarten. Bisher sind im Gemeindewald über 30 solcher Individuen dauerhaft markiert (umgedrehtes grünes Dreieck mit weißer Innenfläche).