10. Panzerdivision beweist Kriegstüchtigkeit - Erstmals beteiligt sich ein deutscher Großverband an der US-amerikanischen Übungsserie „Warfighter“
Appell zum Beginn der Übung „Warfighter“: Soldatinnen und Soldaten der 10. Panzerdivision üben in Grafenwöhr – unter ihnen auch Litauer und Niederländer.
Der Stab der 10. Panzerdivision befindet sich seit einer Woche bei der „Warfighter“-Übung auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Oberstleutnant Karsten Dyba von der Pressestelle der 10. übersandte darüber folgenden Bericht:
Veitshöchheim/Grafenwöhr.
Die deutsche Heeresführung verspricht sich wichtige Erkenntnisse für die Landes- und Bündnisverteidigung: Die 10. Panzerdivision aus dem bayerischen Veitshöchheim beteiligt sich mit rund 600 Soldatinnen und Soldaten als erster deutscher Großverband an der Übungsserie „Warfighter“ des US-amerikanischen Heeres. Nach zwei Jahren intensiver Umstrukturierung steht die 10. Panzerdivision seit Jahresbeginn der NATO als deutscher Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung an der Ostflanke zur Verfügung. Nun wird sie bei der Übung „Warfighter 25“ ihre Kriegstüchtigkeit erneut beweisen.
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Arbeitsplätze der „Support Cell“ der 10. Panzerdivision während der Übung „Warfighter 25-4“ in Grafenwöhr: Dort arbeiten die „Unterstützer“ für die Divisionsführung, beispielsweise der Legal Advisor (Rechtsberater), die zivil-militärische Zusammenarbeit (CIMIC), Militärpolizei und ABC-Abwehr-Kräfte.
Seit einem Jahr bereitet sich die 10. Panzerdivision auf diese wichtige Übung vor. Im vergangenen Jahr hatte deren Führungspersonal als Beobachter die Übung „Warfighter 24“ im polnischen Bunzlau (Bolesławiec) und auf dem bayerischen Übungsplatz Grafenwöhr begleitet, um live zu sehen, wie sich beispielsweise der Prozess der Entscheidungsfindung bei der Operationsführung unterscheidet. „Train as you fight – „Übe so, wie du kämpfst“, lautete das Motto auch bei diversen Fortbildungen und Workshops zusammen mit den US-amerikanischen Streitkräften.
Gemäß einem vorgegebenen Übungs- und Ausbildungsplan durchläuft die Division drei Übungsphasen innerhalb von drei Jahren, um an der Übung „Warfighter“ teilzunehmen. Zunächst als Beobachter wie beim „Warfighter 24“, gefolgt von der Teilnahme als sogenannte „Response Cell“ beim „Warfighter 25“, um anhand einer umfänglichen Einbindung in die Operationsplanung und -führung weitere Erfahrungen für die eigene Vorbereitung zu gewinnen.
Im dritten Jahr, also 2026, erfolgt dann die Teilnahme als Übungstruppe, deren Übungsziele festgelegt und evaluiert werden. Insgesamt wird die 10. Panzerdivision 2025 und 2026 sechs Gefechtsstandübungen durchlaufen, da jedem „Warfighter“-Durchgang zwei Gefechtsstandübungen als Vorbereitung dienen.
Die Bediener der Computersimulation (Kräfte „Rot“ und „Blau“), die die Lage-Simulation für die übende Truppe steuern.
Im Februar 2025 beginnt für die Division nun die zweite Phase: Drei Gefechtsstandübungen für den „Warfighter 25“ wird die 10. Panzerdivision bis Juni auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr absolvieren. Dabei wird sie vom III. US-amerikanischen Korps geführt. „Neben der 4. US-Infanteriedivision, der 3. britischen Division und der 1. französischen Division ist die 10. Panzerdivision personell so aufgestellt, dass sie als vollwertiges Manöverelement des III. US-amerikanischen Korps vollumfänglich handlungsfähig sein wird.
Dabei können zudem die eigenen Stabsprozesse annähernd wie als Übungstruppe erprobt und daraus wichtige Erkenntnisse gezogen werden“, betont Oberstleutnant Christian-Karl B., in der Generalstabsabteilung 7 in Veitshöchheim zuständig für Übungsplanung und -anlage. Die Teilnahme an „Warfighter 25“ ist also der zweite, entscheidende Schritt auf dem Weg zum scharfen Durchgang der Übung „Warfighter 26“. Dann wird die Division erneut zeigen, was sie kann.
„Wir versprechen uns davon, dass wir sehr realitätsnah die Landes- und Bündnisverteidigung im multinationalen Verbund üben können“, berichtet Oberstleutnant B. Denn in Europa sind nationale und NATO-Übungsinfrastruktur und Ressourcen zur Beübung eines Korpsstabes, der seinerseits mehrere Divisionen als Übungstruppe führt, nicht vergleichbar ausgeprägt, erprobt und ausgereift wie im Heer der USA.
Dabei müsse die 10. Panzerdivision ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen: „Die 10. Panzerdivision steht durch intensive Übungstätigkeit in den vergangenen zehn Jahren auf einem guten, hohen Niveau; wir müssen den internationalen Vergleich nicht scheuen“, ist Oberstleutnant B. überzeugt. Die Übung biete die Gelegenheit, die Zusammenarbeit mit den USA weiter zu vertiefen. Zudem könne die technische Interoperabilität, also die technische Vernetzung von Führungsmitteln und operativen Fähigkeiten in der Operationsführung verbessert werden.
Mit der Satelliten-Kommunikationsanlage des IT-Bataillons 293 aus Murnau hält der Gefechtsstand der 10. Panzerdivision Verbindung zur übergeordneten Führung und ihren unterstellten Verbänden.
Die „Warfighter“-Übungsserie wird als simulationsunterstützte Gefechtsstandübung (computer-assisted command post exercise) angelegt und durchgeführt. Das fiktive Szenario bildet die Bündnisverteidigung ab. Darin wird angenommen, eine gegnerische Staatenkoalition bedrohe das Baltikum und bereite einen Angriff vor. Im Zuge dessen hat die 10. Panzerdivision ihre drei in Deutschland stationierten Brigaden nach Litauen verlegt, um zusammen mit der vor Ort stationierten Panzerbrigade 45 zur Abschreckung beizutragen.
Nach Angriff des Feindes verteidigt die 10. Panzerdivision zusammen mit drei weiteren alliierten Divisionen unter Führung des III. US-amerikanischen Korps Litauen und stellt dessen staatliche Souveränität und Integrität wieder her.
Als „Division 2025“, die seit Jahresbeginn der NATO für die Bündnisverteidigung an der Ostflanke bereitsteht, erhält die 10. Panzerdivision für diese Übung Verstärkung durch Personal und Material aus allen Organisationsbereichen der Bundeswehr sowie einem Sanitätsbataillon und einem Pionierbataillon aus den Niederlanden.
Nach der Übung „Warfighter 25“ im Mai und Juni wird die Division im Oktober den nächsten Schritt machen und sich in die Übung „Warfighter 26“ integrieren. Dann muss sie als Übungstruppe – unter der Führung des V. US-amerikanischen Korps – ihre Kriegstüchtigkeit unter Beweis stellen.
Info: „Warfighter-Übungsserie“
- Übung der US-Armee für Korps- und Divisionsstäbe auf höchster taktischer Ebene
- Simulationsbasiert über ein digital vernetztes Computersystem
- Kriegsorientiert-fiktives Übungsszenario für den möglichen Bündnisfall oder die Landesverteidigung
- Gefechtsstandübung mit bis zu vier Durchgängen im Jahr
- Rund 10.000 Teilnehmer aus mehreren Staaten, an mehreren Standorten weltweit in einem 24/7-Schichtsystem
Fotos: Bundeswehr / Stabsfeldwebel Roberto Valguarnera